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1.
Erscheinungsdatum:
25.07.2020
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
Mit kleinem Schiffsmodell zum großen Rekord
Zwischenüberschrift:
Im Juni 1962 wird die kleine, in Osnabrück gebaute „Bremen″ getauft
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Eine
frische
Brise
Atlantikluft
wehte
vor
58
Jahren
in
die
Hasestadt.
Es
war
ein
lokales
Großereignis,
als
die
kleine
„
Bremen″
in
die
Fluten
des
Stichkanals
eintauchte.
Das
zwölf
Meter
lange
Modell
des
gleichnamigen
Vorkriegs-
Passagierschiffs
schaffte
es
später
als
größtes
seetüchtiges
Modellschiff
der
Welt
in
das
Guinnessbuch
der
Rekorde.
Zur
Taufe
am
16.
Juni
1962
drängten
sich
Tausende
Menschen
an
den
Ufern,
auf
Lagerhausdächern
und
sogar
auf
Kränen,
um
die
Jungfernfahrt
mitzuerleben.
Ein
Autokran
der
Firma
Egerland
hievte
den
zwölf
Tonnen
schweren
Bonsai-
Ozeanriesen
beim
Wendebecken
in
das
Hafenwasser.
Seine
beiden
Erbauer
Günter
Buse
und
Günter
Bos
steckten
in
nachempfundenen
Kapitänsuniformen
mit
weißen
Schirmmützen
und
kletterten
stolz
in
das
Cockpit
im
Schiffsinnern.
Hier
verfügten
sie
über
ein
Steuerrad
und
alle
Bedienelemente
für
die
zwei
38-
PS-
Dieselmotoren.
Der
Ausguck
nach
vorne
erfolgte
durch
ein
übergroßes,
nicht
ganz
vorbildgetreues
Fenster
unterhalb
der
Kommandobrücke.
Für
die
bessere
Rundumsicht
konnten
sie
aber
auch
ihre
Köpfe
durch
eine
Luke
vor
dem
vorderen
Schornstein
nach
draußen
stecken.
Lebenstraum
erfüllt
Mit
der
tausendfach
fotografierten
Hafenrundfahrt
vor
großem
Publikum
ging
die
16-
jährige
Bauphase
für
Buse
und
Bos
zu
Ende
und
ihr
Lebenstraum
in
Erfüllung.
Diesen
Traum
geträumt
hatte
zuerst
der
damals
13-
jährige
Günter
Buse,
als
er
1939
die
richtige
„
Bremen
IV″
an
der
Columbuskaje
in
Bremerhaven
sah.
Das
vierte
Schiff
der
Reederei
Norddeutscher
Lloyd
(NDL)
dieses
Namens
war
mit
seinen
286
Metern
Länge,
51
735
Bruttoregistertonnen
und
Betten
für
2231
Passagiere
eine
imposante
Erscheinung.
Das
Flaggschiff
der
deutschen
Handelsflotte
versah
ab
1929
den
Nordatlantikdienst
des
NDL.
Legendären
Ruhm
erlangte
der
Schnelldampfer
gleich
auf
der
Jungfernfahrt.
Dabei
brauchte
die
„
Bremen″
nur
4
Tage,
17
Stunden
und
42
Minuten
bis
New
York.
Das
entsprach
einer
Durchschnittsgeschwindigkeit
von
27,
8
Knoten
(ca.
52
km/
h)
und
reichte
für
die
begehrte
Trophäe
„
Blaues
Band″
für
die
schnellste
Atlantiküberquerung.
Nicht
durch
Kriegseinwirkung,
sondern
durch
Brandstiftung
ging
das
Leben
der
„
Bremen″
1941
zu
Ende.
Ein
17-
jähriger
Schiffsjunge
legte
Feuer
–
angeblich
aus
Frust
über
seine
schlechte
Bezahlung.
Das
Schiff
brannte
vollständig
aus.
Vielleicht
trug
das
traurige
Ende
nach
kurzem,
aber
ruhmreichem
Leben
dazu
bei,
dass
Günter
Buse,
den
Jungen
von
der
Knollstraße,
der
Traum
nicht
mehr
losließ,
eines
Tages
selbst
am
Steuer
einer
Modell-
„
Bremen″
zu
stehen.
