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1.
Erscheinungsdatum:
08.02.2020
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Die
Johannisstraße
soll
wieder
eine
gute
Adresse
werden.
So
wie
vor
40
Jahren,
als
die
Stadt
sie
gerade
zur
Fußgängerzone
gemacht
hatte.
Osnabrück
war
damals
stolz
auf
die
lange
Einkaufsmeile.
Aber
südlichvom
Neumarkt
kündigte
sich
schon
der
Niedergang
an
–
mit
dem
markantenGeräusch
klackernder
Pflastersteine
...
Überschrift:
Enttäuscht, aber nicht ohne Hoffnung
Artikel:
Originaltext:
Scherz
und
Cramer
Büroartikel,
Wäsche
Schmiemann,
die
Mohren-
Apotheke
und
Bücher
Acker,
Schlachterei
Lukosch,
das
Bekleidungshaus
Leffers
und
Hosen
Bäumer:
Älteren
Osnabrückern
klingen
solche
Namen
noch
in
den
Ohren,
wenn
sie
an
die
Johannisstraße
denken.
Wer
sich
heute
auf
die
Suche
macht,
stolpert
vom
Mc
Döner
Kebap
an
der
Spielothek
vorbei
zum
Euro-
Shop,
findet
Billigklamottenläden
neben
Fast-
Food-
Restaurants.
Aber
es
gibt
immer
noch
das
Schuhhaus
Bröcker
und
Foto
Erhardt,
alteingesessene
Geschäfte,
die
sich
bis
heute
behauptet
haben.
Heinz
von
der
Haar
kann
zu
jedem
Haus
eine
Geschichte
erzählen.
Dass
im
Haus
von
Barber
Boss
früher
Baubeschläge
verkauft
wurden,
dass
zu
der
„
Blaubeere″,
ehemals
„
Johannisbeere″,
mal
ein
Pferdestall
gehörte
und
dass
sich
eine
streitbare
ältere
Dame
aus
Ärger
über
die
Stadtverwaltung
weigerte,
einen
Wohnwagen
von
ihrem
Grundstück
gegenüber
von
St.
Johann
zu
entfernen.
Ärger
mit
der
Stadt
hatte
auch
die
Familie
von
der
Haar,
weil
sie
beim
Wiederaufbau
ihres
im
Krieg
zerstörten
Hauses
den
neuen
Straßenverlauf
außer
acht
ließ
–
mit
dem
Ergebnis,
dass
noch
einmal
abgerissen
und
wiederaufgebaut
werden
musste.
Es
war
der
Urgroßvater,
der
vor
110
Jahren
eine
Blumenhandlung
schräg
gegenüber
von
St.
Johann
aufgemacht
hatte.
Heute
gibt
es
das
Pflanzengeschäft
immer
noch,
aber
nicht
mehr
in
der
Johannisstraße,
sondern
als
„
Pottblume″
im
Fledder.
Bei
den
von
der
Haars
ist
jetzt
Jonathans
Laden
drin.
Immer
schriller
Zusammen
mit
seinem
Freund
und
Nachbarn
Olaf
Richter,
Inhaber
vom
„
Treibhaus″
und
Vorsitzender
der
Interessengemeinschaft,
blättert
der
67-
jährige
Blumenhändler
in
einem
Fotoalbum.
Bauarbeiten
sind
darin
zu
sehen,
immer
wieder
Bagger,
das
aufgerissene
Pflaster
und
Paletten
mit
Steinen.
Die
Bilder
geben
auch
preis,
dass
die
Schriftzüge
an
den
Fassaden
schriller,
die
Namen
der
Geschäfte
weniger
klangvoll
geworden
sind.
Und
dass
heute
mancher
Schaden
gar
nicht
repariert
wird,
selbst
wenn
an
der
Schokoladenseite
der
Lack
ab
ist.
Der
Wandel
hat
aus
der
Johannisstraße
eine
Adresse
gemacht,
die
sich
nicht
mehr
überregional
vermarkten
lässt,
wie
es
der
Immobilienspezialist
Achim
Weitkamp
auf
den
Punkt
bringt.
Dabei
wurde
sie
vor
noch
nicht
langer
Zeit
als
B-
Lage
taxiert.
Wie
ist
es
zu
diesem
Niedergang
gekommen?
Heinz
von
der
Haar
wirft
der
Stadt
vor,
sie
habe
die
Straße
„
ausbluten
lassen″
und
die
Anlieger
im
Stich
gelassen.
Olaf
Richter,
der
Vorsitzende
der
Interessengemeinschaft,
hatte
sich
vom
Einkaufscenter
am
Neumarkt
neue
Impulse
für
das
Quartier
erhofft.
Jetzt
ist
er
enttäuscht,
dass
Unibail
Rodamco
Westfield
abgesagt
hat.
