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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
„Das ist ein Gau″
 
Wie gelangte das Löschwasser in die Hase?
Zwischenüberschrift:
Bergung der toten Fische aus der Hase in Osnabrück hat begonnen
 
Massives Fischsterben
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück Nach dem Großbrand am Montag im Osnabrücker Stadtteil Fledder gelangte kontaminiertes Löschwasser und Löschschaum in die Hase. Fauna und Teile der Flora gelten als tot. Nun hat die Entsorgung der verendeten Fische begonnen.

Der beißende Geruch nach totem Fisch umgibt die Pernickelmühle. Fliegen umschwirren die Kadaver, die sich am Ende des Stauwerks in Eimern stapeln. Einige Meter weiter vorn, auf der Mitte der Brücke, stehen drei Mitarbeiter des Unterhaltungsverbands Nr. 96 Hase-Bever″. Mit Keschern bergen sie die toten Fische und Gesträuch aus der Hase. Der Großbrand, der am Montag an der Gesmolder Straße ausgebrochen war, hat schwere Folgen für das Ökosystem des Flusses.

Wir schätzen, dass wir sicherlich eine Tonne an totem Fisch bergen werden″, sagt der Geschäftsführer des Unterhaltungsverbands, Jürgen Herpin. Das ist ein Gau, das kann man schon sagen.″

Öffnung des Stauwerks

Am Mittwoch hatte der Verband im Bereich des Bahnhofs damit begonnen, die toten Fische aus der Hase zu bergen. Die Stadt hat uns angerufen und um Hilfe gebeten″, erklärt Herpin. Vom Fledder bis zur Römereschstraße im Hafen arbeiten nun mehrere Mitarbeiter daran, die Wassertiere mit Keschern aus dem Fluss zu holen. Ein Boot der Feuerwehr steht ebenfalls zur Verfügung, aber wir arbeiten erst mal mit geringeren Mitteln″. Denn auf dem Boot würden die Eimer mit den stinkenden Kadavern die ganze Zeit neben den Einsatzkräften stehen.

Nicht jeden Fisch bergen

Im Bereich der Römereschstraße hat der Verband ein Netz installiert, um die Fische gesammelt bergen zu können. Am Montag sollen dafür nach und nach die Klappen des Stauwerks an der Pernickelmühle geöffnet werden. Dadurch werden tote Tiere und Baumstämme in Richtung Hafen geschwemmt, auch solche, die sich beispielsweise in Teichrosen verheddert haben.

Herpin weist dennoch darauf hin, dass nicht jeder Fisch geborgen werden könne: Das ist nicht möglich, das schafft man nicht.″ Wenn man in den nächsten Wochen noch tote Fische finden sollte, dann sei das kein neues Fischsterben, sondern immer noch eine Folge der aktuellen Vergiftung. Der Unterhaltungsverband werde die Hase daher weiterhin kontrollieren, auch wenn der Großteil der Arbeit Anfang nächster Woche beendet sein soll. Die in Eimern gelagerten Kadaver bringt der Verband zur Feuerwehr, wo sie auf Lastwagen verladen und von einem Fachbetrieb in Icker zur Entsorgung abgeholt werden.

Die Fische sind entweder erstickt oder an den Chemikalien gestorben. Derweil ist der größte Teil des kontaminierten Wassers durch die Stadt abgeflossen, teilte die Stadt am Freitag mit. Bereits abgeschlossen ist die Verdünnung des Hasewasserrs in Osnabrück. Die Feuerwehr und das Technische Hilfswerk (THW) hatten in den vergangenen Tagen rund 80 Millionen Liter frisches Wasser in die Hase gepumpt. Die Sauerstoffwerte haben sich laut Detlef Gerdts, dem Leiter des Fachbereichs Umwelt und Klimaschutz, wieder normalisiert. Daher stellten die Fachkräfte ihre Arbeiten in Eversburg am Freitagmorgen ein.

Erholung dauert Jahre

Die Erholung wird nach Angaben von Gerdts vermutlich trotzdem mindestens zwei Jahre dauern. Hier ist alles tot. Nicht nur die Fische, auch die Wirbellosen″, erklärt Herpin. Gerdts ergänzt, dass auch schon tote Blässhühner gefunden worden seien. Ich arbeite hier seit 28 Jahren, und so etwas habe ich noch nie erlebt″, sagt er. Zudem habe er jahrelang das Projekt Lebendige Hase″ betreut, das sich unter anderem damit beschäftigt, die Hase als Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu erhalten. Es ist einfach sehr, sehr traurig″, fasst Gerdts zusammen.

Jetzt, wo die toten Fische an der Oberfläche treiben, wird plötzlich die Vielfalt der Fauna in der Hase deutlich. Wir haben Karpfen, Rotfedern und Aale herausgeholt, aber auch invasive Arten wie den Sonnenbarsch″, sagt Herpin. Ein 70 Zentimeter großer Hecht sei ebenfalls dabei gewesen. Wir sind selbst überrascht″, sagt Herpin. Die Hase sei ziemlich lebendig gewesen. Nun ist sie tot.

