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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Roboterwagen „Hubi″ hat′s nicht leicht
 
App-gefahren!
Zwischenüberschrift:
So klappt′s mit Osnabrücks fahrerlosem Shuttlebus / Hubi-Buchung im Praxistest
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück Seit Mitte Dezember kreist landesweit einmalig ein fahrerloser Minibus auf öffentlichen Straßen durch den Osnabrücker Wissenschaftspark. Die Stadtwerke testen ihn dort als abrufbereiten Hol- und Bringdienst für den öffentlichen Nahverkehr. Dahinter steckt der Plan, dass Roboterwagen wie dieser eines nicht allzu fernen Tages Fahrgäste aus entlegenen Gebieten auf Bestellung zu den Haltestellen des Linientaktverkehrs bringen beziehungsweise von dort abholen.

Wer das autonome Fahrzeug mit dem Spitznamen Hubi″ in Osnabrück nutzen will, muss es deshalb per App reservieren. Unsere Redaktion hat das Buchungssystem ausprobiert und ist dabei auf Mängel gestoßen. Als weitaus größeres Hindernis erweisen sich im Hubi-Experiment jedoch die vielen Falschparker.

Osnabrück Wo ist Hubi, wenn man ihn braucht? Seit Kurzem können Testnutzer per App eine Fahrt mit Osnabrücks fahrerlosem Shuttlebus buchen. Unsere Redaktion hat′s ausprobiert und auf Anhieb einen Fehler im System aufgedeckt. Der Roboterwagen selbst kämpft derweil mit anderen Problemen. Eins davon sind die vielen Falschparker.

Der Osnabrücker Feldversuch mit einem selbstfahrenden Minibus geht in die entscheidende Phase. Kreiste der Roboterwagen (Spitzname Hubi″) zunächst zwei Monate in Dauerschleife auf öffentlichen Straßen am Westerberg, muss sich der knubbelige Sechssitzer seit Mitte Februar im sogenannten On-Demand-Verkehr beweisen das heißt, er fährt nur noch auf Bestellung.

Registrierte Testnutzer können ihn mithilfe einer speziellen Smartphone-App anfordern, die an den bekannten VOS-Pilot″ der Verkehrsgemeinschaft Osnabrück (VOS) erinnert. Sie soll dafür sorgen, dass Hubi seine Fahrgäste bei Reisen zwischen Hauptbahnhof oder Stadtzentrum und bestimmten Zielen im Wissenschaftspark pünktlich an der Endhaltestelle der Linie 16 (Campus Westerberg/ ICO) abholt beziehungsweise dort hinbringt. Dazu steuert der kleine E-Bus auf einem 1, 1 Kilometer langen Rundkurs vier provisorische Stationen an: Innovationscentrum Osnabrück (ICO), Albert-Einstein-Straße, Friedrich-Jansen-Straße und Sedanstraße/ Wissenschaftspark.

Erweist sich dieser neuartige On-Demand-Verkehr mit einem autonomen Fahrzeug als tauglich, könnten hoch- oder sogar vollautomatische Hol- und Bringdienste eines Tages in vielen Städten und Dörfern auf der sogenannten letzten Meile eingesetzt werden. Aber wie schlägt sich der Osnabrücker Pionier in der Probezeit?

Unsere Redaktion machte den Praxistest wurde aber erst einmal von Hubi ausgebremst. Und zwar buchstäblich: Denn kaum hatte die App-Testphase am 12. Februar offiziell begonnen, ging an dem Minibus eine Bremse kaputt. Die Ersatzteile musste der Hersteller aus Frankreich liefern, deswegen blieb der Roboterwagen elf Tage lang außer Betrieb. Erst danach konnten wir das Hub-Chain-System auf Herz und Nieren prüfen. Doch auch dabei lief nicht alles glatt.

Das erste Problem stellte sich bereits bei der Installation der Hub-Chain-App. Die funktioniert in der Versuchsphase nämlich nur auf Android-Geräten. Testnutzer mit einem Apple-iPhone können sie also nicht anwenden. Das Herunterladen der App über den Kurzlink bit.ly/ hubiosna1 sowie die Einrichtung auf dem Smartphone bereiteten uns hingegen keine Schwierigkeiten.