Und
er
sieht
die
Stadt
in
der
Verantwortung,
weil
sie
dem
Konzern
mit
ihren
komplizierten
Vorgaben
das
Leben
schwer
gemacht
habe.
Schwer
zu
sagen
ist,
wann
die
Johannisstraße
in
die
Abwärtsspirale
geraten
ist.
An
den
Esprit,
den
die
Große
Straße
(auch
nicht
immer)
verbreitet
hat,
kam
sie
nie
ganz
heran.
Aber
als
die
Anfang
der
70er-
Jahre
Fußgängerzone
wurde,
wollte
die
kleine
Schwester
auch.
Ihr
Wunsch
wurde
erfüllt,
allerdings
unter
Einbeziehung
des
öffentlichen
Nahverkehrs.
Busse
als
Fluch
oder
Segen
Haben
die
Busse
der
Einkaufsmeile
südlich
des
Neumarkts
geschadet
oder
doch
eher
genützt?
Darüber
gehen
die
Meinungen
bis
heute
auseinander.
Dass
der
permanente
Strom
großvolumiger
Dieselfahrzeuge
nicht
gerade
als
Wohltat
für
Nase
und
Ohren
empfunden
wird,
steht
der
Erkenntnis
gegenüber,
dass
er
den
Geschäften
Kundschaft
beschert.
Busse
haben
allerdings
einen
gravierenden
Nachteil:
Pflasterungen
aller
Art
sind
ihrem
Gewicht
nicht
gewachsen,
schon
gar
nicht
beim
Bremsen.
Aus
der
Fahrbahn
wurde
ein
Wackelpudding
mit
Stolperfallen
für
die
Fußgänger,
und
der
Anblick
von
Baukolonnen,
die
solche
Schäden
reparierten,
gehörte
fast
schon
zum
Straßenbild.
Dass
die
Fachleute
vom
Tiefbauamt
das
Problem
über
Jahrzehnte
nicht
in
den
Griff
bekamen,
förderte
nicht
gerade
das
Vertrauen
von
Anliegern
und
Geschäftsleuten
in
die
Stadt.
Noch
schwerer
wog,
dass
1986
mit
der
Schließung
des
Kaufhauses
Hertie
der
größte
Publikumsmagnet
auf
der
Südseite
des
Neumarkts
verloren
ging.
An
dessen
Anziehungskraft
reichten
auch
die
Nachfolger
Wöhrl,
Krüger
und
Ypso
nicht
heran.
Den
Schaden
hatte
die
Johannisstraße,
in
der
sich
zunehmend
Billigläden
breit
machten.
Shoppingmeile
zu
lang?
Als
Konsumforscher
in
den
90er-
Jahren
herausfanden,
dass
der
Aktionsradius
eines
durchschnittlichen
Innenstadtbesuchers
selten
größer
als
400
Meter
ist,
war
das
wieder
eine
bittere
Pille
für
die
südliche
Innenstadt.
Damit
stellte
sich
auch
für
die
Stadtplaner
die
Frage,
ob
Osnabrücks
Shoppingmeile
vielleicht
etwas
überdimensioniert
sei.
Und
weil
der
Fußgängerzone
mit
der
Kamp-
Promenade
gerade
noch
ein
neues
Sahnehäubchen
aufgesetzt
wurde,
erschien
manchen
die
Johannisstraße
als
Einkaufsstraße
obsolet.
Es
gab
schon
Überlegungen,
ihr
eine
neue
Aufgabe
zuzuweisen
–
als
Standort
für
Büros
und
Uni-
Einrichtungen,
Praxen
und
Kanzleien.
Doch
damit
war
es
vorbei,
als
Investoren
wie
ECE
und
mfi
Pläne
für
ein
Neumarkt-
Center
(zuerst
rund
um
das
Landgericht,
dann
rund
um
das
Wöhrl-
Gebäude)
präsentierten,
von
denen
auch
die
Johannisstraße
profitieren
sollte.
Dass
diese
Träume
im
Sommer
2019
geplatzt
sind,
war
wohl
der
härteste
Schlag
für
die
Anlieger,
die
seit
Jahrzehnten
mit
dem
Rücken
zur
Wand
stehen.
Heinz
von
der
Haar
und
Olaf
Richter
sind
enttäuscht,
dass
es
so
weit
gekommen
ist.
Aber
die
Hoffnung
geben
sie
nicht
auf.
Zum
Vorbild
nehmen
sie
sich
die
Hasestraße.
Vor
noch
gar
nicht
langer
Zeit
war
es
um
sie
schlecht
bestellt.
Und
heute,
nach
der
Umgestaltung,
ist
sie
eine
begehrte
Adresse.
So
müsste
doch
auch
die
Johannisstraße
die
Kurve
kriegen!
