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1
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1.
Erscheinungsdatum:
09.07.2020
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
Sozialisten waren früher im OTB nicht willkommen
Zwischenüberschrift:
Ein Blick in die Geschichte des Osnabrücker Turnerbundes: Vom Stall an die Obere Martinistraße
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Der
1876
gegründete
Osnabrücker
Turnerbund
(OTB)
gehört
zu
den
steinalten
Sportvereinen
Osnabrücks,
die
es
dennoch
geschafft
haben,
sich
an
die
jeweiligen
Zeitströmungen
anzupassen
und
attraktiv
zu
bleiben
für
alle,
die
sich
körperlich
betätigen
wollen.
Älter
sind
nur
der
MTV
und
der
OTV
(gegründet
1849
und
1861)
,
die
sich
1969
zum
OSC
zusammenschlossen.
Gründungsanlass
des
OTB
war
ein
Richtungsstreit
unter
Mitgliedern
des
MTV.
Streitpunkt
Festumzug
Vorwiegend
waren
es
Handwerker
im
MTV,
die
nicht
länger
bei
den
alljährlichen
patriotischen
Sedanfeiern
mitmarschieren
wollten.
Sie
spalteten
sich
ab
und
gründeten
den
Turnverein
„
Vorwärts″.
Aber
auch
unter
der
neuen
Fahne
hielt
der
politische
Zwist
an.
47
Mitglieder
rieben
sich
an
den
ihrer
Ansicht
nach
zu
heftigen
„
sozialistischen
Tendenzen″.
Die
Wogen
gingen
hoch
zwischen
den
eher
nationalistisch
und
den
eher
sozialistisch
Gesinnten.
Vor
einer
entscheidenden
Abstimmung
schleuste
die
eine
Seite
so
viele
neue
Mitglieder,
„
größtenteils
Zigarrenmacher,
und
darunter
selbst
Lahme
und
Krüppel″,
in
den
Verein
ein,
dass
dadurch
die
Mehrheit
umgedreht
wurde.
Die
andere
Seite
revanchierte
sich,
indem
sie
eine
Gruppe
von
der
Abstimmung
ausschloss,
weil
sie
angeblich
mit
ihren
Beiträgen
im
Rückstand
war.
Die
47
„
Rebellen″
treten
schließlich
aus
dem
TV
„
Vorwärts″
aus.
Sie
gründen
am
4.
September
1876
den
OTB
unter
der
Maßgabe,
„
daß
kein
Sozialist
aufgenommen
werden
kann″,
wie
es
im
Gründungsprotokoll
heißt.
Alle
Gründungsmitglieder
sind
Handwerker.
So
fällt
es
ihnen
leicht,
Geräte
wie
Barren,
Reck,
Turnpferd
und
Sprungständer
selbst
herzustellen.
Übungsraum
ist
ein
Stall
des
Wirtes
Konersmann
an
der
Bocksmauer
9.
Von
einem
Lohgerber
wird
Lohe
angeliefert,
das
ist
die
zuvor
zum
Gerben
verwendete
Baumrinde.
Sie
ergibt
einen
weichen
Turnboden.
Als
Sprungmatten
dienen
Matratzen,
als
Beleuchtung
Petroleumlampen.
Bessere
Bedingungen
herrschen
ab
1882.
Der
Magistrat
gestattet
dem
Verein,
die
städtische
Turnhalle
am
Schloßwall
gegen
mäßiges
Entgelt
zu
nutzen.
Den
vielen
Abteilungen
stehen
je
zwei
Übungsstunden
an
zwei
Wochenabenden
zur
Verfügung
-
das
reicht
schon
bald
nicht
mehr
aus.
Und
dann
dreht
der
Hallenwärter
auch
noch
überpünktlich
um
22
Uhr
das
Licht
aus
–
nicht
selten
stehen
die
Turner
im
Unterzeug
vor
der
Halle
und
sammeln
mühsam
Schuhe,
Strümpfe,
Schlips
und
Kragen
zusammen.
Der
Wunsch
nach
einer
Frauen-
und
Kinderabteilung
drängt
sich
auf
die
Tagesordnung
und
verstärkt
den
Ruf
nach
dem
Bau
einer
eigenen
Turnhalle.
Sammeln
für
die
Halle
Bei
jeder
Gelegenheit
wird
Geld
für
den
Turnhallenbaufonds
gesammelt.
1909
gelingt
es,
das
Grundstück
Schnatgang
54
(zwischen
Parkstraße
und
Kiwittstraße)
zu
erwerben
und
noch
im
selben
Jahr
darauf
eine
Turnhalle
zu
errichten.
