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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Millionenprojekt kommt ins Rollen
 
Millionenprojekt in der Altstadt
Zwischenüberschrift:
Bau der Neuen Schule am Nikolaizentrum kommt ins Rollen
Artikel:
Kleinbild
 
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Originaltext:
Osnabrück Das Altstadt-Quartier zwischen Nikolaizentrum und Katharinenkirche wird sich dramatisch verändern. An der Rolandsmauer entsteht ein Schulzentrum. Dadurch wird die Fläche der Hauptschule Innenstadt für Wohnungsbau frei.

Osnabrück Der Bau der Neuen Schule neben dem Nikolaizentrum wird die Osnabrücker Altstadt verändern. Das Bauamt und die Politik haben sich auf ein Modell verständigt, das zudem Raum für Stadtgestaltung und Wohnungsbau lässt. Ein Millionenprojekt kommt ins Rollen.

Der Bau der Neuen Schule ist ein Kernpunkt der großen Schulreform, die der Rat im vergangenen Jahr auf den Weg gebracht hat. Haupt- und Realschulen werden abgeschafft und in Oberschulen verwandelt. An der Hakenstraße zwischen Nikolaizentrum und Katharinenkirche wird dieser Reformschritt in Beton gegossen: Hier ist ein Schulkomplex geplant, der die bisherige Möser-Realschule (Lotter Straße), die Hauptschule Innenstadt (Hakenstraße) und die Förderschule an der Rolandsmauer zusammenführt.

Vor einem Monat hatten sich Stadtbaurat Frank Otte und die Schulpolitikerinnen von CDU, SPD und Grünen noch über das Baukonzept gestritten. Jetzt liegt ein Kompromissvorschlag vor, der in der Ratssitzung am kommenden Dienstag, 17. März, mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Mehrheit finden wird.

Was ist geplant? Die Neue Schule soll dort entstehen, wo heute die Förderschule an der Rolandsmauer und das Gesundheitsamt von Stadt und Landkreis ihre Heimstätten haben. Die Fläche ist knapp einen Hektar groß. Sie wird umrahmt vom Nikolaizentrum, dem Fachgerichtszentrum, der Hauptschule Innenstadt und der Straße Rolandsmauer. Auf diesem Grundstück sollen zwei Lernhäuser errichtet werden eines für die Förderschule, das andere für die künftige Oberschule. Außerdem sind eine Zweifachturnhalle, eine Mensa und ein Verwaltungstrakt vorgesehen. Der Schulhof soll so gestaltet sein, dass sich jüngere Schüler (Jahrgänge 5 bis 7) und ältere (8 bis 10) aus dem Weg gehen können.

Die Stadt wird einen Realisierungswettbewerb starten. Das heißt: Architekten sind aufgerufen, konkrete und realisierbare Entwürfe für die Neue Schule unter diesen Rahmenbedingungen vorzulegen.

Über das Haus der Gesundheit an der Hakenstraße der Sitz des Gesundheitsamtes von Stadt und Landkreis ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Das Gebäude ist erst 2010 energetisch saniert worden und steht mit einem Wert von 640 000 Euro in den städtischen Büchern. Den Architekten wird im Realisierungswettbewerb freigestellt, ob sie das Gesundheitsamt in das Schulprojekt integrieren oder durch einen Neubau ersetzen wollen. Der Umzug des Gesundheitsamtes ins Kreishaus ist schon lange geplant und wird vollzogen, sobald der Erweiterungsbau am Schölerberg fertig ist. Vom Tisch ist aber die Option, das Gebäude stattdessen für städtische Ämter zu nutzen.

Was geschieht auf der Nachbarfläche? Durch den Schulneubau wird nebenan das 7000 Quadratmeter große Areal der heutigen Hauptschule Innenstadt frei. Die Bauverwaltung wird sich nach Zustimmung des Rates an die Arbeit machen, ein Konzept für die künftige Nutzung des Hauptschulgebäudes und des Schulhofes zu erstellen. Die denkmalgeschützte Doppelturnhalle an der Katharinenkirche soll auf jeden Fall erhalten bleiben, allerdings nicht als Turnhalle: Wir müssen mal in Ruhe darüber nachdenken, was sich daraus machen lässt″, sagte Stadtbaurat Otte kürzlich in der Sitzung des Schulausschusses.