Bildtexte:
Krechting
&
Pförtner,
Fahrrad
Göttgens
und
Wäsche
Schmiemann:
Solche
Namen
waren
1979
noch
präsent.
Namen
die
längst
vergessen
sind:
die
Johannisstraße
in
den
80er
Jahren.
Der
ganze
Stolz:
Mit
der
neu
gestalteten
Johannisstraße
wurde
die
Osnabrücker
Einkaufsmeile
1980
nach
Süden
verlagert.
Erst
zwei
Jahre
alt
ist
diese
Aufnahme,
im
Hintergrund
der
Neumarkt.
Sie
hoffen
auf
bessere
Zeiten
für
die
Johannisstraße:
Olaf
Richter
und
Heinz
von
der
Haar.
Fotos:
Hartwig
Fender,
Elvira
Patron,
Walter
Fricke,
Michael
Gründel,
Rainer
Lahmann-
Lammert
Das
Pflaster-
Dilemma:
So
war
das
mit
den
Klöcker-
Steinen
Am
17.
November
1979,
da
lachten
sie
noch,
Oberbürgermeister
Ernst
Weber,
Oberstadtdirektor
Raimund
Wimmer
und
Stadtbaurat
Franz-
Josef
Klöcker.
Sie
saßen
im
ersten
Bus,
der
durch
die
neu
gestaltete
Johannisstraße
fuhr,
und
winkten
den
Passanten
zu.
Doch
schon
bald
dürfte
ihnen
das
Lachen
vergangen
sein,
denn
das
schöne
Straßenpflaster
aus
sechseckigen
Betonsteinen
und
roten
Porphyrbändern
kam
in
Bewegung,
weil
es
dem
Gewicht
der
Busse
nicht
standhielt.
„
Klöckerpflaster″
hieß
es
damals
lautmalerisch,
in
Anlehnung
an
den
Namen
des
Stadtbaurats.
Zuerst
waren
die
Regenrinnen
aus
Kunststoff
hinüber,
und
schon
nach
wenigen
Jahren
musste
an
den
Schwachstellen
nachgebessert
werden
–
überall
dort,
wo
die
Busse
bremsten
oder
beschleunigten.
Bei
der
nächsten
Sanierung
verwendete
die
Stadt
anstelle
der
sechs
Zentimeter
hohen
Sechsecksteine
doppelt
so
hohe
Exemplare.
Als
auch
deren
hörbares
Klackern
den
Handlungsdruck
erhöhte,
versuchte
das
Tiefbauamt,
das
Pflaster
mit
einem
Fugenvergussmittel
zu
stabilisieren.
Ohne
Erfolg.
Die
nächste
Eskalationsstufe
war
ein
sogenanntes
Ipro-
Pflaster,
das
mit
seiner
Knochenform
einen
derart
stabilen
Verbund
–
und
damit
einen
sicheren
Untergrund
für
die
schweren
Busse
–
bilden
sollte.
Leider
vergebens,
am
Ende
gab
es
doch
wieder
Wackelpudding
und
Stolperfallen
für
die
Fußgänger.
1997
kamen
findige
Köpfe
im
Tiefbauamt
auf
die
Idee,
schwedische
Granitsteine,
die
unter
dem
Asphalt
des
Kollegienwalls
steckten,
in
der
Johannisstraße
zu
recyceln.
Und
damit
nichts
schiefging,
wurden
diese
schweren
Brocken
aus
der
Natur
gleich
mit
Bitumen
verfugt.
Es
ging
trotzdem
schief.
Am
Ende
geschah
das,
was
eigentlich
niemand
wollte:
Die
Fußgängerzone
wurde
wie
eine
ganz
normale
Straße
asphaltiert.
Sah
zwar
nicht
schön
aus,
sollte
aber
halten.
Als
2019
im
Zusammenhang
mit
der
Neumarkt-
Umgestaltung
Leitungen
verlegt
werden
mussten,
wurde
der
Asphalt
aufgerissen
und
am
Ende
wieder
notdürftig
zugestopft.
Dieses
Provisorium
muss
nun
halten,
bis
die
Zeit
für
den
nächsten
Bodenbelag
reif
ist:
Graue
Betonstreifen
sollen
es
sein,
wie
demnächst
auch
am
Neumarkt.
Und
so
ähnlich,
wie
wir
sie
vom
Rosenplatz
kennen.
Aber
da
gab
es
ein
Problem
mit
Rissen.
Davon
sollen
Neumarkt
und
Johannisstraße
natürlich
verschont
bleiben.
Erst
wenn
erforscht
ist,
wie
solche
Mängel
künftig
vermieden
werden
können,
will
die
Stadt
den
Auftrag
erteilen.
Bildtext:
Ein
besonderes
Pflaster:
die
Johannisstraße
an
der
Ecke
Große
Rosenstraße
2012.
Foto:
Jörn
Martens
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert