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1.
Erscheinungsdatum:
24.12.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Trümmer, Tränen, Todesangst
Zwischenüberschrift:
Erinnerungen an die letzte Kriegsweihnacht
Artikel:
Originaltext:
Hasbergen/
Osnabrück
Kein
anderes
Fest
ist
mit
so
vielen
Erinnerungen,
Emotionen
und
Erwartungen
verbunden
wie
Weihnachten.
Etwas
ganz
Besonderes
soll
es
sein,
vor
allem
besinnlich
und
friedlich
und
am
besten
im
Kreis
der
Familie.
Doch
nicht
immer
wird
die
Wirklichkeit
diesen
Vorstellungen
gerecht.
Heute
nicht,
und
schon
gar
nicht
vor
75
Jahren.
Weihnachten
1944
war
in
der
Region
Osnabrück
alles
andere
als
festlich.
Der
lange
Krieg
und
seine
Schrecken
hatten
die
Menschen
bis
ins
Mark
erschüttert.
So
auch
die
damals
elfjährige
Edith
Kellermann,
die
mit
ihrem
Vater
und
ihrer
acht
Jahre
älteren
Schwester
alleine
zu
Hause
war.
Die
Mutter
lag
seit
mehreren
Monaten
mit
schweren
Verbrennungen
im
Krankenhaus
in
Bad
Rothenfelde,
der
ältere
Bruder
war
in
der
damaligen
Sowjetunion,
das
Heimathaus
in
der
Hamburger
Straße
in
Osnabrück
vor
einem
Monat
von
britischen
Bombern
in
Schutt
und
Asche
gelegt
worden.
In
dem
spartanisch
möblierten
Raum
in
der
Notunterkunft
in
der
Buerschen
Straße
stand
ein
kleiner
Tannenbaum
mit
leeren
Kerzenhaltern.
Die
Fenster
waren
mit
Pappe
abgedunkelt,
die
letzten
Kerzenstummel
längst
abgebrannt.
„
Es
war
der
24.
Dezember
1944,
doch
an
Weihnachten
war
nicht
zu
denken″,
erinnert
sich
die
heute
86-
jährige
Edith
Kellermann
zurück
an
die
letzte
Kriegsweihnacht
in
Osnabrück.
Bereits
am
23.
Dezember
seien
sie
und
ihre
Schwester
bei
einem
Voralarm
losgesaust,
den
Blick
stets
nach
oben
zum
Himmel
gerichtet,
das
Pfeifen
der
Bomben
ebenso
in
den
Ohren
wie
das
Geräusch
zusammenbrechender
Häuser.
Über
dem
Stadtteil
Wüste
waren
während
eines
Luftangriffes
mehrere
Sprengbomben
abgeworfen
worden.
Einen
Weihnachtsfrieden
wie
im
Ersten
Weltkrieg
1914
sollte
es
nicht
geben.
„
Wir
waren
alle
so
aufgeregt,
trauten
uns
gar
nicht,
uns
in
die
Betten
zu
legen.
Und
wenn,
dann
nur
komplett
angezogen,
um
im
Notfall
schnell
in
den
Bunker
rennen
zu
können.″
Auch
Heiligabend
gab
es
einen
Alarm:
ein
einzelner
Jagdbomber
beschoss
einen
fahrenden
Zug,
zwei
Frauen
wurden
leicht
verletzt.
Die
Menschen
in
den
Straßen
standen
mit
zugeteilten
Essensmarken
in
langen
Schlangen
vor
den
Läden,
doch
es
gab
kaum
etwas.
Osnabrück
lag
in
Trümmern.
Gute
1300
Kilometer
weiter
östlich,
im
kalten,
russischen
Tambow-
Rada,
befand
sich
zu
der
gleichen
Zeit
der
damals
25-
Jährige
Gerd
Werner
und
weinte.
Mit
über
zehntausend
anderen
Männern
gehörte
der
Hasbergener
zu
den
sowjetischen
Kriegsgefangenen.
Zu
Fünfzehnt
waren
sie
in
Erdlöchern
über
drei
Ebenen
zusammengepfercht.
„
Pro
Fach
fünf
Gefangene,
zugedeckt
mit
Bäumen
gegen
die
Kälte.
An
Schlaf
war
so
gut
wie
nicht
zu
denken″,
erzählt
der
damalige
Funker,
der
nach
Einsätzen
in
Frankreich,
Ostpreußen
und
dem
heutigen
Litauen
während
des
Rückmarsches
im
Juli
1944
gefangen
und
in
das
Arbeitslager
gesteckt
wurde.
„
Die
Russen
gaben
uns
Weihnachten
einen
Tag
arbeitsfrei.
Doch
der
Anblick
des
Lagers
und
die
Ungewissheit
über
die
Liebsten
zu
Hause
machte
alle
traurig.
Obwohl
wir
ahnten,
dass
der
Krieg
so
gut
wie
zu
Ende
war,
wussten
wir
nicht,
wie
es
mit
uns
weitergehen
sollte.″
Die
Sehnsucht
nach
Familie,
Tannenbaum,
einem
vernünftigen
Essen
sei
bei
allen
groß
gewesen.
