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1.
Erscheinungsdatum:
23.04.2020
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Hunger, Inflation, Bomben – und jetzt Corona
Zwischenüberschrift:
125 Jahre Glas Deppen: Osnabrücker Firma hat zwei Weltkriege und alle Launen der Baukonjunktur durchgestanden
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Einen
Handels-
und
Handwerksbetrieb,
der
125
Jahre
alt
wird,
wirft
auch
Corona
so
schnell
nicht
aus
der
Bahn.
Die
Firma
Glas
Deppen
an
der
Hannoverschen
Straße
hat
über
all
die
Jahre
die
Entwicklung
des
Werkstoffs
Glas
im
Bauwesen
mitgestaltet
und
sieht
trotz
der
aktuellen
Krise
gute
Aussichten
für
die
Zukunft.
Mit
Katrin
Deppen
ist
heute
die
fünfte
Generation
am
Ruder.
Die
41-
jährige
diplomierte
Kauffrau
und
Mutter
zweier
noch
recht
kleiner
Kinder
führt
die
Geschäfte
gemeinsam
mit
Jürgen
Grave,
der
bereits
seit
mehr
als
40
Jahren
im
Unternehmen
arbeitet.
Was
bewog
sie,
in
eine
nach
wie
vor
eher
von
Männern
dominierte
Branche
einzusteigen?
Abgesehen
davon,
dass
unternehmerische
Kompetenz
keine
geschlechtsspezifische
Eigenschaft
ist,
ist
es
für
sie
die
Faszination,
die
vom
Produkt
Glas
mit
all
seinen
vielseitigen
Eigenschaften
ausgeht.
Im
Übrigen
sind
Frauen
im
Glas-
Bereich
schon
lange
nichts
Exotisches
mehr,
hat
sie
festgestellt:
„
Gerade
über
den
ästhetischen
Anspruch
in
der
modernen
Architektur
finden
sie
Zugang
zum
Glas.″
Nach
dem
Studium
hat
Katrin
Deppen
viele
Jahre
für
einen
international
operierenden
Flachglaskonzern
gearbeitet
und
fühlte
sich
von
daher
optimal
vorbereitet,
in
den
Familienbetrieb
einzusteigen,
den
bis
2018/
19
ihr
Vater
Gerhard
und
ihr
Onkel
Andreas
in
der
vierten
Generation
geleitet
haben.
Neben
Katrin
ist
auch
ihr
jüngerer
Bruder
Klaus-
Henning
in
der
Firma
tätig.
Er
arbeitet
im
Vertrieb.
Katrins
Ururgroßvater
Gerhard
Deppen
(1862–1951)
hat
in
gewisser
Weise
die
Richtung
vorgegeben.
Er
war
Handwerker,
Kaufmann
und
Künstler
in
einem.
Seine
Handwerkslehre
durchläuft
er
beim
Maler-
und
Glasermeister
Grumke
in
der
Dielingerstraße.
Mit
dem
Gesellenbrief
in
der
Tasche
geht
er
ab
1880
nach
altem
Handwerksbrauch
auf
Wanderschaft.
In
München
besucht
er
eine
städtische
Kunstschule
und
findet
Arbeit
beim
Hofmaler
Wagner,
in
Wien
nimmt
er
Arbeit
bei
einem
Dekorationsmaler
an
und
später
bei
einem
Kirchenmaler,
was
Folgen
für
einen
späteren
Schwerpunkt
der
Firma
haben
soll.
Zurück
in
Osnabrück,
macht
er
sich
als
Glaser-
und
Malermeister
selbstständig.
1889
erwirbt
er
das
Haus
Schwedenstraße
5.
Es
gilt
als
das
Stammhaus
der
Familie
–
acht
seiner
elf
Kinder
werden
hier
geboren
–
und
der
Firma.
Hier
vollzieht
sich
auch
der
Wandel
vom
handwerklichen
zum
kaufmännischen
Betrieb.
Segen
erfleht
„
Im
Jahr
1894
war
ich
sehr
kränklich″,
schreibt
Gerhard
Deppen
dazu
in
seinen
Lebenserinnerungen,
„
ich
konnte
nicht
mehr
auf
der
Leiter
stehen.
Ich
hatte
Leberschwellung
[…].
In
dieser
Zeit
kam
ich
auf
den
Gedanken,
einen
kleinen
Glashandel
[…]
anzufangen.
Falls
ich
dann
nicht
mehr
gut
arbeiten
könnte,
so
dachte
ich,
hätten
wir
doch
etwas
Verdienst.″
Die
Registereintragung
fällt
auf
den
25.
März
1895.
„
Ich
weiß
noch
recht
gut,
wie
ich
im
Dom
gekniet
und
Gott
um
seinen
Segen
dazu
gebeten
habe.″
Zwar
überwindet
Gerhard
Deppen
seine
Krankheit,
doch
das
Handelsgeschäft
gewinnt
kontinuierlich
die
Oberhand
gegenüber
dem
Handwerk.