Noch
verhinderte
der
Krieg
die
Verwirklichung.
Aber
1947
ging
es
ans
Werk.
Erst
musste
eine
Werkstatt
im
Garten
gebaut
werden,
die
das
acht
Meter
lange
Schiff
aufnehmen
konnte.
Es
war
die
Zeit,
als
es
sprichwörtlich
„
nichts
gab″
an
Baumaterial.
Zwei
Jahre
gingen
damit
ins
Land.
Dann
kam
die
Erkenntnis,
dass
der
Maßstab
1:
35
und
acht
Meter
Schiffslänge
nicht
ausreichen
würden,
um
das
Modell
bemannen
und
einigermaßen
stabil
damit
schippern
zu
können.
Buse
und
sein
Freund
Günter
Bos,
der
inzwischen
mit
im
Boot
war,
schwenkten
um
auf
den
Maßstab
1:
25.
Das
bedeutete:
zwölf
Meter
Länge.
Entsprechend
war
auch
der
Schuppen
zu
verlängern.
Bauplan
für
Spinner
Die
Hauptverwaltung
des
NDL
in
Bremen
hielt
die
beiden
Schiffsbauer
aus
dem
Binnenland
für
Spinner
und
weigerte
sich,
die
Originalbaupläne
herauszugeben.
So
mussten
Buse
und
Bose
sich
mit
Fotos
und
einem
kleinen
Plastikmodell
behelfen.
Erst,
als
sich
der
Erfolg
des
Projekts
abzeichnete,
trat
beim
NDL
ein
Sinneswandel
ein.
Man
erkannte
das
Potenzial
als
Werbeträger
und
sagte
nun
Unterstützung
zu.
Die
Baupläne
der
Werft-
AG
Weser
erleichterten
ab
1957
den
Baufortschritt.
Außerdem
spendierte
der
NDL
zwei
Mercedes-
Dieselmotoren
aus
dem
180
D,
die
der
Modell-
Bremen
zu
einer
Geschwindigkeit
von
sieben
Knoten
verhelfen
sollten.
Vom
Osnabrücker
Kupfer-
und
Drahtwerk
(OKD)
kamen
2,
4
Tonnen
Blei
als
Ballast.
Im
letzten
Jahr
vor
der
Fertigstellung
erhielt
Günter
Buse,
ein
städtischer
Beamter,
ein
Jahr
Sabbaturlaub,
um
das
Projekt
zusammen
mit
seinem
Kumpel
Günter
Bos,
einem
Versicherungskaufmann,
konzentriert
zu
Ende
führen
zu
können.
Im
Garten
an
der
Knollstraße
entstand
ein
provisorisches
Schwimmbecken,
in
dem
der
Dampfer
auf
Seetüchtigkeit
getrimmt
werden
konnte.
Obwohl
der
Passagierliniendienst
zu
Wasser
auf
dem
Nordatlantik
so
langsam
von
Boeing
707
und
Co
abgelöst
wurde,
stand
der
NDL
zu
seiner
Zusage,
die
kleine
„
Bremen″
und
ihre
Erbauer
samt
Ehefrauen
auf
eine
Promotionstour
durch
die
USA
einzuladen.
Ein
NDL-
Frachter
brachte
die
Gesellschaft
nach
New
York,
wo
der
Minidampfer
zu
Wasser
gelassen
wurde
und,
über
die
Toppen
geflaggt,
als
erster
Höhepunkt
mehrfach
die
Freiheitsstatue
umrundete.
Anschließend
ging
es
durch
mehrere
Staaten
an
der
Ostküste,
von
einem
Fernsehsender
wurden
sie
zum
nächsten
gereicht,
immer
wieder
mussten
sie
ihre
Geschichte
erzählen.
Die
Amerikaner
waren
genauso
beeindruckt
wie
die
Osnabrücker,
wenn
die
„
Bremen
IV″
über
Flüsse
und
Seen
tuckerte.
Vom
Einsatz
gezeichnet
Einigermaßen
ramponiert
kehrte
das
Mini-
Schiff
nach
Deutschland
zurück.
An
allen
Ecken
und
vorstehenden
Kanten
zeichnete
sich
Reparaturbedarf
ab.
