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1.
Erscheinungsdatum:
28.12.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Ein Stuhl für das Wirtschaftswunderland
Zwischenüberschrift:
Eddie Harlis – der vergessene Design-Star aus Osnabrück
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Seine
Möbel
sind
bekannt,
sein
Name
weniger
–
und
dass
er
aus
Osnabrück
stammt,
weiß
eigentlich
nur,
wer
sich
mit
Design
auseinandergesetzt
hat.
Wer
also
war
dieser
Eddie
Harlis,
der
einst
mit
Günter
Grass
zusammen
in
der
Kneipe
saß?
Eigentlich
wollte
Gerhard
Meyering
nur
seine
Wohnung
neu
einrichten
und
machte
sich
daher
auf
die
Suche
nach
Möbeln.
Im
Internet
entdeckte
der
Osnabrücker
dann
die
roten
Stühle
der
Firma
Thonet
aus
den
1950er-
Jahren.
Der
immer
noch
futuristisch
anmutende
Stil
sprach
ihn
an
und
machte
ihn
gleichzeitig
neugierig.
„
Ich
wollte
mehr
über
die
Stühle
und
ihren
Designer
wissen
–
und
war
ganz
überrascht,
als
ich
bei
meiner
Recherche
dann
erfuhr,
dass
ebendieser
aus
Osnabrück
stammt.″
Designt
wurden
die
Stühle
mit
dem
Namen
S
664
von
Eddie
Harlis,
der
am
12.
Juli
1928
in
der
Hasestadt
geboren
und
auf
den
Namen
Edelhard
Heinrich
Otto
getauft
wurde,
wie
ein
Eintrag
im
Melderegister
der
Stadt
verrät,
den
Meyering
im
Laufe
seiner
Recherche
aufstöbern
konnte.
Im
Zweiten
Weltkrieg
kämpfte
Eddie
Harlis
in
Tschechien,
sagt
Barbara
Harlis
im
Gespräch
mit
unserer
Redaktion.
Von
1961
bis
1981
war
die
heute
87-
Jährige
mit
Eddie
Harlis
verheiratet
–
und
spricht
immer
noch
mit
viel
Sympathie
über
ihn.
Selbst
sprechen
kann
der
Designer
nicht
mehr:
Er
starb
im
Juli
1985
in
Düsseldorf.
„
Sein
Einsatz
muss
traumatisch
gewesen
sein:
Er
geriet
in
Gefangenschaft,
flüchtete
danach
wochenlang
zu
Fuß
und
per
Pferdekarren
nach
Deutschland
zurück,
litt
unter
Hunger
und
hat
sich
damals
wohl
nachhaltig
seine
Gesundheit
ruiniert″,
sagt
Barbara
Harlis.″
Allerdings
ist
wenig
über
Harlis′
Kriegszeit
herauszufinden:
Wehrstammbuch,
Soldbuch
und
sein
Wehrpass
sind
nicht
mehr
auffindbar.
Vermutlich,
so
der
Mitarbeiter
des
zuständigen
Bundesarchivs,
sind
diese
„
durch
Kriegsereignisse
verloren
gegangen″.
Eddie
Harlis′
Eltern
trennten
sich
im
Laufe
des
Krieges
und
verließen
1946
Osnabrück:
„
Seine
Mutter
zog
nach
Düsseldorf,
er
blieb
beim
Vater
August,
der
nach
Hildesheim
zog
und
beim
Landesgestüt
Celle
arbeitete.″
Eine
Nachfrage
dort
bleibt
jedoch
ergebnislos:
Unterlagen
über
einen
August
Harlis
finden
sich
nicht.
„
Eddies
Vater
hat
schon
in
Osnabrück
beim
Gestüt
gearbeitet″,
ist
sich
jedoch
Barbara
Harlis
sicher.
Tatsächlich
wurde
1925
ein
Landesgestüt
in
Osnabrück-
Eversburg
gegründet,
das
1961
wieder
aufgelöst
wurde.
In
Hildesheim
absolvierte
Harlis
eine
Schreinerlehre
und
studierte
danach
an
der
damaligen
Werkkunstschule
Hildesheim.
1952
machte
er
sich
in
Düsseldorf
als
Designer
und
Innenarchitekt
selbstständig
und
änderte
seinen
Vornamen:
„
Eddie
hasste
seinen
germanisch
anmutenden
Vornamen
und
kürzte
ihn
einfach
ab″,
sagt
Barbara
Harlis.
Fortan
entwarf
er
von
Düsseldorf
aus
unter
den
Namen
Eddie
oder
Ed
Harlis
Möbel.
