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1.
Erscheinungsdatum:
20.05.2020
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Laubenpieper müssen raus
Die wilden Gärten werden geräumt
Zwischenüberschrift:
Gärten in der Gartlage werden geräumt
Unruhe in der Gartlage: Laubenpieper lassen ihr Paradies frustriert zurück
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Mehr
als
100
Pächter
von
Gartenparzellen
hinter
der
Halle
Gartlage
haben
kürzlich
eine
Kündigung
in
ihren
Briefkästen
gefunden.
Bis
Ende
Oktober
sollen
sie
aus
den
Gärten
am
Sandbach
raus
sein.
Abgesendet
hatte
die
Erbengemeinschaft
Schwartze/
Wilhelms
aus
München
die
Schreiben
bereits
vor
Ausbruch
der
Corona-
Krise,
als
noch
Gerüchte
die
Runde
machten,
dass
hier
ein
neues
Stadion
für
den
VfL
entstehen
könnte.
Auch
wenn
das
vorerst
kein
Thema
mehr
ist:
Hoffnung
machen
dürfen
sich
die
nicht
in
einem
Verein
organisierten
und
lediglich
geduldeten
Gärtner
wohl
keine
mehr.
Osnabrück
In
den
wilden
Gärten
hinter
der
Halle
Gartlage
in
Osnabrück
ist
die
Aufregung
groß:
Weit
mehr
als
100
Laubenpieper
haben
die
Kündigung
bekommen
und
räumen
nun
ihre
Parzellen.
Es
wird
geraunt,
auf
dem
Areal
solle
ein
neues
Stadion
für
den
VfL
entstehen,
doch
das
ist
schon
überholt.
Zurück
bleiben
Frust
und
große
Trümmerberge.
Die
Kündigung
kam
Anfang
März,
kurz
vor
der
Corona-
Krise.
Absender
war
die
Erbengemeinschaft
Schwartze/
Wilhelms
aus
München.
Seit
Jahresbeginn
stand
in
Osnabrück
zur
Diskussion,
ob
der
VfL
als
Zweitligist
an
der
Bremer
Brücke
bleiben
oder
ein
neues
Stadion
bekommen
müsse.
Das
war
der
Plan
B
für
die
Flächen
am
Bahndamm
in
der
Gartlage.
Alles
noch
sehr
unkonkret,
aber
für
ein
neues
Trainingszentrum
ebenfalls
in
der
Aue
am
Sandbach
sollte
möglichst
kurzfristig
Platz
geschaffen
werden.
Auch
dafür
hätten
die
Kleingärten
geräumt
werden
müssen.
Jetzt
kommt
alles
ganz
anders.
Von
einem
neuen
Stadion
ist
in
Corona-
Zeiten
nicht
mehr
die
Rede,
und
die
neuen
Trainingsplätze
werden
wohl
eher
auf
dem
früheren
Kasernengelände
am
Limberg
entstehen.
Stadtkämmerer
Thomas
Fillep
sagt,
dass
die
Stadt
nicht
mehr
auf
die
Flächen
in
der
Gartlage
setze.
Die
Verhandlungen
mit
der
Erbengemeinschaft
Schwartze/
Wilhelms
lägen
auf
Eis,
weil
deren
Forderungen
so
hoch
seien,
„
dass
wir
sie
nicht
erfüllen
können″.
Dennoch
sind
die
Kündigungen
für
die
Pächter
der
Gartenparzellen
zum
31.
Oktober
wirksam,
und
in
der
Laubenkolonie
hat
sich
Enttäuschung
breit
gemacht.
Die
Gärten
am
Sandbach
gehören
zu
keinem
„
ordentlichen″
Kleingartenverein,
sie
sind
nur
geduldet.
Als
Grabeland.
So
nennt
die
Stadt
Zwischennutzungen
für
Flächen,
deren
große
Stunde
aus
Mangel
an
Geld
oder
Entschlossenheit
noch
nicht
gekommen
ist.