Die
Wellentunnel
waren
nicht
mehr
dicht,
der
Kahn
zog
Wasser.
Buse
und
Bos,
die
den
Großteil
ihres
Freizeitlebens
und
ein
kleines
Vermögen
in
das
Projekt
gesteckt
hatten,
verloren
die
Lust,
noch
einmal
Zeit
und
Geld
in
die
Restaurierung
zu
stecken.
Da
erschien
1964
der
Wäschereibesitzer
Arnold
Scholz
auf
der
Bildfläche.
Er
übernahm
das
Kommando
gegen
das
Versprechen,
das
Schiff
wieder
auf
Vordermann
zu
bringen
und
in
dem
Zustand
zu
bewahren.
Scholz
sah
darin
eine
Geschäftsidee.
Er
rüstete
einen
Lkw-
Anhänger
zur
Aufnahme
des
Bootes
her
und
ging
mit
dieser
mobilen
„
Bremen
IV″-
Ausstellung
auf
Tournee
durch
Deutschland
und
einige
Nachbarländer.
Kinder
zahlten
50
Pfennig
Eintritt,
Erwachsene
1
DM.
Obwohl
viele
Tausend
Menschen
das
größte
seetüchtige
Modellschiff
der
Welt
bestaunten,
blieb
die
Schausteller-
Expedition
für
Arnold
Scholz
ein
Zuschussgeschäft.
Zwischendurch
unterzog
Scholz
das
Boot
einer
Belastungsprobe.
Bis
Windstärke
4
könne
er
damit
in
See
stechen,
hatten
Buse
und
Bos
ihm
versichert.
Scholz
passte
ruhiges
Wetter
ab
und
unternahm
dann
eine
Seefahrt
nach
Helgoland.
Alles
lief
gut,
bis
einige
Schnellboote
der
Bundesmarine
ihn
überholten.
Im
Schwell
der
Kriegsschiffe
wäre
die
kleine
„
Bremen″
fast
abgesoffen.
Schwer
beschädigt
kehrte
sie
nach
Cuxhaven
zurück.
Nach
einer
Reihe
weiterer
Rückschläge
durch
eine
fehlerhafte
Reparatur
und
Sturmschäden
verlor
auch
Scholz
die
Lust
an
weiterem
Engagement
für
seine
„
Dauerbaustelle″,
die
er
mit
dem
Kölner
Dom
verglich:
„
Der
wird
auch
nie
fertig.″
Neue
Heimat
in
Speyer
Dass
die
Redaktion
des
Guinnessbuchs
der
Rekorde
die
kleine
„
Bremen″
1997
ins
Verzeichnis
der
Weltrekordhalter
aufnahm,
änderte
nichts
an
Scholz′
Entschluss,
sie
in
die
Hände
eines
Museums
zu
geben.
Nach
einigem
Suchen
wurde
er
mit
dem
Technikmuseum
Speyer
handelseinig.
Dort
ist
die
kleine
„
Bremen″
seit
1999
zu
bewundern.
Bildtexte:
Tausende
Zuschauer
verfolgten
1962
den
„
Stapellauf″
des
Modells
der
„
Bremen
IV″
im
Osnabrücker
Hafen.
In
der
„
Knollstraßen-
Werft″
wird
die
„
Bremen″
auf
einem
Tieflader
verzurrt.
Günter
Bos
steuert
im
August
1999
noch
einmal
die
„
Bremen″
auf
dem
Rhein
bei
Speyer,
wo
sie
anschließend
ins
Museum
kommt.
In
den
1960er-
Jahren
traf
das
Modell
der
Vorkriegs-
„
Bremen″
auf
der
Weser
mit
der
großen
Nachkriegs-
„
Bremen″
zusammen.
Die
"
Bremen"
auf
dem
Osnabrücker
Stichkanal.
Günter
Bos
steuert
im
August
1999
noch
einmal
die
"
Bremen"
auf
dem
Rhein
bei
Speyer,
wo
sie
anschließend
ins
Museum
kommt.
Fotos:
Hugo
Mittelberg,
R.
Finke,
dpa/
Mathias
Ernert,
Archiv
Helmut
Riecken,
Archiv
NOZ
Autor:
Joachim Dierks