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1.
Erscheinungsdatum:
23.11.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Das ist der älteste Stammtisch Deutschlands
Artikel:
Originaltext:
Die
„
Klause″
ist
kein
eingetragener
Verein,
verfolgt
keine
karitativen
Ziele,
will
die
Welt
nicht
verbessern,
treibt
keinen
Sport,
kegelt
nicht,
singt
nicht
(jedenfalls
nicht
besonders
gut)
.
Was
hält
sie
trotzdem
zusammen,
und
das
seit
mindestens
200
Jahren?
Wenn
man
die
Klausenbrüder
an
ihren
eigenen
Protokollaufzeichnungen
und
ähnlichen
Schriftstücken
misst,
dann
stößt
man
auf
umständlich
formulierte
Regeln
inhaltsleerer
Zeremonien
und
scheinbar
todernste
Abhandlungen
über
Nebensächlichkeiten.
Man
könnte
sagen:
Sie
pflegen
eine
Verballhornung
des
Amtsdeutschen.
Was
vielleicht
damit
zusammenhängt,
dass
Juristen
häufig
eine
bestimmende
Rolle
unter
den
Klausnern
gespielt
haben
und
spielen.
Aber
stets
blitzt
der
Humor
durch.
Man
merkt:
Diese
Männer
nehmen
sich
selbst
nicht
zu
ernst,
sie
haben
Spaß
am
stilvollen
Blödsinn.
Klausner
und
Verleger
Hermann
Elstermann
gab
dem
Stammtisch
1951
den
Zusatz:
„
Gesellschaft
zur
freudigen
Entspannung″.
Andere
Beschreibungen:
„
Die
Klause
ist
in
einer
Welt
voll
Neid
und
Streit
eine
Insel
herzlicher
Heiterkeit″,
eine
jeden
Freitagabend
im
Traditionslokal
„
Grüner
Jäger″
tagende
„
Akademie
des
konsequenten
heiteren
Unsinns
von
überragender
Weisheit″,
„
ein
Kleinod
der
Osnabrücker
Kulturgeschichte,
stets
getragen
vom
humanistischen
Geist″.
Stammtische
hatten
früher
eine
tatsächlich
nützliche
Funktion.
Als
es
weder
Internet
noch
Fernsehen
noch
Radio
gab,
waren
Märkte
und
Wirtshäuser
wichtige
Orte
der
Kommunikation.
Nachrichten
und
Neuigkeiten
brachten
vornehmlich
Handlungsreisende,
Beamte
oder
Militärs
mit,
die
aus
der
Landeshauptstadt
ins
beschauliche
Osnabrück
kamen.
Um
auf
dem
Laufenden
zu
sein,
sich
eine
Meinung
zu
bilden
und
zu
äußern,
gingen
die
Herren
der
Gesellschaft
möglichst
täglich
zum
Stammtisch.
Die
Klausenbrüder
geben
als
Gründungszeitpunkt
„
vor
1819″
an.
Damit
ist
ihre
Behauptung,
den
ältesten
Stammtisch
Deutschlands
zu
verkörpern,
schlecht
angreifbar.
Tatsächlich
geht
der
erste
schriftliche
Nachweis
auf
den
Meller
Pastor
Krochmann
zurück,
der
laut
Kirchenbuch
am
17.
März
1819
das
Zeitliche
segnete,
aber
vorher
zu
seinen
Lebzeiten
regelmäßiger
Stammtischgast
im
Weinhaus
Lange
am
Markt
18/
19
war.
Dort
trafen
sich
der
Überlieferung
nach
die
Bürgermeister
und
Ratsherren,
die
Aldermänner
und
Gildemeister,
die
Mitglieder
des
Krameramtes,
die
Geistlichen,
Juristen
und
Pädagogen
und,
wie
es
heißt,
auch
Justus
Möser.
Spätere
Stammtischbrüder
waren
etwa
Johannes
von
Miquel,
Albert
Lortzing,
General
Friedrich
Freiherr
von
Dincklage,
Senator
Christian
Wagner
oder
Oberturnlehrer
Julius
Schurig.
1894
schloss
das
Weinhaus
Lange.
Der
Stammtisch
suchte
eine
neue
Bleibe
und
fand
sie
im
Schatten
der
Katharinenkirche.
Im
früheren
Herrenhaus
des
Barfüßerklosters
schenkt
seit
1859
die
Traditions-
Gaststätte
„
Grüner
Jäger″
aus
und
ein.
Über
den
Bedeutungszusammenhang
Kloster
und
Mönchsklause
etablierte
sich
ab
1902
der
Name
„
Klause″
für
den
Stammtisch.
Als
Sinnbild,
das
alle
Schriftstücke
ziert,
wählte
man
eine
schlafmützige
Mönchsgestalt,
die
Kunstmaler
Walter
Hobein
schuf.
Beim
Umzug
1894
nahmen
die
Brüder
ihre
hochstieligen
Humpen
und
die
Porträt-
Bilder
der
verstorbenen
Vorgänger
mit.
