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1.
Erscheinungsdatum:
11.11.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Tafel versorgt immer mehr Rentner
Zwischenüberschrift:
Warum die Zahl der Bedürftigen in einem Jahr um zwölf Prozent gestiegen ist
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Der
Vorsitzende
der
Osnabrücker
Tafel,
Hermann
Große-
Marke,
schlägt
Alarm:
Die
Zahl
der
Bedürftigen,
die
sich
in
der
Zentrale
an
der
Schlachthofstraße
mit
gespendeten
Lebensmitteln
versorgt
haben,
ist
in
einem
Jahr
um
zwölf
Prozent
gestiegen.
In
den
Ausgabestellen
im
Landkreis
wurden
fünf
Prozent
mehr
Menschen
versorgt.
Etwa
jeder
dritte
Kunde
ist
Rentner.
Einer
Hochrechnung
des
bundesweiten
Dachvereins
„
Tafel
Deutschland″
zufolge
ist
die
Zahl
der
Senioren,
die
sich
regelmäßig
bei
der
Tafel
mit
Lebensmitteln
versorgen,
innerhalb
von
einem
Jahr
um
20
Prozent
gestiegen.
Auch
Große-
Marke
konstatiert:
„
Der
Anteil
der
Senioren,
die
bei
der
Osnabrücker
Tafel
einkaufen,
ist
stark
gestiegen.
Besonders
bei
unserem
Bringdienst,
der
Lebensmittel
für
ältere
und
kranke
Menschen
ins
Haus
liefert,
können
wir
den
Nachfragen
unserer
älteren
Kunden
kaum
noch
nachkommen.″
Ebenfalls
stark
gestiegen
ist
Große-
Marke
zufolge
der
Anteil
der
Bedürftigen,
die
über
die
Kindertafel
mit
Lebensmitteln
versorgt
werden.
Die
Kindertafel
liefert
Pausenbrote,
Obst,
Joghurt,
Früchtequark
und
Milch
in
13
Osnabrücker
Schulen.
Warum
kommen
immer
mehr
Rentner
zur
Tafel?
Große-
Marke
sitzt
nicht
nur
in
seinem
Büro
und
organisiert
die
Abholung
der
Lebensmittel
sowie
die
Versorgung
der
Bedürftigen
an
den
insgesamt
acht
Ausgabestellen
der
Tafel
in
Stadt
und
Landkreis,
sondern
ist
auch
im
regen
Kontakt
mit
den
Kunden
in
der
Hauptausgabestelle.
Daher
kennt
der
63-
Jährige
auch
die
Beweggründe,
die
sie
dazu
zwingen,
sich
über
die
Tafel
mit
dem
Nötigsten
zu
versorgen:
„
Einerseits
klagen
die
Senioren
über
niedrige
Renten
oder
Grundsicherung,
andererseits
über
stetig
steigende
Mieten
in
Osnabrück.
Das,
was
sie
mehr
an
Miete
zahlen
müssen,
sparen
sie
beim
Lebensmitteleinkauf
ein
und
kommen
daher
zu
uns.″
Auch
der
Bundesverband
der
Tafeln
hatte
nun
vor
einer
Überforderung
der
ehrenamtlichen
Organisation
gewarnt:
Der
Vorsitzende
des
Vereins,
Jochen
Brühl,
sagte
den
Zeitungen
der
Funke-
Mediengruppe,
dass
große
Mengen
von
Produzenten
mitunter
abgelehnt
werden
müssten,
weil
die
Infrastruktur
der
Tafeln
dem
nicht
gewachsen
sei.
Bevor
über
ein
Gesetz
diskutiert
werde,
das
Lebensmittelhändler
–
wie
in
Frankreich
–
zum
Spenden
ihrer
Überschüsse
verpflichtet,
sei
deshalb
finanzielle
Unterstützung
vom
Staat
für
die
Rettung
und
Verteilung
von
Lebensmitteln
nötig.
Brühl
fordert
finanzielle
Mittel,
um
davon
hauptberufliche
Mitarbeiter
zu
bezahlen,
die
große
Spenden
koordinieren
und
an
die
Landesverbände
verteilen
sollen.
Außerdem
würden
Logistiklager
und
Fahrzeuge
benötigt,
um
große
Mengen
annehmen
und
weitergeben
zu
können.
Wie
viele
Lebensmittel
landen
jährlich
im
Müll?
