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1.
Erscheinungsdatum:
01.10.2011
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Spurensuche im Gestapo-Keller
Zwischenüberschrift:
Ehemalige Zwangsarbeiter aus der Ukraine begegnen Osnabrücker Schülern
Artikel:
Originaltext:
OSNABRÜCK.
„
Die
Begegnung
mit
Zeitzeugen
ist
besser
als
jeder
Geschichtsunterricht.″
Die
das
sagt,
ist
selber
Geschichtslehrerin:
Mechthild
Brebaum-
Ersenvon
der
Ursulaschule.
Nach
Auskunft
ihrer
Schüler
ist
Geschichte
bei
ihr
immer
„
spannend″.
Aber
kein
Unterricht
der
Welt
kann
die
gemeinsame
Spurensuche
von
früheren
ukrainischen
Zwangsarbeitern
und
Schülern,
die
ihre
Urenkel
sein
könnten,
ersetzen.
Der
einwöchige
Aufenthalt
einer
Gruppe
aus
der
Ukraine
im
Osnabrücker
Land
ging
jetzt
zu
Ende.
In
der
Pernickelmühle
wurde
Bilanz
gezogen.
Drei
Frauen
und
zwei
Männer
im
Alter
von
84
bis
87
Jahren,
die
damals
zwangsweise
bei
Klöckner,
Karman,
Kromschröder
oder
in
anderen
Betrieben
gearbeitet
hatten,
waren
mit
Töchtern
oder
Enkeln
als
Begleitung
angereist.
Weiter
gehörten
sechs
Schülerinnen
und
Schüler
es
Gymnasi-
ums
Nummer
9
in
Simferopol
(Ukraine)
und
ihre
Deutsch-
Lehrerinnen
zu
der
Gruppe.
Gastgeber
auf
deutscher
Seite
waren
Mitarbeiter
der
Gedenkstätten
Augustaschacht
und
Gestapo-
Keller
sowie
sechs
Ursula-
Schüler
mit
ihrer
Geschichtslehrerin
Brebaum-
Ersen.
Ziel
der
generationenübergreifenden
Begegnung
seinatürlich,
Zeitgeschichte
authentisch
miterlebbar
zu
machen,
solange
es
die
Zeitzeugen
noch
gebe,
sagte
Brebaum-
Ersen.
Deshalb
hätten
sich
die
Projektpartner
auch
darauf
verständigt,
in
jedem
Jahr
einen
Besuch
und
einen
Gegenbesuch
durchzuführen,
jetzt
zum
fünften
Mal
in
Folge.
„
Die
Zeit
läuft″,
sagte
Dr.
Michael
Gander,
Geschäftsführer
der
Gedenkstätte
Augustaschacht.
Vor
zehn
Jahren
habe
man
noch
mehr
als
tausend
Namen
in
der
Liste
der
nach
Osnabrück
verschleppten
Zwangsarbeiter
gehabt,
heute
antworteten
nur
noch
ein
oder
zwei
Dutzend
von
ihnen
auf
die
Einladungsschreiben.
„
Mit
jedem
Zeitzeugen,
der
stirbt,
wird
das
Projekt
ein
Stückchen
ärmer″,
konstatierte
die
begleitende
Deutsch-
Lehrerin
Irina
Avilova
vom
Gymnasium
Simferopol.
Sie
und
ihre
Kollegin
Sarema
Fettajewa
sind
so
etwas
wie
die
guten
Seelen
des
Projekts,
die
den
hochbetagten
Senioren
vor
und
während
der
Reisen
zur
Seite
stehen,
sich
um
das
Visum
kümmern
und
die
Aufregung
nehmen.
Da
ist
zum
Beispiel
Raissa
Schaldebyna.
Die
86-
Jährige
war
als
junges
Mädchen
bei
Karmann
an
der
Martinistraße
eingesetzt.
Dort
wurden
Aufbauten
für
Heeresfahrzeuge
gefertigt.
Die
Arbeit
sei
vergleichsweise
human
gewesen,
aber
im
Lager
hätten
sadistische
Aufseherinnen
ihr
das
Leben
zur
Hölle
gemacht.
