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1.
Erscheinungsdatum:
26.01.2012
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Sexuelle Zwangsarbeit: Bordelle in Todeslagern
Zwischenüberschrift:
Nationalsozialisten zwangen 200 Frauen zur Prostitution in Konzentrationslagern – Ausstellung in Osnabrück
Artikel:
Originaltext:
OSNABRÜCK.
Was
Opfer
und
Täter
verband,
war
das
Tabu.
Es
sollte
ein
halbes
Jahrhundert
dauern,
bis
Details
ans
Licht
kamen.
Die
Nationalsozialisten
hatten
seit
1942
in
zehn
Konzentrationslagern
Bordelle
eingerichtet
und
etwa
200
Frauen
zur
Prostitution
gezwungen
–
unter
anderem
in
Auschwitz.
Darüber
informiert
eine
Ausstellung
im
Osnabrücker
Erich-
Maria-
Remarque-
Friedenszentrum,
in
die
heute
um
18
Uhr
der
Berliner
Kulturwissenschaftler
Dr.
Robert
Sommer
einführen
wird.
Ohne
ihn
wäre
kaum
etwas
über
das
verstörende
Thema
bekannt:
Was
so
lange
verschwiegen
worden
war,
hat
er
über
Jahre
erforscht
und
in
seiner
Dissertation
„
Das
KZ-
Bordell.
Sexuelle
Zwangsarbeit
in
nationalsozialistischen
Konzentrationslagern″
dokumentiert
–
und
manche
damit
verstört.
Sommer
formuliertes
so:
„
Das
sich
uns
eingeprägte
Bild
von
Gaskammern,
Leichenbergen
und
ausgehungerten
Häftlingen
lässt
keinen
Platz
für
die
Vorstellung,
dass
es
in
den
selben
Todeslagern
Bordelle
für
Häftlinge
gegeben
hat.″
Es
war
die
Idee
von
Heinrich
Himmler:
Sex
als
Belohnung
für
Häftlinge.
Der
„
Reichsführer-
SS″
glaubte,
dass
die
Gefangenendann
fleißiger
für
die
Rüstungsindustrie
arbeiten
würden.
Sommer
vermutet
in
seiner
Dissertation,
dass
die
Nationalsozialisten
die
Bordelle
auch
deshalb
einrichteten,
weil
sie
der
Homosexualität
unter
den
Zwangsarbeitern
vorbeugen
wollten.
Heinrich
Himmler
beauftragte
die
SS,
in
Frauen-
Konzentrationslagern
wie
Ravensbrückoder
Auschwitz-
Birkenau
nach
geeigneten
Opfern
zu
suchen.
Es
handelte
sich
um
Frauen,
die
durch
das
Raster
der
nationalsozialistischen
Ideologie
gefallen
und
als
„
Asoziale″
verhaftet
worden
waren.
Viele
von
ihnen
hatten
den
Arbeitsdienst
oder
die
Mitgliedschaft
beim
Bund
Deutscher
Mädel
(BDM)
verweigert,
manche
bereits
als
Prostituierte
gearbeitet.
Auch
Frauen
aus
Polen,
der
Ukraine
und
Weißrussland
kamen
in
die
Auswahl,
jedoch
keine
Jüdinnen.
Alle
waren
zwischen
17
und
35
alt.
Die
SS-
Leute
zwangen
die
Frauen
und
machten
ihnen
falsche
Versprechungen,
etwa
dass
sie
nach
einem
halben
Jahr
freigelassen
würden.
Weil
sie
offensichtlich
unter
der
Haft
gelitten
hatten,
überwiesen
die
SS-
Leute
die
ausgewählten
Frauen
zunächst
in
Krankenreviere.
Sommer
spricht
von
„
Aufpäppeln″
unter
anderem
mit
Höhensonnen,
bevor
sie
in
die
Männerlager
kamen.
Die
Nationalsozialisten
nannten
die
Bordelle
„
Sonderbauten″.
Das
erste
von
ihnen
errichteten
sie
1942
im
Konzentrationslager
Mauthausen,
später
unter
anderem
auch
in
Dachau,
Buchenwald
und
Sachsenhausen.
Die
SS
führte
ein
Prämiensystem
für
die
Häftlinge
ein
und
führte
akribisch
Buch.
Juden
waren
von
den
Bordellbesuchen
ausgeschlossen.
Die
SS
überwachte
den
Betrieb
der
Bordelle,
damit
keine
Privatsphäre
entstehen
konnte.
In
den
Zimmertüren
waren
Gucklöcher
eingebaut.
Die
Häftlinge
mussten
die
Hose
herunterlassen,
und
sie
durften
nicht
mit
den
Zwangsprostituierten
reden.
Dabei
waren
sie
dem
Voyeurismus
ausgesetzt.
Der
Besuch
war
auf
maximal
15
Minuten
beschränkt.
Ebenfalls
die
Männer
waren
so
einer
Erniedrigung
ausgesetzt.
Und
die
Nationalsozialisten
machten
sie
nebenbei
zu
Mittätern.
Gleichwohl
fand
Sommer
heraus,
dass
es
den
Häftlingen
nicht
unbedingt
um
den
Geschlechtsverkehr
ging,
sondern
um
Kontakt:
Viele
hatten
seit
Langem
keine
Frau
mehr
gesehen.
Und
ebenfalls
viele
waren
nach
Sommers
Einschätzung
physisch
nicht
mehr
zum
Sexualakt
fähig.
Das
Schweigen
nach
dem
Krieg
kommentiert
Sommer
so:
„
Die
Frauen
der
KZ-
Bordelle
sind
traumatisiert
und
reden
aus
Angst
vor
Repressionen
seitens
anderer
Überlebender
und
ihrer
privaten
Umwelt
nicht
über
das
Bordellkommando.
Männer,
die
das
Häftlingsbordell
besuchten,
waren
Akteure
sexueller
Gewalt
und
schweigen
ebenso.″
So
sind
nur
zwei
Fälle
von
Anträgen
auf
Entschädigung
dokumentiert.
Doch
hatten
die
Frauen
damit
keinen
Erfolg.
Sie
fielen
durch
die
Maschen
des
Bundesentschädigungsgesetzes.
An
das
dunkle
Kapitel
des
Nationalsozialismus
wird
heute
anlässlich
des
Jahrestages
der
Befreiung
des
Konzentrationslagers
Auschwitz
im
Bundestag
gedacht.
Literaturkritiker
Marcel
Reich-
Ranicki
–
Überlebender
des
Holocausts
–
wird
eine
Rede
halten.
Bildtext:
Wer
als
Häftling
einen
Antrag
auf
den
Besuch
eines
KZ-
Bordells
stellte,
machte
sich
zum
Mittäter
an
der
Zwangsprostitution.
Die
SS
wählte
200
Frauen
als
Prämien
in
Konzentrationslagern
aus:
So
sollten
Häftlinge
in
der
Rüstungsindustrie
zu
mehr
Leistung
motiviert
werden.
Foto:
Ausstellung
Autor:
Jann Weber