User Online: 1 |
Timeout: 23:28Uhr ⟳ |
Ihre Anmerkungen
|
NUSO
|
Info
|
Auswahl
|
Ende
|
A
A
A
Mobil →
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Themen ▾
Baumschutz (112)
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (360)
Die Arbeit der Stadtgaertner seit 1891 (975)
Die Hase und ihre Nebengewaesser (3007)
Gartenprojekte (22)
Klimageschichte (seit 1874) (162)
Konflikte um Kleingarten (25)
Konversionsflaechen (245)
Kooperation Baikal-Osnabrueck (25)
Umweltbildungszentrum(UBZ)1997-2018 (108)
Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrueck (324)
Suche ▾
Einfache Suche
Erweiterte Suche
Listen ▾
Themenauswahllisten
Erscheinungsdatum (Index)
Ergebnis
Merkliste ▾
Merkliste zeigen
Merkliste löschen
Datensätze des Ergebnis
Suche:
Auswahl zeigen
Treffer:
1
Sortierungen:
Datum vorwärts
Datum rückwärts
1.
Erscheinungsdatum:
20.02.2020
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
Mit Fahrrädern und Nähmaschinen fing es an
Zwischenüberschrift:
Dieses Autohaus prägte Osnabrück: Mercedes Patberg gab es von 1901 bis 2002
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Die
Firmen
Daimler
und
Benz
gelten
als
die
ältesten
Kraftfahrzeughersteller
der
Welt.
Ihre
Produkte
konnte
man
in
Osnabrück
bei
Wilhelm
Patberg
kaufen,
einem
der
ersten
Autohändler
in
der
Stadt.
Die
Firma
Patberg
blieb
bis
2002
eigenständig.
Dann
ging
sie
im
Firmenverbund
Beresa
auf.
Als
Wilhelm
Patberg
im
Februar
1900
seinen
Laden
in
der
Möserstraße
eröffnete,
dachte
er
vermutlich
noch
gar
nicht
an
Automobile.
In
der
Außenwerbung
empfahl
er
sich
für
Fahrräder
und
Nähmaschinen.
Er
verkaufte
nicht
nur.
Er
nannte
sich
„
Mechaniker″
und
reparierte
auch
alles,
was
ihm
in
den
Laden
geschoben
wurde,
vorzugsweise
Erzeugnisse
der
Dürkopp-
Werke
in
Bielefeld.
Bei
der
Handelsregistereintragung
im
Juni
1901
ist
allerdings
schon
vom
„
Handel
mit
motorangetriebenen
Fahrzeugen″
die
Rede.
Ab
1908
kooperierte
Patberg
mit
dem
Importeur
für
amerikanische
Ford-
Autos.
Die
ersten
Exemplare
des
legendären
Ford
„
T-
Modells″
auf
Osnabrücks
Straßen
waren
durch
seine
Hände
gegangen.
Wilhelm
Patberg
war
mutig
genug,
sich
auch
selbst
hinter
das
Steuer
zu
setzen.
Die
„
Führerscheinprüfung″
absolvierte
er
auf
der
Freifläche
vor
dem
Domportal.
In
sicherer
Deckung
stand
ein
Schutzmann
und
beobachtete
misstrauisch
das
Manöver
Patbergs,
mit
der
Benzinkutsche
rückwärts
eine
Acht
zu
fahren.
Als
das
gelang,
bekam
er
vom
Schupo
eine
Bescheinigung
ausgehändigt,
die
ihn
zum
Führen
von
Kraftfahrzeugen
berechtigte.
Schieben
am
Harderberg
Vom
heutigen
Komfort
war
man
damals
indessen
noch
sehr
weit
entfernt.
Zum
Starten
des
Motors
musste
der
Lehrling
antreten,
um
die
Anlasserkurbel
zu
bedienen.
Vor
Überlandfahrten
verpackte
man
sich
in
dicke
Bärenfelle,
nahm
acht
Reserveschläuche
und
etliche
Reservedecken
an
Bord,
schnallte
mehrere
Zusatzkanister
mit
Brennstoff
aufs
Trittbrett,
kontrollierte
die
Handluftpumpe
und
nahm
Abschied
von
seinen
Lieben.
Wenn
das
Ziel
Bielefeld
war,
musste
am
Harderberg
der
Beifahrer
aussteigen
und
schieben.
Denn
die
Steigung
war
zu
viel
für
das
schwache
Motörchen.
Patbergs
Verbindung
mit
dem
„
guten
Stern
auf
allen
Straßen″
geht
auf
das
Jahr
1910
zurück,
als
er
begann,
Mercedes-
Automobile
der
Daimler-
Motorengesellschaft
zu
verkaufen.
Er
nahm
einen
Teilhaber
auf,
die
Firma
lautete
Patberg
&
Brandhorst.
