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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Osnabrücker Silvesternacht verschwimmt im Nebel
 
Jahreswechsel im Viervierteltakt
Zwischenüberschrift:
Die Osnabrücker begrüßen das neue Jahr mit Walzerklängen, Böllern und viel guter Laune
Artikel:
Kleinbild
 
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Originaltext:
Osnabrück Die Atmosphäre erinnerte an einen alten Edgar-Wallace-Film: Die Osnabrücker haben eine neblige Silvesternacht erlebt. Insbesondere an den typischen Treffpunkten wie in der Altstadt, im Katharinenviertel oder auf dem Schinkelberg tat das der fröhlichen Stimmung keinen Abbruch. Lediglich Feuerwerk-Enthusiasten mussten einen herben Dämpfer verkraften, da der Nebel die pyrotechnischen Effekte am Nachthimmel vielerorts nahezu unsichtbar werden ließ. Es hatte in jedem Fall den Anschein, als sei das Jahreswechsel-Feuerwerk dieses Mal deutlich kleiner ausgefallen als noch zuletzt. Die Frage, ob das an den widrigen Sichtbedingungen lag oder vielleicht doch dem zunehmenden ökologischen Bewusstsein in der Bevölkerung geschuldet ist, bleibt vorerst offen.
Foto:
David Ebener

Osnabrück Im Dreiviertel- und im Viervierteltakt haben die Osnabrücker in der Silvesternacht auf den Straßen und in den Clubs ins neue Jahr getanzt. Für manche war Silvester nicht nur ein Grund zum Feiern, sondern auch ein Gemütszustand.

Wie bei einem Sternmarsch pilgerten die Menschen schon eine halbe Stunde vor dem Jahreswechsel in die Altstadt, das Herz der Osnabrücker Silvesternacht. Viele trafen sich am Heger Tor. Die 30-jährige Elen und der drei Jahre ältere Mathias kamen mit einer Plastiktüte in der Hand dorthin. Darin transportieren sie eine Böller-Batterie und eine Flasche Prosecco. Sie waren also bestens gerüstet für die Knallerei. Nach einem Essen beim Japaner hatten sie sich in der Altstadt ein, zwei Biere gegönnt und wollten dann die Aussicht vom Heger Tor genießen. Da waren sie nicht alleine.

Vor dem altehrwürdigen Denkmal versammelten sich schon vor Mitternacht etliche Feierwillige. Der 20-jährige Juri kam mit einem Tannenbaum in der Hand. Den habe er in der Großen Straße gefunden, sagte er. Ihm war aber schon bewusst, dass Weihnachten vorbei ist. Sein Kumpel Max zündete derweil ein paar Böller. Wir haben schon das Silvester-Feeling″, begründete er seinen vorzeitigen Knallergenuss. Ich verstehe nicht, warum man das überhaupt macht″, entgegnete Juri.Philosophische Sprüche

Ein weiterer Kandidat aus dem Kumpelnest meditierte unterdessen über die Bedeutung des Fests zum Jahreswechsel. Silvester ist, was im Kopf passiert″, sagte der junge Philosoph, der seinen Namen nicht nennen wollte. Für viele Menschen gelte Silvester nur für einen Tag und nur an Mitternacht. Aber″, so führte er seine Gedanken weiter, es knallt auch vorher schon″.

Um Mitternacht knallte es dann ganz offiziell. Auf dem Heger Tor standen die Menschen dicht gedrängt und wünschten sich ein frohes neues Jahr. Der Nebel wurde durch die Rauchschwaden der Böller noch dichter. Als um fünf nach zwölf mehrere Polizeiautos mit Blaulicht durch den Dunst fuhren, ergab dies ein surrealistisches Bild.

An der schönen blauen Donau″ erklang etwa eine Viertelstunde nach Mitternacht in der Krahnstraße. Nach und nach kamen immer mehr Menschen hinzu und tanzten zu dem berühmten Walzer von Johann Strauß. Lisa Konrad und Joscha Kemper waren zum ersten Mal in der Silvesternacht vor dem Gebäude, in dem jahrzehntelang das Café Läer beheimatet war und das seit einigen Monaten Tante Sophies Backstube″ beherbergt.

Ein Bewohner des Hauses hatte Lautsprecher-Boxen auf die Fenstersimse gestellt und beschallte die Straße mit Musik im Dreiviertel-Takt. Es sei schön, dass das neue Jahr mit einem Ritual beginne, sagte die 24-jährige Lisa Konrad. Besser als Böller″, fügte ihr 27-jähriger Begleiter an. Zwar wurden die rhythmischen Bewegungen der Tänzer ein paar Mal durch die Detonationen von Kanonenschlägen unterbrochen, wodurch alle zusammenzuckten. Aber die harmonische Stimmung wurde nicht gestört.Walzer statt Alkohol?

Auch der ehemalige VfL-Spieler Hannes Kaumkötter tanzte mit seiner Frau Ursula und dem befreundeten Paar Gisela und Wolfgang Flaspöhler den Walzer nach Mitternacht. Sie erinnerten sich, dass sich vor sechs Jahren nur eine Handvoll Tänzer in der Krahnstraße traf und der Konditormeister Ulrich Läer Berliner verteilte. Dieses Mal waren schätzungsweise 150 Menschen vor Ort. So voll wie in diesem Jahr war es noch nie″, sagte Kaumkötter. Apropos voll: Sein Kumpel Wolfgang Flaspöhler sagte: Wir brauchen keinen Alkohol, wir brauchen Walzer.″

Die einen behielten einen klaren Kopf. Die anderen wünschten sich klare Sicht. Während in der Innenstadt wenigstens in Bodennähe kein Nebel die Sicht trübte, sah es in den Vorstädten aus wie in alten Edgar-Wallace-Filmen. Viele Osnabrücker gehen um Mitternacht traditionell auf den Schinkel-, Schöler- oder Westerberg, um den silvesterlichen Blick über Osnabrück zu genießen. Ein Schinkelaner, der am Laubenpieper den Jahreswechsel erlebte, berichtete, dass dieses Mal nicht mal die Raketen zu sehen waren, die direkt von dort in den vernebelten Nachthimmel geschossen wurden. Da blieb dann nur die Erinnerung an klare Silvesternächte und die Philosophie, dass Silvester auch im Kopf stattfindet.

Bildtexte:
Mittlerweile eine Osnabrücker Silvestertradition: Walzer tanzen in der Krahnstraße.
Auch in den Clubs, so wie hier im Rosenhof, wurde kräftig gefeiert.
Silvester-Spaß in der Lagerhalle.
Das Heger Tor gehört in den Silvesternächten in Osnabrück zu den Orten mit der größten Anziehungskraft.
Fotos:
David Ebener, André Havergo
Autor:
Thomas Wübker


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