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1.
Erscheinungsdatum:
06.02.2020
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Villa Schlikker: Jetzt geht′s um die Inhalte
Calmeyer-Entscheidung nichtöffentlich
Zwischenüberschrift:
Kulturausschuss tagt heute / Vier Agenturen legen Konzepte vor
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Bis
2023
soll
die
Villa
Schlikker
am
Heger-
Tor-
Wall
eine
Gedenkstätte
werden,
die
an
den
Holocaust
und
die
schwierige
Mission
des
Judenretters
Hans
Calmeyer
erinnert.
Den
Umbau
des
denkmalgeschützten
Gebäudes
will
der
Bund
mit
einem
Millionenbetrag
fördern.
In
Osnabrück
kommt
jetzt
das
inhaltliche
Konzept
auf
den
Tisch.
Am
heutigen
Donnerstag
entscheidet
der
Kulturausschuss
in
nicht
öffentlicher
Sitzung,
welche
von
teilnehmenden
vier
Agenturen
den
Auftrag
für
die
weitere
Ausgestaltung
bekommen
soll.
Mit
dieser
Frage
hat
sich
auch
der
wissenschaftliche
Beirat
beschäftigt,
ebenfalls
nicht
öffentlich.
Der
für
Kultur
zuständige
Stadtrat
Wolfgang
Beckermann
kündigt
an,
dass
die
Öffentlichkeit
anschließend
über
das
Ergebnis
informiert
werden
soll.
Osnabrück
Soll
es
Hans-
Calmeyer-
Haus
heißen,
Friedenslabor
oder
doch
ganz
anders?
Mit
der
Namensfindung
für
die
Gedenkstätte
in
der
Villa
Schlikker
will
sich
die
Stadt
noch
Zeit
lassen,
inhaltlich
sollen
am
heutigen
Donnerstag
Pflöcke
eingeschlagen
werden.
In
nichtöffentlicher
Sitzung
will
der
Kulturausschuss
entscheiden,
welche
Agentur
den
Zuschlag
für
das
Gestaltungskonzept
bekommt.
Die
Villa
Schlikker
und
ihre
Vergangenheit:
Bis
vor
75
Jahren
war
die
ehemalige
Fabrikantenvilla
am
Heger-
Tor-
Wall
Parteizentrale
der
Osnabrücker
NSDAP.
Später
diente
sie
in
verschiedenen
Funktionen
als
Museumsgebäude.
Laut
Ratsbeschluss
soll
aus
der
Villa
ein
„
historisch-
kultureller
Lernort″
werden,
der
dem
Judenretter
Hans
Calmeyer
ein
museales
Andenken
widmet.
Den
Umbau
des
Gebäudes
will
der
Bund
mit
1,
7
Millionen
Euro
fördern.
Zusätzlich
müssen
nach
derzeitigen
Kalkulationen
etwa
700
000
Euro
für
die
inhaltliche
Ausgestaltung
aufgebracht
werden.
Die
Finanzierung
aus
Bundesmitteln
steht
unter
dem
Vorbehalt
einer
Fertigstellung
der
Gedenkstätte
bis
2023.
Was
entschieden
wird:
Konzeptideen
für
die
Ausgestaltung
der
Villa
Schlikker
haben
vier
Agenturen
geliefert,
die
sich
an
einem
Wettbewerb
der
Stadt
beteiligten.
Nach
einer
Presseverlautbarung
ging
es
dabei
um
Fragestellungen
wie
diese:
„
Wie
lässt
sich
die
Zeit
des
Nationalsozialismus
anschaulich
in
der
Villa
Schlikker
darstellen?
Wie
könnte
eine
Ausstellung
aussehen,
die
das
Wirken
Hans
Calmeyers
thematisiert,
der,
obwohl
Teil
der
Besatzungsmacht
in
den
Niederlanden,
mehreren
Tausend
Juden
das
Leben
gerettet
hat?
