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1.
Erscheinungsdatum:
06.01.2020
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
„Hier ist jeder bedürftig″
Zwischenüberschrift:
Wer sind die Gäste und Helfer? Ein Vormittag in der Osnabrücker Wärmestube
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
100
bis
150
Menschen
besuchen
täglich
die
Osnabrücker
Wärmestube
in
der
Bramscher
Straße.
Die
einen
sind
wohnungslos,
andere
haben
ein
Suchtproblem,
manche
beides.
Und
dann
sind
da
noch
all
diejenigen,
bei
denen
das
Geld
einfach
nicht
zum
Leben
reicht.
Ein
Besuch.
Im
Vorraum
hängt
Zigarettenqualm
in
der
Luft.
Eine
Frau
und
vier
Männer
sitzen
dort.
Sie
verstummen,
als
die
Tür
aufgeht
–
und
fragen
dann
sofort,
wie
sie
uns
weiterhelfen
können.
Wir
sind
mit
Diakon
Joachim
Meyer
verabredet,
dem
Leiter
der
Wärmestube.
Die
Frau
steht
lächelnd
auf
und
führt
uns
in
den
kleinen
Speisesaal.
„
Klopfen
Sie
mal
da
hinten
an
der
Küchentür,
da
weiß
bestimmt
jemand,
wo
er
ist.″
So
unbedeutend
die
Szene
scheinen
mag:
Sie
steht
für
die
gute
Stimmung
im
Haus,
aller
Einsamkeit
am
Jahresende
zum
Trotz.
„
Glauben
Sie
nicht,
dass
hier
den
ganzen
Tag
geheult
wird″,
sagt
Diakon
Meyer.
„
Hier
wird
auch
ganz
viel
gelacht.″
Seit
fast
neun
Jahren
leitet
der
56-
Jährige
die
Einrichtung
in
Trägerschaft
des
Bischöflichen
Stuhls
zu
Osnabrück.
„
Wichtig
ist,
dass
man
die
Menschen
so
lässt,
wie
sie
sind″,
sagt
er.
Das
Besondere
der
Wärmestube:
Sie
hat
an
365
Tagen
im
Jahr
geöffnet,
und
das
seit
1981.
Jeder
kann
hier
Kaffee
trinken,
sich
aufwärmen,
duschen,
Wäsche
waschen,
etwas
essen
–
alles
dank
Spenden
kostenlos
und
auf
Wunsch
auch
anonym.
Eine
Prüfung,
warum
jemand
bedürftig
ist,
gibt
es
nicht.
„
Hier
ist
jeder
bedürftig″,
betont
Meyer.
Im
Flur
steht
ein
Einkaufswagen
voll
Mandarinen,
gespendet
von
einem
Lebensmittelhändler.
Anderes
Obst
und
Gemüse
ist
längst
verteilt.
„
Diese
Menschen
haben
immer
nur
,
Nein′
gehört″,
sagt
Diakon
Meyer.
„
Hier
müssen
wir
,
Ja′
sagen.″
Sie
dürfen
im
Vorraum
rauchen
und
ihre
Hunde
mit
hineinnehmen.
Für
Meyer
ist
das
selbstverständlich.
Er
ist
selbst
Raucher
und
hat
drei
Hunde.
Das
verbindet.
Heute
ist
Terrier
Chico
da
und
mit
ihm
Jan.
Der
67-
Jährige
möchte
seinen
Nachnamen
nicht
in
der
Zeitung
lesen.
Er
kommt
seit
25
Jahren
hierher.
„
Um
Kommunikation
mit
anderen
Menschen
zu
haben″,
sagt
er
und
dreht
sich
eine
Zigarette.
Er
selbst
habe
nach
einer
unglücklichen
Liebesbeziehung
den
Halt
verloren.
So
kam
er
zur
Wärmestube.
Ein
älterer
Mann
stellt
sich
schweigend
vor
ihn,
schnorrt
sie
ihm
ab
und
geht.
„
Er
ist
aus
Russland″,
erklärt
Jan
und
blickt
dem
psychisch
kranken
Mann
nach.
„
Die
meisten
sind
irgendwie
krank
geworden
durch
die
Lebensumstände″,
sagt
Jan.
„
Ich
erlaube
mir
da
kein
Urteil.″
Diakon
Meyer
schätzt,
dass
rund
die
Hälfte
aller
Gäste
aus
dem
ehemaligen
Osten
Deutschlands
und
aus
dem
gesamten
osteuropäischen
Raum
kommt.
Auch
Angelika
Fritzlar
–
die
Frau,
die
uns
zu
Diakon
Meyer
geführt
hat
–
stammt
aus
der
ehemaligen
DDR.
Nach
dem
Mauerfall
zog
sie
nach
Osnabrück
und
kommt
seit
1990
in
die
Wärmestube.
„
Zu
Hause
ist
es
etwas
einsam″,
sagt
sie.
Seit
Kurzem
hat
Angelika
Fritzlar
endlich
wieder
Arbeit,
eine
vom
Jobcenter
geförderte
Stelle
beim
städtischen
Friedhofswesen.
„
Ich
werde
nächstes
Jahr
60
und
hoffe,
dass
ich
jetzt
noch
etwas
in
die
Rentenkasse
einzahlen
kann″,
sagt
sie.
Trotz
der
Arbeit
bleibt
ihr
zum
Leben
nicht
viel.
Platz
für
eine
Waschmaschine
ist
in
ihrer
kleinen
Wohnung
nicht.