Schritt 2: Routenplanung und Reservierung. Wer schon etwas Übung mit dem VOS-Pilot″ hat, bekommt das leicht hin. Wir haben an einem Donnerstag Ende Februar mit der Test-App eine Hubi-Fahrt für den folgenden Freitagmittag gebucht. Start unserer Route war die Bushaltestelle Berliner Platz, Zielort das Innovationscentrum. Laut Reservierung sollte Hubi uns um 13.31 Uhr an der Station Wissenschaftspark″ abholen zur Weiterfahrt nach ICO″ (planmäßige Ankunft: 13.39 Uhr).

Doch der Roboterwagen kam nicht. Warum? Nach Angaben des Stewards, der die autonomen Fahrten im Auftrag der Stadtwerke Osnabrück zur Sicherheit begleitet und dabei auch sämtliche Computer an Bord kontrolliert, hat unsere Bestellung Hubi nie erreicht. Bei einer folgenden Proberunde über die Teststrecke erwies sich das Shuttle jedoch als zuverlässig. Der Rückweg vom ICO″ in die City ließ sich diesmal nicht ausprobieren. Grund: Im On-Demand-Testbetrieb fährt Hubi montags bis freitags nur zwischen 10 und 14 Uhr.

Offenbar waren wir nicht die Einzigen, bei denen die Reservierung per App nicht klappte. Eine Woche nachdem unsere Redaktion die Stadtwerke über die festgestellten Mängel informiert hatte, verschickte das Unternehmen eine E-Mail an alle Testnutzer. Darin heißt es: Aufgrund eines Fehlers im Hubi-Reservierungssystem konnten Buchungen nicht korrekt verarbeitet werden, bei denen von einer anderen Buslinie auf Hubi umgestiegen werden sollte.″ Eine Leerung des App-Zwischenspeichers (Cache), vorzunehmen in den Smartphone-Einstellungen, löse das Problem aber. Auf Nachfrage erklärt Projektleiterin Sandra van Tongern: In einem Forschungsprojekt wie Hub Chain gehören solche Lernprozesse im Reallabor dazu. Wir sind dankbar, wenn Testnutzer uns ihr Feedback direkt zurückmelden, damit wir die App weiter optimieren können.″

Jedoch lassen die Fahrgastzahlen ausgerechnet in der heißen Testphase spürbar nach. Waren es in den ersten beiden Monaten noch mehr als 400 Personen, die nach Belieben bei Hubi ein- und ausstiegen, so beträgt die Zahl der registrierten App-Testnutzer gerade einmal 160. Und denen läuft die Zeit davon: Nur noch bis Ende März können sie den On-Demand-Shuttleservice in der Stadt ausprobieren. Danach wandert Hubi aufs Land nach Bad Essen. Van Tongern hofft deshalb auf einen Endspurt bei den Osnabrücker Probanden. Die Tests haben für uns eine sehr hohe Relevanz, um Erkenntnisse zum Nutzerverhalten zu sammeln und das neue Mobilitätsangebot weiterzuentwickeln.″

Schon jetzt steht aber fest: Viele Osnabrücker haben Hubi ins Herz geschlossen. Der Roboterwagen sei ein sehr beliebtes Fotomotiv″, berichtet die Projektleiterin. Fahrgäste zeigten sich neugierig und sehr interessiert daran, das landesweit einzige autonome Fahrzeug auf der Straße zu erleben″. Mit Autofahrern jedoch gebe es ab und zu Konflikte, zum Beispiel, wenn Hubi aufgrund seiner Geschwindigkeit von 15 km/ h den Verkehr auf der Sedanstraße auch mal aufhält″ oder sogar Notstopps″ einlege, weil etwa Laub vor die Sensoren am Fahrzeug geweht sei und als Hindernis wahrgenommen werde.

Besonders ärgerlich für die Stadtwerke und das gesamte Hub-Chain-Projekt sind aber die vielen Falschparker auf Hubis Teststrecke im Wissenschaftspark. Sandra van Tongern: Falschparker stören den Betrieb leider in einem erheblichen Maße, da hierdurch der autonome Fahrmodus unterbrochen werden muss. Dies geht zulasten der Fahrzeiten, die Hubi für eine Runde benötigt, sowie der Planbarkeit der Anschlüsse an den Linienverkehr.″

Anwohner würden zwar regelmäßig auf das vorläufige Parkverbot hingewiesen. Zudem führe die Stadt in wiederkehrenden Abständen Kontrollen durch. Große Wirkung zeigt das nach Angaben verschiedener Stewards, mit denen unsere Redaktion bislang sprach, allerdings nicht.

Bildtexte:
Wagen, hol schon mal den Harry! Im Osnabrücker Wissenschaftspark testen die Stadtwerke einen selbstfahrenden Minibus als abrufbereiten Shuttleservice mit Anschluss an den Linienverkehr. Unsere Redaktion hat die Buchungs-App für den Hubi″ genannten Roboterwagen ausprobiert.
An der Haltestelle " Wissenschaftspark" am Westerberg in Osnabrück begegnen sich der Linienbus und der nur auf Bestellung fahrende autonome Shuttlebus.
Warnschilder im Osnabrücker Wissenschaftspark weisen auf den Test mit einem autonomen Fahrzeug hin.
Roboterwagen Hubi bittet zur Probefahrt im Osnabrücker Wissenschaftspark. Doch auf seiner Teststrecke behindern regelmäßig Falschparker den Test.
Fotos:
André Havergo, Michael Gründel

Warum heißt der Minibus Hubi?

Der Spitzname ist abgeleitet von dem Begriff Hub Chain″. So heißt das von den Osnabrücker Stadtwerken geleitete Förderprojekt, in dem seit 2018 daran getüftelt wird, wie sich ein getakteter und ein bedarfsgerechter öffentlicher Nahverkehr sinnvoll kombinieren lassen. Das englische Wort hub″ steht dabei für Knotenpunkt, chain″ für Kette. Dahinter steckt die Idee, dünn besiedelte und vom ÖPNV bislang unzureichend erschlossene Gebiete etwa am Stadtrand oder auf dem Land durch neuartige Vehikel wie selbstfahrende, abrufbereite Shuttles mit dem örtlichen Linienbus-System zu verzahnen. Das Hub-Chain-Projekt ist auf drei Jahre angelegt und wird vom Bund mit drei Millionen Euro bezuschusst.

Kommentar
Hubi braucht Hilfe

Wer schon einmal im Osnabrücker Wissenschaftspark am Westerberg eine Runde mit dem Roboterwagen gedreht hat, kennt das Problem: Immer wieder muss das autonome Fahrzeug anhalten und vom Bordpersonal manuell um Autos herummanövriert werden, die Hubi″ auf seiner fest einprogrammierten Route den Weg versperren. Die Autos stehen dort am Straßenrand trotz eines absoluten Halteverbots, das die Stadt für die Dauer des bundesweit einzigartigen Feldversuchs verhängt hat. Aber es scheint die Fahrer der Wagen nicht abzuhalten. Auch Kontrollen zeigen kaum Wirkung. Offenbar finden sie zu selten statt.

Durch ihre Rücksichtslosigkeit torpedieren die Falschparker jedoch den kompletten Testbetrieb. Sie sorgen dafür, dass Hubi für seine 1100-Meter-Strecke länger braucht als nötig und deshalb Anschlüsse an den Linienverkehr verpasst, die er eigentlich garantieren soll. So kann das möglicherweise bahnbrechende Experiment mit einem hoch automatisierten On-Demand-Verkehr nur schwer gelingen. Und um aussagekräftige Ergebnisse über die Anwendbarkeit in der Stadt zu erzielen, bleibt dem Hub-Chain-Projekt nur noch wenig Zeit.

Die knapp drei verbleibenden Wochen bis Ende März sollten deshalb auch all jene nutzen, die an dem Feldversuch als Testnutzer mitwirken wollen. Es ist eine einmalige Chance, die Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs aktiv mitzugestalten. s.stricker@ noz.de
Autor:
Sebastian Stricker


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