Heiligabend
habe
es
dann
eine
dünne
Suppe
mit
Mais
gegeben,
die
Gefangenen
sangen
ein
Weihnachtslied,
beteten.
In
Werners
blauen
Augen
spiegelt
sich
beim
Erzählen
eine
Traurigkeit
wider,
die
erahnen
lässt,
wie
schwer
ihm
die
Erinnerung
an
das
Weihnachtsfest
vor
75
Jahren
fällt.
Er
formuliert
lange
Sätze,
die
den
Bogen
zurückschlagen,
erzählt
von
der
dunklen
und
finsteren
Jahreszeit,
von
der
Todesangst.
Gerd
Werner,
ein
immer
noch
vor
Energie
strotzender
Mann
von
heute
100
Jahren,
sagt:
„
Ich
war
froh,
wenn
Weihnachten
vorbei
war.″
Fünf
Jahre
sei
er
in
Gefangenschaft
gewesen,
vom
Wäschemagazin
bis
hin
zum
Steinbruch,
in
wechselnden
Arbeitslagern.
„
Erst
nach
meiner
Rückkehr
nach
Deutschland
und
meiner
Heirat
lernte
ich
Weihnachten
langsam
wieder
zu
schätzen.″
Für
die
kleine
Edith
hingegen
endete
das
Weihnachtsfest
1944
noch
mit
einer
Überraschung.
Als
sie
am
1.Weihnachtsfeiertag
mit
dem
Zug
zu
ihrer
Mutter
ins
Krankenhaus
nach
Bad
Rothenfelde
fuhr,
hatte
die
ein
Geschenk
für
ihre
Tochter
parat:
eine
kleine
Blechdose
mit
Buntstiften
von
Faber
Castell.
„
Das
war
wie
der
Himmel
auf
Erden″,
drückt
die
Osnabrückerin
ihre
Freude
über
das
kleine,
aber
bedeutende
Präsent
aus.
„
Die
Menschen
sahen
im
Dezember
den
Himmel
glühen,
viele
hatten
keine
Wohnung
mehr,
das
Heizmaterial
war
knapp.
Aus
aufgeribbelten
Zuckersäcken
wurden
harte
und
kratzige
Sachen
gestrickt.
Mehl
wurde
mit
Essig
verrührt
und
in
Zucker
ausgerollt,
das
war
dann
das
Gebäck.
Und
es
schmeckte
köstlich″,
erzählt
Kellermann.
Sie
zieht
die
Schultern
hoch,
fügt
hinzu:
„
Wir
kannten
es
als
Kinder
halt
nicht
anders.″
Heute,
genau
ein
Dreivierteljahrhundert
später,
sind
die
Erinnerungen
an
die
letzte
Kriegsweihnacht
fast
verblasst.
Es
leben
nur
noch
wenige
Zeitzeugen,
die
mit
ihren
Kindern
und
Enkeln
über
das
Leid
und
die
Entbehrungen
reden
können.
Osnabrück
ist
in
diesen
Tagen
hell
erleuchtet
und
nicht
so
düster
wie
Heiligabend
1944.
Wieder
stehen
Menschen
in
Schlangen
an,
um
Lebensmittel
zu
besorgen.
Sie
stellen
sich
die
Frage:
Raclette,
Gänsekeule
oder
Würstchen
mit
Kartoffelsalat?
Tannenbäume
werden
selten
traditionell
geschmückt,
eher
so
übertrieben
dekoriert,
dass
von
dem
eigentlichen
Baum
kaum
etwas
zu
sehen
ist.
Den
historisch
belegten
Termin
des
Weihnachtsfestes
gibt
es
seit
dem
Jahr
336.
Die
einzelnen
Traditionen
dazu
sind
vermutlich
so
verschieden
wie
die
Menschen
selbst.
Doch
früher
wie
heute
gilt:
Weihnachten
verbindet
die
Menschen,
mögen
die
Unterschiede
auch
noch
so
verschieden
sein.
Und
mögen
wir
uns
auch
heute
ab
und
an
über
den
Weihnachtsstress
beklagen
–
relativiert
er
sich
durch
die
Gedanken
an
Weihnachten
vor
75
Jahren.
Bildtexte:
Im
Dezember
1944
gab
es
an
sieben
Tagen
Luftangriffe
auf
Osnabrück.
Viele
Essensmarken
konnten
nicht
eingelöst
werden,
da
die
Nahrungsmittel
knapp
waren.
Umso
größerwar
die
Freude
über
kleine
Dinge.
Vor
75
Jahren
hieß
die
Osna-
brücker
Zeitung
noch
„
Neue
Volksblätter″.
Sie
berichtete
auch
über
die
Luftangriffe
auf
Osnabrück.
Edith
Kellermann
erinnert
sich
an
Weihnachten
1944,
als
Osnabrück
schon
größtenteils
in
Schutt
und
Asche
lag.
Nicht
immer
ist
Weihnachten
positiv
besetzt.
Für
den
100-
jährigen
Gerd
Werner
bedeutet
es
auch
die
Erinnerung
an
seine
Gefangenschaft.
Fotos:
W.
Büttner,
Monika
Vollmer
Autor:
Monika Vollmer