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1.
Erscheinungsdatum:
23.07.2020
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Vor
100
Jahren
Überschrift:
Wohnungsnot führt zu Protesten
Zwischenüberschrift:
Osnabrück im Juli 1920: Unmut gegen Mietwucher und Luxuswohnungen
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Im
zweiten
Jahr
nach
dem
verlorenen
Krieg
halten
im
Juli
1920
zwei
Themen
die
politischen
Gremien
in
Osnabrück
in
Atem:
Explodierende
Lebensmittelpreise
und
eine
wachsende
Wohnungsnot.
In
der
Stadthalle
halten
die
Gewerkschaften
zusammen
mit
Mieterschutz-
und
anderen
Vereinen
eine
große
Protestversammlung
ab.
Eine
Forderung:
Luxusvillen
müssen
sofort
beschlagnahmt
werden.
Gegenüber
Familien,
die
mit
wenigen
Personen
15
Zimmer
oder
mehr
bewohnten
und
bislang
nicht
freiwillig
untervermietet
hätten,
gebe
es
kein
anderes
Mittel
als
die
Beschlagnahme,
finden
die
Anwesenden.
Der
Vertreter
des
Heimstättenvereins
fordert
eine
Mietluxussteuer
„
in
fühlbarer
Höhe″
für
große
Wohnungen.
Ein
Gewerkschaftssekretär
ruft
die
Bauarbeiter
auf,
vorerst
nur
Arbeiterhäuser
zu
bauen
und
Villen
und
Luxusbauten
zu
verweigern.
Die
Verwaltungen
auf
allen
Ebenen
hätten
versäumt,
rechtzeitig
für
den
Wohnungsbau
zu
sorgen.
Im
Krieg
habe
nur
der
Militärfiskus
bauen
können:
Festungen,
Werften
und
Kasernen
hätten
alle
Ressourcen
aufgebraucht.
Für
die
nach
dem
Krieg
zurückflutenden
Soldaten
gebe
es
keine
menschenwürdigen
Behausungen.
Manche
Familien
lebten
mit
Einlogierern
oft
zu
sechs
in
einem
Schlafgemach,
was
nicht
zuletzt
große
Gefahren
für
die
Sittlichkeit
mit
sich
bringe.
Reform
gefordert
Inhaber
würden
ihre
Ziegeleien
verkaufen
und
damit
Spekulationswucher
betreiben.
Nur
noch
die
Kommunen
sollten
Baustoffe
herstellende
Betriebe
aufkaufen
dürfen
und
dann
Produktionsgenossenschaften
gründen,
um
der
Baustoffknappheit
Herr
werden
zu
können.
Der
„
skandalöse
Bodenwucher″
müsse
bekämpft
werden.
Letzten
Endes
werde
nur
die
Enteignung
zu
Bauzwecken
helfen.
Einstimmig
wird
eine
Entschließung
angenommen,
mit
der
„
entschiedene
Reformen″
im
Wohnungswesen
eingefordert
werden.
Die
„
heutige
Schieber-
und
Wucherwirtschaft″
müsse
durch
gemeinwirtschaftliche
Strukturen
abgelöst
werden.
Der
Magistrat
antwortet
auf
die
Entschließung
mit
einer
„
letzten
Aufforderung″
an
die
Inhaber
größerer
Wohnungen,
freiwillig
Raum
abzutreten.
Dann
und
nur
dann
könnten
sie
Einfluss
nehmen
auf
die
Auswahl
der
Mieter.
Wenn
die
Resonanz
so
gering
bleibe
wie
bisher,
werde
die
Stadt
in
die
„
Unverletzlichkeit
der
Wohnungen
und
das
Eigentumsrecht″
eingreifen,
wie
es
das
„
Gesetz
über
Maßnahmen
gegen
Wohnungsmangel″
vom
11.
Mai
1920
erlaube.
Der
„
Verein
für
naturgemäße
Lebens-
und
Heilweise
Prießnitz″
fürchtet
derweil
um
sein
Weiterbestehen,
denn
der
Pachtvertrag
für
sein
„
Licht-
und
Luftbad″
bei
der
ersten
Blumenhalle
läuft
in
Kürze
aus.
Gebäude
und
Liegewiese
sind
in
den
Besitz
des
Evangelischen
Waisenhauses
übergegangen.
Zum
1.
Oktober
muss
geräumt
werden.
Der
Verein
bittet
den
Magistrat,
ihm
eine
geeignete
Liegenschaft
auf
30
Jahre
pachtfrei
zur
Verfügung
zu
stellen.
