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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Warum das „La Vecchia Citta″ schließen musste
Zwischenüberschrift:
Inhaber enttäuscht vom Vermieter: Stadt will Räume nicht mehr für Gastronomie nutzen
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück Seit Anfang des Jahres bleiben beim italienischen Restaurant La Vecchia Citta″ in der Osnabrücker Bierstraße die Türen geschlossen. Dabei hätten die Betreiber gerne noch weitergemacht.

Die Räume des Restaurants La Vecchia Citta″ (deutsch: Die Altstadt) an der Bierstraße gehören der Stadt Osnabrück. In Zukunft sollen sie von der Stadt als Büros genutzt werden. Allerdings scheint es um die Räume und ihren Zustand schon seit mehreren Jahren Unfrieden zwischen Vermieter und Mietern zu geben.

Marode Küche

Die nutzen die Immobilie seit 22 Jahren – „ und schon damals hatte man uns versprochen, die Küche zu renovieren″, sagt der ehemalige Betreiber Cosimo Vitale im Gespräch mit unserer Redaktion. Im März 1998 übernahm er zusammen mit seinem Bruder Francesco das damals noch von einer Brauerei gepachtete Restaurant, 2003 wurden er und sein Bruder Hauptmieter, und seit 2017 war er alleiniger Mieter. Sein Bruder ist seitdem alleiniger Inhaber des Ristorante Pizzeria Da Pietro″ in der Osnabrücker Weststadt.

Erst 2006 seien die Renovierungspläne der Stadt konkret geworden, sagt Vitale. Damals wurde geplant, Innenräume und Küche im Jahr 2007 zu modernisieren. Wir haben dann eine Schließung von etwa vier Wochen eingeplant″, so Vitale. Nur wenige Tage vor Beginn der Arbeiten stellte sich dann raus, dass lediglich Elektrik und Decke der Innenräume vom Vermieter erneuert werden.″ Die Fliesen und den Rest der Räume habe Vitale dann auf eigene Kosten modernisiert. Aber nicht die Küche. Denn ein Mitarbeiter der Stadt hatte uns zugesagt, dass diese im darauffolgenden Jahr nun wirklich erneuert wird.″

Aber auch 2008 geschah nichts, 2009 auch nicht, und wir wurden Jahr für Jahr vertröstet.″ Letztendlich sei die Küche so klein und marode gewesen, dass es Vitale immer schwerer gefallen sei, in Zeiten des ohnehin grassierenden Fachkräftemangels in der Gastronomie Mitarbeiter zu finden, die dort arbeiten wollten. 2017 investierte er laut eigenen Angaben noch einmal mehrere Zehntausend Euro in die Gasträume. Bei der Küche hoffte er, dass die Versprechungen der Stadt eines Tages wahr werden würden.

Die Stadt bestätigt Vitales Aussagen teilweise und erklärt, warum es sich immer wieder verzögert hat: Bereits seit längerer Zeit gab es Überlegungen, nach einer bereits erfolgten Sanierung der sanitären Anlagen auch eine Umgestaltung beziehungsweise Verlagerung der Küche vorzunehmen″, sagt Stadtsprecher Gerhard Meyering auf Anfrage unserer Redaktion. Eine dem Pächter avisierte Umsetzung ist jedoch aufgrund der Haushaltssituation der Stadt Osnabrück in den vergangenen Jahren und dringender anderer Prioritäten wie Schulsanierungen nicht erfolgt.″

2019 schien eine Renovierung dann wieder konkreter zu werden: Im vergangenen Jahr gab es erneut Gespräche mit dem Ziel, die notwendigen Umbaumaßnahmen durchzuführen. Die Umsetzung sollte 2020 erfolgen″, so Meyering. Die anvisierten Kosten lagen im sechsstelligen Bereich, die ungefähre Dauer der Arbeiten war mit sechs Monaten veranschlagt. Aber: In mehreren Gesprächen hat die Stadt Osnabrück die Pächter darauf hingewiesen, dass ein Umbau der Küche auf Kosten der Stadt nur dann erfolgen kann, wenn die Pächter ihren Vertragspflichten nachkommen″, sagt der Pressesprecher. Darüber hinaus, habe es seitens des Pächters kein Signal gegeben, dass er seinen Anteil an einer Renovierung der Küche würde leisten können.

