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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Emaf stellt Plan B für den Neumarkt vor
Zwischenüberschrift:
Plädoyer für mehr Urbanität bei Filmveranstaltung „Stadt als Raum und Ressource″ in leerer Sportarena
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück Das Publikum in der Abbruchkulisse des leer stehenden, unterkühlten Kaufhauses, in dem sich vormals das Geschäft Sportarena befand, ist irritiert. Was haben Verkehrskreisel in Frankreich und die neuen neoklassizistischen Fassaden der mazedonischen Hauptstadt Skopje mit dem Osnabrücker Neumarkt zu tun?

Zunächst einmal nicht viel außer, dass sie Gegenstand des Filmprogramms Stadt als Raum und Ressource″ waren, dass das European Media Art Festival (Emaf) zwischen nackten und kopflosen Schaufensterpuppen und stillgelegten Rolltreppen gezeigt hat, um anschließend den Plan B″ für die zentrale offene Wunde der Stadt vorzustellen. Als Repräsentant der vor rund zwei Jahren gegründeten Bürgerinitiative hielt der Osnabrücker Architekt Stephan Zech einen Impulsvortrag, mit dem er gestalterische und raumplanerische Alternativen zu den geplatzten Einkaufszentrumsplänen skizzierte.

Kein Flächenraub

Nicht nur eine Monofunktion steht dabei im Fokus, sondern eine möglichst vielfältige Mischnutzung″ der insgesamt 9000 Quadratmeter großen Flächen, für die Plan B sogenannte Volumenstudien hat anfertigen lassen. Auf dieser Grundlage könnten dort Räume für Wohnen, Arbeiten, Studieren, Einkaufen und Freizeit gleichermaßen entstehen. Im Mittelpunkt soll dabei eine neue Bibliothek stehen als zentraler Baustein nicht nur für das neue, hybride″ Quartier, sondern mit Ausstrahlung auf die gesamte Stadt. Mut zur Urbanität und Verdichtung″ mahnte Zech an und meinte damit auch eine Bauweise, die kleinteilig in die Höhe geht, dadurch weniger Flächen verbraucht und Raum für grüne Finger″ lässt, die öffentlich bespiel- und belebbare Aufenthaltsqualität versprechen. Eine hohe Gestaltungsqualität″ soll durch die Ausschreibung von Wettbewerben und eine Vielfalt an unterschiedlichen Investoren erreicht werden. Gastronomie und Einzelhandel sollten inhabergeführt und die Wohnformen divers sein. Wohneinheiten sowohl für Familien als auch für Singles, Studierende, Senioren, mobilitätseingeschränkte Menschen oder mehrere Generationen unter einem Dach schweben den Alternativplanern vor.

Bibliothek als Treffpunkt

Einen Film hat der Architekt auch gezeigt. Dabei wurde die Bibliothek Dokk1 im dänischen Aarhus als weg- und zukunftsweisendes Beispiel dafür vorgestellt, wie eine solche Einrichtung unterschiedlich genutzt werden kann nämlich als Kompetenz- und Medienzentrum, kommunikativer Treffpunkt für Bürger sowie Kultur- und Veranstaltungsort, in den man nicht nur hineingeht, sondern der umgekehrt im bildsprachlichen Sinn auch auf die Menschen zugeht″, so Zech.

Ein Beispiel dafür, dass Bürger sich nicht mit städtebaulichen Entscheidungen identifizieren können, gab es zuvor in Adnan Softics Film Bigger Than Life″ zu sehen, der die geschichtsverfälschende Rekonstruktion Skopjes als antike Stadt nach dem kopierten Vorbild von Rom oder Athen zeigt. Heimweh″ nach ihrer vertrauten alten Stadt beklagen darin die entfremdeten Bewohner, und wer wollte, konnte dies auch auf den Osnabrücker Neumarkt beziehen, der einst Alt- und Neustadt miteinander verband.

Das galt ebenso für Volko Kamenskys Dokumentation Divina Obsesión″, die den Vorteil von Kreisverkehren gegenüber Kreuzungen mit Ampelanlagen abwägt. Der Verkehr wird durch geringere Auflaufzeiten flüssiger, es gibt nachweislich weniger Unfälle und durch den Gestaltungsraum auf der Mittelinsel mehr Heimatgefühl″, heißt es darin auf der Grundlage von wissenschaftlichen Expertisen. Und im Musikvideo Der Investor″ zum gleichnamigen Song der Hamburger Funpunk-Band Die Goldenen Zitronen ist die Rede davon, dass Möglichkeitenschaffer″ große Visionen verwirklichen, in denen man dann arbeiten und wohnen kann.

Mitmach-Einladung

Ein derartiges raumplanerisches und städtebauliches Konzept, das die Stadt stets als Lebensraum von Bürgern mitdenkt, steht auch im Zentrum von Plan B. Im Stadtrat habe man mittlerweile einen parteiübergreifenden Konsens″ dafür erreicht, betonte Zech und berichtete auch davon, dass es mit dem Eigentümer Unibail-Westfield, der nun das Einkaufszentrum doch nicht realisieren möchte, Gespräche″ gebe. Des Weiteren lud der Vertreter der Initiative die Bürger dazu ein, sich für einen solchen oder einen ähnlichen Plan B starkzumachen″. Bislang gibt es zwar noch keine konkreten Bau- oder Nutzungspläne. Aber eins dürfte wohl feststehen: Neoklassizistische Fassaden werden das zerrissene Herz der Stadt in Zukunft wohl ebenso wenig zieren wie ein Kreisverkehr. Andererseits: Man weiß ja nie. Schließlich ist es der Neumarkt.

Bildtexte:
Ein leeres Kaufhaus wird zum Kino: Für die Emaf-Veranstaltung Stadt als Raum und Ressource″ wurden die verlassenen Räume der früheren Sportarena″ noch einmal geöffnet.
Ideen für die Umgestaltung des Osnabrücker Neumarktes präsentierte Architekt Stephan Zech bei einer EMAF-Veranstaltung in der ehemaligen Sportarena.
Kurzzeitig besetztes Kaufhaus: Das EMAF in der ehemaligen Sportarena.
Kein Durchgang.
Offene Türen.
Fotos:
Michael Gründel
Autor:
Matthias Liedtke


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