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1.
Erscheinungsdatum:
07.08.2020
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeiterreise
Überschrift:
Ein Waldversteck für Lokomotiven
Zwischenüberschrift:
Im Hörner Bruch wurde um 1943 eine geheime Zugabstellanlage installiert
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Im
Zweiten
Weltkrieg
wurden
unter
dem
dichten
Laubdach
des
Hörner
Bruchs
Dampfloks
versteckt,
um
sie
vor
alliierten
Luftangriffen
zu
schützen.
Es
war
eine
geheime
Kommandosache.
Deshalb
sind
bislang
weder
schriftliche
Aufzeichnungen
darüber
aufgetauchtn
noch
gibt
es
Fotos
aus
der
damaligen
Zeit.
Aber
zum
Glück
gibt
es
noch
Zeitzeugen,
die
Auskunft
geben
können.
Jürgen
Korte
von
der
Kiwittstraße
war
1943
acht
Jahre
alt,
als
er
mit
seiner
Clique
von
Klassenkameraden
die
hintere
Wüste
und
Hörne
durchstreifte.
Aus
sicherer
Distanz
beobachtete
er
von
der
Bahnlinie
aus,
wie
streng
bewachte
KZ-
Häftlinge,
erkenntlich
an
ihrer
gestreiften
Kleidung,
Schneisen
in
den
Wald
schlugen
und
Gräben
aushoben.
Damals
konnten
sich
die
Kinder
keinen
Vers
darauf
machen.
„
Aber
wir
hatten
schon
das
Gefühl,
dass
wir
das
eigentlich
nicht
sehen
durften,
dass
da
etwas
Geheimes
im
Gange
war″,
erinnert
sich
der
heute
85-
jährige
Rentner.
Und
wundert
sich
im
Nachhinein
noch
immer,
an
welch
langer
Leine
ihn
die
Eltern
damals
laufen
ließen,
angesichts
der
gefährlichen
Kriegszeiten.Verbotener
Spielplatz
Die
Aufklärung
folgte
nach
Kriegsende.
Die
Jungen
waren
wieder
im
Hörner
Wald
unterwegs
und
entdeckten
dort
eine
ganze
Reihe
Dampfloks,
die
wie
in
einem
Sackbahnhof
auf
parallel
gelegten
Gleisen
abgestellt
waren.
Etliche
von
ihnen
waren
beschädigt
und
schienen
nicht
fahrbereit
zu
sein.
„
Es
war
keine
Bewachung
da,
also
sind
wir
auf
die
Loks
draufgeklettert
und
haben
Lokführer
und
Heizer
gespielt.
Wir
hatten
unseren
Spaß.
Es
waren
ja
wilde
Zeiten″,
erzählt
Korte.
Auch
andere
Zeitzeugen
und
Eisenbahnexperten
bestätigen:
Die
Reichsbahn
hatte
einen
geheimen
„
Bahnhof″
im
Hörner
Bruch
anlegen
lassen,
um
Loks
aus
den
bombengefährdeten
Lokschuppen
und
Betriebswerken
in
der
Stadtmitte
nach
dorthin
evakuieren
zu
können.
Von
der
Hauptstrecke
nach
Münster
zweigte
das
Waldgleis
hinter
dem
Vorbahnhof
Hörne,
etwas
südlich
der
heutigen
A-
30-
Autobahnbrücke
ab
und
verästelte
sich
dann
in
mehrere
Parkbuchten.
Ein
„
Stammgleis″
führte
aus
dem
Wald
hinaus
auf
die
eingleisige
Strecke
nach
Bielefeld,
sodass
auch
ganze
Züge
die
Eckverbindung
als
Walddurchfahrt
nutzen
konnten.
In
so
einem
Zug
hat
der
Straßenbahnexperte
Alfred
Spühr
gesessen.
„
Wir
fuhren
mit
dem
,
Haller
Willem′
von
Dissen
nach
Osnabrück.
In
Oesede
bekam
der
Lokführer
wohl
vom
Stationsvorsteher
gesagt:
,
Fahr
schneller,
da
sind
Tiefflieger
gemeldet!
′
Was
machte
der
Lokführer?
Er
bog
hinter
Sutthausen
in
die
Abstellanlage
im
Wald
ab.
Alle
Fahrgäste
mussten
raus
und
sich
im
Wald
verteilen.
Man
konnte
ja
nicht
sicher
sein,
dass
ein
Flieger
den
Fluchtweg
doch
mitbekommen
hatte
und
eine
Garbe
aus
den
Bordkanonen
hinterherschickte″,
weiß
Spühr
zu
erzählen.
Abseits
des
Zuges
sei
man
auf
jeden
Fall
sicherer
gewesen.
Bei
dieser
Gelegenheit
blieb
es
bei
der
Warnung,
kein
Flieger
tauchte
auf.
