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1.
Erscheinungsdatum:
05.12.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
E-Mobilität? Gab′s schon vor 70 Jahren
Zwischenüberschrift:
Die „Omnibusse am Gängelband″ fuhren in Osnabrück von 1949 bis 1968
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Anfang
Dezember
1949
begann
ein
neues
Kapitel
in
der
Geschichte
des
öffentlichen
Nahverkehrs
in
Osnabrück.
Die
ersten
Oberleitungsbusse,
kurz
Obusse,
nahmen
den
Betrieb
zwischen
Rißmüllerplatz
und
Eversburg/
Büren
sowie
Atter
auf.
„
Damit
ist
ein
weiterer
Schritt
zur
modernen
Großstadt
getan″,
verkündete
die
„
Neue
Tagespost″
damals
stolz
und
schilderte
das
Szenario:
„
Blitzblank,
weiß,
funkelnagelneu
und
mit
grünen
Tannengirlanden
geschmückt″,
standen
die
beiden
Neulinge
im
Fuhrpark
demnach
am
2.
Dezember
1949
um
11
Uhr
abfahrtbereit
am
Rißmüllerplatz,
jeweils
um
einen
Anhänger
ergänzt.
Einsteigen
durften
zunächst
nur
geladene
Gäste,
die
Honoratioren
der
Stadt
und
der
Verkehrsbetriebe
sowie
Repräsentanten
der
Lieferfirmen.
Und
die
Presse.
Der
Reporter
des
„
Osnabrücker
Tageblatts″
schwärmte:
„
Es
ist
eine
Lust,
nach
Eversburg
zu
fahren!
″
Die
Sitze
seien
weich
gepolstert
und
mit
rotem
Leder
überzogen.
Außerdem
funktioniere
die
Heizung.
Auch
die
Vorwärtsbewegung
klappte:
„
Da
das
„
Gängelband″
der
Obusse
in
Gestalt
der
elektrischen
Oberleitung
ihnen
so
viel
Spielraum
lässt,
war
es
eine
Freude,
zu
sehen,
wie
sie
es
verstehen,
auszuweichen
und
sich
dem
Verkehr
anzupassen.″
Das
war
das
Neue
für
die
Osnabrücker,
denn
die
ebenfalls
von
der
Oberleitung
abhängige
Straßenbahn
konnte
das
bekanntlich
nicht,
was
oft
genug
zu
Fahrzeugknäueln
in
den
engen
Altstadtstraßen
führte.
Vor
dem
neuen
Obus-
Depot
an
der
Atterstraße
hielt
die
Karawane
an.
Die
Fahrgäste
bekamen
die
Basisstation
des
neuen
Verkehrsträgers
erklärt.
Und
weitere
Details
zur
Infrastruktur.
Seit
Mai
1949
waren
314
Betonmasten
aufgestellt,
mehr
als
100
Wandhaken
in
Hausfassaden
verankert
und
23
Kilometer
Kupferdraht
aus
der
Fabrikation
des
Osnabrücker
Kupfer-
und
Drahtwerks
(OKD)
im
Gesamtgewicht
von
17
Tonnen
aufgehängt
worden.
Die
Zuglast
auf
den
Betonmasten
sei
sehr
groß,
erläuterte
Stadtbaurat
Wilhelm
Wendhut,
sie
betrage
durch
das
Gewicht
und
die
Spannung
des
Fahrdrahtes
bis
zu
2,
8
Tonnen
für
den
einzelnen
Mast.
Deshalb
seien
diese
leicht
nach
außen
geneigt
aufgestellt
worden.
Wer
das
bemerkt
habe,
dem
müsse
man
sagen,
dass
die
Bauleute
sehr
wohl
wüssten,
was
ein
Lot
ist,
hier
aber
bewusst
abweichend
vom
Lot
gebaut
hätten.
Der
Oberleitungsbau
lag
in
Händen
der
Siemens-
Schuckert-
Werke,
die
elektrische
Ausrüstung
der
beiden
zunächst
eingesetzten
Henschel-
Wegmann-
Busse
lieferte
die
Firma
Brown,
Boveri
&
Cie
(BBC)
.
