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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Mit Gratis-ÖPNV 65 000 Autofahrten gespart
Zwischenüberschrift:
Adventsaktion war für Münster „ein voller Erfolg″ – was nun, Osnabrück?
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück/ Münster Experiment Gratis-ÖPNV geglückt: Gut eine halbe Million Menschen sind an den Adventssamstagen in Münster mit dem Bus gefahren, ohne dafür bezahlen zu müssen. Das ist im Vergleich zu 2018 ein Fahrgast-Plus von fast 40 Prozent. Die Stadt will deshalb schnell mit vergleichbaren Angeboten nachlegen.

Wie die Stadtwerke Münster mitteilen, hätten in der Vorweihnachtszeit 2019 insgesamt 525 000 Busfahrgäste vom kostenlosen Nahverkehr Gebrauch gemacht. Die meisten seien es am zweiten und dritten Adventssamstag gewesen (je 135 000). Am ersten waren es 125 000, am letzten 130 000. Hinzu kämen die Fahrgäste in den Zügen. Im Vorjahr hatten die Stadtwerke im Schnitt 95 000 Busfahrgäste gezählt.

Unsere Erwartungen wurden deutlich übertroffen″, sagte der für den Bereich Mobilität zuständige Geschäftsführer Frank Gäfgen. Der Gratis-ÖPNV habe umgerechnet 65 000 Autofahrten in die Innenstadt vermieden wenn man annimmt, dass in jedem einzelnen Auto 2, 3 Personen gesessen hätten. Anders ausgedrückt: Münster blieb laut Stadtwerke-Chef eine über 300 Kilometer lange Blechlawine erspart. Vielleicht mit ein Grund dafür, warum die Busse diesmal angeblich pünktlicher waren als im Vorjahr und besser durch die Straßen kamen. Gäfgen zeigte sich jedenfalls gespannt, inwiefern die Aktion mit der überregionalen Strahlkraft bei den Kunden verfängt. Messbar sei dies zum Beispiel an der Zahl verkaufter 90-Minuten-Tickets, dem für Gelegenheitsnutzer in Münster günstigsten Tarif.

Kostenloses P+ R

Der Gratis-ÖPNV in Osnabrücks Nachbarstadt wurde an allen vier Samstagen vor Weihnachten rund um die Uhr innerhalb der Stadtgrenzen in Bus und Bahn angeboten. Wer von außerhalb mit dem Auto nach Münster fuhr, konnte kostenlos das Parkhaus der Westfälischen Wilhelms-Universität am Coesfelder Kreuz nutzen und von dort ohne Ticket und im Fünf-Minuten-Takt mit dem Bus in die City gelangen. Im Vorjahr kostete diese Park-and-ride-Möglichkeit noch 6 Euro pro Auto. Laut Angaben der Stadtwerke war das Parkhaus diesmal im Schnitt zu drei Vierteln ausgelastet, im Vergleich zu 2018 gab es 80 Prozent mehr Nutzer. Insbesondere Besucher aus den Niederlanden seien auf das P+ R-Angebot eingegangen. Sie machten über 40 Prozent der insgesamt 3100 Nutzer aus. Vermehrt wurde das Parkhaus auch von Autos aus dem Münsterland angesteuert. Die Ergebnisse des Feldversuchs, den sich die Stadt 450 000 Euro kosten ließ, würden nun detailliert ausgewertet, heißt es. Stadtbaurat Robin Denstorff bezeichnete ihn schon jetzt als vollen Erfolg″. Münster habe ein deutliches Zeichen gesetzt und die klimafreundlichen Verkehrsmittel Bus und Bahn gestärkt″. Dass so viele Menschen umgestiegen seien, zeige die Chancen, die ein Ausbau des Nahverkehrs biete.

Auch aus Sicht der Einzelhändler hatten kostenloser Nahverkehr und praktisches Park-and-ride im Advent einen spürbaren Effekt: Münster als Einkaufsstadt benötigt mutige Ideen, um für Besucher und Einwohner attraktiv zu bleiben″, erklärte Tobias Viehoff von der Initiative starke Innenstadt (ISI). Angebote wie dieses seien nicht nur gut für das Klima, sondern stärken auch den Standort″. Die Kaufleute würden jedenfalls gerne an weiteren Projekten″ mitwirken.

Ein Vorbild?

Und wie es aussieht, müssen sie darauf gar nicht lange warten: Schon im Frühjahr soll nach Angaben der Stadtwerke Münster damit begonnen werden, an den Wochenenden ein neues P+ R-Angebot zwischen Uni-Parkhaus am Coesfelder Kreuz und Aegidiimarkt zu testen. Dieses sei dann für Nutzer während einer längeren Pilotphase″ kostenlos, kündigte Sprecher Florian Adler am Montag auf Nachfrage unserer Redaktion an. Ziel sei es jedoch, ein P+ R-Tarifmodell zu entwickeln, für das Kunden auch zu zahlen bereit sind.

Die Stadtwerke hatten das Experiment zwar interessiert, aber mit Skepsis verfolgt. Auch führende Ratsleute lehnten einen solchen Vorstoß in Osnabrück zunächst ab. Eine nachhaltige Neukundengewinnung″, erklärte das kommunale Verkehrsunternehmen im Herbst, gelinge nicht allein durch den Verzicht auf Ticketeinnahmen, sondern vielmehr durch eine konstante Verbesserung des Grundangebots. Beispiel dafür sei das neue Osnabrücker Liniennetz, das ab dem 5. Februar 2020 gilt und neben Taktverdichtungen erstmals auch eine Ringlinie bringt.

Durch die Ergebnisse aus Münster fühlen sich die Stadtwerke in ihrer Auffassung bestätigt. Die Kollegen aus Münster weisen explizit darauf hin, dass die Zahlen nicht ausschließlich auf den Gratis-ÖPNV zurückzuführen seien, sondern auf die Kombination mit einem praktischen und gut ausgebauten P+ R-Angebot″, sagt Sprecher Marco Hörmeyer: Wir bleiben daher bei unserer Einschätzung, dass ein punktuell kostenloser Busverkehr an Tagen hoher Verkehrsbelastung und ohne kombiniertes, gut ausgebautes P+ R-Angebot nicht automatisch zu einer gewünschten Werbung für den ÖPNV führt.″

Bildtext.
Gratis-Busfahrten in Münster in der Adventszeit haben laut den Organisatoren eine 300 Kilometer lange Blechlawine verhindert.
Foto:
Stadtwerke Münster/ Münster-View/ Heiner Witte
Autor:
Sebastian Stricker


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