Frau
Schaldebynas
persönliche
Spurensuche
ging
diesmal
zum
Heger
Friedhof,
wo
sie
auf
dem
internationalen
Gräberfeld
die
Grabsteine
von
Kameradinnen
aufsuchte,
die
damals
nicht
mit
dem
Leben
davongekommen
waren.
Igor
Rudchin
(84)
aus
Sewastopol
bezeichnet
sich
als
„
Glückspilz″,
weil
er
im
Lager
Ohrbeck
–
heute
Sitz
der
Gedenkstätte
–
einquartiert
war,
bevor
es
zum
KZ-
ähnlichen
„
Arbeitserziehungslager″
umfunktioniert
wurde.
Als
schmächtiger
kleiner
Kerl,
der
er
als
15-
Jähriger
war,
hätte
er
das
noch
viel
härtere
Regiment
wohl
nicht
überlebt,
ist
er
überzeugt.
Trotzdem
traf
es
ihn
hart
genug:
Vom
ständigen
Hunger
halb
wahnsinnig,
ließ
er
ein
Stückchen
Wurst
mit
gehen.
Dieses
„
Verbrechen″
brachte
ihn
in
die
Gestapo-
Verhörzelle
im
Osnabrücker
Schloss.
Rudchin
schilderte
den
Schülern,
wie
ihm
die
Nutzung
der
Pritsche
verboten
wurde
und
er
auf
dem
kalten
Kellerboden
nächtigen
musste.
Der
Vernehmungsoffizier
habe
ihm
am
nächsten
Tag
den
Schrank
mit
einer
Vielzahl
von
Peitschen
und
Schlagstöcken
geöffnet.
Rudchin
habe
sich
aussuchen
„
dürfen″,
mit
welchem
Instrument
er
anschließend
ausgepeitscht
wurde.
Zum
Besuchsprogramm
der
Gruppe
gehörten
Stippvisiten
in
einer
Reihe
von
Schulen
des
Osnabrücker
Landes.
Darunter
waren
die
Oberschule
Hagen,
die
Gesamtschule
Schinkel,
die
Johannes-
Vincke-
Schule
Belm,
das
Graf-
Stauffenberg-
Gymnasium,
die
Erich-
Maria-
Remarque-
Realschule
und
die
Schule
am
Roten
Berg
Hasbergen.
Die
am
Projekt
beteiligten
deutschen
und
ukrainischen
Schüler
stellten
dabei
jeweils
die
Biografie
eines
Zeitzeugen
vor.
Anschließend
konnten
die
besuchten
Schüler
Fragen
stellen.
„
Das
ging
manchmal
richtig
unter
die
Haut″,
berichtete
die
17-
jährige
Susanna
Emirova
aus
Simferopol.
Einige
Mädchen
hätten
Tränen
in
den
Augengehabt,
etwa
als
sie
die
Geschichte
von
Rudchins
Wiedersehen
mit
der
Hagener
Familie
Gausmann
hörten.
Gausmanns
hatten
ihm
damals
immer
mal
wieder
Essbares
zugesteckt
und
ihm
so
das
Überleben
gesichert,
obwohl
es
streng
verboten
war.
Die
Stiftung
„
Erinnerung,
Verantwortung
und
Zukunft″
übernimmt
einen
Großteil
der
Kosten
des
Projekts.
Die
von
der
deutschen
Industrie
und
vom
deutschen
Steuerzahler
seinerzeit
mit
fünf
Milliarden
Euro
ausgestattete
Stiftung
hat
ihre
erste
Aufgabe
erfüllt.
Zwischen
2000
und
2006
leistete
sie
direkte
Entschädigungszahlungen
an
1,
7
Millionen
Zwangsarbeiter
in
aller
Welt.
Das
restliche
Stiftungskapital
wird
nun
für
zukunftsgerichtete
Projekte
der
Verständigung
und
Aussöhnungeingesetzt.
So
wie
die
Osnabrücker
Begegnung.
Bildtext:
„
Hier
war
die
Pritsche,
die
ich
aber
nicht
benutzen
durfte″
–
der
ehemalige
Zwangsarbeiter
Igor
Rudchin
aus
der
Ukraine
stellt
der
Studentin
Elena
Schischkunova
„
seine″
Zelle
im
Gestapo-
Keller
des
Osnabrücker
Schlosses
vor.
Foto:
Jörn
Martens
Autor:
Joachim Dierks