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1.
Erscheinungsdatum:
13.05.2020
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Corona treibt Möwe gGmbH in die Insolvenz
Möwe muss die Notbremse ziehen
Zwischenüberschrift:
Gemeinnütziger Betrieb geht in die Insolvenz / 180 Beschäftigte betroffen
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Eine
wichtige
Osnabrücker
Sozialeinrichtung
steht
auf
der
Kippe:
Die
Möwe
gGmbH
geht
in
die
Insolvenz.
Ziel
ist,
das
seit
über
30
Jahren
erfolgreiche
Arbeitslosenprojekt
zu
retten.
Der
alleinige
Gesellschafter
der
gemeinnützigen
Gesellschaft,
der
Katholische
Verein
für
soziale
Dienste
(SKM)
,
hat
am
Dienstag
Antrag
auf
Einleitung
eines
Insolvenzverfahrens
in
Eigenverantwortung
beim
Amtsgericht
Osnabrück
gestellt.
Dieses
Verfahren
ermöglicht
es,
dass
die
Möwe
finanzielle
Lasten
abwerfen
und
die
Geschäftsführung
den
Sanierungsprozess
selbst
in
die
Hand
nehmen
kann.
Ziel
sei
es,
möglichst
viele
Arbeitsplätze
zu
erhalten,
teilte
der
SKM
mit.
Die
Möwe
gGmbH
setzt
seit
zwei
Jahren
ein
Sparprogramm
um.
Der
Corona-
Lockdown
hat
das
Geschäft
nun
zum
Einsturz
gebracht.
Osnabrück
Seit
zwei
Jahren
ringt
die
Möwe
gGmbH
um
das
wirtschaftliche
Überleben.
Manchmal
wurde
es
am
Monatsende
sogar
knapp
mit
den
Lohnzahlungen,
wie
Geschäftsführer
Hans
Bösken
am
Dienstag
im
Pressegespräch
einräumte.
Jetzt
hat
Corona
dem
sozialen
Betrieb
die
Luft
zum
Atmen
genommen:
Die
Möwe
gGmbH
geht
in
die
Planinsolvenz.
Sie
muss
nun,
begleitet
von
einem
vom
Gericht
bestellten
Rechtsanwalt
(Sachwalter)
,
einen
Sanierungsplan
aufstellen.
Drei
Monate
haben
Geschäftsführung
und
der
Trägerverein
SKM
dafür
Zeit.
Der
Betrieb
wird
in
allen
Bereichen
fortgeführt.
Das
Soziale
Kaufhaus
am
Hauswörmannsweg
und
Jonathans
Laden
an
der
Johannisstraße
bleiben
geöffnet.
Das
sind
die
Gründe:
Zurückgehende
Fördergelder,
eine
sinkende
Zahl
der
zu
betreuenden
Arbeitslosen
und
die
Folgen
der
Corona-
Krise:
Das
sind
nach
Angaben
der
Verantwortlichen
die
wichtigsten
drei
Gründe
für
die
Zahlungsschwierigkeiten.
Die
wirtschaftliche
Basis
wurde
für
die
Möwe
in
den
vergangenen
Jahren
immer
schmaler,
wie
SKM-
Geschäftsführer
Michael
Strob
sagte.
„
Ein
sozialer
Betrieb
wie
die
Möwe
kann
sich
nicht
selbstständig
finanzieren,
sondern
ist
auf
Fördermittel
angewiesen.
Die
Förderkulisse
wurde
in
den
letzten
Jahren
immer
enger.
Zudem
wurde
durch
die
gute
Arbeitsmarktlage
die
Zahl
der
zu
betreuenden
arbeitslosen
Menschen
geringer.
Zuletzt
haben
wir
mit
unseren
Angeboten
eine
Versorgungslücke
im
staatlichen
System
gefüllt,
wurden
dafür
aber
nicht
entsprechend
vergütet.″
Trotz
einer
nur
symbolischen
Miete,
trotz
regelmäßiger
Zuschüsse
des
Bistums
Osnabrück
und
des
Diözesan-
Caritasverbandes
sei
die
bilanzielle
Überschuldung
am
Ende
nicht
mehr
abwendbar
gewesen.
„
Wir
haben
in
den
letzten
zwei
Jahren
ein
rigoroses
Sparprogramm
gefahren,
und
alle
Kolleginnen
und
Kollegen
haben
großartig
mitgezogen″,
sagt
Strob.
Ziel
sei
es
gewesen,
das
Angebot
für
arbeitslose
Menschen
möglichst
umfangreich
zu
erhalten.
