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1.
Erscheinungsdatum:
10.12.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Drei Gründe gegen den Sunglider
Zwischenüberschrift:
Osnabrücker BWL-Professor skeptisch: Solar-Schwebebahn ohne Zukunft?
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Ist
der
Sunglider
eine
fantastische
Idee
–
oder
eher
etwas
für
Fantasten?
Ein
BWL-
Professor
der
Hochschule
Osnabrück
räumt
dem
Plan,
in
unserer
Region
eine
einzigartige,
fahrerlose
Solar-
Schwebebahn
zu
bauen,
keine
großen
Chancen
ein.
Dabei
beruft
er
sich
auf
seine
Erfahrung
im
Controlling
eines
Dax-
Konzerns.
Seit
1994
forscht
und
doziert
Wolfgang
Seyfert
an
der
Hochschule
Osnabrück
zur
Betriebswirtschaftslehre.
Vorher
war
er
beim
einstigen
Dax-
Unternehmen
Schering
beschäftigt,
warf
dort
als
Controller
jahrelang
ein
waches
Auge
auf
Investitionen
in
die
zentrale
Technik
der
Pharma-
Sparte.
Der
Sunglider
fasziniert
ihn.
„
Ich
habe
viel
zur
Sache
recherchiert″,
sagt
der
Professor.
Und
mag
deshalb
nicht
so
recht
einstimmen
in
den
Chor
derjenigen,
die
in
der
von
heimischen
Unternehmern
entwickelten
Solar-
Schwebebahn
die
Lösung
aller
regionalen
Transportprobleme
sehen.
Drei
große
Probleme
hat
Seyfert
beim
Sunglider
ausgemacht.
Sie
betreffen
sowohl
die
Kosten
als
auch
die
Architektur
des
Vorhabens,
außerdem
den
Zeithorizont.
Problem
1
–
die
Kosten:
Die
von
den
Osnabrücker
Sunglider-
Entwicklern
in
ihrer
Ideenskizze
vorgelegte
Kalkulation
erscheint
dem
BWL-
Professor
wenig
plausibel.
Dass
zum
Beispiel
die
gut
250
Kilometer
Gesamtstrecke
einschließlich
150
Haltestellen
und
16
Bahnhöfen
ungefähr
400
Millionen
Euro
kosten
soll,
während
die
„
bekanntermaßen
heute
sehr
preiswerte
Fotovoltaik″
mit
333
Millionen
angesetzt
werde,
„
leuchtet
nicht
unmittelbar
ein″.
In
Anlehnung
an
ein
Werk
des
Wirtschaftsnobelpreisträgers
Daniel
Kahneman
(„
Schnelles
Denken,
langsames
Denken″)
bescheinigt
Seyfert
der
Firma
Sunglider
ein
gewisses
–
für
Start-
ups
angeblich
typisches
–
Maß
an
„
Überoptimismus
und
Selbstüberschätzung″.
Darüber
hinaus
gebe
es
den
von
Kahneman
erforschten
„
Planungsfehlschluss″
bei
der
Kostenschätzung.
Ein
Phänomen,
das
Seyfert
zufolge
auch
im
deutschen
Projektmanagement
einen
Namen
hat:
Faktor
Pi.
Die
Faustformel
laute
wie
folgt:
„
Multipliziere
bei
Projekten,
die
so
noch
nie
gelaufen
sind,
die
Kostenschätzungen
mit
Pi,
dann
könnte
es
hinkommen.″
Der
Sunglider
würde
in
diesem
Fall
schnell
zum
Milliardenprojekt
–
selbst
wenn
man
den
gesamten
Block
Solarenergie
aus
der
Rechnung
ausklammerte.
„
Hier
wird
die
anvisierte
Machbarkeitsstudie
hoffentlich
Klarheit
bringen″,
sagt
der
BWL-
Professor.
Problem
2
–
die
Architektur:
Den
Sunglider-
Machern
schwebt
eine
ebenso
stabile
wie
elegante
Konstruktion
für
ihre
vollautomatische
Solar-
Schwebebahn
vor.
Die
fahrerlosen
Züge
hängen
–
dem
Straßenverlauf
folgend
–
an
zwei
aufgeständerten
Schienen
und
gleiten
dort
mithilfe
von
Elektromotoren
von
Station
zu
Station.
Darüber
befindet
sich
ein
Dach
aus
Solarzellen,
das
mehr
Strom
liefert,
als
das
komplette
System
braucht.
Die
Firma
Sunglider
will
dafür
nach
Angaben
ihres
Masterminds
Dieter
Otten
„
die
besten
Architekten
der
Welt″
gewinnen.