Aber
in
Spührs
Erinnerung
ließ
sich
das
Versteck
nicht
lange
geheim
halten:
„
Das
war
doch
auch
kein
Wunder,
wenn
da
Loks
unter
Dampf
einfuhren.
Selbst
im
Sommer
war
die
Abschirmung
durch
das
Laub
nicht
so
dicht,
dass
kein
Dampf
durchsteigen
konnte.″
Dass
die
Tarnung
irgendwann
im
Jahr
1944
aufflog,
ist
auch
Jürgen
Kortes
Wissensstand.
Die
Alliierten
hätten
danach
das
Waldversteck
gezielt
bombardiert.
Einige
Bombentrichter
im
Hörner
Wald
sind
noch
heute
zu
entdecken,
manche
von
ihnen
mit
Wasser
vollgelaufen.
Zum
Schutz
der
Anlage
hätte
die
Wehrmacht
eine
mobile
Eisenbahnflak
im
Vorbahnhof
Hörne
postiert.
„
Wenn
die
schoss,
dann
wummste
es
ganz
gewaltig,
die
war
viel
lauter
als
die
stationäre
Flak
auf
dem
Kalkhügel″,
erzählt
Korte.
Zwei
weitere
Zeitzeugen,
die
in
der
Nähe
wohnen,
können
ebenfalls
davon
berichten,
dass
sie
nach
dem
Krieg
den
„
Lokfriedhof″
besuchten
und
auf
den
Loks
herumgeklettert
seien:
Herbert
Loheider
aus
Sutthausen
und
Hugo
Mittelberg
aus
Hellern.
„
Da
standen
mindestens
20
beschädigte
Loks
herum″,
sagt
Loheider.
Erst
als
die
Bahnbetriebswerke
wieder
die
Arbeit
aufnahmen
und
Reparaturkapazitäten
wiederhergestellt
waren,
hätte
man
die
Loks
aus
dem
Wald
herausgezogen.
Das
müsse
Ende
1945
gewesen
sein.
Beim
Eigentümer
des
Waldes,
den
Evangelischen
Stiftungen,
ist
nichts
Verbrieftes
über
die
Zugabstellanlage
bekannt.
Geschäftsführer
Johannes
Andrews
hat
die
Schneisen
auch
gesehen,
findet
in
den
Akten
aber
nichts
darüber.
Er
weiß
lediglich,
dass
nach
Sturmschäden
vor
einigen
Jahren
die
Waldarbeiter
etwas
„
aufgeräumt″
haben
und
seitdem
die
Gleisbuchten
wieder
deutlicher
zu
erkennen
waren.
Gleichwohl
solle
die
Natur
nicht
dabei
aufgehalten
werden,
wenn
sie
sich
langfristig
alles
zurückerobert.Rätselhafte
Gleisbuchten
Kleines
Kuriosum
am
Rande,
das
Jürgen
Korte
aufgedeckt
hat:
Die
Landschaftseingriffe
durch
das
Lokversteck
im
Hörner
Bruch
waren
auch
in
der
Stadtverwaltung
so
wenig
bekannt,
dass
sie
in
der
von
ihr
herausgegebenen
Broschüre
„
Von
Wällen
und
Gräben
–
Die
Osnabrücker
Landwehr″
einer
Fehlinterpretation
aufgesessen
ist.
Auf
Seite
35
heißt
es:
„
Eigenartig
ist
die
Fortsetzung
des
Wall-
und
Grabensystems
nach
Südwesten
bis
zur
Düte.
In
einigem
Abstand
von
der
Bahn
lassen
sich
hier
bis
zu
fünf
Wälle
ausmachen.
Sie
werden
vor
der
Dütekolk-
Siedlung
von
der
Bahntrasse
des
,
Haller
Wilhelm′
durchschnitten.″
Der
Autor
hat
sich
offensichtlich
keinen
Reim
darauf
machen
können,
wie
die
parallel
verlaufenden
Senken
und
Wälle
zu
dem
spätmittelalterlichen
Schutzwallsystem
der
Landwehr
passen
können.
Bildtexte:
Als
der
„
Haller
Willem″
noch
dampfte:
Personenzug
mit
Dampflok
der
Baureihe
93
bei
Oesede.
In
der
laubarmen
Jahreszeit
treten
die
Senken
der
ehemaligen
Zugabstellanlage
noch
deutlicher
hervor.
Im
Hintergrund:
Böschung
der
Autobahn
A
30.
Das
Eisenbahnversteck
im
Hörner
Bruch
ist
noch
heute,
75
Jahre
nach
Kriegsende,
durch
die
parallel
verlaufenden
Gleisbuchten
auszumachen.
Am
Südende
der
Abstellanlage
führte
ein
Gleis
auf
die
Nebenbahnstrecke
nach
Brackwede.
Fotos:
Archiv/
Lothar
Hülsmann,
Jürgen
Korte,
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks