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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Streit um Restaurant in der Altstadt
 
Streit um Restaurant-Schließung in der Altstadt
Zwischenüberschrift:
SPD und FDP kritisieren Umgang der Verwaltung mit dem „La Vecchia Citta″
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück Das überraschende Ende des italienischen Restaurants La Vecchia Citta″ in der Osnabrücker Altstadt hat eine Grundsatzdebatte über den Umgang der Stadt mit ihren Immobilien ausgelöst. Die Stadtverwaltung will das Erdgeschoss in dem Gebäude an der Ecke Bierstraße/ Lohstraße nicht wieder verpachten, sondern in Büros für die Verwaltung umwandeln. Dagegen lehnt sich die SPD-Fraktion auf: Sie bringt zur nächsten Ratssitzung im Februar den Antrag ein, die Fläche an Gewerbetreibende oder Gastronomen zu vermieten, um einer Verödung der Altstadt nicht Vorschub zu leisten. FDP-Kreisvorsitzender Moritz Gallenkamp übt scharfe Kritk an der Stadtspitze, die sich offenbar mit neuen Büroflächen ein Denkmal″ setzen wolle und wohl im falschen Jahrtausend″ lebe.

Osnabrück Die SPD macht das Ende des italienischen Restaurants La Vecchia Citta″ zum Politikum. Die Stadt, der das Gebäude in der Bierstraße gehört, will dort Büros schaffen. Die SPD-Fraktion stellt sich quer, und auch aus der FDP kommen scharfe Töne.

Die SPD bringt zur Ratssitzung am 11. Februar den Antrag ein, das Restaurant nicht in Büros für die Stadtverwaltung umzuwandeln. Das Erdgeschoss des Gebäudes an der Ecke Bierstraße/ Lohstraße solle weiterhin als öffentlich zugänglicher Raum für gastronomische bzw. kulturelle oder andere publikumswirksame Einrichtungen zur Vermietung bereitgestellt werden″, heißt es in dem Antrag der Sozialdemokraten. Und weiter: Gerade die Nutzung für Gastronomie, Handel und Gewerbe ist für die öffentliche Wahrnehmung in diesem Bereich der Altstadt von besonderem Interesse und wird durch eine seit Jahren praktizierte Umwidmung in Büroräume in Erdgeschosslage unterlaufen.″ Wo die Stadt selbst der Verödung von Quartieren entgegenwirken könne, sollte sie das tun, sagt die SPD-Fraktion. Büros sollte es nur in den oberen Geschossen geben.

Pächter vertröstet

22 Jahre betrieb Cosimo Vitale das italienische Restaurant in der Bierstraße. Schon vor Jahren sollte die Küche renoviert werden, wie Vitale unserer Redaktion berichtete, aber die Stadt habe ihn immer wieder vertröstet. Es ging lange hin und her zwischen dem Mieter und dem Eigenbetrieb Immobilien der Stadt. Vitale kürzte zwischenzeitlich die Pacht, bis sich beide Seiten schließlich auf eine Aufhebung des eigentlich bis Ende 2022 befristeten Vertrages zum 31. Dezember 2019 einigten.

Dass das Restaurant zu einem politischen Thema wird, hat mit der Personalsituation in der Verwaltung zu tun. Nach Jahren des Stillstands oder Personalabbaus hat die Stadt 2019 wieder neue Stellen geschaffen. Allein in diesem Jahr sollen 90 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen. Deshalb ist die Stadtverwaltung auf der Suche nach Büroflächen.

Gekauft hat die Stadt 2019 die Konzernzentrale der Paracelsus-Kliniken an der Sedanstraße, die nach einem Auszug der Para-Verwaltung für städtische Mitarbeiter zur Verfügung stünde. Wenn das Gesundheitsamt zum Kreishaus umgezogen ist, werden außerdem Räume an der Hakenstraße für die Verwaltung frei. Diskutiert und verworfen wurde zwischenzeitlich der Gedanke, das ehemalige Finanzamt an der Hannoverschen Straße zu kaufen. Der Vorschlag, den Parkplatz am Dominikaner-Kloster mit einem Stadthaus 3 zu bebauen, ruht zurzeit.

Die SPD fordert von der Verwaltung ein Gesamtkonzept, aus dem hervorgeht, welche externen Flächen die Verwaltung zurzeit nutzt und wie viele Büros in Zukunft gebraucht werden. Dieselbe Forderung war im Herbst schon im Stadtentwicklungsausschuss laut geworden.

SPD verlangt Aufklärung

Darüber hinaus verlangt die SPD Aufklärung über die Streitereien mit dem Restaurantpächter. Sollte sich diese Vorgehensweise des , Immer-wieder-Vertröstens′ tatsächlich bestätigen, wäre dies schon ein einmaliger Vorgang gegenüber einem jahrzehntelang in Osnabrück ansässigen Gewerbetreibenden″, wird Ratsherr Heiko Schlatermund in einer Mitteilung zitiert. Wir hoffen nicht, dass es eine absichtliche Vertreibung des Gastronomiebetriebs war.″

Auch aus der FDP kommt harsche Kritik am Umgang mit dem La Vecchia Citta″ (italienisch für Altstadt″). „ Anscheinend wollen sich manche Stadtverantwortliche mit zahlreichen neuen Büroflächen ein Denkmal setzen, ohne dabei Rücksicht auf die Innenstadt zu nehmen″, kritisiert der FDP-Kreisvorsitzende Moritz Gallenkamp in einer Mitteilung. Und weiter: Vielleicht sollten die Verantwortlichen mal darüber nachdenken, was die Altstadt belebt. Büroflächen der Stadtverwaltung sind es sicherlich nicht.″

Es sei nicht nachvollziehbar, warum in Osnabrück immer mehr Flächen für die Stadtverwaltung benötigt würden. Man habe den Eindruck, dass der Verwaltungsapparat immer mehr aufgebläht″ werde. Wie kann das sein, dass das in der heutigen Zeit der Digitalisierung passiert?″, fragt Gallenkamp. Leben die Verantwortlichen im falschen Jahrtausend, und ist ihnen nicht bewusst, dass dieses irrationale Verhalten der Stadt Osnabrück nachhaltig schaden wird?

Bildtext:
Kann das La Vecchia Citta″ den Hunger der Stadt auf Büroflächen stillen? SPD und FDP haben ein Problem mit entsprechenden Plänen.
Foto:
Michael Gründel

Kommentar
Wo ist die Strategie?

Die Verwaltung sagt, sie brauche mehr Platz. Der Wunsch erscheint verständlich angesichts der zusätzlichen 70 Stellen im vergangenen und 90 Stellen in diesem Jahr wobei von diesen 90 die meisten in Kitas entstehen. Verständlich ist auch, dass die Stadt ihren Mitarbeitern ein attraktives Arbeitsumfeld bieten muss, um im Wettstreit um die besten Köpfe mit der Wirtschaft halbwegs mithalten zu können.

Nicht verständlich ist allerdings, dass Büroarbeitsplätze, die keinen Publikumsverkehr haben, dort geschaffen werden sollen, wo sie nicht hingehören. Erdgeschosslagen in belebten Fußgängerzonen oder der Altstadt sollten solche Tabuzonen sein. Dort gilt der Grundsatz: unten Geschäfte und Gastro, oben Büros und Wohnungen.

Als im Herbst in öffentlicher Sitzung darüber diskutiert wurde, ob der Parkplatz am Dominikaner-Kloster für den Bau eines Stadthauses geeignet wäre, erhielt der Stadtbaurat den Auftrag, eine Gesamtübersicht vorzulegen. Die Politik wollte wissen: Wo überall sitzen städtische Ämter? Nutzen sie eigene Immobilien oder angemietete? Diese Übersicht liegt bis heute nicht vor. Sie scheint dringend nötig, um Struktur in die Raumsuche zu bringen und eine Strategie zu entwickeln, wo welche Ämter in Zukunft am besten aufgehoben sind. Weil dieses Konzept fehlt, ist so ein fragwürdiges Hin und Her wie im Fall des Italieners an der Bierstraße möglich.

w.hinrichs@ noz.de
Autor:
Wilfried Hinrichs


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