Der
S
664
gehörte
in
den
1950er-
Jahren
zu
den
Prestigemodellen
von
Thonet:
„
In
der
runden
Sitzschale
des
S
664
spiegelt
sich
die
Dynamik
des
Wirtschaftswunders
wider″,
heißt
es
in
einer
Broschüre
der
Firma.
Aktuell
befindet
sich
ein
Modell
des
S
664
in
der
Thonet-
Ausstellung
im
Münchner
Museum
Pinakothek
der
Moderne.
„
Uns
ist
der
Stuhl
aufgefallen,
da
er
zu
den
interessantesten
Entwürfen
der
Thonet-
Nachkriegsproduktion
zählt″,
so
Ausstellungskurator
Josef
Straßer.
„
Der
S
664
ist
optimal
entworfen:
Die
gebogene
Sitzschale,
die
zwei
Löcher,
das
leichte
Gestell:
All
dies
vermittelt
immer
noch
Eleganz
und
Modernität.″
Bis
zum
Jahr
2010
wurde
das
Modell
immer
wieder
neu
aufgelegt
–
wie
viele
Stühle
im
Laufe
der
Jahre
entstanden
sind,
kann
jedoch
nicht
gesagt
werden:
Die
Firma
will
„
keine
genauen
Verkaufszahlen
herausgegeben″,
so
eine
Pressesprecherin
von
Thonet.
„
Aufgrund
eines
Umzugs
der
Fertigung
am
Produktionsstandort
Frankenberg
musste
das
Modell
eingestellt
werden:
Die
Maschine,
in
der
die
Sitzschale
gefertigt
wurde,
war
schlichtweg
zu
groß
und
passte
nicht
in
die
neuen
Produktionshallen″,
so
die
Sprecherin
weiter.
Wer
heute
einen
S
664
kaufen
will,
muss
im
Internet
suchen
–
und
teilweise
stolze
Preise
in
Kauf
nehmen.
Von
Harlis
stammt
auch
das
Sofa
„
California″,
das
er
1958
für
die
damals
in
Bielefeld
existierende
Firma
Kaufeld
entwarf.
Unter
heutigen
Gesichtspunkten
sieht
es
aus
wie
ein
normales
Sofa,
damals
war
es
aber
hochmodern
und
gilt
als
Vorläufer
für
viele
Wohnzimmersofas
mit
losen
Kissen.
Sein
Debüt
feierte
es
auf
der
Weltaustellung
in
Brüssel
und
wurde
mehrfach
ausgezeichnet.
„
Eines
der
Exemplare
stand
im
Showroom
des
französischen
Modedesigners
Yves
Saint
Laurent,
ein
weiteres
bei
der
Sängerin
Françoise
Hardy″,
sagt
Meyering.
In
Düsseldorf
gehörte
Eddie
Harlis
zur
Künstlerkolonie
Einbrunger
Mühle
–
und
wurde
von
den
Malern
Franz
Witte
und
Germán
Becerra
in
dem
1957/
1958
entstandenen
„
Blechtrommelbild″
verewigt.
Das
Bild
zeigt
ihn
und
weitere
Düsseldorfer
Künstler
–
unter
ihnen
auch
Günter
Grass
–,
die
sich
damals
in
der
Szenekneipe
„
Zum
Csikó″
trafen.
Mit
dem
Schriftsteller
sei
Eddie
Harlis
damals
gut
bekannt
gewesen,
erzählt
Barbara
Harlis.
„
Wenn
Eddie
Harlis
[…]
kam,
herrschte
am
Tresen
große
Freude.
Eddie
verdiente
klotzig
Geld
mit
dem
Entwerfen
erfolgreicher
Sitzmöbel
und
war
immer
für
ein
paar
Lokalrunden
gut″,
wird
ein
Freund
von
Harlis
in
der
Beschreibung
zu
dem
Bild
zitiert,
das
heute
im
Düsseldorfer
Stadtmuseum
hängt.
Ein
Osnabrücker,
der
Möbel
entwarf,
die
zu
Designklassikern
wurden,
aber
dessen
Namen
heute
nur
noch
wenige
kennen
–
wie
kann
das
sein?
„
Mein
Ex-
Mann
suchte
nie
das
Rampenlicht.″
Doch
die
Geschichten,
die
Barbara
Harlis
über
ihn
erzählt,
klingen
spannend:
So
war
das
Paar
mit
dem
Künstler
Günther
Uecker
eng
befreundet
–
zur
Hochzeit
schenkte
dieser
beiden
ein
Bild
und
tanzte
auf
der
Feier.
Eine
Anfrage
unserer
Redaktion
an
Uecker
ob
seiner
Freundschaft
zu
den
Harlis′
blieb
jedoch
unbeantwortet.
„
Eddie
entwarf
in
den
1960-
er
Jahren
die
Einrichtung
für
eine
Disco
mit
Bistro
auf
Sylt.