Das
Glück
über
die
neue
Geschäftsverbindung
währte
aber
nur
kurz.
Im
August
1914
wurde
Wilhelm
Patberg
zum
Kriegsdienst
eingezogen.
Das
verbleibende
Personal,
ein
Geselle
und
ein
Lehrling,
konnte
alleine
nichts
ausrichten.
Wilhelm
schloss
den
Laden
und
die
Werkstatt
ab
und
übergab
seiner
Mutter
die
Schlüssel.
Das
Geschäft
blieb
über
die
Kriegsjahre
eingemottet.
Vier
Jahre
später
kehrte
er
körperlich
unversehrt
von
der
Front
zurück,
holte
sich
die
Schlüssel
bei
der
Mutter
ab,
schloss
wieder
auf
und
machte
weiter,
jetzt
zusammen
mit
seinem
Bruder
Hermann.
Auf
dem
Ladenschild
stand
nun
„
Gebrüder
Patberg″.
Aber
auch
diese
Verbindung
war
nicht
von
langer
Dauer.
Hermann
Patberg
machte
nach
der
Trennung
mit
einer
kleinen
Reparaturwerkstatt
weiter,
während
Wilhelm
Patberg
mit
dem
Neuwagenverkauf
erfolgreich
durchstartete.
1928
bekam
er
die
offizielle
Vertretung
der
inzwischen
fusionierten
Daimler-
Benz
AG
für
den
Regierungsbezirk
Osnabrück
übertragen.
1938
standen
60
Mitarbeiter
auf
der
Lohnliste.
Der
alte
Betrieb
an
der
Möserstraße
34
war
längst
zu
klein
geworden.
Der
neue
Standort
an
der
Bohmter
Straße
64,
dicht
an
den
Bahngleisen
der
Bremer
Brücke,
bot
viel
Platz
und
die
Möglichkeit,
an
mehr
als
zehn
Fahrzeugen
gleichzeitig
zu
arbeiten.
Im
September
1944
wurde
der
Betrieb
vollständig
zerstört.
Nach
dem
Krieg
musste
es
schnell
weitergehen,
denn
es
gab
jede
Menge
reparaturbedürftiger
Lkw.
Der
Wiederaufbau
der
Bohmter
Straße
konnte
nicht
abgewartet
werden.
Wilhelm
Patberg
fand
eine
Interimslösung
an
der
Weserstraße
17.
Dort
stand
die
Halle
des
Fahrzeugbaubetriebs
Gebrüder
Grötschel
leer,
der
Chef
war
noch
nicht
aus
der
Gefangenschaft
zurück.
„
Im
Vergleich
zur
Bohmter
Straße
war
dort
alles
viel
kleiner″,
erinnert
sich
der
heute
91-
jährige
Kfz-
Meister
Franz
Steinkamp,
der
1953
bei
Patberg
anfing,
„
es
gab
nur
eine
lange
Grube
darin.
Der
zweite
Lkw,
der
reinkam,
musste
draußen
auf
dem
Hof
repariert
werden.″
Die
Vollendung
des
Wiederaufbaus
an
der
Bohmter
Straße
bekam
Wilhelm
Patberg
nicht
mehr
mit.
Er
starb
kurz
vorher,
im
April
1955,
im
Alter
von
87
Jahren.
Erben
waren
Neffe
Kurt
Schwarznecker,
der
seit
1945
die
Geschäfte
mit
leitete,
und
Nichte
Ilse
Hoffmann,
die
1958
als
Prokuristin
einstieg.
Die
Wirtschaftswunderjahre
bescherten
der
Firma
einen
steilen
Aufstieg.
An
der
Bohmter
Straße
gab
es
keine
Erweiterungsmöglichkeiten.
Auslagerungsstandorte
wurden
erwogen.
1961
war
eine
Fläche
neben
den
britischen
Sportplätzen
an
der
Oldenburger
Landstraße
gegenüber
von
Coca-
Cola-
Heydt
der
Favorit,
diese
Lösung
kam
dann
aber
doch
nicht
zustande.
1962
fiel
die
Entscheidung
zugunsten
des
Blumenhaller
Wegs.
Direkt
neben
VW-
Starke
und
verkehrsgünstig
an
der
Auffahrt
zur
geplanten
E
8,
der
heutigen
Autobahn
30,
gelegen,
sicherte
sich
Patberg
+
Co.
dreieinhalb
Hektar
„
auf
Zuwachs″.
1967
zog
der
Reparaturbetrieb
für
Lkw
und
Busse
ein.
In
weiteren
Bauabschnitten
folgten
ab
1971
Pkw
und
Verwaltung.
Ausstellungsräume,
die
vorübergehend
am
Berliner
Platz
angemietet
worden
waren,
kamen
ab
1981
auch
zum
Blumenhaller
Weg.
