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1.
Erscheinungsdatum:
31.03.2020
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Vor
100
Jahren
Überschrift:
Kohle aus Borgloh sorgt für Streit
Zwischenüberschrift:
März 1920: Grippewelle erreicht Osnabrück / Jahrmarkt mit sechs Karussells auf dem Domhof
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Ein
Ereignis
auf
der
großen
politischen
Bühne
schlägt
vor
100
Jahren
auch
Wellen
in
Osnabrück:
In
Berlin
hat
der
Verwaltungsbeamte
Wolfgang
Kapp
mit
Unterstützung
antirepublikanischer
Freikorps
die
gewählte
Reichsregierung
für
abgesetzt
erklärt.
Deutschland
steht
am
Rand
eines
Bürgerkriegs.
Auch
in
Osnabrück
findet
der
von
Mehrheits-
Sozialdemokraten
(MSPD)
,
Unabhängigen
Sozialdemokraten
(USPD)
und
Gewerkschaften
getragene
Generalstreik
breite
Gefolgschaft.
Große
und
kleine
Industriebetriebe,
die
städtische
Verwaltung,
Post,
Straßenbahn
und
Eisenbahn
legen
die
Arbeit
nieder.
Sechs
Tage
lang,
vom
14.
bis
zum
19.
März,
erscheinen
keine
Tageszeitungen.
Putschisten-
Zelle
in
Osnabrück
ist
das
in
der
Caprivi-
Kaserne
untergebrachte
Korps
Lichtschlag.
Dessen
Anführer
Otto
Hasenclever
lässt
über
dem
Kasernenhof
wieder
die
schwarz-
weiß-
rote
Flagge
des
Kaiserreichs
wehen.
Solange
die
Lage
noch
unübersichtlich
ist,
verhält
sich
der
Magistrat
neutral.
Wie
auch
schon
bei
den
revolutionären
Unruhen
1918
sieht
Oberbürgermeister
Julius
Rißmüller
seine
Hauptaufgabe
darin,
zu
Ruhe
und
Besonnenheit
zu
mahnen
und
Blutvergießen
zu
vermeiden.
Mit
dem
Erfolg
des
Generalstreiks
und
der
Unterstützung
der
bürgerlichen
Parteien
bezieht
auch
die
Stadtspitze
klare
Position
für
die
Republik,
ihre
Verfassung
und
die
legitime
Reichsregierung.
Rißmüller
gelingt
es
zusammen
mit
den
Streiksprechern,
das
Korps
Lichtschlag
zum
Abzug
bei
freiem
Geleit
zu
bewegen.
Osnabrück
bleibt
dadurch,
anders
als
vielen
anderen
Städten
im
Reich,
ein
Blutvergießen
erspart.
Das
„
Osnabrücker
Tageblatt″
resümiert
schließlich,
„
daß
der
Putsch
von
allen
Bevölkerungskreisen,
selbst
von
ganz
rechts
stehenden
Persönlichkeiten,
entschieden
mißbilligt
wurde″.
Wobei
zur
Wahrheit
gehört,
dass
die
rechtskonservative
DNVP
mehr
die
dilettantische
Durchführung
des
Putsches
kritisierte
als
dessen
Ziele.
Neben
der
Knappheit
von
Fleisch
und
Fett
stellt
der
Kohlenmangel
weiterhin
das
größte
Versorgungsproblem
dar.
Seit
Jahresbeginn
streiten
engagierte
Borgloher
Bürger
um
den
rührigen
Wilhelm
Bange
dafür,
die
Kohleförderung
in
Borgloh
wieder
aufzunehmen.
Schon
seit
dem
späten
Mittelalter
war
im
Raum
Borgloh-
Wellendorf
in
bescheidenem
Rahmen
Kohle
gefördert
worden,
bis
dies
1889
wegen
Unrentabilität
eingestellt
wurde.
Der
eklatante
Kohlenmangel
in
der
Nachkriegszeit
führt
nun
zu
der
eigentlich
naheliegenden
Idee,
aufgegebene
Förderanlagen
wieder
in
Betrieb
zu
nehmen.
Am
Piesberg
scheitert
das
an
unbeherrschbaren
Problemen
mit
der
Wasserhaltung.
Aber
was
ist
mit
Borgloh,
Wellendorf
und
Kloster
Oesede?
Die
Flöze
hier
sind
zwar
nicht
besonders
mächtig,
liegen
aber
auch
nicht
sehr
tief.
Doch
die
zuständige
Bergbehörde
in
Hamm
hat
den
Abbau
verboten.
Ihre
Argumente:
Die
Kosten
sind
zu
hoch,
der
Abbau
ist
unrentabel,
Sicherheitsstandards
können
nicht
gewährleistet
werden.
Dagegen
regt
sich
scharfer
Protest.
Mehrere
Grundbesitzer
in
der
Samtgemeinde
Borgloh
greifen
zur
Selbsthilfe
und
beginnen
mit
einer
Kohleförderung
mit
primitiven
Mitteln.
Abgeordnete
der
Deutsch-
Hannoverschen
Partei
richten
eine
Anfrage
an
die
preußische
Staatsregierung
mit
dem
Ziel,
das
Verbot
sofort
aufzuheben,
damit
unverzüglich
der
Kohlenot
abgeholfen
wird,
und
mittelfristig
die
Ausbeutungsrechte
an
die
Kommunalverbände
Osnabrück-
Stadt
und
-
Land
und
Iburg
zu
übertragen.
Ein
Sachverständiger
habe
bestätigt,
dass
eine
„
gute
Hausbrand-
und
Schmiedekohle″
schon
in
sechs
Meter
Tiefe
anstehe.
