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1.
Erscheinungsdatum:
07.12.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
„Provinzposse″ um einen großen Judenretter?
Zwischenüberschrift:
Zankapfel Hans-Calmeyer-Haus: Remarque-Gesellschaft gegen ein „Haus Irgendwas″
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Soll
Osnabrück
seinem
großen
Sohn
und
Judenretter
Hans
Calmeyer
(1903–1972)
ein
eigenes
Museum
bauen
oder
nicht?
Während
die
Stadt
hier
trotz
eindeutig
bejahender
Ratsbeschlüsse
weiter
Beratungsbedarf
sieht,
spricht
sich
die
einflussreiche
Remarque-
Gesellschaft
aus
„
für
ein
Haus,
wo
Calmeyer
draufsteht
und
drin
ist″.
In
einem
unserer
Redaktion
vorliegenden
Brief
an
den
Oberbürgermeister
und
die
Ratsfraktionen
übt
die
Osnabrücker
Erich-
Maria-
Remarque-
Gesellschaft
scharfe
Kritik
am
Verhalten
der
Stadt
sowie
des
von
ihr
eingesetzten
wissenschaftlichen
Beirats.
Grund:
Führende
Köpfe
in
Kulturverwaltung
und
Expertengremium
tun
sich
schwer
mit
einem
(einstimmig
gefassten)
politischen
Beschluss
von
Dezember
2017,
der
die
Einrichtung
eines
sogenannten
Hans-
Calmeyer-
Hauses
in
der
Villa
Schlikker
vorsieht.Tausende
Leben
gerettet
Der
Osnabrücker
Rechtsanwalt
Hans
Calmeyer
war
im
Zweiten
Weltkrieg
als
NS-
Rassereferent
an
die
deutschen
Besatzungsbehörden
in
den
Niederlanden
abkommandiert,
um
die
Abstammung
von
Juden
zu
prüfen.
Indem
er
ihre
offensichtlich
gefälschten
Verwandtschaftsnachweise
zum
Großteil
gelten
ließ,
rettete
Calmeyer
nach
aktuellem
Forschungsstand
etwa
3000
Juden
vor
der
Deportation
in
Konzentrations-
und
Vernichtungslager
–
möglicherweise
sogar
fast
doppelt
so
viele.
Die
Holocaust-
Gedenkstätte
Yad
Vashem
in
Jerusalem
zählt
den
Osnabrücker
deshalb
seit
1992
zu
den
„
Gerechten
unter
den
Völkern″.
Und
für
den
heutigen
Osnabrücker
CDU-
Bundestagsabgeordneten
Mathias
Middelberg,
der
2001/
02
seine
juristische
Doktorarbeit
über
Hans
Calmeyer
verfasste,
ist
er
gar
der
„
größte
Judenretter
in
Deutschland″
neben
Oskar
Schindler
und
Berthold
Beitz.
Es
gibt
jedoch
auch
Wissenschaftler,
für
die
Calmeyer
wegen
seiner
angeblichen
„
Ambivalenz″
nicht
zum
Vorbild
taugt:
Der
im
Sommer
aus
dem
städtischen
Calmeyer-
Haus-
Beirat
zurückgetretene
Historiker
Christoph
Rass
(Uni
Osnabrück)
gehört
beispielsweise
dazu.
Der
Remarque-
Gesellschaft,
so
geht
es
aus
ihrem
Schreiben
vom
1.
Oktober
2019
hervor,
grause
es
nun
vor
einer
„
Provinzposse″.
Sie
missbilligt,
dass
die
Stadt
den
Begriff
Calmeyer-
Haus
inzwischen
tunlichst
vermeidet,
wenn
es
um
das
geplante
Museum
für
den
Osnabrücker
Holocaust-
Saboteur
geht,
sondern
stattdessen
von
einem
„
Friedenslabor″
spricht.
Die
Verwaltung
scheine
damit
auf
eine
Linie
eingeschwenkt,
wie
sie
insbesondere
der
Geschichtsdidaktiker
Alfons
Kenkmann
(Uni
Leipzig)
als
Beiratsvorsitzender
vertritt.
„
Wir
haben
uns
dagegen
ausgesprochen,
das
als
Hans-
Calmeyer-
Haus
zu
bezeichnen″,
soll
dieser
im
September
in
einem
Interview
mit
dem
Deutschlandfunk
gesagt
haben.
