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1.
Erscheinungsdatum:
22.11.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Wer rettet die Johannisstraße?
„Slum ist noch gelinde ausgedrückt″
Zwischenüberschrift:
Der nächste Laden schließt / Sofortprogramm der Stadt lässt auf sich warten
Kaufleute der Johannisstraße zwischen Resignation, Wut und leiser Hoffnung auf Besserung
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Und
ein
weiteres
Geschäft
steht
vor
der
Schließung.
Im
Januar
macht
der
Quick-
Schuh
in
der
Osnabrücker
Johannisstraße
dicht.
Hat
die
Stadt
die
Straße
vergessen?
Anfang
September
hatte
der
Osnabrücker
Rat
noch
ein
Sofortprogramm
für
die
Einkaufsmeile
beschlossen.
Sichtbar
verbessert
hat
sich
seitdem
allerdings
nichts.
Notdürftig
geflickte
Schlaglöcher,
Betrunkene,
Müll
und
Uringestank
–
vor
allem
im
Bereich
der
leer
stehenden
Gebäude
von
Unibail
Rodamco
Westfield
und
dem
ehemaligen
Sinn
Leffers.
Es
ist
seit
Jahren
dasselbe
Bild.
Die
ursprünglich
geplante
Sanierung
des
Straßenbelags
verzögert
sich
weiter,
weil
die
Stadt
erst
noch
prüfen
muss,
ob
der
vorgesehene
Beton
dafür
taugt.
Die
einzige
Veränderung
ist
die
Rückkehr
der
Busse,
die
umgeleitet
werden
mussten,
als
die
Stadtwerke
in
der
Johannisstraße
bis
Sommer
dieses
Jahres
Kanäle
und
sonstige
Leitungen
erneuerten.
Vier
Jahre
ist
es
her,
dass
die
Kaufleute
der
vorderen
Johannisstraße
einen
öffentlichen
Hilferuf
abgesetzt
hatten.
Vor
elf
Wochen
beschloss
der
Osnabrücker
Rat
dann,
dass
die
Stadt
als
„
Sofortprogramm″
zehn
Punkte
für
die
Johannisstraße
prüfen
soll
–
von
der
Benennung
eines
Quartiers-
und
Baustellenmanagers
über
eine
Grundreinigung
bis
hin
zu
einer
Zwischennutzung
der
leer
stehenden
Gebäude,
etwa
durch
Künstler.
Doch
Hotelier
Stephan
Meyer
wird
im
Dezember
seinen
letzten
Gast
im
Hotel
neben
dem
Landgericht
verabschieden.
Und
dass
auch
der
Laden
Quick-
Schuh
aufgibt,
hat
einen
einfachen
Grund:
„
Wir
haben
so
gut
wie
keine
Laufkundschaft
mehr″,
sagt
Geschäftsstellenleiterin
Elke
Schulte.
Was
bedeutet
bei
der
Stadt
„
Sofortprogramm″?
Laut
Stadtsprecher
Sven
Jürgensen
werde
sich
„
in
den
nächsten
Wochen″
etwas
tun.
Die
Stadt
habe
Kontakt
mit
den
Eigentümern
der
leer
stehenden
Gebäude
und
auch
mit
Künstlern
aufgenommen.
An
der
einen
oder
anderen
Immobilie
wäre
etwas
möglich,
so
Jürgensen.
„
Und
das
sage
ich
nicht
nur,
um
überhaupt
etwas
sagen
zu
können.″
Die
Einrichtung
eines
Quartiersmanagements
werde
bei
den
Haushaltsberatungen
geprüft.
Fest
steht,
dass
es
auch
in
diesem
Jahr
keinen
Weihnachtsmarkt
vor
der
Johanniskirche
geben
wird
–
aber
womöglich
nächstes
Jahr,
wie
der
Schaustellerverband
kürzlich
mitteilte.
Zumindest
Weihnachtsbäume
soll
es
dieses
Jahr
als
Deko
geben,
kündigt
Stadtmarketingprokurist
Alexander
Illenseer
an.
Und
bei
dem
neuen
Beleuchtungskonzept
für
die
Weihnachtszeit,
das
die
Stadt
bis
2020
erarbeiten
soll,
werde
die
Johannisstraße
mit
aufgenommen.
