User Online: 1 |
Timeout: 20:30Uhr ⟳ |
Ihre Anmerkungen
|
NUSO-Archiv
|
Info
|
Auswahl
|
Ende
|
A
A
A
Mobil →
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Themen ▾
Baumschutz (112)
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (360)
Die Arbeit der Stadtgaertner seit 1891 (975)
Die Hase und ihre Nebengewaesser (3007)
Gartenprojekte (22)
Klimageschichte (seit 1874) (162)
Konflikte um Kleingarten (25)
Konversionsflaechen (245)
Kooperation Baikal-Osnabrueck (25)
Umweltbildungszentrum(UBZ)1997-2018 (108)
Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrueck (324)
Suche ▾
Einfache Suche
Erweiterte Suche
Listen ▾
Orte in Osnabrück
Themen zu Umwelt und Nachhaltigkeit
AkteurInnen
Bildung
Auswahllisten für wichtige Themen (im Aufbau)
Erscheinungsdatum (Index)
Ergebnis
Merkliste ▾
Merkliste zeigen
Merkliste löschen
Datensätze des Ergebnis
Suche:
Auswahl zeigen
Treffer:
1
Sortierungen:
Datum vorwärts
Datum rückwärts
1.
Erscheinungsdatum:
27.11.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
„Hier in Hellern lässt es sich schon leben″
Zwischenüberschrift:
Wie die OKD-Siedlung in Hellern die Wohnungsnot in Osnabrück linderte
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Vor
67
Jahren
wuchsen
in
Osnabrück
die
Häuser
des
ersten
großen
Nachkriegs-
Neubaugebiets
in
Hellern
in
die
Höhe:
die
OKD-
Siedlung
am
Hörner
Weg.
Zwei
Generationen
später
sind
der
Pioniergeist
und
das
besondere
Zusammengehörigkeitsgefühl
der
Häuslebauer
verschwunden.
Aber
die
heute
dort
lebenden
Familien
haben
neue
Formen
des
Miteinanders
gefunden.
Es
ist
die
Generation
der
Enkel,
die
heutzutage
das
Straßenfest
im
Sommer
organisiert.
Das
funktioniert
in
der
OKD-
Straße
und
auch
im
parallel
verlaufenden
Irisweg.
In
der
Adventszeit
schmücken
die
jungen
Familien
in
der
OKD-
Straße
gemeinschaftlich
einen
zentral
gelegenen
Baum.
Man
trifft
sich
zum
Weihnachtsliedersingen,
es
gibt
Glühwein,
Kinderpunsch
und
Gegrilltes.
Gutes
Miteinander
Auch
die
älteren
Anwohner
kommen
dazu
und
freuen
sich,
wie
Walter
und
Annegret
Brüggemann,
über
das
freundschaftliche
Miteinander
in
der
Nachbarschaft.
Auch
wenn
sie
sich
erinnern,
dass
„
früher″
noch
wesentlich
mehr
in
dieser
Richtung
passierte.
Alle
waren
damals
Mitglieder
der
Siedlergemeinschaft
und
diese
wiederum
im
Deutschen
Siedlerbund
organisiert.
Man
schulte
sich
in
der
Baumpflege
und
Gartengestaltung,
man
unternahm
gemeinsame
Anstrengungen,
siegreich
aus
den
Landes-
und
Bundeswettbewerben
um
die
„
schönste
Kleinsiedlung″
hervorzugehen,
was
auch
mehrfach
gelang.
Daneben
gab
es
Dämmerschoppen
und
Siedlerfeste,
Ausflugsfahrten
und
Nikolausfeiern.
Erster
Nikolaus
war
über
viele
Jahre
der
OKD-
Werkmeister
Hans
Rust,
der
als
langjähriger
Vorsitzender
der
Siedlergemeinschaft
zu
einer
Art
„
Siedlervater″
geworden
war.
Nach
ihm
ist
der
Hans-
Rust-
Weg
benannt,
der
die
Siedlung
mit
den
Sportanlagen
verbindet.
Nikolaus
und
Knecht
Ruprecht
kamen
anfangs
mit
Pferd
und
Kutsche,
später
sattelten
sie
um
auf
Pkw
mit
Anhänger.
Sie
klingelten
an
jeder
Haustür
und
beschenkten
die
Kinder.
Auch
alleinstehende
Alte
bekamen
eine
Tüte.
