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1.
Erscheinungsdatum:
02.04.2020
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
Als die Haster wider Willen zu Osnabrückern wurden
Zwischenüberschrift:
Nationalsozialisten verfügen vor 80 Jahren die Eingemeindung
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Vor
80
Jahren,
am
1.
April
1940,
wurde
die
bis
dahin
selbstständige
Landgemeinde
Haste
der
Stadt
Osnabrück
angegliedert.
Es
war
–
nach
der
Eingemeindung
Schinkels
1914
–
der
zweite
große
Zuwachs
an
Fläche
und
Einwohnern
in
der
Osnabrücker
Stadtgeschichte.
Seit
einem
halben
Jahr
bereits
diktierte
der
Zweite
Weltkrieg
das
öffentliche
Leben,
als
der
„
Herr
Oberpräsident
in
Hannover
als
Reichsstatthalter″
im
Einvernehmen
mit
der
Parteiorganisation,
der
Stadt
Osnabrück
und
der
Wehrmacht
die
Eingemeindung
Hastes
zum
1.
April
1940
verfügte.
Die
Haster
Bevölkerung
wurde
nicht
gefragt.
In
Zeiten
der
NS-
Herrschaft
gehörten
bürgerschaftliche
Partizipation
und
demokratische
Mitwirkungsrechte
nicht
zum
politischen
Vokabular,
seit
Kriegsbeginn
schon
einmal
gar
nicht
mehr.
Das
Prinzip
lautete:
„
Führer
befiehl,
wir
folgen!
″
Auslöser:
Kasernenbau
Ganz
so
stumm
und
ergeben
waren
die
Haster
fünf
Jahre
zuvor
noch
nicht
gewesen.
Erste
Überlegungen
zur
Eingemeindung
tauchten
bereits
1934
auf
und
wurden
damals
durchaus
kontrovers
diskutiert.
Der
Haster
Gemeinderat
war
dagegen,
Landrat
Eberhard
Westerkamp
ebenfalls.
Osnabrücks
nationalsozialistischer
Oberbürgermeister
Erich
Gaertner
und
die
NSDAP-
Gauleitung
hingegen
waren
dafür.
Die
Frage
stand
ganz
oben
auf
der
Tagesordnung,
weil
das
Wehrkreiskommando
den
Bau
einer
neuen
großen
Kasernenanlage
plante.
Als
geeigneter
Standort
erschien
den
staatlichen
und
militärischen
Stellen
die
Fläche
des
Flugplatzes
Netter
Heide
–
und
die
lag
auf
Haster
Gemeindegebiet.
In
der
Rekordbauzeit
von
nur
16
Monaten
wurde
die
später
nach
Oberst
von
Winkelhausen
benannte
Kasernenanlage
hochgezogen
und
am
10.
Oktober
1935
eingeweiht.
Neben
den
Unterkünften
für
bis
zu
2000
Soldaten
gehörten
zu
dem
großen
Komplex
Waffendepots,
Gerätehallen,
Werkstätten,
Pferdeställe,
Küchen,
Speisesäle,
Schießstände
und
Sporteinrichtungen.
Drei
Jahre
später
waren
auch
die
Heeresverpflegungsdepots
und
eine
Großbäckerei
fertiggestellt.
Die
Kosten
der
Erschließung
des
Kasernengeländes
wurden
nicht
von
der
Gemeinde
Haste
getragen,
was
sie
heillos
überfordert
hätte,
sondern
von
der
Stadt
Osnabrück.
Das
Straßen-
und
Wegenetz
rings
um
die
Kaserne
musste
angepasst,
Versorgungsleitungen
gelegt
und
der
Anschluss
an
die
städtische
Kanalisation
hergestellt
werden.
OB
Gaertner
drängte
den
Regierungspräsidenten
zu
einer
raschen
Entscheidung
für
die
Eingemeindung.
Als
weiteres
Argument
nannte
er
die
enge
bauliche
und
wirtschaftliche
Verflechtung
Hastes
mit
der
Stadt:
„
Es
besteht
die
unbedingte
Notwendigkeit,
eine
Bebauung
des
Gemeindegebietes
Haste
in
geordnete
und
städtebaulich
einwandfreie
Bahnen
zu
lenken″,
zitiert
ihn
Wido
Spratte
in
seiner
Haster
Chronik.
Und
tatsächlich:
1938
wies
die
Bebauung
zwischen
beiden
Kommunen
kaum
Lücken
auf.
In
der
Haster
Bevölkerung
stießen
die
Pläne
dennoch
überwiegend
auf
empörte
Ablehnung.
„
Wir
sinn
Haster
unn
willt
nich
nau
Ossenbrügge.
Dat
willt
nur
de
Bonzen
von
de
Partei.
De
müörget
us
nich″,
erklärte
offen
und
mutig
die
Hasterin
Helene
Kuhlmann,
wie
Wido
Spratte
festgehalten
hat.
Hintergrund
könnte
sein,
dass
nur
wenige
Bewohner
Hastes
Parteigänger
der
NSDAP
waren.
Mit
ihrem
hohen
katholischen
Bevölkerungsanteil
votierten
die
Haster,
als
das
noch
ging,
mehrheitlich
für
die
Zentrumspartei.
