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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Wie gefährlich ist Osnabrücks Robo-Shuttle?
 
Der tut nix, der will nur fahren
Zwischenüberschrift:
„Hubi″-Test auf öffentlichen Straßen: Wie sicher ist Osnabrücks vollautomatischer Shuttlebus?
Artikel:
Kleinbild
 
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Originaltext:
Osnabrück Seit gut einer Woche dreht Hubi″, der fahrerlose Minibus der Stadtwerke Osnabrück, seine Proberunden im Stadtteil Westerberg. Der Zugang zum Robotershuttle steht allen Interessierten frei. Aktuell ist das autonome Fahrzeug mit einigen baustellenbedingten Einschränkungen montags bis freitags von 14 bis 18 Uhr unterwegs. Auf seinem 1, 1 Kilometer langen Parcours durch den Wissenschaftspark und über die Sedanstraße hält es an insgesamt vier Stationen. Ab Anfang 2020 wird Hubi im sogenannten On-Demand-Verkehr ausprobiert: Registrierte Testnutzer können dann per Smartphone-App einen Sitzplatz buchen, damit der Minibus sie pünktlich zur nahen Endhaltestelle der Linie 22 bringt bzw. von dort abholt. Aber wie sicher ist eine Fahrt mit Hubi eigentlich? Wir haben nachgefragt.

Osnabrück Seit gut einer Woche kurvt in Osnabrück ein selbstfahrender Minibus durch öffentliche Straßen. Die Stadtwerke wollen ihn als online abrufbares ÖPNV-Shuttle testen. Doch nicht allen scheint der Roboterwagen geheuer, wie Leserreaktionen zeigen. Wir haben nachgefragt: Wie sicher ist eine Fahrt mit Hubi″?

In wochenlanger Vorbereitung hat der batteriebetriebene Sechssitzer einen 1, 1 Kilometer langen Parcours rund um das Innovationscentrum Osnabrück (ICO) am Westerberg erlernt. Nun können Fahrgäste werktags zwischen 14 und 18 Uhr mit ihm versuchsweise eine Gratisrunde drehen. Doch anscheinend stößt das autonome Fahrzeug vom Typ Easymile EZ 10 nicht bei allen auf Begeisterung. In verschiedenen Kommentaren äußerten NOZ-Leser Vorbehalte gegen die neue Technologie. Manche erklärten gar, sie hätten Angst vor einer Fahrt mit Hubi. Unsere Redaktion hat sich deshalb bei den Stadtwerken Osnabrück nach der Sicherheit des Experiments erkundigt.

Wie gefährlich ist Hubi für Mitfahrer und andere Verkehrsteilnehmer? Eine Vielzahl an Sensoren sorgt dafür, dass Hubi Hindernisse bereits aus einer Entfernung von 80 Metern erkennt und auf diese reagiert, sprich langsamer wird oder sogar stoppt″, erklärt Projektleiterin Sandra van Tongern. An den Ecken des Fahrzeugs sind Geräte angebracht, die in einer Höhe von 30 Zentimetern eine 360-Grad-Rundumsicht ermöglichen.

Wird ein Hindernis erkannt, bremst Hubi ab je näher das Hindernis dem Fahrzeug ist, desto abrupter.″ Daher sei es wichtig, dass die anderen Verkehrsteilnehmer am Westerberg sich an die für die Dauer des Experiments geltenden Geschwindigkeitsbegrenzungen (Tempo 30) und Abstandsregeln hielten. Hubi selbst ist mit höchstens 15 Kilometern pro Stunde unterwegs. Aufkleber am Wagen weisen darauf hin.

Warum findet der Test ausgerechnet im Wissenschaftspark statt? Mit der Teststrecke am Wissenschaftspark haben wir bewusst eine Strecke gewählt, die in großen Teilen verkehrsarm ist, sowie mehrheitlich von Anliegern und nicht von Pendlern genutzt wird″, sagt van Tongern. Die Stadtwerke gingen deshalb davon aus, dass Verkehrsteilnehmer, die regelmäßig über die Sedanstraße führen, sich schnell an Hubi im Straßenverkehr gewöhnten. Schon die erste Testphase, die im Sommer und Herbst auf dem Stadtwerke-Betriebsgelände stattgefunden habe, habe gezeigt, dass es ein gewisses Kennenlernen braucht, bis die anderen Verkehrsteilnehmer einschätzen können, wie sich das autonome Fahrzeug verhält″. Um die Aufmerksamkeit für Hubi am Westerberg zu erhöhen, seien zusätzlich Warnschilder aufgestellt worden.