Annegret
Brüggemann
gehörte
zu
den
Frauen,
die
damals
immer
so
um
die
100
Tüten
vorbereiteten,
sie
mit
Mandarine
und
Apfel,
Spekulatius
und
Schokolutscher
füllten.
„
Vier
von
uns
damaligen
Nikolaus-
Helferinnen
sind
noch
übrig,
wir
treffen
uns
regelmäßig
zum
Kaffeetrinken″,
erzählt
sie.
Die
Älteren
in
der
Siedlung
sehen
die
Veränderungen
und
akzeptieren
sie.
Vielfach
sind
die
alten
Stallgebäude
verschwunden,
dafür
massive
Anbauten
oder
Wintergärten
oder
Bauten
in
zweiter
Reihe
hinzugekommen.
Das
Einheitsgrau
der
frühen
Jahre
ist
von
teils
bunten
Anstrichen
abgelöst
worden,
hier
sieht
man
ein
Krüppelwalmdach,
dort
ein
Schwarzwaldhaus.
Neue
Zeiten
bringen
neue
bauliche
Gestaltungsmöglichkeiten
mit
sich,
die
Geschmäcker
differenzieren
sich
aus.
Ärger
um
Neubau
Was
aber
bei
vielen
Anwohnern
auf
Unverständnis
stößt,
ist
das
Sechs-
Familien-
Haus
mit
Tiefgarage,
das
jetzt
am
Immenweg
anstelle
eines
abgerissenen
Siedlungshauses
entsteht.
„
Das
passt
hier
überhaupt
nicht
hin″,
hört
man
von
allen,
die
man
darauf
anspricht.
Oder:
„
Unser
Sohn
wollte
vor
20
Jahren
im
Garten
in
zweiter
Reihe
bauen.
Sie
glauben
gar
nicht,
was
da
alles
an
Auflagen
und
peniblen
Beschränkungen
kam.
Und
jetzt
wird
hier
mit
einem
Federstrich
so
ein
Klotz
genehmigt.″
Die
das
sagen,
wollen
nicht
namentlich
genannt
werden,
um
auch
mit
neuen
Nachbarn
in
Frieden
leben
zu
können.
Denn
das
zeichnet
dieses
Fleckchen
Erde
aus:
Man
möchte
„
ruhig
wohnen″
und
ein
gutes
Auskommen
mit
den
Nachbarn
haben.
Und
das
über
die
Generationswechsel
hinweg,
die
manche
Umbrüche
mit
sich
brachten.
Von
den
50
Häusern
an
OKD-
Straße,
Irisweg
(bis
1972
Nelkenpfad)
,
Immenweg
(bis
1972
Rosenweg)
und
Tulpenpfad
sind
nur
noch
18
in
den
Händen
der
ursprünglichen
Siedlerfamilie
geblieben,
32
haben
neu
zugezogene
Eigentümer.
Die
Häuser
sind
auf
dem
Immobilienmarkt
äußerst
begehrt.
„
Die
Alten
können
gar
nicht
schnell
genug
sterben,
dann
klopfen
schon
die
Makler
an″,
drückt
es
eine
Anwohnerin
sarkastisch
aus.
Und
das,
obwohl
der
Zuschnitt
der
Häuser
die
bescheidenen
Verhältnisse
der
Nachkriegszeit
widerspiegelt.
Die
Wohnfläche
für
die
Siedlerfamilie
im
Erdgeschoss
umfasste
auf
64
Quadratmetern
drei
Zimmer,
Küche
und
Bad.
Im
Obergeschoss
musste
jeder
Siedler
eine
fast
gleich
große
Einliegerwohnung
vorhalten,
in
die
das
Wohnungsamt
Flüchtlingsfamilien
einwies.
Die
Grundstücke
waren
mit
rund
1000
Quadratmetern
für
heutige
Begriffe
recht
groß
geschnitten.
Das
mussten
sie
aber
auch,
denn
die
Gärten
waren
in
erster
Linie
Nutzgärten
und
dienten
der
Eigenversorgung
mit
Gemüse
und
Obst.
Viele
hatten
ein
Hausschwein
und
praktisch
jeder
Kleintiere
wie
Hühner,
Tauben
und
Kaninchen,
damit
die
Fleischbeilage
nicht
gekauft
werden
musste.
Hilfe
in
der
Not
Nach
dem
Krieg
herrschte
eine
unbeschreibliche
Wohnungsnot.
