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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Kaum Schwimmkurse für Kinder
 
Hunderte Kinder lernen nicht schwimmen
Zwischenüberschrift:
Nichtschwimmer-Ausbildung in Osnabrück liegt brach und ist Anstoß für Zoff
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück Wochenlang haben Osnabrücker Kinder wegen der Corona-Pandemie keine Chance gehabt, schwimmen zu lernen. Die Bäder waren zu, und Einschränkungen gibt es bis heute, sodass kaum Kurse stattfinden. Immer mal wieder war in den vergangenen Jahren die Schwimmfähigkeit der Osnabrücker Kinder Thema im Rat. Von dem Ziel, dass jedes Kind schwimmen lernen sollte, ist die Stadt aktuell aber weiter entfernt als je zuvor. Osnabrück steht nicht allein da. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) warnte kürzlich, dass die Zahl der Nichtschwimmer wegen der Corona-Einschränkungen in Niedersachsen deutlich gestiegen sei. Und nun sind die Einschränkungen beim Vereinsschwimmen auch noch Anlass für Streit zwischen Vereinen und Stadtwerken Osnabrück.

Osnabrück Seepferdchen- und Nichtschwimmerkurse: Alles fiel seit dem Frühjahr coronabedingt aus. Laut Janina Braun, Cheftrainerin der Schwimmabteilung des VfL Osnabrück, bieten alle Osnabrücker Schwimmvereine normalerweise solche Kurse an, die einen mehr, die anderen weniger. Unsere Basis sind die Kinder″, so Braun, die auch im Namen des Stadtschwimmverbandes spricht. Ihm gehören acht Vereine an.

Ähnlich ist das Bild bei den Stadtwerken, die im Nette-, Schinkel- und Moskaubad zusätzlich eigene Anfängerkurse durchführen. Alle 85 Kurse brachen wegen Corona weg, wie Stadtwerke-Pressesprecher Marco Hörmeyer unserer Redaktion bestätigte. 1000 Kunden seien betroffen, die meisten davon Kinder.Streit um Kosten

Um die Schwimmfähigkeiten der deutschen Kinder ist es ohnehin nicht sonderlich gut bestellt. Laut der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) kann die Hälfte aller Schüler nach der vierten Klasse nicht sicher schwimmen. Es ist ein Problem, mit dem sich immer mal wieder auch der Osnabrücker Rat beschäftigt.

Vor rund einem Jahr war sich das wichtigste Gremium der Stadt einig: Jedes Kind sollte schwimmen lernen. Doch für die Schwimmausbildung Geld auszugeben, wie von der Osnabrücker FDP gefordert, das lehnte die Stadtverwaltung ab und irgendwann verschwand das Thema von der Tagesordnung. Die Corona-Einschränkungen könnten es jetzt neu befeuern und die Aufmerksamkeit auf ein weiteres Problem lenken: Die verfügbare Wasserfläche in Osnabrück ist zu normalen Zeiten schon durch Vereine, Schulschwimmen und Freizeitschwimmer stark ausgelastet. Durch Corona und die Einlassbeschränkungen hat sich dies weiter verschärft.

Letztlich kam es zum Streit: Am 21. Juli wollte die Schwimmabteilung des VfL Osnabrück als erster Verein wieder mit einem Nichtschwimmer-Ferienkurs starten, und zwar im Moskaubad. Doch dann hätten die Stadtwerke dies untersagt, beklagt VfL-Schwimmtrainerin Janina Braun. Auf ihrer Internetseite wirft die VfL-Schwimmabteilung den Stadtwerken vor, dass dem Verbot nicht der Infektionsschutz, sondern wirtschaftliches Interesse seitens der Bäderbetriebsleitung zu Grunde″ liege. Der Kurs wich kurzfristig ins Naturbad Hasbergen aus, konnte eine Woche später dann aber doch ins Moskaubad wechseln.Stadtwerke irritiert

Die Stadtwerke zeigen sich irritiert von der Kritik. Ein Verbot hat es nie gegeben″, sagt Sprecher Marco Hörmeyer. Die Stadtwerke hätten die Kurse auch ihre eigenen mit dem Bäder-Fachverband und mit dem Gesundheitsdienst abgestimmt und dies auch den Vereinen mitgeteilt. Am 22. Juli hätte der Gesundheitsdienst unter bestimmten Voraussetzungen wie dem Beisein der Eltern sein Okay gegeben und einen Tag später seien die Vereine informiert worden. Ein Hin und Her gab es nicht″, sagt Hörmeyer.