Denn
der
Verein
selbst
verfüge
kaum
über
Mittel.
Seine
Beiträge
zur
Volksgesundheit
seien
aber
unbestritten.
„
Über
600
Städte
bauen
mit
großen
Opfern
Licht-
und
Luftbäder″
–
warum
dann
nicht
auch
Osnabrück?
„
Gerade
diejenigen
Volksmassen,
die
nicht
imstande
sind,
unerschwingliche
Erholungsreisen
zu
machen″,
bräuchten
diesen
Ort,
um
ihre
durch
Unterernährung
und
Wohnungselend
angegriffene
Gesundheit
zu
stärken.
Denn
wer
seinen
Körper,
„
befreit
von
jedem
beengenden
Kleidungsstück″,
der
Luft
und
Sonne
aussetze,
stärke
die
Gesundheit
mehr
als
jede
Medizin.
Krankmachende
Bakterien
wie
die
Tuberkelbazillen
gingen
unter
Sonnenlicht
rasch
zugrunde.
Das
„
Osnabrücker
Tageblatt″
unterstützt
die
Eingabe
des
Vereins
nachdrücklich.
Tatsächlich
gelingt
es
ihm
im
Folgejahr
1921,
eine
größere
Fläche
in
Nachbarschaft
der
bisherigen,
zwischen
Blumenhalle
und
Martinsburg
gelegenen,
zu
einem
Licht-
und
Luftbad
anzupachten,
1926
noch
einmal
ergänzt
um
ein
Schwimmbecken.
Die
Wiecking-
Stiftung
und
der
Vaterländische
Frauenverein
ermöglichen
durch
ein
Gemeinschaftsprojekt
120
erholungsbedürftigen
Kindern
aus
„
unbemittelten
Familien″
einen
Erholungsaufenthalt
auf
dem
Lande
und
an
der
See.
Jetzt
komme
es
darauf
an,
die
Kinder
in
ihren
Pflegestellen
zu
überwachen.
Deshalb
wendet
sich
der
Frauenverein
an
alle
Familien
in
Osnabrück,
welche
über
eigenes
Fuhrwerk
verfügen.
Jede
Familie
möge
doch
bitte
an
einem
Tag
in
der
Woche
dem
Verein
das
Gespann
überlassen,
um
in
der
Umgebung
die
einzelnen
Pflegestellen
aufsuchen
zu
können.
Schmuggler
erschossen
Der
Tabakschmuggel
an
der
holländischen
Grenze
hat
drei
Todesopfer
gefordert.
Die
viel
billigeren
Preise
im
Nachbarland
bringen
manchen
Raucher
in
Versuchung,
dort
seinen
Bedarf
illegal
zu
decken.
Der
16-
jährige
Arbeiter
Heinrich
Bauhaus
aus
Altrhede
ist
von
einem
Zollbeamten
angerufen
worden.
Da
er
nicht
stehen
geblieben
ist,
hat
der
Beamte
geschlossen
und
den
Jugendlichen
schwer
verwundet.
Im
Krankenhaus
zu
Rhede
ist
der
Verletzte
schließlich
gestorben.
Ähnlich
ist
es
dem
24-
jährigen
Stöckert
aus
Bocholt
ergangen,
berichtet
das
„
Tageblatt″.
Das
dritte
Opfer
ist
der
Invalide
D.
aus
Stadtlohn.
Er
hatte
eine
geringe
Menge
Tabak
für
seinen
eigenen
Bedarf
eingeschmuggelt.
Als
ein
Grenzbeamter
ihn
hat
stellen
wollen,
ergriff
er
die
Flucht.
Der
Beamte
hat
geschossen
und
den
Fliehenden
tödlich
durch
einen
Lungenschuss
verletzt.
Das
Preisgefälle
zwischen
den
Nachbarländern
kann
aber
auch
legal
ausgenutzt
werden.
Der
kleine
Grenzverkehr
ist
wieder
gestattet.
Bewohner
eines
grenznahen
Streifens
auf
deutscher
Seite
dürfen
in
Holland
einkaufen.
Da
aber
der
Erwerb
eines
Durchlassscheins
mit
einigen
Schwierigkeiten
verbunden
ist,
gestattet
die
Zollbehörde
an
bestimmten
Tagen
holländischen
Händlern,
ihre
Verkaufsstände
unmittelbar
an
der
Grenze
aufzubauen.
Das
führt
zu
einem
regen
Marktgeschehen.
Viel
billiger
und
von
besserer
Qualität
als
in
Deutschland
sind
„
Fettigkeiten″
wie
Schmalz,
Rindertalg
und
Margarine.