Deppen
nützt
das
übliche
Vorgehen
der
Grossisten,
je
Scheibenabmessung
nur
geschlossene
Kisten
zu
liefern,
zugunsten
seines
eigenen
Geschäftsmodells
aus.
Bei
ihm
können
die
zahlreichen
kleinen
Maler-
und
Glasermeister
auch
Teilmengen
beziehen.
„
Im
Juni
1895
verkaufte
ich
auch
schon
nach
auswärts
und
auch
in
ganzen
Kisten″,
heißt
es
in
seinen
Aufzeichnungen.
Osnabrück
wächst
im
Zuge
der
Industrialisierung
rapide
und
damit
auch
der
Bedarf
an
Glas
für
neue
Arbeitsstätten,
Wohnungen
und
Kulturbauten.
Die
Schwedenstraße
reicht
für
die
nun
erforderlichen
Lagermengen
nicht
mehr
aus.
Ein
neues
Heim
für
Firma
und
Familie
wird
gesucht
und
1899
mit
dem
Haus
Johannisstraße
70
gefunden.
Es
ist
dies
der
vielleicht
schönste
und
bedeutendste
Renaissancebau
Osnabrücks,
1611
für
den
bischöflichen
Kanzler
Fürstenberg
errichtet.
Das
Haus
ist
damals
etwas
„
anrüchig″,
weil
im
Hinterhaus
an
der
Seminarstraße
Wagenschmiere
hergestellt
wird
und
im
Nebenhaus
eine
Fellhandlung
ebenfalls
intensive
Gerüche
verbreitet.
Gerhard
Deppen
lässt
sich
davon
nicht
abschrecken.
Während
er
im
Erdgeschoss
des
Vorderhauses
ein
Ladenlokal
einrichtet,
bieten
die
dahinter
liegenden
Gebäude
viel
Platz
für
Lager,
Zuschneidetische
und
Werkstätten.
Das
Geschäft
gedeiht,
ein
erstes
Pferdegespann
für
die
Auslieferung
von
Schaufenstern,
Spiegeln
und
geschliffenen
Platten
wird
angeschafft.
Jugendstil
und
Historismus
verlangen
ausgefallene
Gläser
in
der
Fassade
und
in
Innenräumen.
Aus
eigener
Herstellung
sind
Matt-
und
Mousselinglas
im
Angebot,
silberbelegte
Spiegel,
facettierte
Schrankverglasungen,
gläserne
Türschoner,
Bleiverglasungen,
Kirchenfenster.
Hyperinflation
1923
Im
ersten
Weltkrieg
müssen
die
drei
für
die
Firmennachfolge
vorgesehenen
Söhne
an
die
Front.
Der
Senior
hält
den
Betrieb
mit
ungelernten
Hilfskräften
über
Wasser,
er
muss
selber
Kohlen
schleppen,
heizen
und
Spiegel
belegen.
Hunger
und
Not
enden
nicht
mit
dem
Waffenstillstand
1918.
Die
rheinischen
Glashütten
liefern
nur,
wenn
man
mit
Fleisch
und
Wurst
aus
eigener
Schlachtung
nachhilft.
In
der
Inflationszeit
erscheint
es
Gerhard
Deppen
und
seinen
Söhnen
angeraten,
das
Geld
für
die
Bezahlung
der
Rechnungen
persönlich
und
in
bar
nach
Köln
zu
bringen.
Die
Banküberweisung
würde
zu
lange
dauern,
denn
der
Gegenwert
des
Geldes
sinkt
Tag
für
Tag
um
die
Hälfte.
Zu
Beginn
des
Zweiten
Weltkriegs
lebt
aus
der
zweiten
Generation
in
der
Firmennachfolge
nur
noch
Anton
Deppen
(1891–1964)
.
Er
muss
zusammen
mit
dem
hochbetagten
Senior
mit
ansehen,
wie
der
Bombenkrieg
das
gesamte
Firmengelände
zwischen
Seminarstraße
und
Großer
Rosenstraße
zertrümmert.
An
Palmsonntag
1945
(„
Palmarum
Qualmarum″)
,
am
Tag
des
Jubiläums
zum
50-
jährigen
Bestehen,
wird
auch
das
prächtige
Renaissancehaus
zerstört.
Einem
Wunder
gleich
bleibt
die
Schaufassade
zunächst
unversehrt
stehen.
Als
man
sie
sichern
will,
um
das
Gebäude
später
einmal
wieder
aufzubauen,
stürzt
sie
plötzlich
ein.
Sprengarbeiten
auf
der
anderen
Straßenseite
haben
Bodenerschütterungen
ausgelöst,
denen
das
fragile
Fassadenwerk
nicht
standhält.
