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1.
Erscheinungsdatum:
02.06.2020
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
„Manipulativer Gesinnungsjournalismus″
Zwischenüberschrift:
Osnabrücker Calmeyer-Initiative kontert Kritik aus Holland
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Heftige
Kritik
aus
den
Niederlanden
am
Osnabrücker
NS-
Funktionär
und
Judenretter
Hans
Calmeyer
facht
die
Debatte
um
das
geplante
Museum
in
seiner
Heimatstadt
neu
an.
In
einer
gemeinsamen
Erklärung
äußern
sich
Calmeyer-
Initiative
und
Remarque-
Gesellschaft.
Auch
die
SPD-
Ratsfraktion
macht
ihren
Standpunkt
klar.
Im
Augenblick
gebe
es
in
den
Niederlanden
„
eine
lautstarke
Kampagne″
unter
dem
Motto
„
Keine
Ehre
für
Calmeyer″,
stellt
Joachim
Castan
fest.
Der
stellvertretende
Vorsitzende
der
Osnabrücker
Hans-
Calmeyer-
Initiative
(HCI)
,
zugleich
einer
der
wissenschaftlichen
Berater
der
Stadt
in
Sachen
Calmeyer-
Haus,
spricht
dabei
auch
im
Namen
der
Osnabrücker
Erich-
Maria-
Remarque-
Gesellschaft.
Motor
dieser
„
Kampagne″
sei
die
niederländische
Journalistin
Els
van
Diggele.
Sie
hat
im
April
ein
Buch
über
die
92-
jährige
Holocaust-
Überlebende
Femma
Fleijsman-
Swaalep
veröffentlicht
–
in
der
Absicht,
an
Calmeyers
Ruf
als
„
größtem
deutschen
Judenretter
im
Zweiten
Weltkrieg″
zu
kratzen.
Denn
obwohl
er
es
als
Leiter
der
NS-
Entscheidungsstelle
in
Den
Haag
angeblich
gekonnt
hätte,
verhinderte
der
Osnabrücker
Jurist
die
Deportation
der
damals
jugendlichen
Amsterdamerin
nach
Auschwitz
nicht.
Geht
es
um
Sensation?
Anerkannte
Experten
haben
für
dieses
eher
untypische
Verhalten
Calmeyers
bereits
mögliche
Erklärungen
ins
Feld
geführt:
etwa
die
ungünstigen
Papiere
der
verfolgten
Jüdin
oder
die
zu
jener
Zeit
strenge
Beobachtung
Calmeyers
durch
die
SS.
Doch
van
Diggele
meine
offenbar,
„
aufgrund
der
Analyse
eines
einzigen
Falls,
dem
der
Femma
Fleijsman-
Swaalep,
Calmeyer
völlig
neu
beurteilen
können″,
empört
sich
Castan.
„
Das
ist
unwissenschaftlich
und
bedient
lediglich
Aspekte
eines
manipulativen
Gesinnungsjournalismus.″
Dasselbe
gelte
für
die
Anfang
Mai
im
niederländischen
Fernsehen
ausgestrahlte
Doku
des
Filmemachers
Alfred
Edelstein.
Sein
Film,
der
genauso
heißt
wie
van
Diggeles
Begleitbuch
(„
Das
Rätsel
von
Femma
–
Beute
eines
Menschenretters″)
,
verrate
bereits
im
Titel,
dass
es
hier
„
weniger
um
historische
Aufklärung
geht,
sondern
um
,
Sensation′
und
einen
vorgeblichen
,
Skandal′″.
Die
Autoren
würden
in
dem
TV-
Beitrag
nicht
einmal
davor
zurückschrecken,
den
Osnabrücker
Calmeyer-
Biografen
Mathias
Middelberg
„
durch
suggestive
Interview-
Fragen
und
unfairen
Schnitt
regelrecht
vor
der
Kamera
vorzuführen″.
Das
Fazit
über
Calmeyers
Rettungswerk
bleibe
und
sei
jüngst
durch
die
Forschungen
der
niederländischen
Historikerin
Petra
van
den
Boomgaard
Fall
für
Fall
bestätigt
worden:
65
Prozent
der
Menschen,
über
deren
„
rassische″
Zugehörigkeit
Calmeyer
damals
zu
entscheiden
hatte,
wurden
gerettet
–
insgesamt
waren
das
mehrere
Tausend.
