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1.
Erscheinungsdatum:
25.06.2020
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
Hotel, Kino, Kaufhaus – und jetzt?
Zwischenüberschrift:
Osnabrücker Galeria-Kaufhof-Standort hat eine lange Geschichte
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Wer
nach
1955
geboren
ist,
kennt
das
Grundstück
im
Eck
von
Möser-
und
Wittekindstraße
nur
als
Kaufhaus-
Standort.
Damit
ist
es
nun
bald
vorbei.
Der
generelle
Wandel
im
Käuferverhalten,
ein
lokales
Abrutschen
der
Einzelhandelslage
und
aktuelle
Umsatzverluste
durch
Corona
haben
die
Schließung
der
Osnabrücker
Galeria-
Kaufhof-
Filiale
ausgelöst.
Ein
Blick
zurück
zeigt:
Die
Geschichte
des
Standorts
ist
eine
Geschichte
des
Wandels.
Ob
das
Trost
spenden
kann?
Der
optimistisch
gemeinte
Spruch
„
Handel
ist
Wandel″
zeigt
gerade
seine
bitterböse
Seite.
Für
die
Beschäftigten,
aber
auch
für
die
Stadt,
die
eine
weitere
Verödung
der
City
und
eine
Betonbrache
an
exponierter
Stelle
befürchten
muss.
Die
ehemalige
Hertie-
Immobilie
und
die
verfahrene
Lage
am
Neumarkt
sind
warnende
Beispiele.
Dabei
war
der
Galeria-
Standort,
der
heute
unter
dem
Gesichtspunkt
der
Käuferströme
nur
als
B-
Lage
einzustufen
ist,
in
den
Gründerjahren
höchst
attraktiv
Der
Grund:
Er
lag
im
Schnittpunkt
zweier
Bahnhofstraßen.
Eine
hieß
tatsächlich
so,
heute
ist
es
die
Wittekindstraße.
Sie
lief
auf
den
ersten
Osnabrücker
Bahnhof
zu,
den
1855
eröffneten
Hannoverschen
Bahnhof.
Die
zweite
ist
die
Möserstraße,
die
nach
1895
den
neuen
„
Central-
Bahnhof″
mit
der
Innenstadt
verband.
Fernreisende
kamen
früher
immer
mit
der
Bahn
in
einer
Stadt
an,
Auto
und
Flugzeug
standen
noch
nicht
zur
Verfügung.
Wie
in
den
meisten
deutschen
Mittel-
und
Großstädten
sollte
auch
in
Osnabrück
die
auf
den
Bahnhof
zulaufende
Straße
den
ankommenden
Reisenden
mit
einem
großzügigen
Entrée
empfangen.
Erfolgreiches
Hotel
Das
gelang
durchaus.
An
der
Bahnhofstraße
waren
es
Hotels,
Banken
und
Sparkassen
mit
repräsentativer
Architektur,
an
der
Möserstraße
die
Sitze
verschiedener
Großhandlungen,
die
Handelskammer
und
die
Filiale
der
Reichsbank.
Die
Kreuzung
Möserstraße/
Wittekindstraße
wartete
mit
Kaiserlicher
Post,
Telegrafenamt,
Handwerkskammer
und
dem
„
ersten
Hotel
am
Platze″
gleich
mit
mehreren
Schwergewichten
auf.
Der
Hotel-
Standort
ist
derjenige,
um
den
es
jetzt
aktuell
geht,
denn
erst
nach
dem
Krieg
wurde
er
zur
Kaufhaus-
Adresse.
Industrialisierung
und
aufblühende
Wirtschaft
bescherten
der
Stadt
im
ausgehenden
19.
Jahrhundert
viele
Übernachtungsgäste.
1894
hatte
Albert
Drüge
dort
das
Hotel
„
Drei
Kronen″
übernommen.
Er
gestaltete
die
vorhandene
Außenanlage,
die
bis
zur
Hase
hinunterreichte,
in
einen
Lustgarten
um,
der
den
Gästen
alle
denkbaren
Annehmlichkeiten
bot.
