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1.
Erscheinungsdatum:
31.12.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
vor
100
Jahren
Überschrift:
Wohnungsengpass und Wirtestreik
Zwischenüberschrift:
Wie Osnabrück vor 100 Jahren unter Nöten und Protesten litt
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Vor
100
Jahren
in
Osnabrück:
Im
Dezember
1919
stoßen
die
Pläne,
die
katastrophale
Wohnungsnot
durch
Wohnsiedlungen
an
der
Südflanke
des
Westerbergs
zu
lindern,
auf
harsche
Kritik.
Doch
das
ist
nicht
das
einzige
Problem:
Wirte
sehen
sich
zum
Streik
gezwungen.
Kein
Geringerer
als
Justus
Haarmann
(1884–1968)
,
renommierter
Architekt
und
Sohn
des
Hüttendirektors
und
Stifters
des
Haarmannsbrunnens,
August
Haarmann,
prangert
die
„
Zerstörung
der
Naturschönheit
des
Westerberges″
an,
wenn
man
den
Beamten-
Wohnungsverein
damit
durchlasse,
die
Südseite
des
Westerberges
mit
Heimstätten
für
„
kleine
und
mittlere
Beamte″
zu
bebauen.
Es
handelt
sich
um
die
erst
sechs
Jahre
später
tatsächlich
erstellten
Häuser
des
„
Musikantenviertels″
entlang
Beethoven-
,
Schubert-
,
Mozart-
und
Richard-
Wagner-
Straße.
Eine
„
Beeinträchtigung
der
Erholungsmöglichkeit
der
Osnabrücker
Bevölkerung″
erblickt
Haarmann
darin,
dass
der
ungehinderte
Blick
vom
Edinghäuser
Weg
„
nach
dem
Teutoburger
Wald
usw.
durch
die
Siedlung
unmöglich
gemacht
und
damit
der
Genuß
eines
Spazierganges
in
frischer
Luft
und
reizvoller
Natur
vernichtet
wird″.
Das
„
Osnabrücker
Tageblatt″
zitiert
ihn
weiterhin
mit
dem
Vorwurf,
dass
„
die
Gelegenheit,
das
Hegerholz
durch
eine
breite
Allee
über
den
ganzen
Westerberg
,
heranzuholen′,
verpaßt
ist″.
Gekränkte
Eitelkeit?
Hintergrund
der
Einwürfe
des
Justus
Haarmann
ist
ein
ausgesprochener
Coup,
der
dem
nebenamtlich
tätigen
Vorstandsvorsitzenden
des
Beamten-
Wohnungsvereins,
Regierungsrat
Heinrich
Greve,
gelungen
war:
Er
hatte
im
November
1919
dem
Domänenfiskus
ein
zehn
Hektar
großes
Gelände
am
Südwestabhang
des
Westerbergs
zum
Preis
von
einer
bis
drei
Mark
pro
Quadratmeter
abgekauft.
Das
ist
der
Grund
und
Boden,
für
den
heutzutage
Osnabrücker
Spitzenpreise
von
bis
zu
900
Euro
bezahlt
werden.
Das
„
Tageblatt″
nimmt
eine
kritische
Haltung
zu
Haarmann
ein.
Der
Edinghäuser
Weg
liege
etwa
bei
der
Baumgruppe
„
Max
und
Moritz″
zwölf
bis
15
Meter
höher
als
die
nächste
mit
Gebäuden
zu
besetzende
Straße.
Die
zweieinhalbgeschossigen
Häuser
dort
würden
bis
zum
First
neun
Meter
messen.
Von
einer
„
Vernichtung″
der
schönen
Aussicht
könne
keine
Rede
sein.
Haarmanns
Kritik
erstaune
umso
mehr,
als
er
selbst
sich
im
Sommer
an
einem
Wettbewerb
zur
Gestaltung
des
Gartenlandes
oberhalb
des
Lieneschwegs
beteiligt
habe.
Sein
zusammen
mit
Architekt
Hammersen
eingereichter
Vorschlag
einer
Gartenhaus-
Siedlung
unter
dem
Titel
„
Olle
Use″
habe
allerdings
keine
Berücksichtigung
gefunden.