Kein
Schutz
Für
das
bunte
Völkchen,
das
auf
solchen
Provisorien
Gemüse
anbaut
oder
Hühner
hält,
gibt
es
deshalb
keinen
Schutz,
wenn
es
nach
Jahrzehnten
zur
Vertreibung
aus
dem
Paradies
kommt.
Die
Werte,
die
in
Gartenlauben
und
Bepflanzungen
stecken,
lassen
sich
nicht
von
der
einen
Laubenkolonie
in
die
nächste
transferieren.
Und
eine
Entschädigung
für
die
Nutzer
von
Grabeland
ist
nirgendwo
vorgesehen.
Mit
einer
Mischung
aus
Wut
und
Verzweiflung
zerstören
viele
Laubenpieper
in
diesen
Tagen,
was
sie
lieben.
Gartenhäuser,
Gewächshäuser
und
Hühnerställe
verschwinden
von
der
Bildfläche,
Beete
werden
eingeebnet
und
Bäume
gefällt.
Ein
Pächter
ist
gleich
mit
dem
Bagger
in
der
Kolonie
aufgetaucht
und
hat
Tabula
rasa
gemacht.
So
gründlich,
dass
seine
Parzelle
nur
noch
aus
dem
nackten
Boden
besteht.
Bäume
und
Büsche
dürfen
in
dieser
Jahreszeit
allerdings
nicht
gerodet
werden,
weil
brütende
Vögel
und
Kleintiere
zu
schützen
sind.
Und
der
Müll
muss
fachgerecht
entsorgt
werden.
Doch
das
hat
sich
unter
manchen
Gartenpächtern
wohl
noch
nicht
herumgesprochen.
Hinter
manchen
Hecken
lagern
wilde
Deponien
aus
Abbruchmaterial,
alten
Heizöltanks,
Kinderspielzeug
und
ausgedienten
Möbeln.
Für
asbesthaltige
Dachabdeckungen
und
problematische
Dämmstoffe
stehen
immerhin
großformatige
Bigbags
bereit,
aber
nicht
alle
Gartenfreunde
scheinen
sich
damit
so
gut
auszukennen
wie
Serim
Yücel,
der
sich
als
Profi
vom
Bau
vorstellt.
Der
50-
Jährige
hat
seine
Asbestdächer
schon
entsorgt
und
räumt
seine
Doppelparzelle
gründlich
auf.
Eigentlich
hatte
er
ein
neues
Häuschen
bauen
wollen,
und
nun
ist
er
froh,
dass
er
damit
noch
nicht
angefangen
war,
als
die
Kündigung
kam.
„
Was
soll
ich
machen?
″,
fragt
er
enttäuscht.
Aber
mit
seiner
Tatkraft
ist
er
zuversichtlich,
seine
Pläne
in
einem
anderen
Kleingarten
verwirklichen
zu
können.
Eine
Familie
schräg
gegenüber
holt
in
diesen
Tagen
alles
Brauchbare
aus
ihrer
Parzelle,
das
in
ihrem
neuen
Garten
am
Schinkelberg
von
Nutzen
sein
könnte.
„
Wir
haben
hier
viel
Spaß
gehabt
im
Sommer″,
erzählt
Filipa
da
Costa,
die
Mutter
von
zwei
kleinen
Töchtern.
Im
Sommer
wurden
Marmelade
und
Apfelsaft
hergestellt,
und
die
Hühner
lieferten
Eier.
Inzwischen
musste
Opa
Mario
die
Hühner
schlachten,
weil
die
nicht
mit
umziehen
dürfen.
Familie
da
Costa
bedauert
zwar,
dass
sie
ihr
Refugium
in
der
Gartlage
nach
sieben
Jahren
aufgeben
muss,
aber
sie
will
sich
jetzt
auf
ihr
Neuland
konzentrieren.
Trauer
um
Parzellen
Viele
ältere
Pächter
nehmen
mit
Verbitterung
Abschied
von
der
lieb
gewordenen
Scholle.
Der
80-
jährige
Herbert
Mock,
der
seinen
richtigen
Namen
nicht
nennen
will,
sieht
sich
außerstande,
noch
mal
von
vorne
anzufangen.