Es
ist
die
erste
Halle
im
Turngau
Osnabrück,
die
einem
Verein
gehört.
Die
Nutzfläche
von
23
mal
11
Metern
ist
zwar
bescheiden,
aber
die
263
Mitglieder
sind
stolz,
nun
endlich
etwas
Eigenes
zu
haben.
Alle
haben
sich
krumm
gelegt
mit
Spenden
und
handwerklichen
Eigenleistungen.
1909
geht
die
erste
Frauen-
und
Knabenabteilung
an
den
Start,
1910
die
erste
Mädchenabteilung.
Während
des
Ersten
Weltkriegs
kommt
das
Turnen
fast
völlig
zum
Erliegen.
51
Turner
stehen
„
im
Felde″,
die
übrigen
haben
andere
Sorgen,
als
ihre
Freizeit
zu
gestalten.
Nach
der
Niederlage
und
dem
Ende
der
Monarchie
genehmigt
sich
der
OTB
eine
Satzung,
die
jetzt
auch
die
Aufnahme
von
„
Sozialisten″
erlaubt.
Zunächst
vier
Abteilungen
(Männer,
Frauen,
Knaben,
Mädchen)
nehmen
den
geregelten
Sportbetrieb
wieder
auf.
Leichtathletik
gewinnt
an
Zuspruch.
Außenplatz
ist
der
Sportplatz
Klushügel.
Die
„
Spielabteilung″
startet
mit
Faustball,
Schlagball
und
Handball.
Im
Jahr
des
50.
Jubiläums
1926
ist
der
OTB
mit
401
Mitgliedern
der
zweitgrößte
Verein
im
Turngau
Osnabrück
nach
dem
OTV.
Die
Zeit
des
Nationalsozialismus
kostet
den
Verein
die
meisten
jugendlichen
Mitglieder,
weil
sie
nahezu
geschlossen
der
HJ,
dem
Jungvolk
und
dem
BDM
beitreten
müssen.
Die
Erwachsenen-
Abteilungen
stehen
hingegen
zunächst
noch
gut
da,
weil
die
Leibesertüchtigung
den
Zielen
der
NS-
Ideologie
entgegenkommt.
Der
Bombenangriff
Palmsonntag
1945
aber
zerstört
die
Sporthalle
am
Schnatgang
und
damit
das
bisher
geleistete
Aufbauwerk.
Das
Vereinsleben
ruht.
Nach
der
Stunde
null
Es
lebt
erst
1947
wieder
auf.
Übergangsweise
kann
die
Turnhalle
der
Teutoburger
Schule
in
eng
begrenzten
Zeitfenstern
genutzt
werden,
außerdem
für
Spiel
und
Leichtathletik
der
Sportplatz
Koksche
Straße
an
einem
Abend.
Das
reicht
für
die
262
Mitglieder
nicht
aus.
Da
der
Wiederaufbau
der
eigenen
Turnhalle
am
Schnatgang
nicht
möglich
ist,
erhält
man
von
der
Stadt
die
Genehmigung,
die
weniger
beschädigte
städtische
Turnhalle
der
Höheren
Mädchenschule
(Heinrichstraße
48)
wieder
aufzubauen.
Dank
dem
nach
wie
vor
stark
unter
den
Mitgliedern
vertretenen
Handwerk
geht
man
darauf
sofort
ein.
In
3800
freiwilligen
und
unbezahlten
Arbeitsstunden
wird
aus
der
Ruine
eine
Übungsstätte
errichtet.
13
Jahre
lang,
von
1949
bis
1962,
bleibt
diese
Halle
die
Heimat
des
OTB.
In
den
1950er-
Jahren
zeichnet
sich
ab,
dass
die
Halle
mittelfristig
einer
neuen
städtischen
Sporthalle
zwischen
Schlosswall
und
Heinrichstraße
wird
weichen
müssen.
Nach
langen
Verhandlungen
räumt
die
Stadt
1961
dem
OTB
das
Erbbaurecht
an
einem
2680
Quadratmeter
großen
Grundstück
an
der
Oberen
Martinistraße
ein.
In
unmittelbarer
Nähe
zu
der
städtischen
Zentralen
Sportanlage
Illoshöhe
gelegen,
ist
das
ein
idealer
Standort.
Erneut
in
Eigeninitiative
entsteht
mit
einem
Finanzvolumen
von
750
000
DM
nach
dem
Entwurf
von
Architekt
Werner
Rehage
eine
teilweise
aufgeständerte
Sporthalle
mit
einem
„
Jugendraum″
und
einer
Hausmeisterwohnung,
feierlich
eröffnet
am
5.
