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1.
Erscheinungsdatum:
31.01.2020
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Vor
100
Jahren
Überschrift:
Keine Heizung – keine Schule
Zwischenüberschrift:
Kohlenmangel prägt Januar 1920 in Osnabrück: Saline ruht, Schoeller feiert, Vollmilch wird knapp
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Im
Januar
1920
ist
das
Leben
in
Osnabrück
weiterhin
von
den
Folgen
des
Ersten
Weltkriegs
geprägt.
Vor
allem
der
allgegenwärtige
Kohlenmangel
hat
zunehmend
Einschränkungen
des
öffentlichen
Lebens
zur
Folge.
Wohl
am
gravierendsten
ist
die
zeitweise
Schließung
aller
städtischen
Schulen,
die
Stadtbaurat
Friedrich
Lehmann
als
das
für
die
Energieversorgung
zuständige
Mitglied
des
Magistrats
verfügen
muss.
Die
Schulschließungen
haben
nicht
bloß
Auswirkungen
auf
die
Schüler,
sondern
auf
die
gesamte
Bevölkerung,
weil
damit
auch
die
gewohnten
Ausgabestellen
für
die
Brot-
und
Lebensmittel-
Bezugsscheine
nicht
zur
Verfügung
stehen.
Die
Menschen
müssen
sich
an
neue
Ausgabestellen
und
-
zeiten
gewöhnen.
Weitere
öffentliche
Einrichtungen
schließen
–
so
die
städtische
Lesehalle,
die
Polizeiwache
am
Hauptbahnhof,
verschiedene
Sparkassen-
Nebenstellen
und
sämtliche
Einzelzimmer
im
Stadtkrankenhaus.
Die
Mittagspause
in
allen
städtischen
Dienststellen
entfällt.
Die
„
ungeteilte
Arbeitszeit″
erlaubt
es,
nachmittags
bereits
zwei
Stunden
früher
mit
dem
Heizen
aufzuhören.
Ein
Leser
des
„
Osnabrücker
Tageblattes″,
von
Beruf
Landlehrer,
wendet
sich
in
einem
Leserbrief
gegen
das
Jammern
und
Klagen
wegen
des
Schulausfalls
und
gestattet
sich
den
„
energischen
Hinweis″
auf
Unterrichtsmöglichkeiten
außerhalb
des
Schulgebäudes.
Wenn
ein
Lehrer
Liebe
zum
Beruf
und
zu
den
kleinen
Menschenkindern
aufbringe,
dann
„
sammelt
er
seine
Jugend
um
sich,
zu
Wanderungen
(auch
im
Winter!
),
treibt
mit
ihnen
Sport,
macht
naturwissenschaftliche
Ausflüge,
Museumswanderungen,
besucht
seine
Jungen
im
Elternhaus,
sorgt
für
gute
Lektüre,
[…]
geht
mit
ihnen
durch
Betriebe,
Fabriken,
Werkstätten
und
zeigt
ihnen
die
harte
Last
der
körperlichen
Arbeiten.″
Ein
Erlass
des
Bildungsministeriums
weist
die
Provinzial-
Schulkollegien
an,
bei
den
bevorstehenden
Versetzungsentscheidungen
zu
Ostern
Milde
walten
zu
lassen.
Es
müsse
Rücksicht
darauf
genommen
werden,
dass
der
Unterricht
vielfach
„
schwere
Hemmnisse″
durch
Kohlennot
und
unzureichende
Ernährung
der
Jugend
erfahren
habe.
Mit
Karren
unterwegs
Neue
Kohlezuteilungen
an
private
Haushalte
sind
für
einen
Teil
der
Empfänger
mit
der
Erschwernis
verbunden,
dass
die
Zuteilungsmenge
nicht
wie
bislang
vom
Kohlehändler
angeliefert
wird,
sondern
beim
Gaswerk
abgeholt
werden
muss.
Der
Redakteur
des
„
Tageblatts″
führt
Beschwerde:
„
Wieviel
Haushaltungen
gibt
es,
in
denen
keine
Kinder
oder
Dienstboten
vorhanden
sind,
und
wo
der
Mann
in
den
zur
Abholung
bestimmten
Stunden
seiner
Arbeit
nachgehen
muß.