Was damit gemeint ist, erklärt Vitale selbst: Aus Frust, dass sie nichts tat, habe ich die Miete einige Monate selbst gekürzt und dann wieder bezahlt.″ Vitale hatte jedoch genug: Ich habe mich an die Stadt gewandt und gesagt, dass ich langfristig das Restaurant aufgeben will. Zudem kannte ich schon wen, der es übernehmen wollte und mir das Inventar abkauft, damit ich so den Rest meiner Schulden zahlen kann. Mein Mietvertrag galt aber noch bis Ende 2022.″

Zur Kündigung gedrängt?

Ein Mitarbeiter der Stadt habe Vitale dann dazu überredet, diesen vorzeitig zu kündigen. Nur dann, so sagte er, könne die Stadt über die amtlichen Bekanntmachungen die Räume annoncieren, und der Interessent könne sich offiziell bewerben.″

Von so einer Überredung″ des Mieters weiß Meyering nichts. Fest steht aber, dass der Pächter im Herbst des vergangenen Jahres um Aufhebung des Pachtvertrages zum 31. Dezember 2019 gebeten″ und auch einen möglichen Nachfolger benannt hat. Der Aufhebungsvertrag mit vorzeitiger Beendigung des Pachtverhältnisses in gegenseitigem Einverständnis wurde zwischen Pächter und Stadt zum 31. Dezember 2019 abgeschlossen.

Bedingt durch rechtliche Vorgaben, musste die Stadt Osnabrück die Neuverpachtung jedoch öffentlich ausschreiben″, sagt Meyering. Dies geschah auch. Eine entsprechende Anzeige erschien am 26. Oktober 2019 in der Neuen Osnabrücker Zeitung″, laut Vitale bewarb sich der Interessent daraufhin auch doch nichts passierte. Ich habe immer wieder bei der Stadt nachgefragt, aber keiner konnte mir etwas sagen.″

Im Dezember folgte dann die Hiobsbotschaft für Vitale: Ein Mitarbeiter der Stadt teilte uns mit, dass die Räume zukünftig nicht mehr als Gastronomie genutzt werden sollen. Das kam vollkommen überraschend.″

Stadtsprecher Meyering erklärt das Umdenken der Verwaltung damit, dass diese aus grundsätzlichen strategischen Überlegungen zur künftigen Nutzung des Gebäudes zwischenzeitlich von einer Neuverpachtung Abstand genommen″ habe. Unter anderem brauche man für die Neustrukturierung von Verwaltungsbereichen in der Innenstadt Räume. Zudem sei eine umfangreiche Investition in eine Neugestaltung des Küchenbereiches nur bei einer langfristigen gastronomischen Nutzung wirtschaftlich vertretbar und sinnvoll gewesen″.

Anderweitige Nutzung

Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich den Mietvertrag niemals gekündigt, sondern die zwei Jahre noch weitergemacht, um meine Restschulden so gut es geht zu tilgen″, sagt Vitale. Diese Zeit bleibt ihm jetzt nicht mehr. Inventar und Küchengeräte müssen raus. Zudem hat man mir im Dezember mündlich zugesagt, dass ich bis Ende März Zeit hätte, das Restaurant zu räumen. Anfang Januar konnte man sich seitens der Stadt aber nicht mehr daran erinnern und gab mir eine Frist bis Ende Februar.″

Von einer Verschiebung des Räumungsdatums weiß Meyering nichts. Im bislang letzten Gespräch am 7. Januar 2020 wurde dem Pächter mitgeteilt, dass eine Freistellung der Räumlichkeiten bis zum 29. Februar 2020 also mehr als acht Wochen nach Auslauf des Pachtvertrags anzustreben ist.″

Cosimo Vitale ist jedenfalls sauer. Denn er vermutet, dass die Stadt längst beschlossen hatte, das Haus anderweitig zu nutzen, um damit die Kosten für die Renovierung zu umgehen. Er ärgert sich aber auch über sich selbst, weil er sich all die Jahre auf mündliche Zusagen verlassen hat. Schriftlich habe ich nur die Kündigung und die diversen niemals umgesetzten Umbaupläne für die Räume.″ Was ihm sonst noch bleibe, seien Schulden.

Bildtext:
Türen zu und Licht aus im La Vecchia Citta″ in der Osnabrücker Bierstraße.
Foto:
Michael Gründel
Autor:
Corinna Berghahn


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