„
Ich
habe
Krebs″,
sagt
er
nur.
Zuerst
wollte
er
das
Gelände
abräumen,
doch
dann
wurde
ihm
klar,
dass
seine
Kräfte
das
nicht
mitmachen.
Jetzt
hat
er
sich
vorgenommen,
alles
stehen
zu
lassen
und
bis
zum
31.
Oktober
zu
bleiben.
Die
Kaution
von
500
Euro
kann
er
damit
in
den
Schornstein
schreiben.
Schlimmer
findet
Herbert
Mock,
dass
es
keine
Entschädigung
gibt.
So
wie
er
hätten
viele
Gartenfreunde
jahrzehntelang
ihre
Anlagen
gepflegt
und
viel
Geld
investiert.
Von
einer
älteren
Frau
wisse
er,
dass
sie
weinend
auf
dem
Balkon
sitze,
weil
man
ihr
die
„
Lebensader
genommen″
habe.
Betrübt
über
das
bevorstehende
Ende
ist
auch
Johannes
Dick,
der
mit
seinem
kaputten
Knie
kaum
noch
aus
dem
Auto
steigen
kann.
10
000
Euro,
so
rechnet
er
vor,
habe
er
im
Laufe
der
Zeit
in
sein
Gartenhäuschen
investiert.
„
Nur
fürs
Material″,
wie
er
betont,
während
er
an
seiner
Zigarette
zieht.
Als
er
vor
30
Jahren
seine
Parzelle
übernahm,
musste
er
den
Müll
seiner
Vorgänger
abräumen
und
das
Land
urbar
machen.
Dafür
befreite
ihn
der
Verpächter
zwei
Jahre
lang
von
der
Zahlung.
Jetzt
ist
das
ordentlich
gezimmerte
Gartenhaus
eines
der
wenigen,
das
noch
unversehrt
da
steht.
Dick
sieht
sich
außerstande,
den
Holzbau
zu
demontieren
und
an
anderer
Stelle
wieder
aufzubauen.
Und
auch
seine
Tochter,
der
er
die
Parzelle
vor
einem
Jahr
überlassen
hat,
kann
da
wohl
nichts
machen.
Der
59-
Jährige
hat
Unterschriften
gesammelt
und
Oberbürgermeister
Wolfgang
Griesert
um
Hilfe
gebeten.
Doch
der
konnte
auch
nur
sein
Bedauern
und
zugleich
die
Hoffnung
auf
ein
anderes
Stück
Garten
ausdrücken.
Ähnlich
äußerten
sich
die
angeschriebenen
Fraktionen.
„
Das
tut
sehr
weh″,
sagt
Johannes
Dick.
Unsere
Redaktion
hat
die
Erbengemeinschaft
am
Montag
um
eine
Stellungnahme
gebeten.
Sprecherin
Anke
Wilhelms
teilte
dazu
mit,
sie
wolle
sich
erst
mit
den
anderen
Mitgliedern
der
Erbengemeinschaft
abstimmen.
Bildtexte:
Familie
da
Costa
räumt
ihre
Parzelle.
Sie
gehört
zu
den
wenigen
Pächtern,
die
sich
einen
neuen
Kleingarten
gesichert
haben.
Dennoch
ist
die
Enttäuschung
von
Filipa
da
Costa
und
ihrem
Vater
Mario
groß.
Bis
spätestens
Ende
Oktober
müssen
die
Pächter
ihre
Grundstücke
räumen.
Tabula
rasa
hat
ein
Pächter
mit
dieser
Parzelle
gemacht.
Bäume
und
Büsche
zu
roden,
ist
in
dieser
Jahreszeit
allerdings
nicht
erlaubt.
Einer,
der
aufräumt:
Auch
Serim
Yücel
muss
seinen
Garten
in
der
Gartlage
aufgeben.
Johannes
Dick
vor
dem
Garten,
den
er
im
letzten
Jahr
seiner
Tochter
übergeben
hat.
Fotos:
Michael
Gründel
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert