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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Überschrift:
Auf und nieder, immer wieder
Zwischenüberschrift:
Osnabrücker Aufzug-Firma Osma besteht seit 100 Jahren
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück Falls Familie Schenk und die Mitarbeiter der kürzlich 100 Jahre alt gewordenen Firma Osma-Aufzüge zum Geschäftsjubiläum das Lied Auf und nieder, immer wieder″ angestimmt haben sollten, dann nur, um die fahrplanmäßige Bewegung ihrer Produkte zu charakterisieren, und nicht die geschäftliche Entwicklung. Denn die kannte seit 1919 nur eine Richtung: aufwärts.

Das Gründungsjahr ist dabei eigentlich nicht dazu angetan, Aufbruchstimmung zu erzeugen: Der Erste Weltkrieg ist verloren, Reparationsforderungen erdrosseln den Staatshaushalt, die Wirtschaft liegt darnieder, die Menschen hungern. Gleichzeitig ist es aber auch die Geburtsstunde der Demokratie, die zahllose neue Perspektiven eröffnet und Hoffnungen begründet. Nicht nur öffentliche Einrichtungen in Osnabrück wie die Volkshochschule, die Arbeiterwohlfahrt, das Konservatorium, das Sinfonieorchester und einige Sportvereine wagen den Start in die neue Zeit, auch mutige Unternehmer.

Zwei davon sind der Ingenieur Wilhelm Adler und der Schlossermeister Friedrich Dreier. Sie gründen im Mai 1919 in der Redlingerstraße den Osnabrücker Maschinen- und Aufzugbau Adler & Dreier″. Zum Programm gehören Eisenkonstruktionen, feuersichere Türen, Bauaufzüge, Sackaufzüge, Speisen- und Wäscheaufzüge. Es geht nicht nur senkrecht nach oben, sondern auch schräg, beispielsweise für den Kohlentransport, jeweils für Hand- und Kraftbetrieb″. Ein erster Umzug an einen geeigneteren Standort geht in den Hinterhof der Firma Titgemeyer, Seminarstraße 34.

1933 neuer Inhaber

Dreier verlässt das Unternehmen bereits ein Jahr nach der Gründung. Adler macht alleine weiter. Doch der Aufschwung stoppt, als er 1928 stirbt. Seine Witwe sieht sich nach neuen Geldgebern mit Sachverstand und Führungswillen um. Jetzt kommt erstmals ein Schenk ins Spiel: Der gelernte Schlosser und studierte Maschinenbauer Albert (I.) Schenk wird 1933 Inhaber. Das Unternehmen wächst, neue Mitarbeiter werden eingestellt, darunter auch Sohn Albert (II.) als Lehrling.

Im zweiten Weltkrieg ausgebombt und dann vorübergehend nach Dissen ausgelagert, bringen Vater und Sohn den Betrieb zunächst wieder in der Seminarstraße in Schwung, bevor 1950 eine Parzelle an der Hirtenstraße im Industriegebiet Fledder gekauft wird die Keimzelle des heutigen Firmensitzes.

In den Jahren des Wiederaufbaus der jungen Bundesrepublik rücken die Schenks den Schwerpunkt auf die Fertigung von Personenaufzügen. Das erweist sich als goldrichtige Entscheidung. Bereits 1961 wird der 1000. Aufzug ausgeliefert. Der etwas sperrige Firmenname Osnabrücker Maschinen- und Aufzugbau″ wird, auf Osma″ eingekürzt, zur geschützten Handelsmarke. 1968 entsteht ein Testturm für Aufzüge. Er erlaubt es, eigene und zugekaufte Komponenten im Dauereinsatz zu prüfen, alle denkbaren Störungen zu simulieren und Maßnahmen ihrer Vermeidung zu testen. Er ist bis heute in Gebrauch.

1975 hält die dritte Generation der Schenks Einzug. Albert (III.) setzt nach Ausbildungs- und Studienjahren frische Akzente insbesondere in Verwaltung und Vertrieb, wobei er professionelles Marketing als Voraussetzung für die weitere Expansion erkennt. Er lässt sich bei IBM zum Programmierer ausbilden, absolviert Fortbildungen zum Offset-Drucker und Fotografen. Er reist kreuz und quer durch Deutschland, um die schönsten Osma-Aufzüge in ihren Einbausituationen zu dokumentieren. Das Bildarchiv ist mittlerweile auf mehr als 300 000 Aufnahmen angewachsen und dient zur Erstellung professioneller Verkaufsunterlagen.