Er
arbeitete
dafür
zusammen
mit
Gerhard
Richter,
der
Bilder
für
die
Wände
der
Bar
malte″,
sagt
sie.
Tatsächlich
malte
Richter
damals
Bilder
auf
und
von
Sylt,
doch
an
Eddie
Harlis
kann
er
sich
nicht
erinnern,
wie
eine
Anfrage
an
das
Gerhard-
Richter-
Archiv
ergibt.
„
Viele
der
Firmen,
mit
denen
Eddie
später
zusammenarbeitete,
befanden
sich
im
Umkreis
von
Osnabrück.
Ich
denke
nicht,
dass
das
ein
Zufall
war″,
sagt
Barbara
Harlis.
Doch
gesprochen
über
seine
Jugend
in
Osnabrück
habe
ihr
Mann
mit
ihr
nie
wirklich:
„
Wir
waren
damals
sowieso
eher
an
der
Zukunft
interessiert
und
nicht
an
der
Vergangenheit.″
Einige
Dinge
scheinen
ihn
jedoch
geprägt
zu
haben:
„
Eddies
Vater
war
ein
Freund
der
Fliegerei″,
erzählt
Barbara
Harlis.
Passend
dazu,
sagte
Eddie
Harlis
in
einem
Gespräch
für
das
Buch
„
Moderne
Klassiker
–
Möbel,
die
Geschichte
machen″
aus
dem
Jahr
1982,
dass
er
während
seiner
Schulzeit
viel
mit
Segelflugzeugen
zu
tun
hatte
und
damals
sein
Interesse
an
Konstruktionen
und
Formen
erwachte.
Der
Gedanke
liegt
nahe,
dass
Vater
und
Sohn
den
Flugplatz
auf
der
Atterheide
regelmäßig
besuchten.
„
Eddie
hatte
viele
Freunde,
aber
im
Laufe
der
Zeit
sind
auch
viele
verloren
gegangen″,
sagt
Barbara
Harlis,
die
selbst
als
Innenarchitektin
arbeitete.
Das
Paar
zog
1972
nach
Mallorca,
nach
der
Trennung
ging
Barbara
Harlis
mit
Sohn
Philippe
zurück
nach
Deutschland.
Die
beiden
blieben
jedoch
Freunde:
„
Nach
dem
Scheidungstermin
sind
wir
zusammen
Champagner
trinken
gegangen
und
haben
auf
uns
angestoßen.″
Anfang
der
1980er-
Jahre
zog
es
auch
Eddie
Harlis
zurück
nach
Düsseldorf:
Schwer
erkrankt,
wohnte
er
bis
zu
seinem
Tod
durch
ein
Magengeschwür
bei
seiner
Mutter.
Doch
was
bleibt
von
ihm?
„
Anscheinend
gehört
Eddie
Harlis
zu
den
,
vergessenen′
Gestalten
der
deutschen
Designgeschichte.
Vielleicht
auch
durch
seine
lange
Abwesenheit
von
Deutschland
begründet″,
sagt
Design-
Experte
Josef
Straßer.
Zudem
entwarf
er
seine
Klassiker
zu
einer
Zeit,
als
es
nur
sehr
wenige
Designer
gab,
die
einen
Star-
Status
erhielten.
„
Bei
Thonet
stand
der
Firmenname
im
Vordergrund,
nicht
die
Designer″,
so
Straßer.
Gerhard
Meyering,
der
im
Presseamt
der
Stadt
Osnabrück
arbeitet,
bedauert
das.
„
Bis
ich
ihn
selbst
verfasst
habe,
gab
es
über
Eddie
Harlis
nicht
einmal
einen
Wikipedia-
Eintrag.″
Ginge
es
nach
Meyering,
würde
sich
die
Wissenschaft
mit
dem
Osnabrücker
Designer
auseinandersetzen,
damit
Eddie
Harlis
das
Rampenlicht
bekommt,
in
dem
einige
seiner
Entwürfe
schon
seit
Längerem
stehen:
„
Als
Laie
habe
ich
schon
sehr
viel
recherchiert,
aber
für
eine
wirklich
tiefgründige
Arbeit
fehlt
mir
die
Zeit.″
Barbara
Harlis
würde
sich
darüber
freuen:
„
Mein
Ex-
Mann
hat
nicht
an
seinem
Denkmal
gebaut.
Aber
er
hätte
sich
sehr
über
die
Anerkennung
gefreut.″
Bildtext:
Der
S
664
und
sein
in
Osnabrück
geborener
Designer
Eddie
Harlis.
Fotos:
Gert
Wstdörp,
Barbara
Harlis
Autor:
Corinna Berghahn