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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Galeria Kaufhof in Osnabrück schließt
 
Der Schock sitzt tief
 
Was wird aus dem Haus, wenn Galeria ausgezogen ist?
Zwischenüberschrift:
Kaufhauskonzern gibt bundesweit ein Drittel seiner 172 Filialen auf
 
So reagieren Mitarbeiter und Kunden auf das Aus für Galeria Kaufhof
 
So reagieren Politiker und Experten aus dem Einzelhandel
Artikel:
Kleinbild
 
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Originaltext:
Osnabrück Das Hoffen war vergebens: Galeria Kaufhof in Osnabrück wird geschlossen. Die Filiale gehört zu den 62 der insgesamt 172 Warenhäuser in Deutschland, die der Konzern abwickeln will. In Osnabrück verlieren 65 Beschäftigte ihren Job, bundesweit sind 5317 Mitarbeiter betroffen.

Wir hatten bis zuletzt gehofft. Wir sind extrem traurig″, sagte Dirk Pallapies, Geschäftsführer von Galeria Kaufhof in Osnabrück, am Freitagnachmittag, nachdem die Mitarbeiter über den Sanierungsplan informiert worden waren. Wann das Haus an der Wittekindstraße final schließt, ist noch unklar.

Ich bedaure die Entscheidung des Konzerns sehr″, sagte Osnabrücks Oberbürgermeister Wolfgang Griesert. Insbesondere für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und deren Familien hatte ich bis vor der Corona-Krise die Hoffnung, dass Galeria Kaufhof am Standort Osnabrück festhalten würde.″

Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) war durch die pandemiebedingte Schließung aller Filialen in eine schwere Krise geraten und hatte Anfang April Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Der Generalbevollmächtigte des Kaufhaus-Konzerns, Arndt Geiwitz, sagte: Wir wissen, was dies für die betroffenen Mitarbeiter bedeutet. Aber dieser Schritt ist ohne Alternative, weil diese Filialen den Gesamtbestand des Unternehmens gefährden.″ Letztlich gehe es darum, Galeria Karstadt Kaufhof und damit viele Tausend Arbeitsplätze zu sichern. Ursprünglich hatte die Geschäftsführung sogar bis zu 80 Geschäfte dichtmachen wollen.

Bundesweit will der Warenhauskonzern Filialen in 47 Städten schließen. Allein in Berlin sollen sechs der elf Kaufhäuser dichtgemacht werden, in Hamburg vier, in München drei, in Dortmund, Düsseldorf, Essen und Nürnberg je zwei Geschäfte. Doch trifft es auch viele kleinere Kommunen wie Goslar, Lübeck oder Worms. Der Vizepräsident des Deutschen Städtetages, Markus Lewe, sagte: Die massenhaften Schließungen von Filialen bei Karstadt Kaufhof sind für die betroffenen Städte ein tiefer Einschnitt. Mit diesen Kaufhäusern geht ein Ort der Versorgung und Begegnung verloren.″

Auch in Osnabrück geht die Sorge um, dass der Standort am Neumarkt weiter in eine Abwärtsspirale gerät. Wir müssen nun sehen, wie wir mit den Folgen für die Stadt klarkommen. Ich hoffe sehr, dass die Gesellschaft, der das Grundstück gehört, zügig mit der Stadt über eine Nachfolgeregelung ins Gespräch kommt″, sagte Griesert. Der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Niedersachsen-Bremen, Mark Alexander Krack, befürchtet, dass die Lücke in der Osnabrücker Innenstadt nicht so leicht zu schließen sein wird. So eine riesige Fläche wieder mit Einzelhandel zu beleben ist eine große Herausforderung″, sagte Krack unserer Redaktion.

Neben den Warenhäusern und zwei Schnäppchencentern werden nach Angaben des Gesamtbetriebsrats bundesweit auch 25 Reisebüros geschlossen. Noch offen ist das Schicksal der Karstadt-Sports-Häuser. Hier gelten mehr als zwei Drittel der rund 30 Filialen als gefährdet. Galeria Karstadt Kaufhof rechnet durch die Pandemie und den durch sie ausgelösten Konjunkturabschwung bis Ende 2022 mit Umsatzeinbußen von bis zu 1, 4 Milliarden Euro.

Bildtext:
Geschlossene Türen: Galeria Kaufhof in Osnabrück stellte gestern den Betrieb vorübergehend ein, Heute ab 9.30 Uhr ist wieder geöffnet.
Foto:
Michael Gründel

Kommentar
Der Verlust ist auch eine Chance

Galeria Kaufhof hatte es in Osnabrück nie leicht in der Ecke zwischen Möserstraße und Neumarkt. Es ist nur eine B-Lage, abgeschnitten vom Hauptstrom der Passanten und umzingelt von städtebaulichen Ruinen. Trotzdem stemmte sich das Kaufhaus tapfer gegen den Trend. Galeria Kaufhof ist nicht der große Magnet, der Kunden aus dem weiteren Umland anzieht. Das Haus konnte sich bislang auf eine treue Stammkundschaft aus dem engeren Umkreis verlassen.