In
diesem
Jahr
wird
aus
Kostengründen
nichts
daraus,
sagt
Olaf
Richter,
Inhaber
der
Gaststätte
„
Treibhaus″
und
Vorsitzender
der
Interessengemeinschaft
südliche
Innenstadt,
aus
der
sich
etliche
Kaufleute
allerdings
längst
zurückgezogen
haben.
Immerhin:
Die
alten
und
größtenteils
schmutzigen
Kugel-
Straßenlaternen
sollen
demnächst
Seilhängeleuchten
weichen.
Im
Frühjahr
kehrt
voraussichtlich
der
Hollandmarkt
zurück,
so
Marketingchef
Illenseer.
Ebenfalls
im
Frühjahr
will
die
Stadt
laut
Jürgensen
Blumenkübel
und
Sitzgelegenheiten
aufstellen.
Bei
den
Kaufleuten
ist
das
allerdings
umstritten.
Sie
fürchten,
dass
sich
dort
genau
die
Leute
hinsetzen
und
Alkohol
konsumieren,
die
sie
in
ihrer
Straße
eigentlich
nicht
haben
wollen.
Bildtext:
Die
Kaufleute
kämpfen
ums
Überleben,
doch
zum
Schlendern
lädt
die
Johannisstraße
schon
lange
nicht
mehr
ein.
Foto:
Jörn
Martens
Osnabrück
Hat
sich
irgendjemand
von
der
Stadt
oder
aus
der
Politik
bei
den
Kaufleuten
der
Johannisstraße
blicken
lassen,
seit
der
Rat
Anfang
September
sein
„
Sofortprogramm″
beschlossen
hatte?
Udo
Exner,
Inhaber
von
Brille
Lünetta,
und
Ottmar
Sorg,
Filialleiter
von
Foto
Erhardt,
lachen.
„
Natürlich
nicht.″
Auch
Elke
Schulke,
Inhaberin
von
Schuhhaus
Bröcker,
antwortet:
„
Nö.
Bei
uns
hat
sich
die
ganzen
Jahre
niemand
gemeldet.″
Wie
Ironie
erscheint
es
ihr,
dass
sie
jährlich
1680
Euro
an
die
Stadt
zahlen
muss
–
dafür,
dass
sie
vor
den
ebenfalls
von
ihr
geführten
Laden
Quick-
Schuh
auf
die
notdürftig
geflickte
Straße
Ständer
stellen
darf.
Diesen
Betrag
habe
die
Stadt
auch
während
der
anderthalbjährigen
Bauphase
gefordert,
als
für
die
Ständer
wegen
Kanalarbeiten
gar
kein
Platz
war.
400
Euro
Rabatt
habe
Schulte
für
2018
aushandeln
können.
„
Man
könnte
ja
mal
auf
die
Idee
kommen,
das
von
sich
aus
zu
erlassen″,
sagt
sie.
Die
Quick-
Schuh-
Filiale
schließt
im
Januar.
Nur
mit
ihrem
Hauptgeschäft
Schuhhaus
Bröcker
einige
Meter
weiter
in
Richtung
St.
Johann
kämpft
Schulte
weiter
ums
Überleben.
„
Wir
sind
Eigentümer,
sonst
wären
wir
schon
lange
weg″,
sagt
sie.
„
Seit
2015
haben
wir
Umsatzeinbußen.″
Die
haben
sie
alle
in
der
Johannisstraße.
Für
2018
hatte
der
Handelsmonitor
einen
Passantenrückgang
um
25
Prozent
registriert
–
nach
einem
Minus
um
20
Prozent
im
Jahr
2017.
Bis
vor
Kurzem
hing
über
dem
Straßeneingang
im
Bereich
Neumarkt
ein
Transparent,
das
ironisch
anmutete:
„
Sie
betreten
die
einzigartige
Fußgängerzone
von
Osnabrück.
Erleben
Sie
unsere
Johannisstraße
in
ihrer
gesamten
Vielfalt.″
Die
Stadt
hat
es
nun
entfernt.
Die
Stimmung
der
Kaufleute
ist
am
Boden.
„
Heute
Morgen
habe
ich
den
Laden
aufgemacht
und
erst
mal
den
Dreck
davor
weggefegt″,
sagt
Optikermeister
Exner.
Er
erwartet
nichts
mehr
von
der
Stadt.
Vor
drei
Jahren
gab
es
mehrere
Treffen
mit
der
Verwaltung
–
doch
getan
habe
sich
rein
gar
nichts,
sagen
Exner
und
Sorg.