Genauso rasant steigen die Verkaufszahlen. 1990 wird der 10 000. Aufzug ausgeliefert, die Zahl der Mitarbeiter klettert bis 1994 auf 300. Hinter den großen Konzern-Unternehmen wie Thyssen-Krupp, Otis, Kone oder Schindler wird Osma zum sechstgrößten Aufzugbauer in Deutschland. Den starken Wettbewerbsdruck fängt der Osnabrücker Mittelständler auf, indem er den Schwerpunkt auf individuelle Lösungen in Design und Technik setzt. So führt Osma 1998 einen platzsparenden Aufzugsantrieb ein, der keinen eigenen Maschinenraum mehr benötigt. Albert Schenk (III.) sagt von sich selbst, dass er vom Herzen″ ein Techniker geblieben ist. Er besitzt mehrere eigenentwickelte Patente. Bei einem Ranking der Zeitschrift Wirtschaftswoche″ landete Osma unter den 50 innovativsten Mittelständlern Deutschlands″.

Maßaufzüge″ nach Kundenwunsch kann Osma schnell, flexibel und kostengünstig schneidern, weil fast alle Komponenten selbst hergestellt werden, man also kaum von Zulieferern abhängig ist. Eigene Mitarbeiter entwickeln die Computerprogramme und bauen die Steuerungseinheiten für die Lifte, sie schweißen die Stahlträger zusammen und drehen die Treibscheiben, sie formen die Bleche, sie fräsen Etagenziffern ins Tableau, sie fahren die Bauteile zur Baustelle, montieren sie und gewährleisten nicht zuletzt die Sicherheit und Wartung. Wenn ein Aufzug einmal stecken bleibt, erreicht der Fahrgast über die Notruftaste im Fahrkorb die rund um die Uhr besetzte Notrufzentrale im Fledder. Dort entscheidet man, welcher der 350 Servicewagen in Marsch gesetzt wird und die Störung behebt. Albert Schenk (III.) spricht von Aufzügen als den sichersten Verkehrsmitteln der Welt″.

Geschenk an die Stadt

Ein schönes Beispiel für ein individualisiertes Design ist der Aufzug im Osnabrücker Rathaus, den die Firma 2006 der Stadt zum Geschenk macht. Ihn ziert das Stadtwappen des Osnabrücker Rades auf Spiegelblech und Edelstahl an Türen und unter der Decke. Aufzüge gelten neben Empfangs- und Konferenzräumen als Visitenkarten einer Institution″, hebt Marketingleiter Odo Hake die Bedeutung von Ausstattung und Design hervor.

Seit zehn Jahren ist die vierte Generation im Unternehmen aktiv. Jens-Albert Schenk (IV.) wird 2009 neben seinem Vater zweiter Geschäftsführer. 30 000 Osma-Aufzüge sind mittlerweile im Markt, von denen die Mehrzahl per Wartungsvertrag weiterhin betreut wird. Um im Störungsfall schnell vor Ort zu sein, sind bundesweit 18 Niederlassungen eingerichtet. Etwa die Hälfte des Jahresumsatzes von 83 Millionen Euro, den die 650 Mitarbeiter erwirtschaften, entfällt auf Wartungsverträge.

Der Stammsitz ist durch Zukäufe und Anmietungen von Nachbargrundstücken beständig erweitert worden. Fast die gesamte Bebauung der Hirtenstraße steht im Unternehmenseigentum. Erweiterungsmöglichkeiten im Rahmen des angestrebten maßvollen Wachstums″ sind auch im zweiten Jahrhundert der Firmengeschichte reichlich gegeben.

Bildtexte:
Bescheidene Anfänge der Firma " Osnabrücker Maschinen- und Aufzugbau" im Hinterhof des Titgenmeyer-Komplexes in der Seminarstraße.
Die Keimzelle des heutigen Firmensitzes in der Hirtenstraße im Industriegebiet Fledder im Jahr 1951.
Gläserne Aufzüge gehören zu den Osma-Paradepferden.
Der Stammsitz in seiner heutigen Ausdehnung. Der Test-Turm für Aufzüge ist rechts von der Bildmitte erkennbar.
Fotos:
Osma-Firmenarchiv
Autor:
Joachim Dierks


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