Laut
Spratte
machte
eine
weitere
Vermutung
die
Runde:
Das
Militär
will
unbedingt
zum
Großstadtstandort
Osnabrück
gehören,
weil
es
dann
höhere
Ortszuschläge
gibt:
„
Dann
krieget
de
mehr
Geld!
″
Hastes
letzter
Bürgermeister
Ferdinand
Hardinghaus
(1879–1945)
lehnte
ebenso
wie
alle
übrigen
Gemeinderatsmitglieder
die
Eingemeindung
nach
Osnabrück
ab.
Er
sah
die
Gefahr,
„
daß
die
örtliche
Verbundenheit
der
Einwohner
nicht
mehr
gewahrt
bleibt
und
daß
die
Menschen
die
Verbundenheit
mit
ihrem
Heimatboden
verlieren″,
dass
die
Landflucht
beschleunigt
und
die
Selbstverwaltung
ausgehöhlt
werde.
Der
Ausbruch
des
Krieges
aber
ließ
dann
die
Frage
der
kommunalen
Zugehörigkeit
in
den
Hintergrund
treten.
Partei
und
Militär
stellten
die
Weichen
in
ihrem
Sinne,
sodass
die
Eingemeindung
zum
1.
April
1940
geräuschlos
über
die
Bühne
ging.
Den
Ex-
Bürgermeister
und
Hofbesitzer
Hardinghaus
–
der
Hof
östlich
des
Gutes
Nette
wird
heute
vom
Enkel
Friedrich
Hardinghaus
bewirtschaftet
–
sollte
wenige
Jahre
später
in
den
letzten
Kriegsmonaten
ein
grausames
Schicksal
ereilen.
Drei
seiner
vier
Söhne
fielen
innerhalb
weniger
Wochen
an
der
Front.
Er
selbst
starb
am
26.
Mai
1945
im
Alter
von
65
Jahren
an
Herzversagen,
als
eine
bewaffnete
Bande
befreiter
russischer
Kriegsgefangener
den
Hof
überfiel.
Nach
dem
aufrechten
Bürgermeister
ist
die
Hardinghausstraße
als
wichtige
Nord-
Süd-
Verbindung
im
Stadtteil
benannt.
Vor
fünf
Jahren
beging
der
Bürgerverein
Haste
den
75.
Jahrestag
der
Eingemeindung
–
und
zwar
ausdrücklich
mit
einer
Feier.
Vorstandsmitglied
Heide
Brinkschulte
sagte
damals:
„
Wir
finden,
dass
es
ein
Anlass
zum
Feiern
ist,
wie
sich
Haste
in
dem
Dreivierteljahrhundert
entwickelt
hat,
was
die
vielgestaltige
Infrastruktur
etwa
mit
Schulen
und
Sportstätten,
aber
auch
das
Zusammenleben
der
Menschen
und
die
Integrationsleistungen
angeht.″
Ihr
Mann
Eberhard
Brinkschulte
erinnerte
an
das
vorhergehende
Jubiläum
im
Jahr
1990:
„
Den
50.
Jahrestag
durften
wir
nicht
,
feiern′,
sondern
nur
,
begehen′.
Damals
lebten
noch
viele
ältere
Haster,
die
der
1940
verloren
gegangenen
Selbstständigkeit
der
Landgemeinde
nachtrauerten
und
von
Feiern
nichts
wissen
wollten.″
Nach
der
Eingemeindung
von
Haste
blieb
die
Stadtkarte
lange
Zeit
im
Wesentlichen
unverändert
–
bis
1970/
72
im
Zuge
der
Gebietsreform
die
anderen
Stadtrandgemeinden
Sutthausen,
Atter,
Darum,
Gretesch,
Hellern,
Lüstringen,
Nahne,
Pye
und
Voxtrup
Osnabrücker
Stadtteile
wurden
–
und
die
Stadt
in
ihre
bis
heute
bestehenden
Grenzen
hineinwuchs.
Bildtexte:
Hastes
Siedlungszentrum
um
1940:
Die
Straße
Summerland
mündet
in
die
Bramscher
Straße,
die
alte
Reichsstraße
68.
Links
eine
Tankstelle,
rechts
Postamt
und
Kreissparkasse.
Ansichtskarte
aus
der
Sammlung
Werner
Franke
Ein
Stück
Alt-
Haste
konnte
NOZ-
Fotograf
Emil
Harms
noch
1963
einfangen,
bevor
der
mehrspurige
Autobahnzubringer
alles
veränderte.
Der
Blick
geht
stadteinwärts
an
der
Ostseite
der
Bramscher
Straße
entlang.
Ferdinand
Hardinghaus
(1879
–
1945)
war
Hastes
letzter
Bürgermeister.
Fotos:
Emil
Harms,
NOZ-
Archiv,
Familienarchiv
Friedrich
Hardinghaus,
entnommen
der
Stadtteil-
Chronik
„
Osnabrück-
Haste″
von
Wido
Spratte,
H.
Th.
Wenner,
Osnabrück,
1993
Autor:
Joachim Dierks