Die
Folgen
der
Corona-
Krise
für
den
Betrieb:
Die
Corona-
Krise
habe
sich
„
wie
ein
Turbo″
auf
die
ohnehin
schwierige
Situation
ausgewirkt,
so
SKM-
Vorsitzender
Franz-
Josef
Schwack.
„
Der
Umsatz
in
unseren
sozialen
Kaufhäusern
brach
abrupt
ein.
Auch
die
Entrümpelung
und
Wiederverwertung
von
Hausrat
stand
von
jetzt
auf
gleich
bei
null″,
so
Schwack
weiter.
Die
nächsten
Schritte:
Gesellschafter
und
alle
Beteiligten
sind
sich
einig,
dass
die
Möwe
alsbald
wieder
abheben
soll.
„
Wir
werden
uns
auf
unsere
Kernaufgaben
konzentrieren,
nämlich
fördern,
beschäftigen
und
qualifizieren″,
so
Strob.
Dabei
werde
es
sicher
zu
einer
Einschränkung
des
Angebotes
kommen.
„
Leider
wird
das
auch
bedeuten,
dass
wir
einen
Teil
der
Arbeitsplätze
abbauen
müssen.
Dazu
werden
wir
in
den
kommenden
Tagen
intensiv
beraten.
Ganz
sicher
ist:
Wir
werden
versuchen,
so
viele
Arbeitsplätze
wie
möglich
zu
erhalten″,
bekräftigt
der
SKM-
Geschäftsführer.
Zahlen
konnte
er
am
Dienstag
nicht
nennen.
Ein
hausinterne
Strukturkommission
soll
nun
ein
Zukunftskonzept
erarbeiten.
Dazu
biete
die
gelenkte
Insolvenz
in
Eigenverwaltung
die
Möglichkeit,
betonen
Schwack
und
Strob.
Zudem
würden
bereits
Gespräche
zur
Zukunftssicherung
mit
einer
weiteren
karitativen
Organisation
geführt.
Schwack:
„
In
und
nach
der
Corona-
Krise
werden
Angebote
wie
die
der
Möwe
mehr
denn
je
gebraucht.
Wir
stellen
uns
nun
so
auf,
dass
wir
die
Schwächsten
am
Rande
der
Gesellschaft
weiterhin
auffangen
und
verlässlich
begleiten
können.″
Die
Lage
der
Mitarbeiter:
Die
Mitarbeiter
sind
am
Dienstagnachmittag
schriftlich
informiert
worden.
Eine
Betriebsversammlung
ist
wegen
der
Corona-
Auflagen
zurzeit
nicht
möglich.
Für
Rückfragen
der
Mitarbeiter
hat
die
Geschäftsführung
eine
Hotline
eingerichtet.
Der
gemeinnützige
Betrieb
beschäftigt
60
fest
angestellte
Mitarbeiter.
Etwa
80
Beschäftigte
sind
im
Rahmen
von
Arbeitsgelegenheiten
(AGH)
oder
als
Teilnehmer
unterschiedlicher
Projekte
für
die
Möwe
tätig.
Darüber
hinaus
gehören
Freiwilligendienstler
und
Praktikanten
zum
Team.
Die
Mitarbeiter
erhalten
für
die
kommenden
drei
Monate
Insolvenzausfallgeld
von
der
Arbeitsagentur.
Dadurch
wird
die
gemeinnützige
Gesellschaft
von
Lohnkosten
befreit.
Der
Rechtsstreit
mit
der
N-
Bank
war
nicht
ausschlaggebend:
Die
finanziellen
Schwierigkeiten
verschärft
hat
ein
Konflikt
mit
der
N-
Bank,
die
die
Abrechnung
von
Projekten
bemängelt
hatte
und
160
000
Euro
an
Fördermitteln
zurückforderte.
Ausschlagebend
für
den
Insolvenzantrag
sei
er
aber
nicht
gewesen,
versicherte
Strob.
In
einem
zähen
Rechtsstreit
gab
das
Verwaltungsgericht
Osnabrück
im
Januar
2018
der
klagenden
N-
Bank
recht.
Die
Möwe
wurde
verurteilt,
das
Geld
zurückzuzahlen.
Zugleich
stand
damit
die
Befürchtung
im
Raum,
dass
weitere
Gelder
aus
früheren
Projekten
zurückgefordert
werden
könnten.
Wohlgemerkt:
Es
bezweifelte
niemand,
dass
die
Möwe
gGmbH
die
Gelder
regelkonform
und
korrekt
eingesetzt
hatte.
Gestritten
wurde
nur
über
die
Abrechnungsmodalitäten.