Auch
bei
Raureif
Der
2.
Dezember
war
ein
nasskalter
Tag.
In
der
Nacht
zuvor
hatte
es
etwas
geschneit.
Nun
tropfte
das
Schmelzwasser
von
den
Fahrdrähten.
Wendhut
beruhigte
die
Versammlung
mit
dem
Hinweis,
dass
ein
störungsfreier
Betrieb
auch
bei
starkem
Frost
und
Eisbildung
möglich
sei.
Dazu
gebe
es
den
Raureifenteiser.
Man
müsse
nur
20
Minuten
elektrisch
vorheizen,
dann
seien
die
Drähte
eisfrei.
Die
ersten
Busse
sahen
nicht
besonders
futuristisch
aus.
Von
Stromlinienform
keine
Spur.
Aber
wozu
auch,
bei
einer
Höchstgeschwindigkeit
von
60
km/
h.
Der
Volksmund
hatte
bald
den
Spitznamen
„
Zigarrenkisten″
für
sie
parat.
1953
kam
eine
neue
Serie
formschönerer
Busse
zum
Einsatz.
Nach
dem
Zweiten
Weltkrieg
hatten
die
nordwestlichen
Stadtteile
Eversburg
und
Atter
begründete
Hoffnung,
eine
leistungsfähigere
ÖPNV-
Anbindung
an
die
Stadtmitte
zu
bekommen.
So,
wie
Haste,
Schinkel,
Schölerberg
und
die
Weststadt
das
durch
die
Straßenbahnlinien
längst
hatten.
Eine
neue
Straßenbahnstrecke
kam
aus
Kostengründen
jedoch
nicht
infrage.
Auch
die
niveaugleiche
Kreuzung
mit
der
Bahnlinie
nach
Rheine
hätte
ein
zu
großes
Hindernis
dargestellt,
deshalb
war
diese
Variante
schon
in
wirtschaftlich
besseren
Zeiten
vor
dem
Krieg
verworfen
worden.
Als
nun
1947
die
Wiederinbetriebnahme
der
drei
Vorkriegs-
Buslinien
zur
Debatte
stand,
billigte
man
immerhin
der
alten
Linie
5
nach
Eversburg
als
der
längsten
und
am
stärksten
ausgelasteten
Linie
eine
Pionierrolle
zu.
Sie
sollte
elektrifiziert
werden.
Obusse
beschleunigten
flotter
als
die
damaligen
Diesel-
Busse,
sie
waren
leiser
und
verbreiteten
keine
Auspuffgase.
Für
den
Betreiber
waren
die
niedrigeren
Betriebs-
und
Unterhaltungskosten
sowie
die
Befreiung
von
der
Kfz-
Steuer
interessant.
Man
hatte
ausgerechnet,
dass
die
Investition
in
Betonmasten
und
Fahrdrähte
sich
schon
nach
wenigen
Jahren
bezahlt
machen
würde.
Die
Osnabrücker
Obus-
Historie
ist
recht
gut
dokumentiert,
einerseits
in
Aufsätzen
des
Osnabrücker
Verkehrshistorikers
Joachim
Behrens,
andererseits
im
Buch
„
Obusse
in
Deutschland,
Band
1″
aus
dem
Nordhorner
Kenning-
Verlag.
Darin
kann
man
staunend
nachlesen,
welche
Kapriolen
sich
die
Osnabrücker
ÖPNV-
Geschichte
geleistet
hat.
1958
fällt
die
Entscheidung,
die
Straßenbahn
aufzugeben
und
nur
noch
auf
Busse
zu
setzen.
Die
Neuordnung
sieht
drei
Obus-
und
fünf
Dieselbuslinien
vor.
Stadtwerke-
Chef
Johannes
Bax
ist
überzeugter
Obus-
Fan
und
glaubt
an
eine
Zukunft
mit
reiner
Obus-
Flotte.