Die
beiden
tauschen
sich
mit
einigen
anderen
weiter
regelmäßig
aus,
doch
an
den
Treffen
der
Interessengemeinschaft
südliche
Innenstadt
nehmen
sie
schon
lange
nicht
mehr
teil.
Müll
und
Ratten
„
Die
Stadt
ist
einfach
beratungsresistent″,
sagt
Exner.
„
Die
setzen
nichts
von
dem
um,
was
wir
seit
drei
Jahren
vorgeschlagen
haben.″
Seine
Mitarbeiterin
Barbara
Huning
berichtet
von
überquellenden
Mülleimern,
von
Ratten,
die
über
die
Straße
laufen,
von
Obdachlosen,
die
sich
im
Eingang
des
Hotels
Meyer
erleichtern.
„
Die
Ecke
schreckt
ab.″
Doch
die
Straße
soll
ansehnlicher
werden.
„
Wir
haben
den
Impuls
vom
Rat
aufgenommen″,
betont
Stadtsprecher
Sven
Jürgensen.
„
Wir
versuchen,
was
geht.″
Der
Osnabrücker
Servicebetrieb
(OSB)
reinige
regulär.
„
Gleichzeitig
sind
die
Eigentümer
verpflichtet,
ihre
Grundstücke
selbst
in
Ordnung
zu
halten.″
Und
das
ist
bei
den
Leerständen
ein
Problem:
Zu
den
Eigentümern
zählt
im
vorderen
Bereich
der
Straße
der
Konzern
Unibail
Rodamco
Westfield,
der
nun
doch
kein
Neumarkt-
Center
mehr
bauen
will.
Gastronom
und
„
Treibhaus″-
Inhaber
Olaf
Richter,
Vorsitzender
der
Interessengemeinschaft
südliche
Innenstadt,
sagt:
„
Dass
es
mit
Unibail
nicht
weitergeht,
bremst
ja
alle
aus.″
Er
und
seine
Mitstreiter
hatten
vorgeschlagen,
die
Arkaden
im
Bereich
Kachelhaus
und
dem
früheren
Sinn
Leffers
mit
Holz
zu
verkleiden
und
zu
dekorieren.
Doch
ohne
die
Eigentümer
kommen
sie
nicht
weiter.
Das
Leffers-
Gebäude
wird
demnächst
abgerissen.
Projektentwickler
List
Develop
Commercial
plant
dort
zwei
Hotels
unter
einem
Dach,
die
rund
um
den
Jahreswechsel
2020/
21
eröffnen
sollen.
Die
Stadt
will
derweil
im
Frühjahr
2020
die
Blumenkübel
und
Sitzgelegenheiten,
die
während
der
Landesgartenschau
in
Bad
Iburg
vor
dem
Bahnhof
standen,
in
die
Johannisstraße
verfrachten.
Den
Sitzgelegenheiten
können
die
Anlieger
allerdings
nichts
abgewinnen,
die
habe
es
früher
schon
gegeben,
erinnert
sich
Elke
Schulte
von
Schuhaus
Bröcker:
„
Vor
der
Kirche
rings
um
die
Kastanien
und
vor
Ihr
Platz.
Da
saßen
nur
Leute
zum
Trinken.″
Optiker
Exner
sagt:
„
Wenn
die
Sonne
untergeht,
dann
geht
auch
die
Johannisstraße
unter.″
Seine
Mitarbeiterinnen
hätten
Angst,
abends
durch
die
Straße
zu
ihren
Autos
zu
gehen.
„
Abends
versammeln
sich
hier
die
Gruppen.″
Ottmar
Sorg
von
Foto
Erhardt
findet:
„
Slum
ist
noch
gelinde
ausgedrückt.″
Doch
die
Stadt
sieht
keine
unmittelbare
Gefahr.
Im
Mai
antwortete
die
Verwaltung
auf
eine
Anfrage
der
SPD:
„
Hinweise
auf
ein
aktuell
bestehendes
Aggressionspotenzial
liegen
nicht
vor.″
Die
Situation
in
der
Straße
habe
sich
beruhigt,
der
Ordnungsaußendienst
sei
mehrfach
täglich
vor
Ort.
Exner
und
Sorg
nehmen
es
anders
wahr.