″
Der
für
Kultur
zuständige
Stadtrat
Wolfgang
Beckermann
ist
„
überzeugt,
dass
wir
ein
hervorragendes
Ergebnis
bekommen
werden″.
Warum
tagt
der
Ausschuss
nichtöffentlich?
Schon
der
von
der
Stadt
einberufene
wissenschaftliche
Beirat
hat
sich
unter
Ausschluss
der
Öffentlichkeit
mit
den
Vorschlägen
der
Agenturen
befasst
und
dazu
ein
Votum
abgegeben.
Jetzt
tagt
auch
der
Kulturausschuss
hinter
verschlossenen
Türen.
Nach
der
Geschäftsordnung
des
Rates
soll
die
Öffentlichkeit
nur
dann
ausgeschlossen
werden,
wenn
es
um
die
private
Persönlichkeitssphäre
oder
um
schutzwürdige
Geschäftsgeheimnisse
von
Beteiligten
oder
Dritten
geht.
Es
gibt
Zweifel,
ob
diese
Voraussetzungen
gegeben
sind.
Kultusdezernent
Beckermann
ist
der
Ansicht,
dass
die
Gründe
für
oder
gegen
die
Vergabe
an
eine
Agentur
nicht
für
alle
Ohren
bestimmt
sind.
„
Wir
wollen
das
auch
öffentlich
machen″,
kündigt
er
an,
allerdings
erst
nach
der
Entscheidung.
Ein
Café
in
einer
Gedenkstätte?
Durchgesickert
ist,
dass
im
Erdgeschoss
ein
Café
eingerichtet
werden
soll.
Passt
das
zum
Konzept
einer
Gedenkstätte?
Es
gibt
Akteure,
die
diese
Frage
verneinen.
Beckermann
verweist
auf
den
Zusammenhang:
Schon
seit
drei
Jahren
gebe
es
Pläne,
das
Museumsquartier
mit
einem
Café
auszustatten.
Der
westliche
Raum
in
der
Villa
Schlikker
mit
der
Terrasse
biete
sich
dafür
an.
Es
gehe
aber
keineswegs
um
einen
Vergnügungsbetrieb,
sondern
um
die
Frage,
wie
sich
die
Inhalte
am
besten
vermitteln
ließen.
Auch
das
Anne-
Frank-
Haus
in
Amsterdam
widme
sich
dem
Holocaust
und
verfüge
über
ein
Cafè.
Steht
das
Raumkonzept
schon?
Eine
grobe
Aufteilung
gehörte
zu
den
Vorgaben
für
die
Agenturen.
Wurde
damit
nicht
der
zweite
Schritt
vor
den
ersten
gesetzt?
Nein,
meint
Stadtrat
Beckermann,
im
Vordergrund
stehe
die
Frage,
mit
welchen
Erwartungen
die
Besucher
ins
Haus
kämen
und
wie
sich
das
Thema
der
Ausstellung
vermitteln
lasse.
Die
weitere
Ausgestaltung
werde
sich
dann
im
Prozess
ergeben.
Calmeyer-
Haus
oder
doch
nicht?
Im
wissenschaftlichen
Beirat
sind
Vorbehalte
laut
geworden,
der
Gedenkstätte
den
Namen
„
Hans-
Calmeyer-
Haus″
zu
geben.
Allerdings
habe
es
diese
Kontroverse
nur
in
der
ersten
von
drei
Sitzungen
gegeben,
betont
Stadtrat
Beckermann.
Im
Ratsbeschluss
vom
5.
Dezember
2017
ist
der
Name
aber
ausdrücklich
so
festgelegt.
Der
Beirat
werde
dazu
am
Ende
des
Planungsprozesses
eine
Empfehlung
geben,
heißt
es
nun.
Zunächst
soll
es
um
die
inhaltliche
Ausrichtung
gehen.
Wenn
das
geplante
Haus
doch
nicht
Hans-
Calmeyer-
Haus
heißen
soll,
müsste
der
Rat
seinen
Beschluss
von
damals
ändern.
