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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Bekommt Osnabrück eine Internationale Schule?
Zwischenüberschrift:
Grüne greifen alten Wunsch der Wirtschaft auf
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück Osnabrück schickt sich an, das Schulangebot um eine Variante zu bereichern: um eine Internationale Schule. Seit Jahrzehnten liegt der Vorschlag in der Schublade, jetzt holten die Grünen ihn im Rat heraus und bekamen von (fast) allen Seiten Unterstützung.

Der Stadtrat beauftragte die Verwaltung zu prüfen, ob und unter welchen Bedingungen eine Internationale Schule geschaffen werden könnte. Nur die FDP und die Linken hoben die Arme dafür nicht.

Wer braucht eine Internationale Schule? Diese Schulform ermöglicht einen mehrsprachigen Unterricht und richtet sich an Kinder, deren Eltern nur zeitweise in Osnabrück oder der Region leben. Sie ist für qualifizierte Fach- und Führungskräfte international agierender Unternehmen interessant, deren Berufsleben international ausgerichtet ist und die häufig ihren Arbeitsstandort wechseln. Für sie ist es wichtig, dass ihre Kinder eine gute Schulbildung bekommen, deren Abschlüsse in allen Ländern anerkannt werden und die eine nahtlose Fortsetzung der Schulausbildung nach einem Ortswechsel ermöglicht. Die Schule steht aber auch Kindern aus der Region offen.

Viele Firmen wünschen sich eine Internationale Schule, weil sie damit im weltweiten Wettbewerb um die besten Köpfe punkten können. Die nächsten Internationalen Schulen gibt es in Hannover und Braunschweig, der Nordwesten Deutschlands steht ganz ohne da. Besonders die Industrie- und Handelskammer (IHK) Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim macht sich seit Jahren für eine Internationale Schule stark. Die Akademie Überlingen hat 2015 im Auftrag der IHK ein Konzept erstellt, das Grundlage der weiteren Planungen sein könnte.

Was ist eine Internationale Schule? Unterrichtssprachen sind Englisch und Deutsch. Zugrunde liegt der Lehrplan International Baccalaureate″ (IB), dessen Inhalte und Abschlüsse weltweit anerkannt sind. Sie richtet sich an Kinder jeden Alters.

Wie kann eine Internationale Schule finanziert werden? Ohne Förderung von außen kann eine solche Schule nicht gelingen. Finanziert wird sie durch Schulgeld, das die Eltern zahlen, mit Zuschüssen des Landes und der Kommune sowie Drittmitteln von Firmen oder Stiftungen.

Wie steht die Politik dazu? Der Vorschlag der Grünen fand im Rat ein großes Echo. SPD-Fraktionschef Frank Henning bedankte sich für den Antrag und äußerte die Hoffnung, dass zahlungskräftige Unternehmen bei der Anschubfinanzierung und später den Betrieb stützen.

Auch die CDU begrüßte die Idee, möchte den Blick aber etwas erweitert wissen: In anderen Städten werden internationale Abschlüsse auch an allgemeinbildenden Schulen neben dem regulären deutschen Schulabschluss angeboten, beispielsweise in Bremen, Hannover und Münster. Die Verwaltung solle prüfen, ob möglicherweise eine Schule in Osnabrück Interesse habe, an einem derartigen Programm teilzunehmen.

Heidi Reichinnek (Linke) äußerte die Sorge, dass die Schule wegen des Schulgeldes nur reichen Familien offenstehen werde. Skepsis kam von der FDP. Robert Seidler sagte, die Schulen in Osnabrück böten ausgezeichnete Möglichkeiten, ausländische Kinder zu integrieren. Eine neue Schule sei nicht nötig und viel zu teuer.

Bildtext:
Lernen ohne Grenzen: Osnabrück macht sich auf den Weg, eine Internationale Schule zu gründen.
Foto:
Arne Dedert/ dpa

Kommentar
Die Chancen stehen schlecht

Es war Ehrenbürger Hans-Jürgen Fip, der in seiner Amtszeit als Oberbürgermeister nie müde wurde, für eine Internationale Schule zu werben. Fip wusste die regionale Wirtschaft und die IHK an seiner Seite, drang bei den Bildungspolitikern aber nicht wirklich durch. Fast 16 Jahre nach Fips Abgang bekommt die Idee durch den Antrag der Grünen neuen Schwung.

Die Welt ist in der Zwischenzeit noch näher zusammengerückt, das Leben internationaler, die Wirtschaft globaler geworden. Der Druck, den Familien hoch qualifizierter Fachkräfte aus dem Ausland angenehme Lebensbedingungen zu schaffen, ist gestiegen. Und wie wichtig solche weichen Faktoren sind, zeigt sich wieder mal im Osten Deutschlands, wo Unternehmen fürchten, dass sie angesichts des ausländerfeindlichen Klimas im internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe das Nachsehen haben.

So weit, so sinnvoll. Aber Osnabrück wird große Schwierigkeiten haben, in absehbarer Zeit eine Internationale Schule an den Start bringen zu können. Die Schulbehörden stecken bis über beide Ohren in Arbeit. Der Sek.-I-Schulentwicklungsplan ist 2019 nach jahrelangen Debatten verabschiedet worden. Ihn umzusetzen ist ein Riesenkraftakt. Neue Schulen müssen gebaut, alte renoviert, fast 70 Millionen Euro investiert werden.

Die Freunde der Internationalen Schule werden Geduld aufbringen müssen wahrscheinlich viele, viele Jahre. w.hinrichs@ noz.de
Autor:
Wilfried Hinrichs


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