Ein
„
Haus
Irgendwas″,
wie
es
die
Remarque-
Gesellschaft
jetzt
kommen
sehe,
stehe
aber
„
ganz
im
Gegensatz
zum
Ratsbeschluss″.
Die
Politik
habe
dem
Beirat
damals
„
eine
sehr
klare
Aufgabe
gegeben″,
stellen
der
Vorsitzende
der
Remarque-
Gesellschaft,
Bernd
Stegemann,
und
Vize
Harald
Klausing
als
Unterzeichner
des
Briefes
fest.
Diese
Aufgabe
bestehe
darin,
sich
um
die
Gestaltung
eines
Hauses
zu
kümmern,
„
wo
Calmeyer
dransteht
und
drin
ist″
–
und
eben
nicht
darin,
die
Person
Calmeyer
wissenschaftlich
neu
zu
bewerten
„
im
Sinne
der
alten
Frage
,
Schindler
oder
Schwindler′?
″.
Wenn
das
Gremium
sich
ohne
erkennbare
Legitimation
darüber
hinwegsetze,
sei
dies
„
skandalös″
und
ein
„
ungeheuerlicher
Vorgang″.
In
dieser
Lage,
schlussfolgert
die
Remarque-
Gesellschaft,
„
gibt
es
für
den
Rat
nur
noch
eins,
wenn
er
sich
nicht
am
Nasenring
vorführen
lassen
will:
seinen
eigenen
Beschluss
deutlich
zu
bekräftigen
und
seine
eigene
Linie
für
die
Umsetzung
auch
dem
Beirat
gegenüber
durchzusetzen″.
Oder
er
fasste
einen
neuen,
anderen
Beschluss
und
ginge
damit
in
der
Heldentum-
Debatte
um
Calmeyer
„
zurück
auf
Start″,
was
die
Remarque-
Gesellschaft
aber
ausdrücklich
nicht
befürworte.Stadt
verbittet
sich
Kritik
Auf
Nachfrage
unserer
Redaktion
bestätigt
die
Stadt
Osnabrück
den
Eingang
des
Briefes
der
Remarque-
Gesellschaft
am
1.
Oktober.
Sie
habe
jedoch
bisher
gezögert,
ihn
zu
beantworten,
„
weil
er
Grundlagen
des
wissenschaftlichen
Forschens
und
der
freien
Meinungsbildung
infrage
stellt″,
erklärt
Sprecher
Sven
Jürgensen.
Ein
„
Prinzipienstreit″
bringe
die
Realisierung
des
Calmeyer-
Hauses
aber
nicht
voran.
Auch
eine
Kritik
an
dem
Beirat
halte
die
Verwaltung
für
„
nicht
angemessen″.
Das
„
aus
Menschen
mit
ganz
unterschiedlichen
Kompetenzen″
bestehende
Gremium
führe
eine
„
an
der
Sache
orientierte
Diskussion,
um
sich
des
Weges
und
des
Zieles
zu
versichern″,
sagt
Jürgensen.
Und
dafür
habe
es
so
viel
Zeit,
wie
der
(voraussichtlich
2023
vollendete)
Umbau
der
Villa
Schlikker
brauche,
und
auch
das
Recht
–
denn:
„
Besser
früher
zu
viel
denken,
um
nicht
später
zu
viel
bedauern
zu
müssen.″
Schließlich
würden,
wenngleich
nur
sehr
wenige
und
alte,
„
Menschen
unter
uns
leben,
die
nach
der
Entscheidung
Calmeyers
nicht
mehr
hätten
leben
dürfen,
dennoch
aber
durch
glückliche
Umstände
gerettet
worden
sind″,
führt
der
Stadtsprecher
aus.
„
Auch
ihnen
müssen
wir
in
einem
zukünftigen
Calmeyer-
Haus
in
die
Augen
schauen
können.″
Bildtexte:
Die
Villa
Schlikker,
einst
Hauptquartier
der
NSDAP,
soll
laut
Ratsbeschluss
nach
Hans
Calmeyer
benannt
und
zu
einem
Museum
für
den
als
„
Oskar
Schindler
von
Osnabrück″
bekannt
gewordenen
Judenretter
umgebaut
werden.
Hans
Calmeyer
in
den
1950er-
Jahren.
Fotos
Gert
Westdörp,
Filmkontor
Castan
Autor:
Sebastian Stricker