Wie stellen die Stadtwerke sicher, dass Hubi auch wirklich anhält, wenn zum Beispiel ein Fußgänger plötzlich die Fahrbahn kreuzt? Mittlerweile seien weltweit mehr als 100 autonome Fahrzeuge der Firma Easy Mile unterwegs, berichtet die Projektleiterin. Nach unserem Kenntnisstand haben sie noch keinen Unfall verursacht.″ Gleichwohl wurden bereits auf dem Stadtwerke-Gelände verschiedene Situationen eines Mischverkehrs getestet. Auch dort gab es Fußgänger, Fahrradfahrer, Autos, Busse und Lieferverkehr, außerdem einen Zebrastreifen und sogar einen Gleisübergang.

Zudem sei immer ein eingewiesener Steward an Bord, der den Verkehr überwacht und jederzeit einen Stopp auslösen kann. Sandra van Tongern: Der Steward ist als Fahrzeugführer in allen Verkehrssituationen für die Sicherheit der Fahrgäste, der Ladung und anderer Verkehrsteilnehmer verantwortlich.″

Wer haftet, wenn es bei Hubi trotzdem mal kracht? Wie im Straßenverkehr üblich, komme es auch hier darauf an, wie es zu dem Unfallgekommen sei, betont die Projektleiterin. Wenn sich ein anderer Fahrer regelwidrig verhalte und Hubi dabei beschädige, hafte der Unfallverursacher.

Verschulde Hubi einen Unfall, greife zunächst die Fahrzeug-Haftpflichtversicherung. Anschließend werde im Innenverhältnis geklärt, inwieweit das Geld von dem verantwortlichen Akteur zurückverlangt werden könne. Beispielsweise könnte der Unfall durch einen unaufmerksamen Steward, einen kaputten Sensor oder eine fehlerhafte Programmierung verursacht werden″, erklärt van Tongern. Für jeden dieser Bereiche sind jeweils andere Akteure verantwortlich.″ Sollten Fahrgäste bei einem Unfall verletzt oder deren Eigentum beschädigt werden, würden zunächst die Stadtwerke Osnabrück haften. Denn sie seien entsprechend ihren allgemeinen Beförderungsbedingungen der Vertragspartner und Anbieter der Fahrt.

Wie viele Personen haben sich bereits als Hubi-Testnutzer registriert? Insgesamt weit über 100. Allein in den ersten beiden Tagen nach Beginn von Testphase 2 am 11. Dezember haben die Stadtwerke mehr als 40 neue Anmeldungen erhalten. Weitere Interessierte können sich im Internet auf der Seite www.hubchain.de eintragen. Über eine spezielle Smartphone-Anwendung werden die Teilnehmer dann ab Anfang 2020 in die Lage versetzt, ihre Zubringer- oder Abholfahrt mit Hubi online zu bestellen.

Bildtext:
Bitte einsteigen: Ein autonom fahrender Minibus der Stadtwerke, den man Hubi″ getauft hat, fährt im Testbetrieb vor dem Innovationscentrum Osnabrück (ICO). Vom 23. Dezember bis einschließlich Neujahr legt der Roboterwagen jedoch eine Weihnachtspause ein.
Foto:
David Ebener

Kommentar
Keine Angst vor Hubi!

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Die alte Devise hat auch mit Blick auf den öffentlichen Test von autonomen Fahrzeugen nichts an Gültigkeit eingebüßt. Das Osnabrücker Robotershuttle, welches die Stadtwerke als online bestellbaren Rufbus ausprobieren wollen, mag zwar harmlos aussehen mit seiner auf winzigen Rädern rollenden Minikabine, die kaum breiter ist als ihre geöffnete Doppeltür. Dazu das freundliche Fahrzeuggesicht mit knubbeliger Sensor-Nase und Scheinwerfer-Kulleraugen. Selbst sein Spitzname Hubi″, abgeleitet von Hub Chain″ (so heißt das Förderprojekt, das den On-Demand-Verkehr-Feldversuch in Osnabrück ermöglicht), wirkt nicht gerade furchteinflößend. Gleichwohl überlassen die Verantwortlichen bei ihrem bundesweit einzigartigen Experiment nichts dem Zufall. Monatelang musste Hubi auf dem Stadtwerke-Betriebsgelände zeigen, was er draufhat und dabei allerlei Situationen meistern, wie sie auf jeder Straße vorkommen können. Erst dann war die Zeit reif für den Wechsel in den (relativ verkehrsarmen) Wissenschaftspark.

Außerdem: Mit den sogenannten Stewards ist immer noch ein Mensch aus Fleisch und Blut an Bord, der die künstliche Intelligenz am Steuer überstimmen und aushebeln kann. Also, keine Angst vor Hubi! Je mehr Freiwillige ihn ausprobieren, desto besser wird das Testergebnis.

s.stricker@ noz.de
Autor:
Sebastian Stricker


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