Sollen
da
ältere
Frauen
in
dieser
Kälte
stundenlang
auf
dem
Gaswerkshofe
stehen?
Und
was
sollen
die
vielen
einzelnen
alten
Leute
über
70
Jahre
machen?
Will
man
denen
auch
zumuten,
dass
sie
mit
dem
Handwagen
zum
Gaswerk
ziehen?
″
Die
Kohlennot
zieht
auch
einen
Salzmangel
nach
sich,
weil
die
Rothenfelder
Saline
stillgelegt
werden
musste.
Die
Salzsiedung
ruht.
Obwohl
die
Nachfrage
nach
Siedesalz
außerordentlich
hoch
ist,
harren
viele
Hundert
Kubikmeter
gesättigter,
gradierter
Sole
vergebens
auf
die
Weiterverarbeitung.
Die
Arbeiter
werden
hilfsweise
damit
beschäftigt,
die
„
Kalkberge″
hinter
den
Siedehäusern
zu
planieren.
Sie
stammen
aus
der
Zeit,
als
hier
Soda
als
Abfallprodukt
gewonnen
wurde.
Auf
den
planierten
Flächen
soll
demnächst
ein
Luft-
und
Sonnenbad
eingerichtet
werden.
Die
Fotopapierfabrik
Schoeller
in
Gretesch
begeht
ihr
Geschäftsjubiläum
zum
25-
jährige
Bestehen.
Am
1.
Januar
1895
hatte
Felix
Schoeller
die
Papiermühle
C.
S.
Gruner
&
Sohn
übernommen
und
durch
weitergehende
Mechanisierungen
schnell
zu
neuer
Größe
geführt.
Felix
Schoeller
starb
bereits
1907,
„
leider
viel
zu
früh
im
besten
Mannesalter″,
wie
die
Zeitung
schreibt,
aber
in
zweiter
Generation
werde
sein
Werk
von
Lothar,
Gerhard
und
Felix
Heribert
Schoeller
umsichtig
fortgesetzt.
„
Für
den
Ort
Gretesch,
eine
mehrere
hundert
Personen
umfassende
Angestellten-
und
Arbeiterschaft,
nicht
minder
für
die
Stadt
Osnabrück
bedeutet
die
Firma
einen
Faktor
von
größtem
sozialen
und
wirtschaftlichen
Wert″,
würdigt
das
„
Tageblatt″
und
wünscht
der
Firma
auch
in
Zukunft
eine
glückliche
Entwicklung
–
so
wie
der
Vorname
Felix
(„
der
Glückliche″)
sie
verheißt.
Ruhiger
Jahreswechsel
Die
Zufuhren
an
Vollmilch
nach
Osnabrück
erreichen
wiederum
nicht
die
vorgesehenen
Mengen.
Bei
den
Verteilungen
samstagnachmittags
und
sonntagvormittags
werden
„
wesentliche
Kürzungen″
vorgenommen.
Nur
Säuglinge,
hoffende
Frauen
und
Schwerkranke
sind
ausgenommen.
Im
Rückblick
beschreibt
das
„
Tageblatt″
den
Jahreswechsel
1919/
20
als
verhältnismäßig
ruhig.
„
Von
den
Türmen
läuteten
mit
dem
Schlag
der
zwölften
Stunde
die
wenigen
Glocken,
die
wir
noch
besitzen,
auch
mehrere
Schüsse
konnte
man
vernehmen;
aber
der
lebhafte
nächtliche
Straßenbetrieb,
wie
man
ihn
früher
kannte,
die
,
Prosit
Neujahr′-
Rufe
usw.
fielen
diesmal
fast
völlig
aus.″
Die
meisten
Menschen
scheinen
das
neue
Jahr
zu
Hause
in
der
Familie
begangen
zu
haben,
„
oder
sie
haben
es
vorgezogen,
sich
in
Morpheus′
Armen
über
die
Schwelle
des
Jahres
hinübertragen
zu
lassen.″
Die
Neujahrs-
Grußkarten,
die
in
den
Jahren
vor
dem
Krieg
in
Waschkörben
anfielen,
sind
auf
ein
Minimum
zusammengeschrumpft,
„
sintemalen
jetzt
auch
das
gestiegene
Porto
eine
Rolle
spielt″.
