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1.
Erscheinungsdatum:
21.12.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Wohnen für Hilfe
Zwischenüberschrift:
Ende der Einsamkeit: Studentin zieht bei Osnabrücker Seniorin ein
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Die
eine
suchte
eine
Wohnung,
die
andere
Gesellschaft:
Im
Stadtteil
Sonnenhügel
haben
eine
Studentin
und
eine
ältere
Dame
zueinander
gefunden.
Die
junge
Frau
hilft
beim
Entrümpeln,
die
ältere
lässt
sie
dafür
kostenlos
bei
sich
wohnen.
Es
ist
eine
ungewöhnliche
Lösung
für
die
Wohnungsnot
in
Osnabrück
–
und
noch
viel
mehr
als
das.
Seit
dem
Tod
ihres
Mannes
vor
vier
Jahren
lebte
Gertrud
Dom
alleine
in
ihrer
105-
Quadratmeter-
Eigentumswohnung.
Sie
hat
eine
große
Familie,
vier
Kinder
und
14
Enkelkinder,
sie
liebt
Musik,
singt
in
einem
Chor
und
geht
regelmäßig
tanzen.
Doch
zu
Hause
war
es
still
geworden.
Der
Fernseher
half
ihr
ein
wenig,
aber
was
kann
schon
einen
Menschen
aus
Fleisch
und
Blut
ersetzen?
Die
Wohnung
wurde
ihr
zu
groß
für
sich
alleine.
Umziehen
wollte
sie
nicht.
Zu
viele
schöne
Erinnerungen
hängen
daran.
Ob
sie
sich
einsam
gefühlt
habe?
„
Oh
ja,
sehr.″
Seit
Mitte
Oktober
ist
das
vorbei.
„
Ich
bin
froh,
wenn
ich
abends
nach
Hause
komme,
und
es
brennt
wieder
Licht″,
sagt
die
80-
Jährige.
Es
ist
Debora
Landreh,
23
Jahre
alt,
die
das
Licht
anknipst.
Landreh
studiert
seit
diesem
Wintersemester
Musikwissenschaften
und
Germanistik
in
Osnabrück.
Auf
Lehramt?
„
Nein,
nicht
mehr.″
„
Schade!
″,
sagt
Gertrud
Dom.
Sie
war
selbst
Lehrerin,
zuletzt
an
der
Grundschule
Icker,
und
hat
ihren
Beruf
geliebt.
Doch
davon
abgesehen,
passen
die
beiden
perfekt
zusammen.
Im
urigen
Wohnzimmer
voller
Fotos
und
Mitbringseln
ihres
Mannes,
der
für
terre
des
hommes
gearbeitet
hatte,
steht
ein
Klavier.
Gertrud
Dom
hatte
sich
schon
seit
Jahren
nicht
mehr
drangesetzt.
Jetzt
spielt
sie
mit
ihrer
neuen
Mitbewohnerin
zusammen
vierhändig.
Als
Gegenleistung
für
das
kostenlose
Wohnen
haben
sie
vereinbart,
dass
Landreh
entsprechend
ihrer
Zimmergröße
zwölf
Stunden
pro
Monat
im
Haushalt
helfen
soll
–
und
das
betrifft
derzeit
vor
allem
das
Ausmisten
von
Büchern
und
vielem
anderen
im
Keller.
So
eng
nimmt
Gertrud
Dom
das
mit
den
Stunden
aber
nicht.
Das
Zusammenleben
ist
das
Wichtigste.
„
Direkt
am
ersten
Wochenende
hat
Trudi
mich
zur
Apfelernte
mit
ihrer
gesamten
Familie
mitgenommen″,
sagt
Landreh.
Und
Dom
erzählt
weiter:
„
Meine
Kinder
sagten:
Wie,
ihr
wohnt
zusammen
und
duzt
euch
nicht?
″
Wer
die
beiden
jetzt,
zwei
Monate
später
kennenlernt,
kann
sich
das
kaum
noch
vorstellen.
