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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Hilfe für Schwache – Pflege für Kranke
Zwischenüberschrift:
Johanniter-Unfall-Hilfe Osnabrück: 50 Jahre Dienst am Nächsten
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
OSNABRÜCK. Eine faszinierende Mischung aus 1000-jähriger Tradition und sehrl ebendiger Gegenwart umgibt die Feiern zum 50. Geburtstag der Johanniter-Unfall-Hilfe Osnabrück. Dielangen, schwarzen Rittermäntel mit dem weißen Kreuz gehören genauso dazu wie die grellrote Schutzkleidung der Rettungssanitäter. Beim feierlichen Einzug der Ordensritter in die Katharinenkirche zum Dankgottesdienst wurden die Ursprünge der modernen Johanniter-Hilfswerke greifbar.

Es war nämlich im Jahr 1099, als Kreuzzügler in Jerusalem den Orden gründeten von Anfang an mit der Zweckbestimmung, den Schwachen zu helfen und die Kranken zu pflegen. Bürgermeisterin Karin Jabs-Kieslerging beim Empfang im Steinwerk der Katharinengemeinde auf die Wurzeln der Johanniter ein, spannte den Bogen zu der heutigen evangelischen Ordensgemeinschaft als Stifter und Träger der karitativen Johanniter-Einrichtungen, erinnerte an Spuren der Ordensritter im Osnabrücker Land („ Kommenderiestraße″, Kommende Lage″) und begab sich dann in die Gegenwart, in dem sie den Aktiven der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) für 50 Jahre aufopferungsvollen Dienstes zum Wohl unseres Gemeinwesens″ im Namen von Rat und Verwaltung dankte.
Als Repräsentanten des JUH-Ortsverbandes Osnabrück stellten der ehrenamtliche Ortsbeauftragte Wilfried Nebel und der stellvertretende Geschäftsstellenleiter Kai Müller ihren Vereinim 50. Jahr seines Bestehens vor: Die Blaulicht-Dienste″ Notfallrettung als Teil des Rettungsdienstes der Stadt Osnabrück, Katastrophenschutz, Schnelle Einsatzgruppe und Rettungshundestaffel gehören dazu, aber auch die meistens mit weniger Dramatik auskommenden, dabei genauso wichtigen Leistungen wie Krankentransporte und Behinderten-Fahrdienste, ambulante Pflege, Hausnotruf und das mobile Tischlein-deck-dich″, der Menüservice (früher: Essen auf Rädern″) für Alte und Kranke. Und nicht zuletzt der Sanitätsdienst, der bei allen Großveranstaltungen präventiv vorgeschrieben ist.
Die Osnabrücker JUH-Rettungswache an der Brückenstraße ist eine anerkannte Lehr-Rettungswache″. Ausbildungsleiterin Katja Könker organisiert Kurse zum Ersthelfer und zum Rettungsassistenten für verschiedenste Zielgruppen. Beispielsweise lässt auch die Polizei ihre Streifenpolizisten hier schulen. Dann kommt die Multifunktionspuppe″ zum Einsatz, ein ziemlich intelligenter Dummy, den man auf alle Ersthilfeanforderungen von der Reanimation bis zur Intubation programmieren kann. Kostenpunkt: 10 000 Euro. Weniger bekannt ist in der Öffentlichkeit, dass die JUH auch betreutes Wohnen anbietet, und zwar in der Seniorenwohnanlage Fürstenhof″ am Fürstenauer Weg in Haste. Und sie betreibt die Sanitätsstation des Grenzdurchgangslagers in Bramsche-Hesepe.