Es überwiegen Ärger, Trübsal und Sorge angesichts des Verlustes von 65 Arbeitsplätzen und einer weiteren Brache an einer sehr exponierten Stelle der Stadt. Doch gibt es auch Anlass, die neue Lage mit Optimismus anzunehmen. Die Mitarbeiter werden sozial aufgefangen und haben Aussichten, auf dem robusten regionalen Arbeitsmarkt neue Jobs zu finden. Der Handelsstandort ist attraktiv genug, den Ausfall von Galeria Kaufhof zu verkraften. Die Handelszone Osnabrücks wird sich ohne Neumarkt-Center und Galeria Kaufhof künftig stärker auf das Kerndreieck Große Straße/ Kamp/ Nikolaiort konzentrieren.

Stadtpolitisch birgt das Ende des Warenhauses die Chance, das Quartier in eine andere Richtung zu entwickeln weg vom Handel, hin zum Wohnen und Arbeiten. Ein Schritt ist schon gemacht: Ein Investor wird nebenan ein neuartiges Wohnkonzept realisieren.

w.hinrichs@ noz.de

Osnabrück Diese Nachricht schlägt ein: Nach 25 Jahren unter dem Namen Galeria Kaufhof wird das Kaufhaus am Neumarkt geschlossen. Den Mitarbeitern war der Schock deutlich anzusehen, als sie gestern Nachmittag das Haus verließen. Bei den Kunden schwankte die Stimmung zwischen Ärger und Sorge um die Entwicklung der Innenstadt.

Freitag, 15 Uhr, an der Wittekindstraße in Osnabrück: Gerade ist die Bestätigung von dem gekommen, was viele Osnabrücker zu diesem Zeitpunkt bereits befürchtet haben dürften. Das seit Jahrzehnten an diesem Standort bestehende Kaufhaus wird geschlossen. Als eine von 62 Filialen in Deutschland ist Galeria Kaufhof in Osnabrück von den Schließungen im Zuge der Sanierung der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof betroffen.

Liebe Kunden, leider können wir aus organisatorischen Gründen unsere Filiale nicht öffnen″, ist auf Aushängen an den Eingangstüren des Kaufhauses zu lesen. Kunden stehen verwirrt davor, schauen durch die Glasscheiben. Im Inneren brennt zwar das Licht, doch die Türen sind verschlossen. Ist hier heute zu?″, fragt eine der Kundinnen. Ja, heute bleibt das Geschäft geschlossen. Und demnächst auch für immer. Ist das jetzt offiziell? Ich hatte das heute in den Nachrichten gelesen und noch gehofft, dass Osnabrück nicht davon betroffen ist″, sagt die Kundin. Es versammeln sich immer wieder Menschen mit überraschten Gesichtern vor den Türen des Warenhauses. Damit war ja schon zu rechnen nach dem, was man zuletzt alles gehört hat″, sagt ein weiterer Kunde. Mitte Mai war bereits bekannt geworden, dass der wirtschaftlich angeschlagenen GKK ein Kahlschlag droht. Damals war aber noch unklar, welche Filialen es treffen wird.

Um 14 Uhr erfuhren es die 65 Mitarbeiter offiziell, dass sie ihren Job am Standort Osnabrück verlieren werden. Nach der Betriebsversammlung kommen nach und nach die Angestellten aus dem Personalausgang. Einige gehen alleine raus, ein paar andere in Grüppchen. Die Stimmung ist verständlicherweise betrübt. Vielen der Mitarbeiter sieht man den Schock an, den die Nachricht hinterlassen hat. Etwas sagen möchte niemand von ihnen. Sie können sich doch wohl denken, wie man sich fühlt″, sagt eine Angestellte im Vorbeigehen.

In kleinen Gruppen stehen einige der Beschäftigten noch zusammen. Manche schweigen, andere sprechen miteinander und üben sich teils in Galgenhumor. Es scheint, als würde die Entscheidung für sie nach den Entwicklungen der vergangenen Wochen nicht komplett überraschend kommen. Dennoch: Die Hoffnung auf einen Erhalt der Filiale in Osnabrück bestand bei ihnen mit Sicherheit bis zuletzt.

Was kommt als Nächstes?

Ich finde es traurig, dass jetzt auch noch dieses große Kaufhaus in Osnabrück schließt″, sagt eine Kundin, die sich mit ein paar anderen vor den Eingangstüren des Warenhauses unterhält. Jetzt haben wir in der Innenstadt bald gar nichts mehr.″ Mit der Schließung von Galeria Kaufhof wird eine weitere Baustelle am ohnehin schon lange nicht mehr ansehnlichen Neumarkt eröffnet, findet sie: Ich hoffe, dass hierfür eine bessere Lösung gefunden wird als dieses nie gebaute Einkaufszentrum.″

Am Samstag öffnet das Kaufhaus um 9.30 Uhr wieder seine Türen. Wann es komplett geschlossen wird, ist noch nicht bekannt.

Bildtext:
Kein Grund zum Lachen: Galeria Kaufhof hat am Freitag nach der Mitarbeiterinformation nicht mehr geöffnet.
Foto:
Gründel

Osnabrück In die Sorge um die Mitarbeiter von Galeria Kaufhof mischt sich ein ungutes Gefühl, dass ein weiterer großer Leerstand den Neumarkt und das Umfeld weiter herunterziehen kann. Oberbürgermeister Wolfgang Griesert hofft auf ein Entgegenkommen der Eigentümerin, einer englischen Fondsgesellschaft. Reaktionen aus Politik und Einzelhandel.

Wolfgang Griesert, Oberbürgermeister: Galeria Kaufhof hat eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für die Handelszentralität der Stadt, auch wenn der Marktanteil in den vergangenen 20 Jahren durchaus geschrumpft sein dürfte. Wir müssen nun sehen, wie wir mit den Folgen für die Stadt klarkommen. Ich hoffe sehr, dass die Gesellschaft, der das Grundstück gehört, zügig mit der Stadt über eine Nachfolgeregelung ins Gespräch kommt. Der Standort Möserstraße/ Wittekindstraße hat auch Bedeutung für die Zukunft des Neumarktes.″

Alexander Illenseer, Geschäftsführer von Marketing Osnabrück: Für die 65 Mitarbeiter von Galeria Kaufhof ist das nach der Corona-Krise eine weitere Katastrophe.″ Illenseer warb dafür, dass sich Stadt und Immobilieneigentümer schnellstmöglich an einen Tisch setzen und über die Zukunft des Gebäudes sprechen sollten. Für den Standort Neumarkt und die gesamte Innenstadt ist es wichtig, dass Perspektiven entwickelt werden, was mit der Immobilie passieren kann″, so Illenseer. Die angekündigte Schließung bedeute für den Osnabrücker Einzelhandel, dass Segmente wie Haushaltswaren oder Spielzeug in der City künftig weniger stark vertreten sein würden. Kommt die Entscheidung für ihn überraschend? Ich hatte den Eindruck, dass der Standort durch die neue Geschäftsleitung durchaus eine positive Entwicklung genommen hat. Letztlich war es offenbar eine knappe Entscheidung.″

Volker Bajus, Fraktionschef der Grünen im Osnabrücker Rat: Die Schließung von Galeria Kaufhof in Osnabrück betrübt uns sehr. Das Gebäude hat eine lange Tradition als Kaufhaus und ist seit Jahrzehnten ein wichtiger Baustein in der Osnabrücker City. Uns tun insbesondere die Beschäftigten leid, die hier am Standort all die Jahre eine tolle Leistung erbracht und ihren Beitrag für die Attraktivität des Einzelhandelsstandorts Osnabrück geleistet haben. Der Oberbürgermeister und die Verwaltung sind jetzt gefordert, mit dem Eigentümer der Immobilie eine gute Nachfolgenutzung zu finden, die geeignet ist, einen Beitrag für eine lebendige Innenstadt zu leisten. Wir können uns an diesem Standort auch eine neue, gemischte Nutzung vorstellen, zum Beispiel mit Einzelhandel, Gastronomie und Wohnen.″

Mark Alexander Krack, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Niedersachsen-Bremen: So eine riesige Fläche wieder mit Einzelhandel zu beleben, ist eine große Herausforderung. Ob Interessenten, die ursprünglich ins neue Center ziehen wollten, nun auf das Galeria-Haus ausweichen wollen, wäre spannend zu erfahren. Einen Mieter für die Nachnutzung zu finden, der alle fünf Etagen für Gewerbe nutzt, ist aber sicherlich sehr ambitioniert. Aus meiner Sicht hat sich das Warenhaus nicht überlebt. Es hängt viel davon ab, wie sich das Warenhaus innen gestaltet. Der Erlebniseinkauf kann Kunden ziehen. Es bedarf eines Alleinstellungsmerkmals, die Kunden wollen sich umsorgt fühlen. L& T ist da für Osnabrück mit Sicherheit bereits der richtige Taktgeber: ob mit Attraktionen wie der Hase-Welle oder mit dem Gastronomiekonzept.″ In der Corona-Krise sieht Krack nicht die alleinige Ursache. Wenn man sich schon in schwierigem Fahrwasser befindet, kann einem der Shutdown den Boden unter den Füßen wegziehen. Die Corona-Pandemie war sicherlich der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.″ Aus Branchenkreisen habe er zudem vernommen, dass der Vermieter Galeria nicht entgegenkommen sein soll. Das habe die Situation sicherlich zusätzlich erschwert.

Sabine Gatz, Gewerkschaft Verdi: Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle betroffenen Kolleginnen und Kollegen. Nach mehr als 16 Jahren der Sanierung und des damit verbundenen Gehaltsverzichts stehen alleine in Niedersachsen die Existenzen von mehr als 350 Beschäftigten auf dem Spiel. Die Fehler sind hausgemacht, und die Corona-Krise war letztlich nur der Brandbeschleuniger.″

Bildtext:
Schwieriger Standort für ein Kaufhaus. Droht nun in zentraler Lage ein weiterer großer Leerstand?
Foto:
Michael Gründel
Autor:
Wilfried Hinrichs, Jean-Charles Fays, Christopher Bredow, Sebastian Philipp


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