Die
großen
industriellen
Arbeitgeber
wie
das
Stahlwerk,
die
Weberei
Hammersen
oder
das
Osnabrücker
Kupfer-
und
Drahtwerk
(OKD,
heute
KME)
bauten
Wohnungen
für
ihre
Mitarbeiter
oder
unterstützten
sie
beim
eigenen
Bauen,
um
die
Not
zu
lindern.
Die
Initiative
zum
Siedlungsbau
ging
vom
OKD-
Betriebsrat
unter
dem
Vorsitzenden
Hermann
Fißbeck
aus.
Verdiente
Werksangehörige
aus
allen
Lohn-
und
Gehaltsgruppen
sollten
auch
bei
geringen
Eigenmitteln
die
Möglichkeit
bekommen,
ein
Eigenheim
zu
erwerben.
Direktor
Dr.
Raydt
sicherte
ideelle
und
finanzielle
Unterstützung
zu.
Das
OKD
erwarb
von
der
Erbengemeinschaft
Peistrup
ein
55
000
Quadratmeter
großes
Gelände
„
Auf
dem
Rott″
am
Weg
nach
Hörne
und
bestimmte
die
Soziale
Wohnungsbaugenossenschaft
als
Bauträger.
Die
Auswahl
unter
den
Hausbewerbern
wurde
von
der
OKD-
Geschäftsleitung
und
dem
Betriebsrat
gemeinsam
vorgenommen,
wobei
die
Länge
der
Betriebszugehörigkeit,
besondere
Verdienste
an
der
Arbeitsstelle
und
soziale
Gesichtspunkte
eine
Rolle
spielten.
Wie
ein
Lotto-
König
Wer
zum
Zuge
kam,
fühlte
sich
wie
ein
Lotto-
König.
„
Endlich
ein
eigenes
Heim,
endlich
Luft
und
Sonne
für
die
Kinder,
endlich
den
langersehnten
Garten
für
Vattern,
endlich
ein
Bad,
endlich
eine
eigene
Küche
nur
für
uns″
–
so
gab
die
„
Neue
Tagespost″
im
März
1953
die
Gefühle
der
Neusiedler
wieder.
Und:
„
Die
glückstrahlenden
Hausfrauen
machen
aus
der
Einrichtung
ihres
Hauses
ein
regelrechtes
Frühlingsfest.
So
zwischen
Fensterputzen
und
Gardinenaufhängen
ruft
die
eine
der
anderen
zu:
„
Hier
in
Hellern
lässt
es
sich
schon
leben!
″″
Von
dem
Erschließungsstandard,
den
wir
heute
bei
einem
neuen
Baugebiet
erwarten,
waren
die
Siedlungen
der
Nachkriegszeit
noch
weit
entfernt.
Wasserversorgung
und
Kanalisation,
Wegbefestigung
und
-
beleuchtung,
öffentliches
Grün
und
Spielplätze
werden
heute
als
selbstverständliche
Infrastruktur
vorausgesetzt,
mussten
damals
aber
der
Gemeindeverwaltung
in
kleinen
Schritten
hart
abgerungen
oder
durch
Eigenleistungen
geschaffen
werden.
Es
gab
viele
Gemeinschaftsaufgaben
zu
erledigen.
Deshalb
schlossen
sich
die
„
OKDemiker″,
wie
sie
sich
scherzhaft
nannten,
zu
einer
Siedlergemeinschaft
zusammen.
Ein
Erinnerungsposten
an
das
OKD
als
Geburtshelfer
und
Namenspate
ist
ein
Schild
aus
getriebenem
Kupferblech,
das
an
zentraler
Stelle
in
der
OKD-
Siedlung
steht.
Es
zeigt
den
Straßengrundriss
mit
den
ursprünglichen
50
Siedlerstellen.
Bildtexte:
„
Siedlervater″
Hans
Rust.
Das
Kupferschild
aus
den
Anfangstagen
haben
die
Nachbarn
kürzlich
freigeschnitten
und
wieder
herausgeputzt.
Die
OKD-
Straße
heute,
mit
Blickrichtung
zum
Hörner
Weg.
Anstrich
und
Verklinkerung
sorgen
für
Farbtupfer.
Die
OKD-
Siedlung
ist
frisch
bezogen.
So
stellte
die
„
Neue
Tagespost″
am
28.
März
1953
die
OKD-
Straße
vor.
Foto:
Archiv
Franz
Fennen,
Joachim
Dierks,
Archiv
NOZ
Autor:
Joachim Dierks