Aber
auch
Seife,
Buchweizenmehl
und
Grieß,
Tee,
Kakao
und
Zwieback
wechseln
in
großen
Mengen
den
Besitzer.
Wahre
Völkerwanderungen
setzen
samstags
zur
Grenze
ein,
wenn
die
Arbeiter
ihren
Wochenlohn
ausbezahlt
bekommen
haben.
Eigentlich
sollen
nur
die
Grenzanrainer
in
den
Genuss
kommen.
Es
gibt
aber
bestimmte
Waren,
für
die
diese
Beschränkung
nicht
gilt.
Auch
viele
Osnabrücker
nehmen
die
Schnäppchen-
Gelegenheit
wahr.
Einkauf
mit
Spuren
Die
Züge
über
Münster
nach
Gronau
sind
überfüllt.
Vor
dem
Bahnhof
Gronau
stehen
Kutschen
bereit,
die
die
Hamsterkäufer
zur
Grenze
nach
Glanerbrück
oder
zur
Losser
Allee
fahren.
Der
Zoll
kontrolliert
streng,
dass
die
Freimengen
nicht
überschritten
werden.
Es
kommt
vor,
dass
Frauen
sich
beim
Einkauf
„
stark
entwickeln″
–
also
augenscheinlich
dicker
werden.
Zivilfahnder
melden
das
an
die
Kontrollposten,
die
die
Verdächtigen
dann
eingehend
filzen.
Untergebundene
Ware
wird
beschlagnahmt,
die
erwischte
Person
erhält
Platzverbot.
Zirkus
Henny
gastiert
auf
dem
Platz
vor
der
Klosterkaserne.
24
Nummern
umfasst
das
Programm,
von
dem
das
„
Tageblatt″
nur
Lobendes
zu
berichten
weiß:
„
Frl.
Hänni
tanzte
einen
modernen
Drahtseilakt,
während
Mister
Fred
als
anatomisches
Rätsel
auftrat
–
die
unglaublichsten
Gliederverrenkungen
vermochte
er
auszuführen.″
Zur
Abschiedsvorstellung
wird
sich
„
ein
sehr
bekannter
hiesiger
Herr,
welcher
vorläufig
ungenannt
sein
will″,
auf
eine
Wette
einlassen,
in
deren
Rahmen
er
in
den
Löwenzwinger
gehen
und
dort
eine
Flasche
Sekt
trinken
wird.
Im
Martinwerk
der
Georgsmarienhütte
ist
es
zu
einer
schweren
Explosion
gekommen.
Eine
Seemine,
die
keinen
Zünder
mehr
trug
und
daher
für
ungefährlich
gehalten
wurde,
ist
zusammen
mit
anderem
Schrott
in
den
Martinofen
gewandert.
Die
Sprengladung
ist
aber
wohl
nicht
vollständig
entfernt
gewesen.
Die
Explosion
zerstört
den
Ofen.
Menschen
sind
zum
Glück
nicht
zu
Schaden
gekommen.
Bischof
auf
Firmreise
Bischof
Dr.
Berning
befindet
sich
auf
Firmungsreise
im
Bistum.
Am
3.
Juli
wird
er
„
in
feierlichster
Weise″
von
der
Glaner
Gemeinde
empfangen.
Bis
zur
Glandorfer
Chaussee
eilt
ihm
ein
stattlicher
Festzug
entgegen,
begrüßt
den
Oberhirten
und
begleitet
ihn
dann
„
durch
die
sonnenbeschienenen,
in
üppiger
Sommerpracht
stehenden
Fluren
von
Ostenfelde
und
Glane″,
wie
es
im
„
Tageblatt″
heißt.
Mehr
als
100
geschmückte
Radfahrer
führen
den
Zug
an,
gefolgt
von
einer
ebenso
großen
Zahl
Reiter
auf
stattlichen
Rossen.
In
einem
offenen
Landauer
hat
der
Bischof
Platz
genommen.
Hinterher
fahren
an
die
50
Gemeindeeingesessene
mit
ihren
Gespannen.
Unter
dem
Geläute
der
Glocken
und
Böllerschüssen
trifft
der
Festzug
bei
der
Glaner
Kirche
im
Fahnenschmuck
ein,
wo
der
Bischof
die
Abendandacht
hält.
Bildtext:
Das
Licht-
und
Luftbad
des
Prießnitzvereins
bei
der
Martinsburg,
hier
auf
einem
Foto
aus
den
1930er-
Jahren.
Foto:
Archiv
Peter
Mielke
Autor:
Joachim Dierks