Erklärtes Ziel von Politik und Verwaltung ist, auf dieser zentralen Fläche Wohnungsbau zu ermöglichen. Dazu muss nach Einschätzung des Bauamtes das heutige Gebäude der Hauptschule Innenstadt abgerissen werden. CDU-Fraktionschef Fritz Brickwedde forderte in der Sitzung des Immobilienausschusses die Verwaltung auf, auch über eine grüne Oase″ nachzudenken. Hier ergebe sich die seltene Gelegenheit, eine innerstädtische Fläche zumindest zum Teil zu entsiegeln.

Wie geht es weiter? Der Rat wird den Realisierungswettbewerb für die Neue Schule voraussichtlich am kommenden Dienstag auf den Weg bringen. Dann kann die Verwaltung eine Ausschreibung vorbereiten. Es wird Herbst werden, bis die Wettbewerbsergebnisse vorliegen und eine Jury eine Entscheidung treffen kann. Baubeginn wird voraussichtlich im kommenden Jahr sein. Experten schätzen die Gesamtkosten grob auf 20 Millionen Euro,

Bildtexte:
Die Grundlage für den Bau der Neuen Schule: Die roten Flächen stellen Lernhäuser, Turnhalle, Mensa und Verwaltungstrakt dar. Die Gebäude der Hauptschule Innenstadt (dunkelgrau) werden dann nicht mehr gebraucht. Die Verwaltung erarbeitet Vorschläge, wie der Bereich nördlich der Katharinenkirche (grün ) künftig genutzt werden kann.
Hauptschule Innenstadt an der Hakenstraße. Das Gebäude wird bald nicht mehr gebraucht. Und dann?
Grafik:
Matthias Michel
Foto:
Gert Westdörp

Kommentar
Lehrstück der Kommunalpolitik

Wie ist der Kompromiss als politisches Format doch verhöhnt und verteufelt worden in den vergangenen Jahren. Wer sich auf einen Kompromiss einließ, galt als Verlierer. Der Schul-Kompromiss von Osnabrück ist ein kleines, aber sehr eindrucksvolles Beispiel, wie Kommunalpolitik in ihrer besten Form funktioniert.

Vor wenigen Wochen prallten in einer Sitzung zwei Welten aufeinander. Hier die Welt der Leute vom Bau mit Stadtbaurat Frank Otte an der Spitze, die das Projekt Neue Schule auch als Chance begriffen, den Wohnungsbau im Herzen der Stadt voranzutreiben. Dort die Schulpolitikerinnen von CDU, SPD und Grünen, die im Schulneubau zunächst nichts anderes sehen wollten als die Chance, ein anspruchsvolles pädagogisches Konzept in bauliche Formen umzusetzen. Und dann erst, wenn noch Platz sein sollte, könne über Wohnungen nachgedacht werden.

Die Meinungen prallten aufeinander, und beide Seiten brauchten ein wenig Zeit, sich auf die Sichtweise des anderen einzulassen. Da die Zeit drängte, sollte ursprünglich schon im Februar der Rat eine Entscheidung treffen. Es war klug, noch eine weitere Runde zu drehen, die Gemüter abkühlen zu lassen und sich die Dinge noch einmal von allen Seiten anzusehen. Was jetzt als Vorschlag auf dem Tisch liegt, ist besser als alles vorherige.

Der Kompromiss als Königsform der politischen Entscheidungsfindung scheint ja unmodern geworden zu sein in einer Zeit, in der viele sich nur noch in ihren Blasen bewegen und jedes Nachgeben als Niederlage und Gesichtsverlust empfinden. Der Schul-Kompromiss von Osnabrück ist ein Kompromiss im allerbesten Sinne bei dem keiner verliert, sondern alle gewinnen.

w.hinrichs@ noz.de
Autor:
Wilfried Hinrichs


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