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1.
Erscheinungsdatum:
28.02.2020
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Noch vor Abpfiff in die Dunkelkammer
Zwischenüberschrift:
Der krasse Wandel eines Berufs: Zeitungsfotografie früher und heute
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Die
Fotografie
im
Allgemeinen
und
die
Fotografie
für
Medien
wie
die
„
Neue
Osnabrücker
Zeitung″
(„
NOZ″)
im
Speziellen
haben
sich
in
den
vergangen
Jahrzehnten
extrem
gewandelt.
Wir
blicken
zurück
auf
eine
Zeit,
als
Fön
und
Pieper
zur
Ausrüstung
gehörten
und
die
NOZ-
Fotografen
den
Abpfiff
eines
VfL-
Spiels
in
der
Dunkelkammer
erlebten.
Der
Zeitungsfotograf
kann
sich
häufig
die
Objekte
seines
Tuns
nicht
aussuchen.
Er
knipst,
was
verlangt
wird.
Dadurch
bekommt
er
eine
außergewöhnliche
Vielfalt
an
Motiven
vor
die
Linse,
vom
Obdachlosen
bis
zum
Papst,
von
der
im
Schacht
eingeklemmten
Katze
bis
zur
künstlerisch
fordernden
Studie
einer
Balletttänzerin.
Das
ist
geblieben,
auch
wenn
die
Technik
starkem
Wandel
unterliegt.
Blende,
Zeit,
Entfernung
In
Abwandlung
eines
Werbeslogans
sagten
die
Fotografen
früher:
„
Drei
Dinge
braucht
der
Mann:
Blende,
Zeit
und
Entfernung″.
Die
Kameras
verlangten
Einstellungen
per
Hand.
Und
wenn
die
Aufnahmen
im
Kasten
waren,
ging
die
Arbeit
ja
erst
richtig
los.
Wohl
wenige
Berufe
haben
in
den
letzten
30
Jahren
so
krasse
Umbrüche
erlebt
wie
der
des
Zeitungsfotografen.
Ein
Wettlauf
gegen
die
Zeit
war
es
schon
immer.
Heute
im
Zeitalter
der
Digitalfotografie
ist
die
Erstellung
der
Druckvorlage
einfacher
geworden,
aber
der
zeitliche
Stress
ist
geblieben.
Er
beruht
auf
dem
Anspruch,
möglichst
schnell
nach
dem
Ereignis
dieses
auch
bildlich
im
Internet
auf
noz.de
zu
präsentieren.
Vor
40
Jahren
kannte
die
alte
Garde
der
„
NOZ″-
Fotografen
das
Wort
Internet
noch
nicht.
Und
auch
von
Digitalkameras
hatte
noch
niemand
gehört.
Als
sich
Hartwig
Fender,
Walter
Fricke,
Emil
Harms
und
Paul
Petschkuhn
um
1978
in
einem
Redaktionsbüro
zum
Gruppenfoto
aufstellten,
trug
jeder
als
Handwerkszeug
seine
gute
Analogkamera
vor
der
Brust.
Fender,
der
sich
als
Einziger
nicht
der
damaligen
Berufskleidung
mit
Schlips
und
Kragen
unterwarf,
sondern
seinen
geliebten
alpenländischen
Janker
trug,
war
damals
Chef
der
Zeitungsfotografie.
Heute
bekleidet
Gert
Westdörp
diese
Funktion.
Als
Westdörp
1981
bei
der
„
NOZ″
anfing,
war
Fender
gerade
krank.
„
Deshalb
hat
Paul
Petschkuhn
mich
eingewiesen″,
erinnert
sich
Westdörp.
„
Er
drückte
mir
seine
Leica
R
3
in
die
Hand
und
ließ
mich
einen
Film
einlegen.
„
Na,
wenigstens
das
kann
er
ja
schon
mal″,
lautete
der
knappe
Kommentar
des
Altmeisters.″
Die
größte
Herausforderung
für
die
Zeitungsfotografen
waren
damals
die
Abendspiele
des
VfL
Osnabrück,
Anpfiff
20
Uhr.
Bis
maximal
21.15
Uhr
standen
sie
an
der
Linie
und
versuchten,
eine
gute
Spielszene
einzufangen.
Von
der
zweiten
Halbzeit
bekamen
sie
also
gerade
einmal
eine
Viertelstunde
mit.
Während
der
Textreporter
im
Stadion
blieb
und
das
Spiel
bis
zum
Ende
verfolgen
konnte,
flitzte
der
Fotograf
zu
seinem
Auto
auf
dem
Sonderparkplatz.
Fünf
Minuten
später
traf
er
im
„
NOZ″-
Haus
in
der
Großen
Straße
ein.
Im
Keller
waren
in
beengten
Verhältnissen
zwischen
Heizungsrohren
und
Lüftungskanälen
die
Labore
untergebracht,
vier
kleine
Plätze
mit
Schwarzweiß-
Vergrößerern
und
ein
Labor
zur
Entwicklung
der
Negativfilme.