Sie
sollten
fortan
auch
die
Wände
der
neuen
Klause
im
Eckzimmer
des
„
Grünen
Jägers″
zieren.
Dieses
„
Clubzimmer″
wurde
vom
Stammtisch
seinerzeit
exklusiv
angemietet.
Wirt
Emil
Kahle
quittierte
dafür
den
Empfang
von
100
Mark
Jahresmiete.
Die
Klausenbrüder
sorgten
für
eigene
Möblierung,
die
auch
über
spätere
Eigentümerwechsel
des
Wirtshauses
hinweg
ihr
verbrieftes
Habe
blieb.
So
der
runde
Eichentisch,
dessen
Tischplatte
aus
dem
Holz
gefertigt
wurde,
das
am
21.
November
1898
die
Fürstlich
von
Bismarck′sche
Sägewerksverwaltung
geliefert
hatte
–
gratis
als
Dank
des
Fürsten
für
eine
Geburtstagsgratulation,
die
der
Stammtisch
ihm
entboten
hatte.
Ganzseitig
in
der
Chronik
abgedruckte
Frachtbriefe
und
eine
eidesstattliche
Versicherung
des
Tischlermeisters
Pues
belegen
die
Herkunft
zweifelsfrei.
Doch
damit
noch
nicht
genug
des
prominenten
Holzes.
Die
Tischbeine
sind
aus
der
Stammware
geschnitzt,
die
die
Gutsforsten
derer
von
Moltke
in
Kreisau/
Schlesien
am
29.
November
1900
mit
freundlichen
Grüßen
des
Feldmarschalls
verließ.
Noch
heute
ist
der
traditionsschwere
Tisch
Mittelpunkt
einer
jeden
Sitzung
der
Klause.
Er
hat
allerdings
eine
Ergänzung
bekommen,
den
sogenannten
„
Kleine-
Leute-
Tisch″,
der
bei
Hochbetrieb
angesetzt
werden
kann.
Seit
1919
ist
freitags
Klausen-
Stammtisch.
Sobald
mehr
als
drei
Klausenbrüder
anwesend
sind,
werden
die
traditionellen
Laternenlichter
entzündet
und
wird
die
elektrische
Beleuchtung
in
einer
kleinen
Glasvitrine
angeknipst,
die
seit
1939
zum
Inventar
gehört.
Sie
birgt
eine
figürliche
Nachbildung
der
alten
Weinstube
Lange
nach
Art
einer
Puppenstube
mit
16
namentlich
bekannten
zechenden
Klausenbrüdern,
darunter
Handelsschuldirektor
Noelle
und
Friedrich
Wilhelm
Lyra,
der
Vater
des
Mailied-
Komponisten.
Die
Vitrine
ist
über
dem
Sitz
des
Präsidenten
angebracht.
Der
Präsident
wird
alljährlich
am
Abend
vor
dem
Buß-
und
Bettag
neu
gewählt.
Er
muss
sodann
die
silberne
Amtskette
mit
Brustschild
anlegen
und
eine
„
mahnende
und
zukunftsweisende
Ansprache″
halten,
wie
es
die
Statuten
bestimmen.
Der
Schatzmeister
hat
ebenfalls
eine
Amtskette,
die
allerdings
als
Ausdruck
ewiger
Sparsamkeit
nur
aus
Ein-
und
Zwei-
Pfennig-
Stücken
(seit
2001:
Ein-
und
Zwei-
Cent-
Stücken)
besteht.
Ein
weiteres
wichtiges
Amt
bekleidet
der
„
Dorfschulze″.
Wenn
jemand
eine
Runde
spendieren
möchte,
meldet
er
dies
dem
Präsidenten.
Der
beauftragt
den
„
Dorfschulzen″,
seines
Amtes
zu
walten.
Dieser
erhebt
sich,
zieht
einen
großen
ledernen
Handschuh
an
und
spricht
die
formelhaften
Worte:
„
Schon
wieder
einmal
scheint
sich
dieser
erlauchten
Runde
ein
Wohltäter
nähern
zu
wollen.
Jedenfalls
gibt
mir
der
Auftrag
unseres
hochverehrten
Herrn
Präsidenten
die
frohe
Vorahnung
dazu.
In
dieser
überaus
freudigen
Erwartung
rufe
ich
laut
aus:
Alle
alles
austrinken!
″
Er
führt
mit
der
behandschuhten
Hand
sodann
einen
gewaltigen
Schlag
auf
das
Klausen-
Buch
aus
und
lässt
die
Getränke
servieren.
Die
wurden
zuvor
mittels
Zug
am
historischen
Straßenbahn-
Schlaufengriff,
der
über
dem
Tisch
baumelt,
beim
Wirt
bestellt.
Der
Griff
ist
eine
Stiftung
des
Jäger-
Wirts
Pascal
Rupp.