„
Wir
wünschen
uns
nur,
dass
die
Stadt
endlich
mal
für
Ruhe,
Ordnung
und
Sicherheit
sorgt″,
sagt
Exner.
Busse
bringen
Kunden
Nicht
alle
haben
resigniert.
Thomas
Schulke,
Betriebsleiter
bei
der
Möwe,
sieht
eine
Besserung
für
Jonathans
Laden,
in
dem
die
Möwe
unter
anderem
Antiquitäten
und
gebrauchte
Kleidung
verkauft.
„
Wir
haben
wieder
mehr
Passanten
dadurch,
dass
der
Busverkehr
zurück
ist″,
sagt
er.
Bei
einer
Befragung
hatten
sich
60
Prozent
der
Anlieger
für
Busverkehr
ausgesprochen.
„
Ich
glaube,
es
ist
bei
Politik
und
Verwaltung
angekommen,
dass
die
Johannisstraße
in
den
letzten
Jahren
abgehängt
worden
ist″,
sagt
Schulke.
Er
sei
zuversichtlich,
dass
die
Straße
besser
an
den
Rest
der
Innenstadt
angebunden
sein
wird,
wenn
die
schon
lange
geplante
Sanierung
des
Straßenbelags
endlich
kommt.
Ursprünglich
sollten
die
Bauarbeiten
im
Mai
2019
starten,
dann
hieß
es
im
August
–
und
nun
dürfte
bis
Mitte
2020
nichts
geschehen.
Schuld
ist
der
Beton,
der
auf
der
Johannisstraße
und
dem
Neumarkt
verlegt
werden
soll.
Nachdem
am
Rosenplatz-
Beton
Mängel
zutage
getreten
sind,
hat
die
Stadt
das
Material
auf
den
Prüfstand
gestellt.
Bildtext:
Wo
sind
die
Künstler,
die
die
Leerstände
beleben
sollen?
Wo
bleibt
die
Reinigung,
die
im
Zehn-
Punkte-
Plan
für
die
Johannisstraße
stand?
Zumindest
die
alten
verschmutzten
Kugel-
Leuchten
will
die
Stadt
nun
austauchen.
Und
die
Busse
bringen
wieder
mehr
Passanten,
aber
auch
Lärm
und
gefährliche
Situationen
da,
wo
es
eng
wird.
Fotos:
Jörn
Martens
Kommentar
Sie
müssen
durchhalten
Schlendern
durch
die
Johannisstraße?
Nein,
danke.
Es
sei
denn,
man
möchte
in
Ruhe
betrachten,
wie
eine
Stadt
eine
Einkaufsstraße
über
viele
Jahre
verkommen
lassen
kann.
Im
September
kommentierte
unsere
Redaktion
das
vom
Rat
beschlossene
Sofortprogramm
so:
„
Wenn
die
Stadt
diejenigen
Ladeninhaber
halten
will,
die
trotz
dramatisch
zurückgegangener
Passantenzahlen
und
Umsatzeinbußen
bis
jetzt
durchgehalten
haben,
dann
muss
schnellstens
etwas
geschehen.
Sonst
wird
bald
das
nächste
Geschäft
schließen.″
Und
was
passiert?
Das
nächste
Geschäft,
nämlich
Quick-
Schuh,
schließt.
Es
ist
nachvollziehbar,
dass
die
meisten
Kaufleute
nach
vier
Jahren
Stillstand
nicht
mal
mehr
zu
den
Treffen
der
Interessengemeinschaft
südliche
Innenstadt
gehen.
Doch
zumindest
hier
gibt
es
nun
endlich
einen
Austausch
mit
der
Stadt.
Es
könnte
tatsächlich
ein
wenig
aufwärtsgehen
–
auch
wenn
die
Stadt
zunächst
nur
Kosmetik
betreiben
wird.
Weg
mit
den
hässlichen
Kugel-
Laternen,
her
mit
ansprechenderen
Hängeleuchten
und
mit
etwas
Begrünung.
Wenigstens
das,
wenn
die
Grundsanierung
schon
weiter
auf
sich
warten
lässt.
Und
warum
wird
die
Straße
nicht
häufiger
gereinigt,
jetzt,
wo
dort
allein
schon
durch
die
Busse
eine
viel
höhere
Passantenfrequenz
herrscht?
Das
Bild,
das
die
Stadt
dort
abgibt,
ist
beschämend.
s.dorn@
noz.de
Autor:
Sandra Dorn