Hier
war
schon
alles
vorbereitet:
Der
Kanister
mit
der
Entwicklerflüssigkeit
stand
in
einer
Wanne
mit
40
Grad
warmem
Wasser.
Der
Fotograf
brachte
typischerweise
fünf
Filme
zu
36
Aufnahmen
als
Ausbeute
des
Spiels
mit.
Diese
fünf
Filme
passten
in
eine
Entwicklertrommel.
Dank
der
vorgewärmten
Chemikalie
lief
der
Prozess
etwas
schneller
ab,
aber
sieben
bis
acht
Minuten
gingen
auf
jeden
Fall
ins
Land.
Dann
rasch
zwischenwässern
und
ins
Fixierbad.
„
Beim
Fixieren
haben
wir
manchmal
besonders
Tempo
gegeben,
den
Filmen
höchstens
drei
Minuten
gegönnt.
Das
hat
man
später
gemerkt,
wenn
solche
Filme
schneller
verblassten″,
erzählt
Jörn
Martens,
der
auch
noch
die
alten
Zeiten
miterlebt
hat.
Erneutes
Wässern,
„
bis
die
meiste
Chemie
raus
war″,
und
dann
das
Trocknen.
„
Oftmals
haben
wir
die
Filme
durch
Spiritus
gezogen,
damit
das
schneller
ging″,
weiß
Klaus
Lindemann
zu
erzählen,
der
von
1980
bis
zu
seinem
Ruhestand
2015
hauptberuflicher
„
NOZ″-
Fotograf
war.
„
Und
wir
haben
den
Fön
zu
Hilfe
genommen,
weil
das
mit
dem
Trockenschrank
zu
lange
dauerte.″
Nun
hatte
man
den
Film,
aber
noch
nicht
die
Bilder.
Unter
dem
Vergrößerungsapparat
hieß
es:
Durchziehen,
durchziehen,
Tempo!
Die
Sportredaktion
wartet!
Gute
Szene
suchen,
Schärfe
kontrollieren,
Ausschnitt
wählen,
das
Fotopapier
belichten,
entwickeln,
ins
Stoppbad
tauchen,
fixieren,
wässern,
trocknen…
Im
Schnitt
kamen
so
zehn
bis
15
Abzüge
zustande,
mit
denen
man
weitermachen
konnte.
Im
Laufschritt
Der
Fotograf
sprang
wieder
ins
Auto,
raste
zum
Breiten
Gang
und
stürmte
zur
Sportredaktion
hoch.
Bis
22
Uhr
musste
das
passiert
sein,
damit
die
Kollegen
es
schaffen
konnten,
bis
22.30
Uhr
„
die
Seite
zu
bauen″,
also
Text
und
Fotos
manuell
zusammenzusetzen
und
die
weiteren
Druckvorbereitungen
mit
dem
Klischieren
der
Fotos
einzuleiten.
„
Die
Flutlichtspiele
an
der
Bremer
Brücke
waren
vom
Zeitdruck
her
immer
das
Schwierigste″,
resümiert
Gert
Westdörp,
„
denn
der
Andruck,
meistens
um
23
Uhr
oder
um
23.30
Uhr,
war
heilig.
Wir
haben
alles
im
Laufschritt
erledigt.″
Es
gab
kein
Redaktionssystem,
in
das
man
die
Bilder
hätte
einspeisen
können.
So
wie
die
Sportredaktion
bekam
auch
jede
andere
Redaktion
ihre
Fotos
händisch
hereingereicht:
„
Das
war
unser
Turnschuh-
Netzwerk″,
nennt
Westdörp
es
im
Rückblick.
Heute
ist
der
Redaktionsschluss
spätabends
für
die
gedruckte
Zeitung
nicht
mehr
der
alleinige
Dreh-
und
Angelpunkt.
„
Wir
haben
permanenten
Redaktionsschluss″,
weiß
Westdörp,
denn
der
Digitalabonnent
möchte
rund
um
die
Uhr
mit
dem
Aktuellsten
auch
bildlich
versorgt
werden.
Beispiel
Bombenentschärfung:
Der
Liveticker
verlangt
ständig
nach
Just-
in-
time-
Bildern.
Wenn
es
dann
„
Bumm!
″
macht
und
die
Bombe
zur
Explosion
gebracht
worden
ist,
schickt
der
Fotograf
das
Foto
sofort
per
Handy
in
die
Redaktion.
Wenn
etwas
mehr
Zeit
ist,
überträgt
er
die
Fotos
auf
seinen
mitgeführten
Laptop,
hat
dadurch
die
Möglichkeit
auszuwählen
und
zu
bearbeiten.
„
Und
dann
kann
man
nur
hoffen,
dass
man
nicht
gerade
in
einem
Funkloch
sitzt
und
die
Mail
auch
rausgeht″,
schildert
Klaus
Lindemann
häufig
durchlebte
Sorgen.