Also
ist
sie
heute
schon
früh
in
die
Wärmestube
zu
Schwester
Maria
Theresia
gekommen,
um
ihre
Wäsche
waschen
zu
lassen.
Mehr
als
Wäschewaschen
Maria
Theresia
ist
eine
von
vier
Schwestern
des
Thuiner
Franziskanerordens,
die
zusammen
mit
dem
Diakon
und
rund
60
Ehrenamtlichen
den
rein
spendenfinanzierten
Laden
am
Laufen
halten.
Was
für
sie
das
Wichtigste
an
ihrer
Arbeit
ist?
„
Das
sind
die
Menschen,
ganz
klar″,
sagt
Schwester
Maria
Theresia.
„
Einfach
zu
zeigen:
Da
bin
ich.
Egal,
wie
du
bist.″
Hinter
ihr
laufen
die
Waschmaschinen,
vor
ihr
stehen
Körbe
voll
sauberer
Wäsche,
alle
mit
den
Vornamen
ihrer
Besitzer
versehen.
Sie
hat
Zeit
für
Gespräche
bei
ihrer
Arbeit.
„
Das
ist
das
Gute
hier.″
Der
Tag
des
Diakons
und
der
vier
Ordensschwestern,
von
denen
drei
im
Konvent
über
der
Wärmestube
leben,
beginnt
früh:
Um
kurz
vor
halb
sechs
kommt
der
Diakon
an,
da
stehen
die
ersten
Gäste
schon
vor
der
Tür.
Er
kocht
Kaffee,
betet
um
Viertel
nach
sechs
zusammen
mit
den
Schwestern
die
Laudes,
dann
startet
der
Alltag.
Es
ist
ein
Kommen
und
Gehen
im
Haus
bis
16
Uhr
und
am
Wochenende
sowie
an
Feiertagen
bis
13
Uhr.
Manche
Gäste
setzen
sich
vor
den
großen
Fernseher
im
Gemeinschaftsraum,
andere
duschen,
und
wieder
andere
unterhalten
sich
einfach.
Auch
Schlafnischen
gibt
es
im
Flur.
Gardinen
schaffen
ein
wenig
Privatsphäre.
Bei
der
Essensausgabe
wird
die
Armut
sichtbar.
Viele
stellen
sich
mehrmals
in
die
Schlange
und
holen
sich
einen
Nachschlag.
Heute
verteilt
Schwester
Benedikta
Bratkartoffeln,
gebratene
Nudeln,
Würstchen,
einen
Salat
und
zum
Nachtisch
Joghurt.
Frust
gegen
Jahresende
„
Das
größte
Kompliment
für
mich
ist,
wenn
ein
Gast
sagt,
es
schmeckt
heute
wie
bei
Mama″,
sagt
Schwester
Soteris.
Rund
80
Teller
geben
sie,
Schwester
Benedikta
und
die
Ehrenamtlichen
täglich
aus,
mal
mehr,
mal
weniger.
„
Wir
kochen
immer
eine
gewisse
Menge,
und
es
reicht
immer
für
alle″,
sagt
Schwester
Soteris.
Wie
sie
das
punktgenau
schaffen,
kann
sie
selbst
nicht
sagen.
Es
läuft
–
und
das
gilt
auch
für
den
Einsatz
der
mehr
als
60
Ehrenamtlichen.
In
der
Weihnachtszeit
und
zum
Jahreswechsel
seien
die
Traurigkeit
und
der
Frust
der
Gäste
groß,
sagt
Diakon
Meyer.
Viele
griffen
dann
zum
Alkohol
–
allerdings
nicht
in
der
Wärmestube
und
auf
dem
Gelände
des
ehemaligen
bischöflichen
Knabenkonvikts.
Alkohol
und
Drogen
sind
tabu,
Zigaretten
ausgenommen.
Die
Probleme
mit
Drogen
hätten
zugenommen,
beobachtet
der
Diakon,
gerade
mit
chemischen
Drogen.
Auch
Spielsucht
ziehe
zunehmend
viele
in
die
Armut.
Und
über
allem
schwebe
die
angespannte
Situation
auf
dem
Wohnungsmarkt.
Kleine
bezahlbare
Wohnungen:
Das
ist
es,
woran
es
bei
seinen
Gästen
am
meisten
fehlt.
„
Immerhin
spricht
man
inzwischen
darüber″,
so
Meyer.
An
Silvester
hat
die
Wärmestube
wie
an
jedem
Feiertag
bis
13
Uhr
geöffnet,
dann
sind
die
Gäste
auf
sich
alleine
gestellt.
Bildtexte:
Der
67-
jährige
Jan,
hier
mit
seinem
Hund
Chico,
kommt
seit
25
Jahren
in
die
Osnabrücker
Wärmestube
– „
um
Kommunikation
mit
anderen
Menschen
zu
haben″.
Schwester
Soteris:
„
Es
reicht
immer
für
alle.″
Schwester
Benedikta
verteilt
Würstchen,
Nudeln
und
Salat.
Diakon
Joachim
Meyer:
„
Hier
müssen
wir
,
Ja′
sagen.″
365
Tage
im
Jahr
ist
die
Wärmestube
geöffnet.
Vorhänge
schaffen
etwas
Privatsphäre
bei
den
Schlafnischen.
Schwester
Maria
Theresia
nimmt
sich
Zeit
für
Gespräche.
Angelika
Fritzlar:
„
Zu
Hause
ist
es
etwas
einsam.″
Gespendete
Mandarinen
stehen
im
Flur.
Fotos:
Gert
Westdörp
Autor:
Sandra Dorn