Sogar
bei
Brunnenbohrungen
und
Wegebauten
habe
man
starke
Flöze
angetroffen.
Bange
argumentiert
weiterhin,
die
Kohleförderung
von
Borgloh
würde
ganz
bedeutend
die
Eisenbahn
entlasten,
da
der
Abtransport
vorwiegend
durch
Fuhrwerke
erledigt
würde.
Sodann
würde
weniger
westfälische
Kohle
und
Brennholz
ins
Osnabrücker
Land
transportiert
werden
müssen.
Den
preußischen
Fiskus
als
Inhaber
der
Abbaurechte
beeindruckt
das
aber
alles
wenig.
Er
bleibt
bei
seiner
Linie,
den
„
wilden
Abbau″
zu
unterbinden,
der
„
unter
keinerlei
fachmännischer
Leitung
und
Aufsicht″
stehe.
Der
„
ungeregelte
Bergbau″
erschwere
die
Wiederaufnahme
„
in
größerem
Maßstab″.
Genau
diese
solle
in
den
kommenden
Monaten
in
Gang
gesetzt
werden.
Das
geschieht
dann
tatsächlich
mit
der
bergmännischen
Abteufung
des
Kronprinzenschachts,
der
bis
1924
monatlich
8000
Tonnen
zu
Tage
fördern
wird.
Im
März
1920wird
Osnabrück
von
einer
Grippe-
Epidemie
heimgesucht.
„
Die
Sterblichkeit
ist
zur
Zeit
wieder
eine
außergewöhnliche″,
schreibt
das
„
Tageblatt″,
auch
wenn
die
Zahlen
nicht
an
das
Ausmaß
der
Spanischen
Grippe
im
Jahr
1918
heranreichen.
Auffällig
sei,
dass
„
viele
Personen
gerade
in
den
besten
Jahren
und
vielfach
nach
ganz
kurzem
Krankenlager
dahingerafft
werden″.
Grundübel
sei
die
Unterernährung
weiter
Kreise,
nicht
zuletzt
der
Fettmangel.
Der
Vaterländische
Frauenverein
schlägt
Alarm,
weil
er
nicht
genügend
Hilfsschwestern
für
die
Hauspflege
Kranker
aufbieten
kann.
Frauen,
die
sich
zur
Krankenpflege
berufen
fühlen,
mögen
sich
bitte
melden.
Wie
die
anderen
höheren
Schulen
auch
weist
das
Ratsgymnasium
auf
den
Beginn
des
neuen
Schuljahres
am
15.
April
hin.
Die
Anmeldung
der
neuen
Schüler
hat
am
Vortage
im
Büro
des
Direktors
Dr.
Knoke
zu
erfolgen.
„
Auswärtige
Schüler
bedürfen
für
die
Wahl
ihrer
Pension
der
Genehmigung
des
Direktors.″
(Kennt
man
das
nicht
aus
der
„
Feuerzangenbowle″?
)
Der
Frühlings-
Jahrmarkt
beginnt.
Auf
dem
Domhof
sind
sechs
Karussells,
einige
Schießbuden
und
weitere
Stände
aufgebaut,
alle
frisch
in
Farbe,
wie
man
es
nach
der
Winterpause
gewohnt
ist.
Ein
gewisser
Tom
Jack
demonstriert
seine
Entfesselungskünste,
wofür
sich
in
einer
Sondervorstellung
die
Polizei
besonders
interessiert.
Der
Handschriftendeuter
Kahewo
ist
vertreten,
ein
Herr
Wellmann
gibt
praktische
Tipps
für
Schuhreparaturen,
eine
Firma
aus
Fürth
zeigt,
wie
man
Emaillegeschirr
ausbessert.
Verkaufsstände
bieten
aromatisches
Gebäck,
Bijouterie,
Waffeln
oder
Fisch
an.
Die
Preise
sind
„
gesalzen″,
findet
der
Zeitungsschreiber.
Er
ist
überhaupt
nicht
damit
einverstanden,
dass
die
„
fliegenden
Händler″
von
überall
her
kommen,
um
den
Osnabrückern
in
Zeiten
der
Not
das
Geld
aus
der
Tasche
zu
ziehen.
„
Die
Zahl
der
drehorgelnden
Geldeinsammler,
unter
denen
man
wieder
recht
stramme
und
gesunde
Leute
sieht,
die
nützlichere
Arbeit
verrichten
könnten,
ist
diesmal
Legion.
Geradezu
ein
Hohn
auf
den
geldverschlingenden
Jahrmarktstrubel
bilden
die
unglücklichen
Krüppel,
wie
man
sie
in
der
Umgebung
des
Domhofs
allenthalben
sitzen
sieht.″
Bildtexte:
Die
Kohleförderung
in
Borgloh
wird
zum
Streitpunkt.
Das
Land
verbietet
den
wilden
Abbau.
Erst
im
späteren
Verlauf
des
Jahres
1920
wird
die
1889
eingestellte
Förderung
mit
der
Zeche
„
Kronprinz″
offiziell
wieder
aufgenommen.
Das
Foto
zeigt
Angestellte
der
Zeche
im
Jahr
1924.
Die
Übertage-
Anlagen
des
Kronprinzen-
Schachts
im
Jahr
1924.
Im
Vordergrund
Gleise
und
Wagen
der
Schmalspur-
Zechenbahn,
die
die
„
schwarzen
Diamanten″
zum
Wellendorfer
Bahnhof
brachten.
Fotos:
Sammlung
Werner
Beermann
Autor:
Joachim Dierks