April
1962.
Stürmische
Entwicklung
In
den
folgenden
Jahrzehnten
beschreibt
der
Verein
eine
stürmische
Entwicklung,
die
durch
eine
stetige
Erweiterung
der
baulichen
Anlagen,
Mitgliederzuwachs
auf
in
der
Spitze
3200,
eine
enorme
Ausdifferenzierung
der
angebotenen
Sportarten
und
finanzielle
Überdehnungen
bis
hin
zum
drohenden
Konkurs
1993
gekennzeichnet
ist.
Stadt,
Stadtsparkasse
und
eigener
ehrenamtlicher
Einsatz
helfen
dem
Verein,
wirtschaftlich
zu
gesunden.
Einige
Meilensteine:
1965
Schließung
des
„
Luftgeschosses″
unter
der
Halle
zugunsten
eines
Club-
und
Tanzraums,
dadurch
Fortfall
der
überdachten
Parkplätze.
1973/
74
Bau
des
Spiel-
und
Sport-
Kindergartens
und
des
Schwimmbades,
1980
erster
OTB-
Silvesterlauf
mit
181
Teilnehmern
(bei
der
40.
Auflage
2019
waren
es
3365)
,
1982
Aufgabe
des
Schwimmbads
aus
finanziellen
Gründen,
1988
Einweihung
der
Gymnastikhalle
im
ehemaligen
Schwimmbad.
1996
formiert
sich
die
„
Schnelle
Eingreiftruppe″,
bestehend
aus
handwerklich
begabten
Vereinsmitgliedern,
die
seither
in
ungezählten
und
unbezahlten
Arbeitsstunden
Sanierungen
und
Umbauten
geleistet
haben.
2005/
2006
Bau
der
Ballsporthalle
auf
der
ehemaligen
Rollschuhbahn,
2014/
15
Bau
des
Fitnesscenters
„
Athleticum″.
Der
Verein
glänzt
heute
mit
einer
vielfältigen
und
immer
wieder
modernisierten
baulichen
Infrastruktur
und
einem
kaum
noch
überschaubaren
Angebot
an
Sportarten
und
Gesundheitskursen.
Dabei
übt
er
sich,
wie
es
der
Osnabrücker
Sportjournalist
Johannes
Kapitza
einmal
ausdrückte,
in
einem
ständigen
Spagat
zwischen
Tradition
und
Moderne,
zwischen
Leistungs-
und
Breitensport,
zwischen
Großverein
und
familiärer
Atmosphäre.
Bildtexte:
Die
OTB-
Halle
an
der
Oberen
Martinistraße
wurde
im
April
1962
eingeweiht.
Das
Foto
aus
der
Zeit
nach
1965
zeigt
bereits
eine
erste
Veränderung,
nämlich
die
Schließung
und
bauliche
Nutzung
des
„
Luftgeschosses″
unter
der
aufgestelzten
Halle.
Hinter
den
Bäumen
erkennt
man
die
erhaltene
Grundstruktur
der
Halle.
Verglasung
und
Dachaufbau
wurden
zwischenzeitlich
modernisiert..
Die
erste
eigene
OTB-
Halle
stand
von
1909
bis
1945
am
Schnatgang.
Kräftige
Männer
in
Strumpfhosen
zeigen
1898
ihr
Können.
Die
Frauenriege
des
OTB
im
Jahr
1911.
Barrenturner
in
der
alten
Halle
des
OTB
am
Schnatgang.
Die
siegreichen
OTB-
Turnerinnen
Timmer,
Rommel,
Blume
und
Brinkkötter
im
Jahr
1935.
Gut
gelaunte
OTBer
auf
dem
Weg
zum
Deutschen
Turn-
und
Sportfest
1938
in
Breslau.
Erstverglasung
der
straßenseitigen
Fassade
mit
damals
hochgepriesenen
Zellenglas-
Bauelementen.
Später
wurden
diese
durch
Glasbausteine
ersetzt,
die
wiederum
2002
Fenstern
mit
klar
durchsichtigem
Isolierglas
weichen
mussten.
Glaser
bei
der
Montage
von
Zellenglas-
Bauelementen,
1962.
Ballgymnastik-
Darbietungen
zur
Feier
des
90-
jährigen
Jubiläums
1966
in
der
Schlosswallhalle.
Fotos:
Atelier
Strenger/
Grovermann,
Joachim
Dierks,
Archiv
Dieter
Mehring/
Joh.
Eberhard
Joh.
Eberhard,
Osnabrück,
Archiv
OTB/
Regina
Wehmeier,
Archiv
Glas
Hansel
Autor:
Joachim Dierks