Zu
den
weiteren
Ritualen
gehört
die
Kleiderordnung,
die
auf
den
„
Schmuck-
und
Kleiderwart″
Günter
Steinhäuser
zurückgeht.
Sie
schreibt
unter
anderem
vor,
dass
in
den
Monaten
mit
„
r″
die
giftgrüne
Klausenkrawatte
zu
tragen
ist.
Wenn
das
„
Klausenlied″
mit
seiner
anerkannt
„
gemütsaufhellenden
Wirkung″
angestimmt
wird,
müssen
alle
das
Jackett
verschließen.
Dabei
kann
es
manchmal
sehr
eng
werden.
Steuerberater
Bernd
Albers
hat
während
seiner
Präsidentschaft
1977
die
sogenannten
„
Strapse″
eingeführt,
mittels
derer
sich
auseinanderklaffende
Knopfleisten
andeutungsweise
überbrücken
lassen.
Damit
befindet
sich
der
Träger
noch
im
Rahmen
der
Kleiderordnung.
Wer
länger
als
sieben
Tage
ortsabwesend
ist,
hat
die
1929
eingeführte
Pflicht,
eine
Ansichtskarte
an
die
Runde
zu
schicken.
Ein
eingezeichneter
Kreis
irgendwo
zwischen
Briefmarke
und
Anredeformel
bedeutet:
Der
Reisende
verspricht,
nach
seiner
Rückkehr
eine
Runde
auszugeben.
Kreis
mit
Punkt
in
der
Mitte
bedeutet:
Zusätzlich
gibt
es
einen
Schnaps.
Neben
den
wichtigen
Ämtern
Präsident,
Vizepräsident,
Dorfschulze,
Chronist,
Klausensekretär,
Schatzmeister
und
Rundenaufschreiber
gibt
es
seit
1977
den
Risiko-
Fonds-
Verwalter
(RFV)
.
Der
Fonds
wurde
erforderlich,
um
gelegentlich
noch
offen
gebliebenen
Verzehr
bei
der
Bedienung
begleichen
zu
können.
Mitglied
in
der
Klause
zu
werden
ist
nicht
so
einfach.
Man
muss
einen
Bürgen
unter
den
bestehenden
Mitgliedern
finden,
der
einen
vorstellt
und
zunächst
als
Gast
einführt.
Eine
ausgewogene
Berufs-
und
Altersstruktur
wird
angestrebt.
Derzeit
besteht
die
Runde
aus
27
Mitgliedern
im
Alter
zwischen
39
und
85
Jahren.
„
Wir
sind
nicht
elitär″,
sagt
dazu
Klausenpräsident
Friedrich
Jandeck,
„
aber
wir
verfolgen
das
Lebensbundprinzip,
und
da
muss
das
Neumitglied
schon
zu
uns
passen.″
Am
Jubiläumsempfang
mit
geladenen
Gästen
an
diesem
Samstag
nimmt
auch
Oberbürgermeister
Wolfgang
Griesert
teil.
Nicht
nur
für
ihn
ist
die
Klause
ein
„
wichtiger
Teil
der
Osnabrücker
Stadtgesellschaft″.
Bildtexte:
Die
Klausenbrüder
stoßen
an
auf
den
200.
Geburtstag
ihres
Stammtisches.
Unter
den
mahnenden
Blicken
ihrer
Vorgänger,
die
in
110
Bildporträts
an
den
Wänden
hängen,
pflegen
sie
die
überlieferten
Rituale.
Links
vom
Schlaufengriff:
Präsident
Friedrich
Jandeck.
Die
Symbolfigur
des
"
Klausners"
wurde
vom
Kunsterzieher
Walter
Hobein
erschafen.
In
einer
Glasvitrine
ist
die
alte
Weinstube
Lange
mit
16
zechenden
Klausenbrüdern
nachgebildet.
Das
„
Anstoßen
mit
Würstchen″,
hier
eingeleitet
von
Rechtsanwalt
Fritz
Schröder
(Mitte)
in
den
1950ern,
geht
auf
eine
Anregung
des
Klausenbruders
Julius
Heywinkel
zurück.
Die
Hand
des
„
Dorfschulzen″
im
Lederhandschuh
liegt
bedeutungsschwer
auf
dem
Klausen-
Buch
und
dieses
wiederum
auf
der
Tischplatte
aus
von-
Bismarck′schem
Holz.
Der
„
Grüne
Jäger″
in
einem
ehemaligen
Nebengebäude
des
Barfüßerklosters
besitzt
das
Schankrecht
seit
1859.
Er
hatte
den
Krieg
überdauert,
während
an
der
Osterberger
Reihe
(am
linken
Bildrand)
um
1955
auf
abgeräumten
Trümmerfeldern
noch
ein
großflächiger
Parkplatz
eingerichtet
war.
Fotos:
Klausenarchiv/
Georg
Bosselmann,
Archiv
Museum
Industriekultur,
NOZ-
Archiv/
Thomas
Osterfeld
Autor:
Joachim Dierks