1965
hat
das
Obusnetz
mit
27
Kilometer
Länge
seine
größte
Ausdehnung
erreicht,
35
Obusse
sind
im
Einsatz,
17
Ein-
und
18
Anderthalbdecker.
Zwei
Jahre
später
kommen
verwirrende
Nachrichten
aus
dem
Rathaus.
Die
Abschaffung
der
Obusse
wird
diskutiert.
Der
Rat
hat
sich
um
Fördergelder
des
Bundes
für
die
Umstellung
auf
reinen
Dieselbetrieb
(!)
beworben,
1,
6
Millionen
DM
soll
der
Umstieg
kosten.
Gegen
die
Obusse
spreche,
dass
sie
sich
angeblich
nicht
auf
Einmannbetrieb
umstellen
ließen.
Ferner
schreite
der
Ausbau
des
Straßennetzes
so
rasant
voran,
dass
fortlaufend
Änderungen
der
Oberleitungen
notwendig
würden.
Da
1969
auf
jeden
Fall
neun
neue
Busse
kommen
sollten,
wäre
es
sinnvoll,
jetzt
sofort
auf
Dieselbetrieb
umzustellen,
wo
man
die
Neubestellung
noch
ändern
könne.
Der
Umbau
der
vorhandenen
Obusse
auf
Dieselantrieb
sei
technisch
und
wirtschaftlich
möglich.
Bax
sieht
sich
dem
Vorwurf
ausgesetzt,
eine
angekündigte
Fahrpreiserhöhung
hänge
mit
der
millionenschweren
Umstellung
der
Busflotte
zusammen.
Dem
widerspricht
er
vehement
und
behauptet
jetzt,
die
Umstellung
könne
kostenneutral
erfolgen
durch
die
Verwertung
des
Fahrdrahtkupfers
und
künftige
Personaleinsparungen.
„
Da
stimmt
doch
was
nicht!
″,
kommentiert
das
„
Tageblatt″
und
nennt
das
Hin
und
Her
„
nicht
gerade
ein
Ruhmesblatt
in
der
Geschichte
der
Osnabrücker
Verkehrsbetriebe″.
Aber
die
Entscheidung
ist
gefallen.
Am
10.
Juni
1968
endet
der
planmäßige
Obusverkehr,
bis
Ende
1968
sind
alle
Fahrdrähte
abgebaut.
Osnabrück
hat
den
Umstieg
auf
Verbrennungsmotoren
„
geschafft″.
Bildtexte:
Ein
Obus
der
ersten
Serie,
wegen
seines
kantigen
Äußeren
auch
„
Zigarrenkiste″
genannt,
biegt
vom
Rißmüllerplatz
in
die
Natruper
Straße
ein.
Im
Hintergrund
Klosterkaserne
und
Dominikanerkirche.
Das
Foto
von
Werner
Stock
aus
dem
Jahr
1958
ist
dem
Buch
„
Obusse
in
Deutschland,
Band
1″,
Kenning-
Verlag
Nordhorn,
entnommen.
Auch
Anderthalbdecker
wie
der
Wagen
215
(hier
1966
vor
dem
Museum
am
Heger-
Tor-
Wall)
gehörten
zur
Elektro-
Flotte.
Das
Foto
wurde
entnommen
aus
dem
Band
„
Osnabrück
1949
bis
1979″
von
Matthias
Rickling
(Sutton-
Verlag)
.
Anstelle
der
Oberleitung
schweben
heutzutage
Ampelausleger
über
der
Kreuzung
Rißmüllerplatz.
Joachim
Dierks
Zur
Jungfernfahrt
am
2.
Dezember
1949
starteten
die
beiden
Obusse
im
Girlandenschmuck
vom
Rißmüllerplatz,
wie
dieses
Bild
aus
dem
NOZ-
Archiv
zeigt.
Betonmasten
aus
der
Obus-
Ära
sind
noch
an
einigen
Stellen
zu
finden.
Foto:
Joachim
Dierks.
Autor:
Joachim Dierks