Die Verstimmung der Vereine greift aber noch weiter. Seit dem 22. Juni dürfen sie exklusiv die Halle des Moskaubades für ihr Training nutzen. Die ist sonst im Sommer geschlossen.

Die Vereine hätten sich zwar untereinander abgesprochen, sagt Braun im Namen des Stadtschwimmverbands, doch gerade in den Nachmittags- und Abendstunden werde es eng, und das Angebot sei dadurch deutlich eingeschränkt. Für unsere Mitglieder ist die Situation nicht sehr förderlich.″ Ausgenommen von der Kritik seien die Leistungssportler, die schon während des Lockdowns im Schinkelbad trainieren durften.

Braun beschwert sich aber auch darüber, dass der Freibadbereich des Moskaubades schon seit Mitte Mai für die Bevölkerung wieder zugänglich war für die Vereine aber nicht, obwohl das Bad wegen schlechten Wetters meist nicht ausgelastet war.

Ähnliches gelte für die Auslastung des Nettebades, in dem sonst ein Großteil des Vereinsschwimmens stattfindet, momentan aber gar nicht. Die Stadtwerke hätten mitgeteilt, dass das Nettebad den Vereinen nicht zur Verfügung gestellt werde. Wir hätten uns mehr Flexibilität gewünscht″, ärgert sich Braun darüber. Die Stadtwerke finden all diese Kritikpunkte verwunderlich″, wie Hörmeyer sagt, denn es habe durchweg einen guten Austausch mit den Vereinen gegeben. Der Belegungsplan im Moskaubad sei gemeinsam mit den Vereinen erstellt worden. Zeiten für das Schinkel- oder Nettebad seien dabei nicht angefragt worden, und einige Vereine hätten ihre Zeiten sogar wieder storniert.

Zum Vorwurf, die Stadtwerke würden die Bäder lieber für die zahlende Kundschaft freihalten, als den Vereinen mehr Zeiten zur Verfügung zu stellen, sagt Hörmeyer: Die Aufrechterhaltung der öffentlichen Daseinsvorsorge hat für uns oberste Priorität. Wir haben dadurch keinerlei finanzielle Vorteile eher im Gegenteil.″ Die Vereine zahlen für die Nutzung Bahngebühren, während die Zahl der Badegäste durch Corona begrenzt ist und damit auch die Einnahmen durch die Eintrittspreise eingebrochen sind. So sehr die Sichtweisen von Stadtwerken und Vereinen auseinandergehen mögen: Klar ist, dass das Vereinsschwimmen, das Schwimmen generell und das Anfängerschwimmen im Besonderen durch Corona arg gelitten hat. Und jetzt?

Die Stadtwerke wollen daher einen zweiten Anlauf starten, eine Kooperation mit den Schulen einzugehen. Ende 2018 war der Vorstoß für ein Projekt nach dem sogenannten Hamburger Modell″, wo dies schon praktiziert wird, ins Leere gelaufen. Wir glauben, dass das Thema jetzt wieder an Fahrt gewinnt″, sagt Hörmeyer.

Nach den Sommerferien soll es nach Angaben der Stadtwerke voraussichtlich für die Vereine und auch für die Stadtwerke-eigenen Schwimmkurse dann langsam zur Normalität zurückgehen.

Bildtexte:
Laut DLRG kann die Hälfte aller Kinder nach der vierten Klasse nicht richtig schwimmen.
Saisoneröffnung des Moskaubades am 25. Mai.
Symbolfoto:
dpa/ Paul Zinken
Fotos:
David Ebener, Jörg Martens
Autor:
Sandra Dorn


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