Die
Kontrolleure
im
niedersächsischen
Wirtschaftsministerium,
die
die
Mittelvergabe
der
N-
Bank
beaufsichtigen,
setzten
die
gerichtliche
Entscheidung
durch,
die
die
Möwe
zusätzlich
belastete.
Das
macht
die
Möwe:
Die
Möwe
gGmbH
kümmert
sich
seit
über
30
Jahren
um
die
Qualifizierung,
Förderung
und
Beschäftigung
langzeitarbeitsloser
Menschen,
um
sie
für
den
ersten
Arbeitsmarkt
fit
zu
machen.
Möwe
verkauft
in
der
Zentrale
am
Hauswörmannsweg
und
in
der
Johannisstraße
gebrauchte
oder
gespendete
Möbel,
Fahrräder,
Secondhand-
Kleidung
oder
Hausrat.
Die
Möwe-
Mitarbeiter
bieten
auch
Dienstleistungen
an
wie
Entrümpelungen,
Wohnungsauflösungen,
Umzugshilfen,
Gartenarbeiten,
Malerarbeiten
oder
Fahrradreparaturen.
Bildtexte:
Jonathans
Laden
an
der
Johannisstraße
ist
eine
von
zwei
Verkaufsstellen
der
Möwe
gGmbH
in
Osnabrück.
Der
Betrieb
läuft
trotz
Insolvenzantrages
ohne
Einschränkungen
weiter.
Das
Soziale
Kaufhaus
am
Hauswöhrmannsweg
bleibt
im
Insolvenzverfahren
weiter
geöffnet.
Fotos:
Gert
Westdörp
Kommentar
Danke,
Corona
Soll
man
nun
böse
sein,
dass
die
Corona-
Krise
der
Möwe
den
letzten
Stoß
gegeben
hat?
Oder
soll
man
dem
Virus
dankbar
sein
für
den
radikalen
Schnitt
und
die
Chance
zum
Neustart?
Bei
nüchterner
Betrachtung
und
trotz
aller
Sorge
um
die
Arbeitsplätze
überwiegt
wohl
Letzteres:
Die
Insolvenz
kann
für
die
Möwe
gGmbH
wie
eine
Befreiung
wirken.
Die
Zahl
der
Menschen,
die
die
wertvolle
soziale
Arbeit
der
Möwe
benötigten,
ist
in
den
letzten
Jahren
gesunken,
weil
der
Arbeitsmarkt
brummte
und
andere
Anbieter
ähnliche
Hilfen
offerieren.
Das
heißt
aber
nicht,
dass
sich
die
Möwe
selbst
überflüssig
gemacht
hat.
Die
einst
als
„
Möbel-
Werkstatt″
gestartete
Einrichtung
kümmert
sich
um
jene,
die
ganz
am
Ende
der
Reihe
stehen,
die
durch
Krankheit,
Sucht
oder
andere
Beschwernisse
den
Anforderungen
des
ersten
Arbeitsmarktes
am
wenigsten
gewachsen
sind.
Es
gab
sie
in
der
wirtschaftlichen
Boomphase,
es
gibt
sie
aktuell
und
wird
sie
auch
in
Zukunft
geben
–
als
Folge
der
Corona-
Krise
vielleicht
sogar
noch
in
größerer
Zahl.
Die
Arbeit
der
Möwe
war,
ist
und
bleibt
unentbehrlich.
Die
Möwe-
Verantwortlichen
beklagen
eine
Lücke
im
Fördersystem,
die
der
soziale
Betrieb
durch
immer
mehr
Umsatz
schließen
musste.
Doch
da
kommt
die
Firma
an
Grenzen,
denn
die
Menschen,
die
aus
der
Langzeitarbeitslosigkeit
kommen,
sind
nur
eingeschränkt
belastbar.
Die
Möwe
ist
eben
nicht
voll
wettbewerbsfähig
und
braucht
öffentliche
Förderung
–
und
zwar
eine
passgenaue.
Die
Konsequenz
kann
nicht
sein,
dass
sich
die
Möwe
beim
Neuaufbau
auf
lange
Sicht
der
lückenhaften
Förderkulisse
anpasst.
Umgekehrt
muss
es
laufen:
Das
Fördersystem
muss
auf
die
Bedürfnisse
abgestimmt
werden
–
auf
die
Bedürfnisse
der
Menschen,
die
Hilfe
brauchen,
und
der
Einrichtungen,
die
diese
Hilfe
geben
können.
w.hinrichs@
noz.de
Autor:
Wilfried Hinrichs