Dazu
gehörten
Sitzgelegenheiten
in
Veranden
und
auf
Terrassen,
überdachte
Wandelgänge,
ein
Gehege
für
possierliche
Eichhörnchen
und
eine
große
Vogelvoliere.
In
der
Mitte
sorgte
ein
Springbrunnen
im
Sommer
für
leicht
gekühlte
Luft,
eine
Konzertmuschel
bot
die
Bühne
für
musikalische
Unterhaltung
aller
Art.
Selbstverständlich
gab
es
einen
Bootsanleger
am
Haseufer.
Im
Winter
pumpte
Drüge
Hasewasser
in
den
Garten,
ließ
es
gefrieren
und
bereitete
so
seinen
Gästen
Eislaufvergnügen.
1903
übernahm
der
gelernte
Koch
und
ehrgeizige
Gastronom
Eduard
Petersilie
den
Standort.
Er
ließ
das
eher
biedere
Drei-
Kronen-
Hotel
abreißen
und
setzte
an
die
gleiche
Stelle
einen
auffälligen
Neubau
mit
historisierenden
Türmchen
und
Schaugiebeln,
das
Hotel
Germania.
Es
galt
bald
als
„
Erstes
Haus
am
Platze″,
oder,
wie
es
in
der
Eigenwerbung
hieß,
„
eines
der
besuchtesten
Häuser
der
Provinzialstädte
Nordwestdeutschlands″,
mit
56
Zimmern,
gepflegtem
Restaurant-
und
Saalbetrieb,
Weinstuben,
Kleinkunstbühne
und
besagtem
großen
Kaffee-
und
Konzertgarten.
Auftritt
in
Roman
Petersilie
festigte
den
Geschäftserfolg
seines
Hauses
in
den
1930er-
Jahren
wohl
auch
durch
gute
Kontakte
zu
den
Osnabrücker
Größen
des
NS-
Regimes.
Erich
Maria
Remarque
nahm
Petersilie
in
seinem
Osnabrück-
Roman
„
Der
schwarze
Obelisk″
aufs
Korn,
indem
er
ihm
den
Namen
Eduard
Knobloch
verpasste,
dessen
dichterische
Ambitionen
karikierte
und
ihn
auf
kleine
Schummeleien
mit
inzwischen
wertlos
gewordenen
Essensmarken
hereinfallen
ließ.Bomben
verändern
alles
Man
muss
festhalten:
Als
Hotelstandort
hat
das
besagte
Grundstück
seinerzeit
durchaus
funktioniert,
nicht
zuletzt
wegen
des
Konzertgartens
mit
der
Anbindung
an
das
Haseufer.
Der
Bombenkrieg
setzte
dieser
Idylle
ein
Ende.
Das
Hotel
lag
in
Trümmern
und
wurde
nicht
wiederaufgebaut,
„
Germania″
als
Sinnbild
der
streitbaren
Nationalgestalt
hatte
nach
dem
verlorenen
Krieg
nichts
mehr
zu
melden.
Ein
im
Germania-
Garten
errichteter
Rundbunker
erschwerte
zunächst
die
neue
Nutzung
des
Grundstücks.
Als
der
Kinounternehmer
Karl
Conrady
1947
das
„
Central-
Kino″
entlang
der
Nordgrenze
des
„
Germania-
Gartens″
plante,
schreckte
er
vor
den
Abrisskosten
zurück
und
legte
das
Fundament
für
den
aus
Baracken-
Fertigteilen
bestehenden
Kinosaal
so,
dass
er
direkt
vor
dem
Bunker
endete.
1955
begann
die
Karriere
des
Grundstücks
als
Kaufhaus-
Standort.
Aus
„
Germania″
wurde
„
Merkur″,
der
römische
Gott
der
Händler
(und
der
Diebe)
.
Das
passte
besser
in
die
Jahre
des
wirtschaftlichen
Aufschwungs.
Das
erste
Kaufhaus
Osnabrücks
bot
in
sechs
Etagen
eine
Verkaufsfläche
von
6800
Quadratmetern.
In
den
ersten
Tagen
nach
der
Eröffnung
im
Juli
1955
sollen
40
000
Menschen
die
Etagen
des
zu
der
Zeit
angeblich
„
modernsten
Kaufhauses
Deutschlands″
regelrecht
gestürmt
haben.
Sie
wollten
„
den
Beginn
eines
neuen
Abschnitts
der
Verbraucherversorgung
Osnabrücks
und
seines
Hinterlandes″
miterleben,
wie
das
„
Osnabrücker
Tageblatt″
schrieb.
Die
Osnabrücker
Jugend
hatte
noch
andere
Motive:
Sie
drängte
sich
schon
in
den
frühen
Morgenstunden
vor
Türen
und
Fenstern
und
bekundete
freimütig:
„
Wir
wollen
Rolltreppe
fahren
–
mindestens
zwei
Stunden!
″
Skepsis
beim
Handel
Bei
den
Eröffnungsfeierlichkeiten
waren
vonseiten
der
angestammten
Kaufmannschaft
allerdings
auch
verhalten
kritische
Töne
zu
hören.
Handelskammer-
Geschäftsführer
Günther
Stucke
etwa
erwähnte,
„
dass
die
Errichtung
des
Kaufhauses
mit
unterschiedlichen
Gefühlen
aufgenommen″
worden
sei.
Viele
Einzelhändler,
aber
auch
einige
Großhändler
hätten
„
gewisse
Beklemmungen″,
weil
sie
fürchteten,
den
Wettbewerb
„
gegen
den
neuen
Giganten
im
Osnabrücker
Handel″
nicht
bestehen
zu
können.
Dem
hielt
Generaldirektor
Dr.
Fonk
von
der
Merkur-
AG
entgegen,
dass
so
oder
so
„
die
Warenverteilung
einen
tief
greifenden
Strukturwandel
erlebe″.
Gleichzeitig
sicherte
er
„
eine
faire
und
vornehme
Konkurrenz″
zu.
Die
Kaufhaus-
Kette
Merkur
ging
zurück
auf
eine
Unternehmensgründung
der
jüdischen
Familie
Schocken
in
Zwickau/
Sachsen
1901.
1938
kam
es
zur
Zwangs-
„
Arisierung″.
Die
Schocken-
Brüder
mussten
ihre
Anteile
an
ein
Bankenkonsortium
unter
Führung
der
Deutschen
Bank
verkaufen.
Aus
der
Schocken-
AG
wurde
die
Merkur-
AG.
1949
erhielt
Salman
Schocken
seine
Anteile
zurück.
1953
verkaufte
er
den
bereits
wieder
florierenden
Kaufhauskonzern
an
Helmut
Horten.
Der
behielt
den
eingeführten
Namen
Merkur
für
eine
Reihe
von
Kaufhaus-
Neueröffnungen
bei,
so
auch
in
Osnabrück,
während
er
gleichzeitig
aber
auch
schon
Häuser
unter
dem
Namen
Horten
aufmachte.
1964
erfuhr
das
Osnabrücker
Haus
eine
tief
greifende
Neugestaltung
und
firmierte
nun
auch
unter
„
Horten″.
Das
„
Central″-
Kino
und
der
Hochbunker
wurden
abgerissen,
um
Platz
für
ein
Parkhaus
und
einen
Anbau
mit
2000
Quadratmeter
zusätzlicher
Verkaufsfläche
zu
schaffen.
Gleichzeitig
bekam
die
Fassade
9000
Keramikelemente
vorgehängt,
die
sogenannten
„
Hortenkacheln″.
Architekt
Egon
Eiermann,
bekannt
unter
anderem
durch
den
Bau
der
neuen
Kaiser-
Wilhelm-
Gedächtniskirche
in
Berlin,
entwarf
die
Fassadenelemente,
die
alle
Horten-
Häuser
einheitlich
erkennbar
machen
sollten.
Leider
hatte
Eiermann
nicht
berücksichtigt,
dass
Tauben
ideale
Nistmöglichkeiten
in
den
Waben
entdeckten.
Folglich
wurden
sie
ab
den
1970er-
Jahren
mit
Drahtnetzen
überspannt,
was
ihren
architektonischen
Reiz
nicht
unbedingt
erhöhte.Prägende
Wabenfassade
Die
„
Hortenkacheln″
überdauerten
auch
den
Verkauf
der
Warenhauskette
an
die
Kaufhof-
AG
1994.
Nach
neun
Jahren
unter
dem
Namen
„
Merkur″
und
30
Jahren
als
„
Horten″
prangte
nun
der
Schriftzug
„
Galeria
Kaufhof″
an
der
Fassade.
Der
Name
blieb,
als
2019
die
österreichische
Signa-
Holding
Karstadt
und
Kaufhof
unter
dem
gemeinsamen
Namen
Galeria-
Karstadt-
Kaufhof
fusionierte.
Am
vergangenen
Freitag
verkündete
der
finanziell
angeschlagene
Konzern
die
Schließung
der
Osnabrücker
Filiale
als
einer
von
62
Filialen
in
Deutschland.
Was
nun
aus
der
Immobilie
wird,
die
einer
britischen
Fondsgesellschaft
gehört,
ist
derzeit
völlig
offen.
Bildtext:
Das
Kaufhaus
„
Merkur″
an
der
Wittekindstraße
setzte
einen
ersten
städtebaulichen
Akzent
des
neuen
Bauens
nach
dem
Krieg
an
Osnabrücks
Ost-
West-
Achse.
Die
Aufnahme
entstand
1957,
zwei
Jahre
nach
der
Eröffnung.
Vorne
links
sieht
man
den
im
Rohbau
fertiggestellten
Neubau
der
Stadtsparkasse.
Das
Horten-
Restaurant
„
Kupferspieß″
hatte
sich
1970
ganz
auf
die
Fußball-
WM
in
Mexiko
eingestellt.
Aus
„
Merkur″
wurde
„
Horten″,
aus
„
Horten″
wurde
„
Galeria
Kaufhof″.
In
zurückgesetzten
Baufluchten
beherrschen
heute
das
Kaufhaus
und
die
Sparkasse
(links)
die
Kreuzung.
Einen
„
Gruss
von
der
Eisbahn″
im
Drei-
Kronen-
Garten
verschickten
1898
Gäste
des
gleichnamigen
Hotels
an
ihre
Lieben.
Auf
der
Fläche
steht
heute
der
Galeria
Kaufhof.
Das
Hotel
„
Germania″
um
1928.
Die
Straßenbahn
kommt
aus
der
Wittekindstraße
und
biegt
in
die
Möserstraße
Richtung
Hauptbahnhof
ein.
Rechts
die
Hauptpost
mit
dem
Telegraphenamt.
Die
Aufnahme
zeigt
die
ganze
Pracht
des
noch
unzerstörten
wilhelminischen
Historismus
an
dieser
bedeutenden
Kreuzung.
Erster
Neubau
auf
dem
„
Germania″-
Grundstück
nach
der
Kriegszerstörung
des
Hotels
waren
die
„
Central″-
Lichtspiele
in
der
Bildmitte,
die
den
US-
Spielfilm
„
Liebesbriefe″
ankündigen.
1954
stand
noch
immer
der
als
Fahrradstand
benutzte
Rundbunker
auf
dem
abgeräumten
Ruinengrundstück.
Das
Horten-
Parkhaus
entstand
1964
auf
der
Hase-
Seite.
Zur
Horten-
Neueröffnung
1964
spielt
die
„
Original
Egerländer
Blaskapelle″.
Die
Wabenfassade
schafft
1964
eine
neue
Optik.
Der
Name
des
Kaufhauses
wechselt
von
„
Merkur″
zu
„
Horten″.
Fotos:
Georg
Bosselmann,
Walter
Fricke,
Joachim
Dierks,
Archiv
Glüsenkamp,
A.
Wiechmann,
Hebig,
Archiv
Horst
Veihmeyer,
Erdtmann
Autor:
Joachim Dierks
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