Bildtext:
Das
„
braune
Haus″
wurde
die
ehemalige
Fabrikantenvilla
Schlikker
in
der
nationalsozialistischen
Zeit
genannt,
weil
sie
als
Parteizentrale
der
NSDAP
genutzt
wurde.
Foto:
Archiv
NOZ
Zur
Person
Der
Jurist
Hans
Calmeyer
(1903
–
1972)
aus
Osnabrück
hat
von
1940
bis
1945
mindestens
3500
Juden
aus
den
von
Nazi-
Deutschland
besetzten
Niederlanden
vor
der
Ermordung
in
den
Vernichtungslagern
gerettet
–
mehr
als
jeder
andere
Deutsche,
wie
die
israelische
Holocaust-
Gedenkstätte
Yad
Vashem
bestätigt.
Sie
hat
ihm
posthum
den
Ehrentitel
„
Gerechter
der
Völker″
verliehen.
Calmeyer
war
als
Leiter
der
Entscheidungsstelle
über
Zweifelsfälle
bei
der
Kategorisierung
von
Juden,
„
Halbjuden″
oder
„
Vierteljuden″
zwar
Teil
des
NS-
Apparats.
Sicher
ist
jedoch,
dass
er
sein
Leben
riskierte,
um
die
Mord-
maschine
trickreich
zu
sabotieren.
Als
Jurist
legte
er
die
Bestimmungen
für
die
Niederlande
judenfreundlicher
aus
als
im
deutschen
Reichsgebiet,
erfand
Gründe,
um
die
jüdische
Abstammung
der
Antragsteller
zu
relativieren,
und
schreckte
auch
vor
Urkundenfälschung
nicht
zurück,
um
Menschenleben
zu
retten.
Foto:
Archiv/
NOZ
Kommentar
Nicht
hinter
verschlossenen
Türen
Es
ist
ein
großer
Vorzug
der
Demokratie,
dass
öffentliche
Angelegenheiten
öffentlich
diskutiert
werden.
Gerade
auf
lokaler
Ebene,
wo
die
Verhältnisse
überschaubar
sind,
können
Intereressierte
erleben,
wie
ihre
gewählten
Vertreter
sich
informieren,
wie
sie
abwägen
und
entscheiden.
Aber
Öffentlichkeit
kann
für
die
Akteure
von
Rat
und
Verwaltung
auch
lästig
sein.
Deshalb
werden
bestimmte
Angelegenheiten
gerne
mal
in
den
nichtöffentlichen
Teil
einer
Sitzung
verbannt.
So
wie
jetzt
die
Entscheidung
über
das
Hans-
Calmeyer-
Haus.
Aber
das
ist
nicht
im
Sinne
der
Niedersächsischen
Gemeindeordnung
(NGO)
.
Vier
Agenturen
legen
ihre
Konzepte
für
die
künftige
Gedenkstätte
in
der
Villa
Schlikker
vor.
Anschließend
wird
beraten
und
abgestimmt.
Es
zeugt
von
einem
abenteuerlichen
Demokratieverständnis,
diesen
Tagesordnungspunkt
hinter
verschlossenen
Türen
stattfinden
zu
lassen.
Wo
ist
denn
hier
die
private
Persönlichkeitssphäre
berührt,
wo
sind
hier
schutzwürdige
Geschäftsgeheimnisse
im
Spiel?
Das
Transparenzgebot
der
Niedersächsischen
Gemeindeordnung
schreibt
vor,
dass
diese
inhaltlichen
Aspekte
vor
den
Augen
und
Ohren
der
Öffentlichkeit
zu
behandeln
sind.
Wenn
es
dann
um
Honorare
und
andere
geschäftliche
Angelegenheiten
geht,
ist
es
in
Ordnung,
wenn
der
Ausschussvorsitzende
die
Besucher
nach
draußen
bittet.
Aber
bitte
erst
dann!
rll@
noz.de
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert, Sebastian Stricker