50 Hauptamtliche und 40 ehrenamtlich Aktive sorgen dafür, dass die JUH Osnabrück all ihren Aufgaben nachkommen kann. Zu den Ehrenamtlichen gehören die Hundeführer der Rettungshundestaffel. Und natürlich die Hunde selbst: elf an der Zahl, die wegen ihrer Sucherfolge schon öfter für überregionale Schlagzeilen gesorgt haben.„Wenn unsere Hunde in einem bestimmten Geländestück niemanden finden, dann ist da auch keiner″, sagt Wilfried Nebel, und darauf verlasse sich die Polizei. Manchmal werden sie aber auch fündig. Wie vor einigen Jahren in Melle. Die Suche nach einer verwirrten Fraumit einem Riesen-Aufgebot an Polizisten und Feuerwehrleuten, mit Hubschrauber und Infrarot-Suchgerät sollte gerade abgebrochen werden. Dann fand Hündin Sahra die Frau in einer Garagenzufahrt, gerade noch rechtzeitig für die ärztliche Hilfe, die die Frau benötigte. Sahra wurde als Lebensretterin gefeiert und schaffte es bis ins Fernsehen.
Kein Jubiläum ohne Rückschau auf die Anfänge. Männer der ersten Stunde″ waren gekommen, unter ihnen Pastor René Leudesdorff. Er war damals junger Pfarrer der Inneren Mission für den Sprengel Osnabrück und für seine ansteckende Tatkraft bekannt. Einige Jahre zuvor, damals noch Theologiestudent, hatte er die von den Engländern als Bombenabwurfplatz missbrauchte Insel Helgoland besetzt″ und die Rückgabe an die Insulaner ertrotzt. Das war 1952. Zehn Jahre später war der Befreier von Helgoland″ in Osnabrück gelandet und suchte sinnhafte Aufgaben für ihm anvertraute Jugendliche. Wir wollten ihnen Gestaltungsräume für die christliche Hilfe von Mensch zu Mensch schaffen″, beschrieb er den Gründungsanlass für den JUH-Ortsverband. Gemeinsam mit Ordensritter Albrecht von Gusovius initiierte er Erste-Hilfe-Kurse am Ratsgymnasium und am EMA-Gymnasium. Hinterher wurde gefragt, wer denn dabeibleiben möchte. Wolfgang Christiansen, Andreas Cludius und Rainer Bruns sagten Ja, wir machen′ s″. Sie bauten den Verein auf.
Erstes Fahrzeug war ein VW-Transporter Baujahr1 953, von dem sich die britische Armee wegen Altersschwäche getrennt hatte. Großteils in Eigenleistung päppelten ihn die JUH-Freiwilligen auf, 1966 wurde er als Krankentransportwagen in Betrieb genommen. Den konnten nur zwei Leute von uns fahren, das ging nur mit Zwischengas″, erinnerte sich Rainer Bruns.
Und er hatte noch mehr Anekdoten auf Lager. Etwa von einer Übung auf dem Marktplatz in den 1960er-Jahren. Die Johanniter wollten der Öffentlichkeit zeigen, was sie alles konnten. Zur Bergung Verletzter″ mussten diese realistisch geschminkt werden. Pastor Willi Wüppermann war als Verletzter″ vorgesehen. Doch man hatte nicht an das Blut gedacht. Wüppermann fackelte nicht lange, setzte sich in den Bulli, brauste zum Schlachthof und kaufte fünf Liter Blut. Sein″ Blut. Die Schau war gerettet.

Bildtexte:
Ein ziemlich intelligenter Dummy: Ausbildungsleiterin Katja Könker (Foto oben, rechts) zeigt, was die Puppe alles kann: Von der Reanimation bis hin zur Intubation kann der Dummy programmiert werden. Wilfried Nebel, Kai Müller und Olaf Poloczek-Lüke (von links) schauen interessiert zu, auch Rettungshund Sunny″ war mit von der Partie. Und auch das gehörte zur Jubiläumsfeier: Das historische Bild links stammt aus den frühen 1970er-Jahren. Auf der Verbrauchermesse OSNA″ an der Halle Gartlage sorgte unter anderem der VW-Bulli, der als Krankentransportwagen genutzt wurde, für Aufmerksamkeit.
Ein Prosit auf das Jubiläum des Johanniter-Ortsverbandes Osnabrück (von links): Hans-Ulrich Diers, Wilfried Nebel, Karin Jabs-Kiesler, Wilfried Barysch und Kai Müller feiern das 50-jährige Bestehen.
Fotos:
privat/ Dierks, Egmont Seiler
Autor:
Joachim Dierks


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