Mit
Blick
auf
die
mutmaßlich
bis
zu
zehn
Meter
hohen
und
sechs
Meter
breiten
Bauten
stellt
Professor
Seyfert
dagegen
fest:
„
Was
da
in
Zukunft
über
unseren
Straßen
schweben
soll,
ist
ein
ziemlicher
Koffer
–
auch
wenn
der
auf
filigranen
Ständern
steht.″
Problem
3
–
der
Zeithorizont:
Seyfert
fragt
sich,
ob
die
Begeisterung
für
den
Sunglider
bei
allen
Befürwortern
echt
sei.
Der
Osnabrücker
Stadtwerke-
Vorstand
Stephan
Rolfes
etwa
habe
öffentlich
erklärt,
dass
der
Sunglider
„
irgendwann
ab
2050″
kommen
werde,
aber
nicht
kurzfristig.
Der
BWL-
Professor
kritisiert:
„
Sich
planerisch
lange
mit
dem
Sunglider
zu
beschäftigen
hätte
für
die
Politik
und
die
Stadtwerke
den
Vorteil,
in
nächster
Zeit
nicht
wirklich
etwas
tun
zu
müssen
und
sich
keinen
Ärger
mit
den
Autofahrern
einzuhandeln.
Schade
nur,
dass
die
Verkehrswende
bis
2050
längst
geschafft
sein
muss,
der
angeblich
große
Wurf
käme
dann
zu
spät.″
An
dieser
Stelle
komme
„
die
gute,
alte
Stadtbahn″
ins
Spiel,
meint
Seyfert.
Seit
im
Jahr
1960
die
Tram
in
Osnabrück
abgeschafft
wurde,
habe
sie
sich
„
technisch
enorm
weiterentwickelt″.
Im
Gegensatz
zum
Sunglider
sei
dieses
Verkehrsmittel
längst
erprobt
und
werde
vielerorts
sogar
ausgebaut,
selbst
in
kleineren
Städten
als
unserer.
„
Man
könnte
anfangen,
Entwurfsplanung
zu
machen,
und
diese
zügig
in
Richtung
Ausführungsplanung
für
einzelne
Strecken
weitertreiben″,
schlägt
der
Hochschulprofessor
vor.
„
Das
würde
für
die
Verkehrswende
schon
vor
dem
Sankt
Nimmerleinstag
etwas
bringen.″
Ist
das
Osnabrücker
Sunglider-
Konzept
also
für
die
Tonne?
Nein,
sagt
Seyfert.
Teile
davon
seien
durchaus
brauchbar.
Zum
Beispiel
der
Plan,
die
Solar-
Schwebebahn
am
Boden
um
selbstfahrende
Minibusse
für
die
letzte
Meile
zu
ergänzen.
Oder
auch
die
Idee,
im
Verkehrsraum
verstärkt
auf
Sonnenkraft
zu
setzen.
Der
BWL-
Professor
denkt
hier
an
ein
mögliches
Netz
von
Fahrrad-
Schnellwegen,
die
mit
Solarpaneelen
überdacht
sind.
„
Darunter
könnte
man
auch
längere
Strecken
zuverlässig
und
wettergeschützt
mit
dem
E-
Bike
überwinden.
Zusätzlich
bliebe
noch
jede
Menge
Strom
für
die
Stadt
übrig.″
Weiterer
Vorteil
laut
Seyfert:
Osnabrück
könnte
sich
abschauen,
wie
so
etwas
gemacht
wird.
Denn
in
Südkorea
gebe
es
das
bereits.
Bildtexte:
Mit
dieser
Visualisierung
wirbt
die
Firma
Sunglider
im
Internet
für
ihre
Idee
von
einer
regionalen
Solar-
Schwebebahn.
BWL-
Professor
Wolfgang
Seyfert
(unten)
ist
das
Bild
ein
Dorn
im
Auge.
Wolfgang
Seyfert
ist
Professor
für
Betriebswirtschaftslehre,
Controlling
und
Rechnungswesen
an
der
Hochschule
Osnabrück.
Grafiken:
Xoio
GmbH,
Sunglider
AG
Fotos:
Hochschule
Osnabrück
Sunglider-
Netz
Für
unsere
Region
schlagen
die
Erfinder
des
Sungliders
ein
254
Kilometer
langes
Schwebebahn-
Netz
aus
acht
bis
zehn
Linien
vor,
auf
dem
sich
entlang
von
150
Haltestellen
insgesamt
284
Personenzüge
und
70
Güterzüge
(für
Paket-
und
Lieferdienste)
bewegen.
Sternförmig
führt
es
von
Osnabrück
bis
nach
Melle,
Bohmte,
Bramsche,
Recke/
Mettingen,
Ibbenbüren,
Lengerich
und
zum
Flughafen
Münster/
Osnabrück
(FMO)
.
Eine
Ringlinie
umschließt
die
Osnabrücker
City,
eine
weitere
verbindet
Wallenhorst,
Belm,
Bissendorf,
Georgsmarienhütte,
Hasbergen
und
Lotte
miteinander.
Autor:
Sebastian Stricker