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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Überall tote Fische – aber auch überlebende
Zwischenüberschrift:
Ablauf des Klärwerks blieb vom Massensterben nach dem Großbrand im Fledder verschont
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück Rund zwei Tonnen tote Fische haben Mitarbeiter des Unterhaltungsverbandes in Osnabrück aus der Hase geborgen. Aber noch immer treiben Kadaver von Brassen, Rotfedern und Aalen leblos zwischen den Wasserpflanzen. Das Fischsterben ist eine Folge des Großbrandes, der sich am 20. Juli im Fledder ereignete. Wer in der Nähe des Klärwerks Eversburg über den Haseuferweg geht, kann sie sehen und auch riechen: Einzelne tellergroße Karpfen und ein Meter lange Aale haben sich in den Teichrosen verfangen, die auf dem Grund der Hase wurzeln. Nicht weit davon entfernt liegen auch die Kadaver von Brassen, Hechten und Rotfedern. Stattliche Exemplare sind dabei, und manche Spaziergänger wundern sich, dass so große Fische zum Lebensraum der Hase gehört haben.

Der Osnabrücker Gewässerökologe Friedrich Hehmann schätzt, dass zwei bis drei Jahre vergehen werden, bis sich der Bestand durchgehend erneuert hat. Vom Oberlauf und vom Unterlauf der Hase würden die Fische die ehemals tote Zone besiedeln, zunächst jedoch nur ein bescheidenes Nahrungsangebot vorfinden. Dass sich aber wieder ein Zustand einstellt wie vor dem Brand am 20. Juli, mit dicken Aalen und bis zu zwölf Jahre alten Fischen, das werde wohl eher fünf bis zehn Jahre dauern, meint der Spezialist für Wasserlebewesen.

Schlecht für die Kiemen

Fließgewässer sind Lebensgemeinschaften″, sagt Friedrich Hehmann, und durch die Chemikalien seien nicht nur die Fische, sondern auch Wirbellose wie Bachflohkrebse und Köcherfliegenlarven ausgelöscht worden, bei Algen und höheren Wasserpflanzen sei es ebenfalls zu erheblichen Schäden gekommen. Durch das Feuer im Autohaus Holtmeyer war auch der benachbarte Chemiebetrieb Belkola in Brand geraten, der unter anderem Desinfektionsmittel herstellt.

Von einigen dieser Substanzen, mit denen ja auch Viren abgetötet werden sollen, genügten schon wenige Liter, um dem Ökosystem Hase schwersten Schaden zuzufügen, vermerkt Hehmann. Und er vermutet, dass es nicht bei wenigen Litern geblieben ist. Die Kiemen der Fische könnten damit nicht fertig werden, aber auch alle andere Tiere und Pflanzen im und am Wasser seien einer solchen Chemie-Attacke schutzlos ausgeliefert.

In den vergangenen Tagen war berichtet worden, dass auch der Schaum, mit dem die Feuerwehr den Großbrand bekämpfte, in die Hase gelangt sei. Das sei jedoch nicht der Fall, teilte Stadtsprecher Gerhard Meyering am Donnerstag mit. Löschschaum sei am Tag des Brandes erst nach 16 Uhr eingesetzt worden. Das Regenklärbecken, das zur Hase abgeleitet wird, sei aber schon um 13.45 Uhr durch die Stadtwerke geschlossen worden, um den Eintrag von kontaminiertem Löschwasser in die Hase zu stoppen.

Friedrich Hehmann und andere Gewässerkundler sind am Donnerstag mit dem Boot haseabwärts gefahren, um die Schäden in Augenschein zu nehmen.

Gute Nachrichten

Am Güterbahnhof gebe es immer noch viele tote Fische, heißt es, auch zwischen Eversburg und der Dütemündung sehe man immer noch viele Kadaver. Aber auch eine gute Nachricht hat er von seiner Exkursion mitgebracht. In der Fahne vom Ablauf der Kläranlage in Eversburg hätten einige Fische die Katastrophe überlebt, und zwar Rotaugen und Döbel, darunter auch größere Exemplare. Allerdings nur an der linken Haseseite, wie er betont. Hehmann sieht darin einen Beleg für die gute Wasserreinigung des Klärwerks.

Rund zwei Tonnen tote Fische haben Mitarbeiter des Unterhaltungsverbandes Obere Hase in den vergangenen Tagen aus der Hase geholt. Und das, obwohl das eigentlich gar nicht die Aufgabe des Verbandes ist, wie Detlef Gerdts, der Leiter des städtischen Fachbereichs Umwelt und Klimaschutz, vermerkt. Die Kadaver wurden von der Feuerwehr zur Tierkörperverwertung in Icker gebracht.

Weil noch immer tote Karpfen, Brassen und Rotfedern in der Hase liegen, will sich jetzt das Technische Hilfswerk (THW) um die Bergung kümmern. Das ist allerdings keine leichte Angelegenheit, weil sich die verendeten Tiere meist in der Mitte des Flussbetts zwischen den Wasserpflanzen befinden. Nur mit flachen Booten können sich die Helfer dort bewegen. Die will Friedrich Hehmann dem THW zur Verfügung stellen. Entsorgt werden die Fische vor allem wegen der Geruchsentwicklung und natürlich auch, weil verwesende Fische kein schöner Anblick″ sind, wie Gerhard Meyering vom Presseamt der Stadt schreibt. Die Verwesung führe zwar zu Sauerstoffzehrung im Gewässer, doch darin sei angesichts der bisherigen Mengen kein relevantes Problem zu sehen.

Tote Fische ins Museum

Einige der Fischkadaver hat sich übrigens das Museum am Schölerberg gesichert. Sie sollen präpariert werden, um zu dokumentieren, welch vielfältige Fauna es bis zum 20. Juli in der Hase gab. Und vielleicht ja demnächst wieder.

Bildtexte:
Ein trauriger Anblick: Zwischen den Teichrosen treiben die Kadaver von Fischen auf der Hase.
Der Verwesungsgeruch begleite die Spaziergänger überall am Ufer der Hase.
Mit dem Boot haben Friedrich Hehmann und ein Kollege die Hase erkundet.
Fotos:
Friedrich Hehmann, Rainer Lahmann-Lammert, Harry Ferch
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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