Die
jüngste
Generation
der
„
NOZ″-
Fotografen
wie
Michael
Gründel
und
David
Ebener
darf
man
als
„
Digital
Natives″
bezeichnen,
die
mit
der
Digitalfotografie
groß
geworden
sind.
Die
etwas
Älteren
wie
Westdörp,
Lindemann
und
Martens
haben
den
Wandel
vom
Analogen
zum
Digitalen
in
voller
Länge
miterlebt.
Als
sie
anfingen,
da
mussten
noch
vom
Bahnhof
oder
vom
Überlandbus
die
Blechbehälter
abgeholt
werden,
die
die
Filme
aus
den
Außenredaktionen
im
Emsland
oder
im
Südkreis
enthielten.
Denn
kein
Labor
draußen
in
der
Region
konnte
so
schnell
entwickeln
wie
das
der
„
NOZ″.
Sie
unternahmen
die
ersten
Gehversuche
mit
farbigen
Fotos
für
die
Zeitung,
zunächst
noch
von
Diapositiven
aufbereitet.
1998
probierten
die
„
NOZ″-
Fotografen
die
ersten
Digitalkameras
aus.
Nach
einigen
Tests
fiel
die
Wahl
auf
die
qualitativ
genügende
Spiegelreflex-
Digitalkamera,
eine
Canon
EOS
D
2000.
Auch
die
Kommunikation
mit
den
Redaktionen
änderte
sich.
Bevor
Handys
um
1995
sich
durchsetzten,
wurde
der
Fotograf
draußen
vor
Ort
„
angepiept″.
Das
war
das
Signal,
die
nächste
Telefonzelle
aufzusuchen
und
in
der
Redaktion
nachzuhören,
welcher
Anschlussauftrag
noch
auszuführen
war.
Und
wenn
dann
nach
langem
Suchen
der
einzige
öffentliche
Fernsprecher
kaputt
war?
Lindemann
hat
das
oft
genug
erlebt:
„
Tja,
dann
war′s
das,
dann
sind
wir
eben
so
wieder
nach
Hause
gefahren.″
Manchmal
wird′s
riskant
Das
Leben
des
Zeitungsfotografen
kann
gefährlich
sein.
Jörn
Martens
war
einst
beim
Hallenfußballturnier
„
Hüggel-
Cup″
zu
nah
am
Geschehen.
Ein
stramm
geschossener
Ball
traf
auf
die
Kamera
und
diese
auf
seine
Nase.
Ein
Nasenbeinbruch
war
die
Folge.
Klaus
Lindemann
hatte
ein
Erlebnis
beim
Bergrennen
in
Borgloh:
Ein
Rennwagen
wurde
aus
der
Kurve
geschleudert
und
schoss
wenige
Meter
neben
ihm
in
die
Botanik.
„
Man
sucht
sich
dann
ja
auch
keinen
langweiligen
Standort
aus,
sondern
einen,
wo
Dramatik
zu
erwarten
ist.″
Vorsichtshalber
hatte
er
sich
hinter
einem
Baum
postiert,
sodass
nichts
passieren
konnte.
Gert
Westdörps
gefährlichste
Autofahrt
hatte
einen
umgeknickten
Hochspannungsmast
bei
Fürstenau
zum
Ziel.
Es
herrschte
Eisregen.
Die
Redaktion
wollte
sich
nicht
mit
Agenturfotos
begnügen
und
wünschte
sich
eins
aus
der
Region.
Es
war
spiegelglatt,
man
kam
nur
im
Schritttempo
vorwärts.
„
Ich
brauchte
zweieinhalb
Stunden
für
den
Weg,
mir
kamen
auf
der
ganzen
Strecke
keine
zwei
Autos
entgegen.″
Lohn
der
Angst:
Westdörps
Foto
des
geknickten
Masts
am
nächsten
Morgen
vorne
auf
Seite
1.
Fotograf
Michael
Münch
begleitete
einst
einen
Wahlkampftermin
von
Helmut
Kohl
in
der
Stadthalle.
Rückwärts
lief
er
vor
dem
Kanzler
her,
als
der
mit
seiner
Entourage
energisch
durch
die
Gänge
schritt.
Münch
konzentrierte
sich
voll
auf
sein
Motiv
und
fotografierte
eifrig.
Plötzlich
zogen
ihn
Sicherheitsleute
zur
Seite.
Münch
wäre
sonst
rückwärts
gegen
die
Tür
der
Herrentoilette
gekracht,
die
Kohl
gerade
ansteuerte.
Bildtexte:
Fast
alle
mit
Schlips:
Die
alte
Garde
der
fest
angestellten
NOZ-
Fotografen
um
1978
(oben)
.
Von
links:
Hartwig
Fender,
Walter
Fricke,
Emil
Harms
und
Paul
Petschkuhn.
Unten,
die
aktuellen
NOZ-
Fotografen:
David
Ebener,
Jörn
Martens,
Gert
Westdörp
und
Michael
Gründel.
Fotos:
Archiv
NOZ,
Bastian
Rabeneck
Autor:
Joachim Dierks