So
wie
der
Zeitungsleser
sich
heute
über
eine
Zusammenstellung
unter
der
Überschrift
„
Was
ist
los
am
Wochenende?
″
freut,
bringt
das
„
Tageblatt″
in
der
Nachkriegsnot
vor
100
Jahren
eine
Übersicht
aller
Versorgungseinschränkungen
–
zum
Ausschneiden
und
Aufbewahren,
zum
Nachtragen
von
Änderungen.
Da
geht
es
um
Gas-
und
Stromsperrstunden,
um
die
maximal
erlaubten
Zeiten
für
Beleuchtung
und
Heizen
von
Ladengeschäften,
Kontoren
und
Büros
und
um
die
vorgezogenen
Polizeistunden
für
alle
Gast-
und
Vergnügungsstätten.
Um
fleischlose
Tage
in
Speisegaststätten,
um
Verkaufszeiten
nach
wie
vor
rationierter
Lebensmittel
wie
Fleisch,
Fett
und
Eier,
um
das
Verbot
der
Außenbeleuchtung
von
Gebäuden
sowie
der
Innen-
und
Außenbeleuchtung
von
Schaufenstern.
Die
scharfen
Verbote
und
rigorosen
Kontrollen
bringen
die
Wirte
an
den
Rand
ihrer
Existenz.
Freie
Wirte-
Innung,
Wirteverein
sowie
die
Saal-
und
Konzertlokalinhaber
beschließen
auf
einer
großen
Wirteversammlung
im
Hotel
Germania,
ab
Montag,
8.
Dezember,
ihre
Lokale
geschlossen
zu
halten.
Und
zwar
so
lange,
bis
die
Stadt
die
frühe
Polizeistunde
und
die
Kontrolldichte
zurücknimmt.
Auch
die
„
Angestellten
beiderlei
Geschlechts″
erklären
sich
mit
ihren
„
Prinzipalen″
solidarisch.
Der
Wirtevereins-
Vorsitzende
Eduard
Petersilie
schildert,
dass
man
sich
wie
Schwerverbrecher
unter
Polizeiaufsicht
gestellt
fühle,
wenn
des
Abends
jedes
Lokal
von
Beamten
umstellt,
jeder
Ausgang
überwacht,
jede
Lieferung
überprüft
und
bei
geringstem
Verdacht
des
Schleichhandels
Fleisch
sofort
beschlagnahmt
würde.
Auch
das
Küchenpersonal
hätte
zu
leiden:
Wer
Fleisch
verarbeite,
stünde
„
immer
mit
einem
Fuße
auf
dem
Neumarkt″
(gemeint:
im
Gefängnis)
.
Volksküche
Als
Übergangsmaßnahme
gestattet
der
Magistrat
nun
jedermann,
also
nicht
nur
den
„
Bedürftigen″,
Speisen
in
der
städtischen
Volksküche
an
der
Buerschen
Straße
einzunehmen.
„
Um
die
Zahl
der
dort
zu
Bespeisenden
übersehen
zu
können,
werden
die,
welche
dort
Essen
in
Empfang
nehmen
wollen,
aufgefordert,
sich
mindestens
einen
Tag
vorher
bei
Fräulein
Büscher,
Markt
Nr.
1,
eine
Treppe
hoch,
zu
melden″,
gibt
der
Magistrat
bekannt.
Auf
dem
Rathaus
verhandeln
die
Wirte
mit
den
Behörden.
Magistrat
und
Polizei
sagen
zu,
„
daß
nach
Möglichkeit
Rücksicht
auf
ihre
Notlage
genommen
wird
und
unnötige
Härten
vermieden
werden″,
ohne
jedoch
offiziell
den
Fleischbezug
„
auf
Umwegen″
freizugeben.
Die
Wirte
geben
sich
fürs
Erste
zufrieden
und
beenden
ihren
Streik
nach
eineinhalb
Tagen.