Filialbetriebe
in
Melle
und
Lengerich,
später
auch
Fürstenau,
Ibbenbüren,
Bramsche
und
Osnabrück-
Atter
traten
hinzu.
Mit
mehr
als
300
Mitarbeitern
erzielte
Patberg
1998
einen
Umsatz
von
250
Millionen
DM.
Übergang
an
Beresa
Anfang
1999
übernahm
Patberg
den
Lkw-
Nutzfahrzeug-
Betrieb
des
Autohauses
Hansmann,
bevor
dann
der
letzte
Akt
in
der
Firmengeschichte
eingeläutet
wurde:
Die
altersmäßig
vorgerückten
Gesellschafter
verkauften
in
Stufen
ihre
Anteile
an
einen
Finanzinvestor
und
an
den
Münsteraner
Händler-
Kollegen
Beresa.
Nach
32
Jahren
in
führender
Position
im
Unternehmen
schied
Heinz
Wassink
aus,
ebenso
sein
junger
Mit-
Geschäftsführer
Jörg
Schwarznecker.
Im
Frühjahr
2002
war
auch
der
operative
Zusammenschluss
vollzogen:
nach
100
Jahren
verschwand
der
Name
Patberg,
stattdessen
stand
jetzt
Beresa
an
der
Fassade.
Wobei
„
Beresa″
für
die
Namen
der
Firmengründer
Beckmann,
Renfert
und
Sanftenberg
steht.
Die
Branche
beurteilte
die
Fusion
als
Zusammengehen
zweier
„
Starker″:
Patberg
war
die
sechsterfolgreichste
Mercedes-
Vertretung
Deutschlands,
Beresa
die
Nummer
fünf.
Heute
beschäftigt
Beresa
mehr
als
1000
Mitarbeiter
an
18
Standorten.
Bildtexte:
Der
Grundstein:
An
der
Möserstraße
34
verkaufte
Patberg
zunächst
Fahrräder
und
Nähmaschinen,
später
auch
Fahrzeuge
„
mit
Kraftbetrieb″.
Der
Betrieb
Bohmter
Straße
an
der
Bahnstrecke
nach
Bremen
bot
Patberg
in
den
1930er-
Jahren
wesentlich
mehr
Platz.
Franz
Steinkamp
war
ab
1953
als
Kfz-
Meister
bei
Patberg
angestellt.
Mit
91
Jahren
repariert
er
seinen
Mercedes
Typ
124
immer
noch
selbst.
An
Blumenhaller
Weg
und
Kurt-
Schmacher-
Damm
(rechts
im
Bild)
etablierte
sich
Patberg
ab
1967.
Fotos:
Firmenarchiv
Beresa,
Joachim
Dierks
Der
alte
Patberg
Der
frühere
Patberg-
Meister
Franz
Steinkamp
schaut
mit
gemischten
Gefühlen
auf
die
Anfänge
nach
dem
Krieg
an
der
Weserstraße
zurück:
„
Gegen
Regen
und
Schnee
bastelten
wir
uns
aus
Lkw-
Planen
übergroße
Regenschirme.
Dann
konnten
wir
auf
dem
Hof
auch
große
Arbeiten
wie
das
Auswechseln
von
Blattfedern
oder
gar
Motorreparaturen
ausführen.″
Es
ging
bisweilen
recht
chaotisch
zu:
„
Einmal
mussten
wir
bei
einem
Achttonner
eine
Spurstange
erneuern.
Wir
hatten
sie
gerade
erst
ausgebaut.
Da
kam
der
Fahrer
auf
den
Hof
und
dachte,
es
wäre
schon
alles
fertig,
setzte
sich
rein
und
fuhr
los.
Als
wir
das
merkten,
sind
wir
sofort
hinterhergejagt.
An
der
Würstchenbude
in
Haste
konnten
wir
ihn
stoppen.
Ein
Wunder,
dass
nichts
passiert
war.
″
Der
damals
76-
jährige
Wilhelm
Patberg
dirigierte
den
Wiederaufbau
an
der
Bohmter
Straße,
kam
jeden
Tag
vorbei.
Was
ihm
nicht
behagte:
Anhängerkupplungen
an
schicken
Mercedes-
Limousinen.
Das
fand
er
unpassend
und
befahl,
solche
Aufträge
nicht
mehr
anzunehmen.
Oder
noch
schlimmer:
Einmal
stand
da
ein
Lkw
des
Bauunternehmers
Jandeck,
der
hatte
ein
leicht
bekleidetes
Veedol-
Girl
am
Kühlergitter.
Ohne
groß
mit
dem
Fahrer
zu
diskutieren,
wies
er
seine
Leute
an,
die
berühmte
gelbe
Schlittschuhläuferin
zu
entfernen.
Autor:
Joachim Dierks