Das
Union-
Theater
in
der
Johannisstraße
112
zeigt
den
skandalträchtigen
Film
„
Prostitution
II
–
Die
sich
verkaufen″.
Bei
einer
Vorstellung
kommt
es
zu
Aufruhr
und
Pfui-
Rufen
einer
größeren
Gruppe
junger
Leute,
die
unter
Protest
den
Kinosaal
verlassen.
Wie
die
folgenden
Diskussionen
in
der
Presse
ergeben,
steckt
der
„
Trutzring
deutscher
Jugend″
dahinter,
ein
Zusammenschluss
mehrerer
Jugendverbände
überparteilicher
und
überkonfessioneller
Natur.
Auch
Vertreter
der
Polizei
schauen
sich,
dienstlich
veranlasst,
den
Film
an.
Sie
befinden,
dass
„
vom
sittlichen
Standpunkte
aus
Einwendungen
nicht
zu
erheben
sind″.
Der
Film
sei
ja
auch
von
der
Reichszensur
freigegeben.
Er
hätte
wahrscheinlich
nicht
mehr
Aufsehen
als
jeder
andere
gemacht,
wenn
ein
weniger
verfänglicher
Titel
gewählt
worden
wäre.
Der
„
Trutzring″
lässt
jedoch
nicht
locker
und
fordert
eine
„
Kinoreform″
unter
dem
Motto
„
Weg
mit
dem
Kinoschund″.
Die
„
üblen
volksvergiftenden
Auswüchse
des
Kinowesens″
gehörten
bekämpft:
„
Wir
protestieren
gegen
Darbietungen,
die
es
in
raffinierter
Weise
darauf
anlegen,
im
Beschauer
niedrige
Empfindungen
zu
wecken,
indem
sie
an
bedenklichen
Punkten
plötzlich
abbrechen,
um
das
Weitere
der
Phantasie
des
Beschauers
zu
überlassen.
Und
da
soll
dann
der
schöne
Deckmantel
der
,
Aufklärung′
alles
entschuldigen.″
Der
Protest
richtet
sich
auch
gegen
„
Verbrecher-
und
Detektivgeschichten,
die
schon
manchen
jungen
Menschen
verdorben
haben.″
Ringkampf
im
Kino
Eine
andere
Veranstaltung
im
Union-
Theater
ist
offenkundig
unumstritten
und
erfreut
sich
lebhaften
Publikumszuspruchs:
eine
„
internationale
Ringkampf-
Konkurrenz″.
Über
die
Leinwand
flimmert
zunächst
das
Stummfilm-
Drama
„
Falscher
Start″.
Dann
wendet
sich
die
Aufmerksamkeit
der
Bühne
vor
der
Leinwand
zu,
wo
ein
Ring
aufgebaut
ist.
Folgende
Paarungen
treten
an:
Frank
Goksch
(Deutsch-
Amerikaner)
gegen
Willi
Karge
(Berlin)
,
Texas-
William
(Mexiko)
gegen
Ullmann
(Brandenburg)
,
Fred
Schmitz
(Deutschmeister)
gegen
Otto
Schulz
(Meisterringer
von
Pommern)
. „
Der
Cowboy
Texas-
William
zeigte
eine
ganz
eigenartige
ringerische
Fertigkeit″,
staunt
der
Zeitungsschreiber.
Bildtext:
Die
Papierfabrik
Schoeller
feiert
ihr
25-
jähriges
Bestehen.
Das
Foto
zeigt
den
Fuhrpark
vor
der
westlichen
Werkszufahrt
im
Jahr
1905.
Foto:
Rudolf
Lichtenberg,
Archiv
Museum
Industriekultur
Autor:
Joachim Dierks