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1.
Erscheinungsdatum:
11.08.2020
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Ist Osnabrück eine westfälische Stadt?
Zwischenüberschrift:
Experten suchen Antworten in Kultur, Historie und Sprache
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Ist
Osnabrück
eine
westfälische
Stadt?
Die
Frage
vermag
auch
2020
noch
lebhafte
Diskussionen
auszulösen,
wie
kürzlich
in
einer
Osnabrücker
Facebook-
Gruppe
zu
beobachten
war.
Grund
genug,
sich
einmal
genauer
damit
auseinanderzusetzen.
Fakt
ist:
Osnabrück
liegt
in
Niedersachsen
und
nicht
in
Nordrhein-
Westfalen.
Osnabrück
ist
somit
zweifellos
eine
niedersächsische
Stadt
und
keine
nordrhein-
westfälische.
Aber
kann
sie
deshalb
nicht
trotzdem
eine
westfälische
Stadt
sein?
Der
Historiker
Karsten
Igel
sagt:
„
Die
kurze
und
einzig
richtige
Antwort
wäre:
,
Ja.′
Und
gewissermaßen
bin
ich
der
lebende
Beweis,
da
ich
Osnabrück
als
Lehrbeauftragter
in
der
Abteilung
für
Westfälische
Landesgeschichte
an
der
Uni
Münster
vertrete.″
Die
Quellenlage
sei
eindeutig.
Ein
Beispiel:
„
Der
Kartäusermönch
Werner
Rolevinck
hat
im
15.
Jahrhundert
,
Das
Buch
zum
Lobe
Westfalens′
geschrieben,
eine
der
ältesten
Landesbeschreibungen
überhaupt.
Es
ist
unter
anderen
gewidmet
den
Bischöfen
von
Osnabrück
und
Münster.″
Dies
schrieb
der
Mönch:
„
Es
[Westfalen]
umfasst
vier
Bistümer,
Münster,
Osnabrück,
Paderborn
und
Minden.″
Es
folgt
eine
Aufzählung
von
„
Grafschaften
und
erlauchten
Häusern″,
die
dem
Autor
zufolge
ebenfalls
zu
Westfalen
gehören,
darunter
auch
Oldenburg,
knapp
100
Kilometer
weiter
nördlich
gelegen,
also
noch
mal
ein
ganzes
Stück
weiter
entfernt
von
dem
Gebiet,
das
heute
(Nordrhein-
)
Westfalen
heißt.
In
der
Geschichte
taucht
Westfalen
immer
wieder
auf
als
Bezugspunkt
für
die
Stadt:
Gründung
des
Bistums
Osnabrück
durch
Karl
den
Großen
gegen
Ende
des
8.
Jahrhunderts
nach
dem
Krieg
gegen
die
Sachsen
in
Westfalen.
Im
Heiligen
Römischen
Reich
Anfang
des
16.
Jahrhunderts
Zuordnung
des
Hochstifts
Osnabrück
zum
Niederrheinisch-
Westfälischen
Reichkreis.
Dreißigjähriger
Krieg
von
1618
bis
zum
Westfälischen
Frieden
1648.
Plötzlich
Niedersachsen
Nach
dem
Ende
des
Alten
Reichs
Anfang
des
19.
Jahrhunderts
in
rascher
Folge:
Zugehörigkeit
Osnabrücks
zum
Kurfürstentum
Hannover,
dann
zum
französisch
beherrschten
Königreich
Westphalen,
ab
1814
zum
Königreich
Hannover,
das
1866
von
Preußen
annektiert
wurde.
Formal
lag
Osnabrück
dann
bis
zum
Ende
der
NS-
Zeit
in
Preußen.
(Dass
es
deshalb
eine
preußische
Stadt
sein
könnte,
würde
heute
freilich
niemand
ernsthaft
behaupten.)
Mit
ausführlichen
Beschreibungen
dieser
Entwicklungen
haben
Fachleute
diverse
Bücher
gefüllt.
Um
den
Rahmen
hier
nicht
zu
sprengen,
machen
wir
einen
Sprung
in
die
Gegenwart
und
befinden
uns
im
Bundesland
Niedersachsen,
1946
gegründet
durch
die
britische
Besatzungsmacht.
Dazu
Karsten
Igel:
„
Niedersachsen
ist
ein
konstruiertes
Bundesland.″
Die
Bezeichnung
sei
östlich
der
Weser
zwar
sicherlich
passend,
„
aber
über
alles
wurde
sie
übergestülpt″.
Trotzdem
wohnen
wir
in
Niedersachsen
und
können
festhalten:
Osnabrück
gehörte
vielleicht
mal
zu
Westfalen,
aber
jetzt
nicht
mehr.
Die
Ausgangsfrage
ist
damit
beantwortet.
Oder?
Leider
nur
jein,
denn
es
gibt
andere
Betrachtungsweisen.
Hermann
Queckenstedt,
Leiter
des
Diözesanmuseums
in
Osnabrück:
„
Es
kommt
darauf
an,
wie
man
,
Westfalen′
definiert.″
Zur
oben
angerissenen
Verwaltungsgeschichte
von
Stadt
und
Region
weiß
auch
Queckenstedt
eine
Menge
zu
sagen.
Richtig
kompliziert
wird
es,
wenn
es
um
die
Verknüpfung
von
weltlicher
und
geistlicher
Herrschaft
im
Laufe
der
Jahrhunderte
geht.
Der
Museums-
Chef
bringt
aber
noch
einen
ganz
anderen
Faktor
ins
Spiel:
die
Sprache.
Denn
wie
er
anmerkt,
gehört
das
Plattdeutsch
im
Osnabrücker
Land
zu
den
westfälischen
Dialekten.
„
Wenn
Sie
Richtung
Küste
oder
Hannover
fahren,
klingt
es
nicht
weit
von
hier
ganz
anders.″
Was
die
Mundart
betrifft,
verlaufe
eine
Grenze
durch
die
Region.
Heute
sprechen
wir
zwar
fast
nur
noch
Hochdeutsch,
aber
der
Sound
ist
noch
deutlich
geprägt
vom
schwindenden
Platt,
und
viele
mehr
oder
weniger
schöne
plattdeutsche
Ausdrücke
haben
den
Sprung
ins
21.
Jahrhundert
geschafft.
Auch
dieses
Thema
wird
an
anderer
Stelle
gebührlich
vertieft.
Hier
nur
zwei
Beispiele
für
schöne
Wendungen
mit
platten
Wurzeln
aus
einem
Beitrag
der
Osnabrücker
Kultur-
Reporter:
„
Da
kann
ich
nix
für″
und
„
inne
Puschen
kommen.″
Prägnant,
wohlklingend,
immer
passend.
Sprache
und
Kultur
Sprachlich
könnte
man
Osnabrück
und
Umland
also
vielleicht
salopp
als
„
postwestfälisch″
bezeichnen.
Und
eng
verbunden
mit
der
Sprache
ist
der
Aspekt
der
kulturellen
Zugehörigkeit.
Michael
Schimek
ist
Bauhistoriker
am
Museumsdorf
Cloppenburg
und
Verfasser
des
wissenschaftlichen
Artikels
„
Westfalenbild
und
Westfalenbewusstsein
Justus
Mösers″.
Darin
schreibt
er,
der
prominente
Osnabrücker
Politiker
und
Jurist
Möser
(1720–1794)
habe
es
nicht
geschafft,
Westfalen
mit
seinem
historischen
Ansatz
klar
abzugrenzen.
„
Stattdessen
hat
er
dann
mit
einem
eher
kulturgeografischen
Begriff
gearbeitet.″
Für
Möser
gehörte
Osnabrück
ganz
klar
zum
Natur-
und
Kulturraum
Westfalen,
wie
er
ihn
definierte.
Das
machte
er
fest
an
Sprache,
Lebensweise
(einfach,
bäuerlich)
und
daraus
resultierender
Mentalität
der
„
Westfälinger″.
Aus
Schimeks
Arbeit
entnommen
ist
auch
die
folgende
Aussage
Mösers:
Westfalen
sei
ein
Land,
„
wo
die
Leute
nichts
tun
als
arbeiten,
schlafen,
essen
und
sich
wohlbefinden″.
Eine
offenbar
stark
idealisierende
Beschreibung
–
oder
„
Sozialromantik″,
wie
Schimek
es
formuliert.
Möser
war
das
natürlich
bewusst.
Er
wollte
damit
aber
ein
positives
Leitbild
schaffen,
an
dem
sich
die
Bevölkerung
Westfalens
orientieren
konnte.
Volkserziehung
also.
Zuschreibungen
dieser
Art
waren
und
sind
natürlich
immer
zu
pauschal,
wie
fast
jede
Aussage
über
beliebige
demografische
Gruppen
–
aber
dennoch
interessant.
Unabhängig
voneinander
liefern
Igel,
Queckenstedt
und
Schimek
im
Gespräch
mit
unserer
Redaktion
ähnliche
Charakterisierungen
des
„
Osnabrückers
an
sich″,
teils
sogar
wortgleich
–
und
wie
der
olle
Möser
ordnen
sie
besagten
Osnabrücker
als
„
typischen
Westfalen″
ein.
„
Etwas
zurückhaltender″
sei
man
hier,
sagt
Igel
zum
Beispiel,
„
nicht
so
vorpreschend″.
Queckenstedt:
„
Eher
zurückhaltend,
nicht
so
überschwänglich,
dafür
verlässlich.″
Schimek
nutzt
ein
Bild,
sagt
aber
im
Kern
dasselbe:
„
Man
muss
erst
mal
ein
Kilo
Salz
zusammen
essen,
bevor
man
sich
grüßt.″
Auch
wenn
es
sich
um
Privatmeinungen
handelt:
Die
Übereinstimmungen
legen
nah,
dass
sich
tatsächlich
etwas
sagen
lässt
über
eine
osnabrückische
Mentalität
–
die
dann
ziemlich
genau
dem
entspräche,
was
auch
über
„
die
Westfalen″
gesagt
wird.
Pragmatische
Sicht
Zumal
auch
die
älteren
Aussagen
darüber
sehr
ähnlich
klingen
wie
diejenigen
von
Justus
Möser.
Und
auch
der
mittelalterliche
Mönch
Rolevinck
äußert
sich
im
„
Westfalenlob″
in
ganz
ähnlicher
Weise
über
das
Naturell
dieses
Menschenschlags.
Aber,
wie
Schimek
betont:
„
Das
lässt
sich
alles
statistisch
nicht
erhärten,
das
sind
Stereotype.
Und
spätestens
seit
dem
Zweiten
Weltkrieg
hat
sich
das
auch
sicher
sehr
verändert,
nicht
zuletzt
durch
Zuzug
von
Flüchtlingen
und
andere
Migration.″
Für
die
Ausgangsfrage
schlägt
er
eine
pragmatische
Antwort
vor:
„
Wenn
die
Osnabrücker
sagen:
,
Wir
fühlen
uns
westfälisch′,
dann
gehören
sie
wohl
dazu.″
Der
„
Westfale
an
sich″
könnte
mit
dieser
Lösung
bestimmt
gut
leben.
Bildtext:
Für
Justus
Möser
war
der
Fall
klar:
Osnabrücker
sind
„
Westfälinger″.
Foto:
Gert
Westdörp
Autor:
Markus Strothmann