Bildtexte:
Mit Keschern fischen die Mitarbeiter des Unterhaltungsverbands Nr. 96 Hase-Bever″ die toten Fische an der Pernickelmühle aus der Hase.
Die Kadaver entsorgt ein Fachbetrieb in Icker.
Die Eimer mit den toten Fischen werden zur Tierkörperbeseitigung nach Icker gebracht.
Fotos:
David Ebener

Osnabrück Die Ursache für das massive Fischsterben in der Hase ist klar, aber wie konnte das belastete Löschwasser in den Fluss gelangen? Zwei Möglichkeiten gibt es Osnabrücks Umweltchef zufolge, wie das giftige Wasser in die Hase gelangt sein könnte.

Erste Möglichkeit: Nach dem Eintreffen von Stadt und Stadtwerken hatten diese ein Regenklärbecken im Bereich der Ackerstraße als einzige Lösung gefunden, um das kontaminierte Wasser zu sammeln. Das hatte die Stadt am Donnerstag mitgeteilt. Dieses Becken dient normalerweise dazu, auf dem Wasser treibende Schadstoffe aus dem Industriegebiet aufzufangen, etwa Öl. Daher geht die Tauchwand im Becken nicht bis zum Boden. Unten könne das normalerweise saubere Wasser durchfließen, während Verschmutzungen auf der Oberfläche abgeschöpft werden können, erklärt Detlef Gerdts, Leiter des Fachbereichs Umwelt und Klimaschutz. Vermutlich fand das kontaminierte Wasser seinen Weg durch das Becken, bevor dieses komplett mit einem Schieber geschlossen wurde.

Zweite Möglichkeit: Um das Becken säubern zu können, hat es einen Bypass. Dafür lässt sich ein Tor öffnen. Dieses Tor sei nicht ganz dicht, und das sei normal, versichert Gerdts. Nach dem Ausbruch des Feuers wurde die Stelle abgedichtet. Allerdings ist unwahrscheinlich, dass auf diesem Wege so viel kontaminiertes Wasser in die Hase gelangt war.

Auf welchem Wege nun vermutlich beides oder wo wie viel kontaminiertes Wasser letztlich in die Hase gelangt ist, ist unklar. Von Verschulden kann jedenfalls keine Rede sein″, sagt der Fachbereichsleiter. Wir waren sicher, dass da nichts durch konnte.″

Wie geht es jetzt weiter? Das ganze System vom Brandherd bis zur Hase muss nun gereinigt werden″, sagt Gerdts. Das Regenklärbecken würde komplett leer gepumpt werden. Ferner gehöre ein etwa ein mal ein Meter großer unterirdischer Kanal zum System, der unter VW und den Bahngleisen verläuft. Dieser müsse am Ende komplett dicht sein, damit beim Durchspülen nicht erneut kontaminiertes Wasser in die Hase gelangt.

Hierzu hatte das Technische Hilfswerk die Eintrittsstelle bis zum Freitagvormittag mit Sandsäcken abgedichtet. Kurz davor soll das Schmutzwasser beim Durchspülen aufgefangen werden. Daran beteiligt ist die Firma Meyer Entsorgung, die mit Saugwagen vor Ort ist, wie Geschäftsführer Jannpeter Fip bestätigte. Am Wochenende sollen die Absaugarbeiten weitergehen.

Die Stadt hat sogar eine Lok und einen Waggon im Einsatz, um benötigtes Material und Gerät an die Hase zu bekommen. Mit Kraftfahrzeugen komme man nicht an die Stelle heran, so Gerdts. Die Hase verläuft in dem Bereich zwischen Gleisen.

Am Montag will die Stadt dann den Wasserspiegel der Hase mithilfe der Stauwehre absenken. Andernfalls würde das Wasser des Flusses bei den Arbeiten in den kontaminierten Kanal drücken. Momentan liegt der Kanal noch unterhalb des Wasserspiegels.

Und auch die Grundstücke von Holtmeyer und Belkenheid, wo es gebrannt hatte, sowie die Kanalisation in diesem Bereich müssten nun abgesichert werden, damit bei Regen nicht erneut kontaminiertes Wasser in den Fluss gespült wird, so Gerdts weiter. Hierzu soll eigens eine Mauer gebaut werden, um das Regenwasser auf dem Grundstück zu halten. Sollte es regnen, werde die Stadt die Grundstücke täglich kontrollieren, versichert Gerdts.

Viele Industriegebiete haben Regenklärbecken. Dennoch würde sich Gerdts spezielle dichte Löschwasserbecken für solche Gebiete wünschen, in denen Löschwasser gezielt aufgefangen werden kann.

Zudem warnt er davor, in den kommenden beiden Wochen stromabwärts Fische zu angeln und zu verzehren. Die Fische seien womöglich belastet.

Von oberhalb der Brandstelle gelangen nun wieder Fische in den derweil toten″ Teil der Hase. Sie dürften aber Schwierigkeiten haben, Nahrung zu finden. Zwei bis drei Jahre könne es dauern, bis sich die Fauna in der Hase wieder erholt hat.

Bildtexte:
Das THW verschließt das Kastenprofil, das vom Regenklärbecken in die Hase mündet.
Fotos:
THW Osnabrück, David Ebener
Günter Terhalle (Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrück e. V.)
Autor:
Mona Alker, Jörg Sanders


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