Anton
Deppen
und
Sohn
Werner
(1923–2014)
machen
sich
mit
einem
treuen
Stamm
aus
dem
Krieg
zurückgekehrter
Mitarbeiter
an
den
Wiederaufbau.
Als
provisorische
Zwischenlösung
wird
der
Betrieb
in
drei
alten
Baracken
eines
früheren
Munitionslagers
auf
dem
Grundstück
Schloßstraße
7–9
wiedereröffnet.
Das
Hantieren
mit
dem
schweren
Glas
ohne
mechanische
Hilfsmittel
führt
oft
zu
grotesken
Manipulationen.
Auf
dem
Boden
des
Hofes
werden
Schaufensterscheiben
geschnitten,
wobei
der
Zuschneider
bäuchlings
auf
der
Scheibe
liegt
und
am
Schneidlineal
entlangrutscht.
Ab
1948
sind
nach
und
nach
Betriebsgebäude
an
der
Seminarstraße
wiederhergestellt.
Der
Wiederaufbau
von
Wohnraum
und
Gewerbe
mit
seinem
immensen
Glasbedarf
beschert
auch
der
Firma
Deppen
unter
Werner
Deppen,
der
den
Betrieb
mehr
als
ein
halbes
Jahrhundert
lang
als
Geschäftsführer
prägt,
eine
steile
Aufwärtsentwicklung.
Der
alte
Standort
reicht
nicht
mehr
aus.
1963
wird
ein
neues
Betriebsgelände
im
Industriegebiet
Fledder
in
Erbpacht
genommen.
Gebäude
für
Lager,
Umschlag
und
Veredelungen
entstehen.
Die
Hannoversche
Straße
43
ist
bis
heute,
mehrfach
umgebaut
und
modernisiert,
Standort
der
Firma
Deppen
geblieben.
Sie
hat
sich
in
den
letzten
Jahrzehnten
zum
Spezialisten
für
moderne
Anwendungen
aus
Glas
und
Beschlag
entwickelt.
Mehr
als
40
Mitarbeiter
entwerfen,
produzieren
und
montieren
etwa
Ganzglastüranlagen,
Küchenrückwände
aus
lackiertem
Glas,
Spiegelwände,
Terrassenüberdachungen,
Glasvordächer
oder
Glasduschkabinen.
Kunden
sind
Glasereien,
Metallbauer,
Tischler,
Innenausbauer,
Laden-
und
Messebauer
und
Baufachmärkte
–
aber
auch
private
Bauherren.
Bedarf
an
Plexiglas
Und
wie
kommt
die
125-
jährige
Firma
durch
Corona-
Zeiten?
„
Auch
uns
stellt
die
derzeitige
Krise
vor
große
Herausforderungen″,
sagt
Katrin
Deppen,
„
aber
wir
haben
das
Glück,
dass
wir
ein
eingespieltes
Team
aus
teils
sehr
langjährigen
Mitarbeitern
sind,
die
alle
Maßnahmen
mittragen
und
tolle
Vorschläge
machen.
Die
Büros
haben
wir
umstrukturiert,
um
ausreichend
Abstand
zwischen
den
Arbeitsplätzen
zu
schaffen.
Auch
die
Schichtpläne
in
der
Produktion
wurden
an
die
derzeitige
Situation
angepasst.
Aber
wir
sind
dankbar,
dass
wir
weiter
arbeiten
dürfen
und
die
Umsätze
bisher
nicht
sehr
stark
zurückgegangen
sind.″
Ein
Grund
dafür:
Der
Bedarf
an
Plexiglas
und
Sicherheitsglas
für
Spuckschutzwände
ist
seit
Beginn
der
Krise
sprunghaft
angestiegen.
Bildtexte:
Das
prachtvolle
Patrizierhaus
an
der
Johannisstraße,
Ecke
Seminarstraße,
war
von
1899
bis
zu
seiner
Zerstörung
1945
Sitz
dr
Firma
uns
Wohnung
der
Familie
Deppen.
Das
Foto
von
Rudolf
Lichtenberg
jr.
stammt
aus
dem
Band
"
Lichtenberg
-
Bilder
einer
Stadt
ll"
,
hrsg.
von
Rolf
Spilker
und
Birte
Tost,
Bramsche
2007.
Der
Glasschleifer
an
der
Vorrichtung
zum
Facettieren,
um
1930.
Der
Betrieb
Glas
Deppen
an
der
Hannoverschen
Straße
im
Jubiläumsjahr
2020.
Das
Geschäftsführer-
Duo
Katrin
Deppen
und
Jürgen
Grave.
Fotos:
n.n.,
Marie-
Marie-
Fotografie,
Jette
Golz
Autor:
Joachim Dierks