Zwei
Jahre
lang
hatte
Gertrud
Dom
vergeblich
versucht,
einen
jüngeren
Mitbewohner
zu
finden.
Dann
las
sie
in
der
NOZ
den
Aufruf
einer
Osnabrücker
Studierendeninitiative.
„
Wohnen
für
Hilfe″
heißt
das
Projekt
in
Trägerschaft
des
Asta
der
Uni
Osnabrück,
das
die
Studierenden
Berit
Wolff
und
Simon
Marx
nach
einem
Jahr
Stillstand
wiederbelebt
haben.
Sie
bringen
hilfsbedürftige
oder
einsame
Menschen
und
junge
Leute
zusammen,
beziehungsweise:
sie
versuchen
es.
Denn
bislang
sind
Gertrud
Dom
und
Debora
Landreh
die
Einzigen,
bei
denen
es
in
Osnabrück
geklappt
hat.
„
Versucht
haben
wir
drei″,
sagt
Berit
Wolff.
Bei
einem
älteren
Ehepaar
sei
es
daran
gescheitert,
dass
die
beiden
zu
weit
außerhalb
lebten
und
eine
ganze
Wohnung
anbieten
wollten.
„
So
viel
Hilfe
im
Haushalt
kann
jedoch
vernünftigerweise
nicht
erwartet
werden,
und
uns
ist
wichtig,
dass
der
Umfang
der
Hilfeleistungen
mit
dem
Alltag
der
Wohnraumnehmer
und
-
nehmerinnen
gut
vereinbar
ist″,
so
Wolff.
Sind
sich
beide
Seiten
einig,
wird
eine
schriftliche
Vereinbarung
geschlossen.
Je
nach
Größe
des
Wohnraums
sind
auch
Mietbeteiligungen
denkbar
–
im
Fall
von
Dom
und
Landreh
gibt
es
die
jedoch
nicht.
Für
die
80-
jährige
Dom
ist
das
Zusammenleben
mit
der
jüngeren
Debora
etwas
Selbstverständliches.
„
Jeder
müsste
ja
merken,
dass
man
mit
Einsamkeit
nicht
weiterkommt″,
sagt
die
80-
Jährige.
Doch
mit
dieser
Einstellung
ist
sie
in
ihrer
Altersgruppe
eine
Ausnahme.
Sie
kennt
allein
in
ihrer
Straße
drei
alte
Damen,
die
ganz
alleine
in
ihren
Häusern
leben.
Erfolglos
warb
sie
für
das
Projekt
„
Wohnen
für
Hilfe″.
Die
vermittelnden
Studierenden
kennen
das.
Auf
30
Nachfragen
von
jungen
Leuten
–
Tendenz
steigend
–
kämen
gerade
mal
drei
Interessierte,
die
Wohnraum
anbieten
wollten,
sagt
Studentin
Berit
Wolff.
Sie
hofft,
dass
sich
das
ändert,
wenn
das
Projekt
bekannter
wird.
Schließlich
ist
der
Wohnungsmarkt
gerade
für
Menschen
mit
geringem
Einkommen
–
und
dazu
zählen
nun
mal
Studenten
–
sehr
angespannt.
Auch
Debora
Landreh,
die
von
der
Uni
Bochum
nach
Osnabrück
wechselte,
hatte
lange
nach
eine
Wohnung
oder
WG
gesucht,
bevor
sie
auf
Gertrud
Dom
traf.
Die
Seniorin
erinnert
das
Wohnprojekt
an
ihre
Jugend.
Anfang
der
1960er-
Jahre
hatte
sie
in
Münster
selbst
bei
einer
älteren
Dame
zur
Untermiete
gelebt
–
wenn
auch
viel
anonymer.
Die
Küche
durfte
sie
nur
zum
Kaffeekochen
nutzen
und
die
Dusche
gar
nicht.