25
Prozent
erhielten
einen
negativen
Bescheid.
Bei
10
Prozent
ist
die
Lage
unklar.
Ausgewogenheit
Warum
Calmeyer
nicht
alle
Antragsteller
gerettet
hat?
Dazu
Castan:
„
Mit
seiner
Entscheidungspraxis
ging
Calmeyer
ein
enormes
persönliches
Risiko
für
sich
und
seine
Mitarbeiter
ein.
Im
September
1944
drohte
alles
aufzufliegen.″
Wenn
sich
jetzt
ein
Osnabrücker
Strafverteidiger
wie
Thomas
Klein
veranlasst
sehe,
Calmeyer
hypothetisch
wegen
x-
facher
Beihilfe
zum
Mord
anzuklagen,
dürfe
„
das
Gedankenspiel
erlaubt
sein,
ob
heutige
Juristen
in
dieser
Zeit
den
gleichen
Mut
wie
Calmeyer
damals
besessen
hätten″.
In
seinen
eigenen
drei
Ausstellungen
zum
Thema
Calmeyer
habe
er,
Castan,
es
stets
so
gehalten,
die
Fälle
von
drei
Geretteten
neben
den
Fall
einer
negativen
Entscheidung
zu
stellen.
Vergleichbar
solle
es
auch
in
dem
geplanten
Calmeyer-
Haus
gehandhabt
werden.
„
Eine
abgewogene
Darstellung
von
Calmeyers
einzigartigem
Rettungswerk
in
seiner
Heimatstadt
wäre
ein
Gewinn
für
die
Osnabrücker
Museumslandschaft″,
ist
der
Historiker
überzeugt.
Ein
stattdessen
von
der
Kulturverwaltung
ins
Spiel
gebrachtes
Konzept
eines
„
Friedenslabors″
hingegen
würde
„
Calmeyers
Einmaligkeit
wie
auch
seine
Tragik
verwässern
und
wäre
eine
lauwarme
Provinzposse,
die
vergeblich
auf
Besucher
warten
würde″.
Haus
für
NS-
Geschichte
Das
allerdings
sieht
die
SPD-
Ratsfraktion
anders.
Das
neue
Museum
nach
Calmeyer
zu
benennen,
sei
kritisch.
Inhaltlich
aber
befinde
sich
die
Kulturverwaltung
„
auf
einem
guten
Weg″,
meint
der
kulturpolitische
Sprecher
der
SPD-
Ratsfraktion,
Heiko
Schlatermund.
Das
Haus
solle
„
regionale
NS-
Geschichte
aufarbeiten″.
Dabei
gehe
es
„
eben
nicht
allein
und
einzig
um
die
Person
eines
deutschen
Vertreters
in
den
damals
besetzten
Niederlanden
und
sein
Wirken
als
,
Entscheider′,
sondern
auch
darum,
die
ambivalente
Rolle
in
der
NS-
Zeit
zu
problematisieren″.
Außer
Calmeyer
seien
deshalb
„
auch
die
,
stillen
Helden′
zu
beachten″.
Dazu
zählt
die
Osnabrücker
SPD
„
Männer
und
Frauen
aus
Parteien,
Gewerkschaften
und
vielen
weiteren
Organisationen,
die
im
Nazi-
Deutschland
Widerstand
geleistet
und
dafür
ihr
Leben
riskiert
oder
gar
gelassen
haben″.
Bildtexte:
Hans
Calmeyer
(1903–1972)
rettete
als
NS-
Funktionär
im
Zweiten
Weltkrieg
Tausenden
niederländischen
Juden
das
Leben.
Femma
Flijsman-
Swaalep
heute
mit
über
90
Jahren,
ihre
Deportation
nach
Auschwitz
wurde
von
Calmeyer
nicht
verhindert.
Fotos:
Yad
Vashem,
Evangelische
Omroep
Autor:
Sebastian Stricker