Was
heutzutage
alles
gestohlen
wird:
In
der
Vorhalle
des
Rathauses
steht
die
Holzfigur
Karls
des
Großen,
in
die
seinerzeit
zahlreiche
Opfernägel
unter
großer
Feierlichkeit
auf
der
Treppe
des
Stadttheaters
eingeschlagen
wurden.
Von
diesen
zum
Teil
mit
Namen
und
Widmung
versehenen
Nägeln
sind
eine
große
Anzahl
entwendet
worden.
Leere
Stellen
sind
dort
bemerkbar,
wo
sie
gesessen
haben.
Die
Zeitung
vermutet
„
halbwüchsige
Jungen,
die
sich
an
Karls
Mantelschmuck
vergriffen
haben″.
Mitte
Dezember
führt
die
Ostwindlage
zu
anhaltendem
Frost.
Der
Dümmer
ist
zugefroren.
„
Man
entsinnt
sich
hier
kaum,
jemals
eine
so
prächtige
Eisbahn
gesehen
zu
haben″,
schreibt
die
Zeitung.
Der
nur
schwache
Wind
habe
für
eine
spiegelglatte
Fläche
gesorgt.
Unzählige
Besucher
von
nah
und
fern
tummeln
sich
auf
dem
Eis.
Magermilchverkauf
„
Aus
dem
Leserkreise″
des
„
Tageblatts″
kommt
eine
gepfefferte
Beschwerde
über
die
Neuregelung
des
Magermilchverkaufs,
der
jetzt
nicht
mehr
über
die
Milchhandlungen,
derer
es
28
gibt,
sondern
über
elf
Kolonialwarengeschäfte
läuft.
„
Haben
denn
die
Frauen
und
Kinder
nicht
schon
bei
den
28
Verkaufsstellen
stundenlang
auf
den
Straßen
stehen
und
frieren
müssen,
oft
ohne
Milch
zu
bekommen,
und
weshalb
entzieht
man
den
Milchhändlern
den
Verkauf?
″
Der
Leser
vermutet
als
Grund
der
Neuregelung,
dass
die
Milchhändler
ihre
Marge
um
zwei
Pfennig
erhöht
haben
wollten.
Dieser
kleine
Mehrbetrag
hätte
von
der
Stadt
aufgebracht
werden
sollen,
meint
der
Leser:
„
Alle
Leute
bekommen
Teuerungszulagen,
weshalb
läßt
man
den
Milchhändler
nicht
zu
seinem
Rechte
kommen?
″
Traditionell
spricht
der
Bischof
Weihnachten
den
Kranken
im
Marienhospital
Trost
zu.
Wilhelm
Berning
sieht
nicht
nur
Negatives
im
verlorenen
Krieg:
„
So
mancher
eitle
Tand
und
Flitter
kommt
in
diesen
Jahren
der
Not
in
Fortfall;
aber
desto
mehr
können
sich
auch
unsere
Gedanken
in
das
Weihnachtsfest
vertiefen.
Je
weltlicher
ein
Mensch
ist,
umso
weniger
wird
er
vom
Weihnachtsfest
ergriffen.
In
jedem
Krankenhaus,
wo
das
Leid
daheim
ist,
und
in
der
ärmsten
Hütte
kann
man
Weihnachten
mit
frohem
Herzen
feiern;
denn
die
echte
Weihnachtsstimmung
kommt
nicht
aus
dem
großen
Geldbeutel,
sondern
aus
dem
Herzen.″
Seminarmusiklehrer
Krauß
verschönert
die
Feier
durch
den
Vortrag
eines
gemischten
Chores.
Bildtext:
Die
Beamtenhäuser
an
der
Beethovenstraße
stießen
bei
ihrer
Projektierung
1919
auf
Kritik.
Ausgeführt
wurden
sie
erst
nach
den
Inflationsjahren
ab
1925.
Der
Blick
geht
von
der
Einmündung
in
die
Mozartstraße
nach
Osten
hin.
Foto:
Rudolf
Lichtenberg
(Archiv
Museum
Industriekultur)
Autor:
Joachim Dierks