Heute
ist
das
ganz
anders.
Die
beiden
Frauen
teilen
sich
Küche,
Wohnzimmer
und
Bad.
Landrehs
12-
Quadratmeter-
Zimmer
liegt
direkt
neben
Doms
eigenem
Schlafzimmer.
In
jeder
WG
gibt
es
früher
oder
später
Konflikte:
Die
eine
belagert
das
Bad
zu
lange,
der
andere
macht
in
der
Küche
nicht
ordentlich
sauber.
Bei
Landreh
und
Dom
läuft
es
noch
reibungslos,
und
wenn
eine
kocht,
hat
meist
auch
die
andere
etwas
davon.
„
Wir
haben
uns
versprochen:
Wir
wollen
alles
ehrlich
ansprechen
und
nicht
drum
herumreden″,
sagt
Dom.
Die
80-
Jährige
hat
zwar
Schwierigkeiten
mit
dem
Laufen,
ist
aber
sonst
noch
sehr
fit.
Was,
wenn
sie
gebrechlicher
wird?
„
Es
ist
ganz
klar
eine
Selbstverständlichkeit,
dass
man
aufeinander
achtet″,
sagt
Landreh.
Und
Freunde?
Partys?
„
Du
kannst
jederzeit
jemanden
mitbringen
–
nur
einziehen
sollte
er
nicht
gleich″,
sagt
Dom
und
lacht.
Bildtext:
Seit
Oktober
wohnt
Debora
Landreh
(links)
bei
Gertrud
Dom
–
Zimmer
an
Zimmer.
Foto:
Gert
Westdörp
Kommentar
Ideallösung
gegen
die
Wohnraumnot
Wenn
sich
mehr
Senioren
auf
das
Abenteuer
einlassen
würden,
junge
Leute
in
ihren
Wohnungen
oder
Häusern
aufzunehmen,
wäre
das
Problem
der
Wohnungsnot
im
niedrigen
Preissegment
ein
ordentliches
Stück
gelindert.
Es
gibt
so
viele
ältere
Menschen,
die
einsam
in
ihren
zu
groß
gewordenen
Häusern
oder
Wohnungen
leben
und
mit
Haushalt
und
Garten
kaum
alleine
fertig
werden.
Für
sie
kann
die
Gesellschaft
jüngerer
Mitbewohner
eine
echte
Bereicherung
sein.
Das
funktioniert
natürlich
nur,
wenn
sich
beide
Seiten
–
Jung
und
Alt
–
aus
freien
Stücken
dafür
entscheiden.
Niemandem,
der
Jahrzehnte
in
seiner
Wohnung
oder
seinem
Haus
gelebt
hat,
sollte
ein
Vorwurf
gemacht
werden,
wenn
er
sich
das
nicht
vorstellen
kann.
Schließlich
ist
ja
auch
nicht
jeder
für
das
WG-
Leben
gemacht.
Aber
es
lohnt
sich,
zumindest
einmal
darüber
nachzudenken.
Das
Beispiel
der
Studentin
Debora
Landreh
und
der
80-
jährigen
Gertrud
Dom
ist
bestens
dafür
geeignet,
Mut
zu
machen
für
diese
ungewöhnliche
Wohnform.
Bei
den
beiden
geht
es
um
viel
mehr
als
nur
die
Wohnraumfrage.
Es
geht
um
ein
echtes
Miteinander,
von
dem
beide
profitieren:
DieJüngere
von
der
günstigen
Wohngelegenheit
und
der
Lebenserfahrung
der
Älteren,
die
Ältere
von
der
Vitalität
und
Gesellschaft
der
Jüngeren.
Niemand
hat
die
Garantie
dafür,
dass
es
in
jedem
Fall
so
gut
passt
–
das
ist
bei
Studenten-
WGs
nicht
anders.
Aber
es
besteht
die
Chance.
s.dorn@
noz.de
Autor:
Sandra Dorn