Der
Bundesverband
der
Tafeln
schätzt,
dass
jährlich
rund
18
Millionen
Tonnen
Lebensmittel
im
Müll
landen.
Die
Bundesregierung
hat
sich
daher
im
Rahmen
einer
nationalen
Strategie
zur
Reduzierung
der
Lebensmittelverschwendung
zum
Ziel
gesetzt,
die
Verschwendung
im
Einzelhandel
und
in
privaten
Haushalten
bis
zum
Jahr
2030
zu
halbieren.
Die
Hamburger
Verbraucherschutzsenatorin
Cornelia
Prüfer-
Storcks
hat
zudem
eine
Bundesratsinitiative
angekündigt,
die
Supermärkte
wie
Rewe
und
Edeka
sowie
Discounter
wie
Aldi
und
Lidl
verpflichten
soll,
mit
Hilfsorganisationen
zusammenzuarbeiten
und
noch
genießbare
Lebensmittel
zu
spenden.
Die
bundesweit
940
Tafeln,
die
mit
60
000
Ehrenamtlichen
bislang
jährlich
rund
264
000
Tonnen
Lebensmittelspenden
annehmen
und
verteilen,
dürften
dabei
eine
wichtige
Rolle
spielen.
Braucht
auch
die
Osnabrücker
Tafel
staatliche
Unterstützung?
Auf
Nachfrage
unserer
Redaktion,
ob
auch
die
Osnabrücker
Tafel
staatliche
Unterstützung
für
die
Annahme
und
Verteilung
von
gespendeten
Lebensmitteln
benötigt,
antwortet
Große-
Marke:
„
Zurzeit
benötigen
wir
dank
der
guten
Zusammenarbeit
zwischen
hauptamtlichen
und
ehrenamtlichen
Mitarbeitern
und
der
großen
Spendenbereitschaft
der
Menschen
im
Landkreis
und
in
der
Stadt
Osnabrück
keine
staatliche
Unterstützung.″
Bei
der
Osnabrücker
Tafel
sei
es
bislang
auch
noch
nicht
vorgekommen,
dass
große
Warenmengen
hätten
abgelehnt
werden
müssen,
weil
die
Infrastruktur
nicht
ausgereicht
habe.
Zurzeit
arbeitet
die
Osnabrücker
Tafel
bereits
mit
Edeka,
Rewe,
Lidl
und
Aldi
zusammen
und
bekommt
Große-
Marke
zufolge
bereits
„
reichlich
gute
Lebensmittel″.
In
Frankreich
sind
die
Lebensmittelhändler
vor
Jahren
aber
sogar
per
Gesetz
zum
Spenden
von
überschüssigen
und
noch
genießbaren
Lebensmitteln
verpflichtet
worden.
In
der
Folge
sollen
zwischen
2015
und
2017
knapp
20
Prozent
mehr
Lebensmittel
von
Supermärkten
an
die
Tafeln
gespendet
worden
sein.
Auf
Nachfrage,
ob
die
Infrastruktur
der
Osnabrücker
Tafel
einem
um
20
Prozent
höheren
Aufkommen
an
Lebensmitteln
gewachsen
wäre,
antwortet
Große-
Marke:
„
In
diesem
Fall
müsste
die
gesamte
Logistik
mit
Autos,
Kühlhäusern
und
auch
die
bisherige
Zahl
der
hauptamtlichen
Mitarbeiter
überdacht
und
neu
gerechnet
werden.″
Was
benötigt
die
Osnabrücker
Tafel
aktuell?
Aktuell
benötigt
die
Osnabrücker
Tafel
rund
70
000
Euro
an
Spenden
für
ein
neues,
etwa
120
Quadratmeter
großes
Trockenlager
in
der
Schlachthofstraße,
um
dort
etwa
Kartoffeln,
Reis
oder
Nudeln
zu
lagern.
Wie
finanziert
sich
die
Osnabrücker
Tafel?
Die
Osnabrücker
Tafel
finanziert
sich
nur
über
Spenden.
Im
Jahr
werden
rund
300
000
Euro
eingeworben
–
sowohl
von
großen
Lebensmittelhändlern
als
auch
von
Einzelspendern.
Kaufmann
Große-
Marke,
der
sich
vor
drei
Jahren
als
stellvertretender
Betriebsleiter
in
den
Vorruhestand
versetzen
ließ,
um
ehrenamtlich
die
Geschicke
der
Tafel
zu
leiten,
berichtet
stolz
von
Menschen
aus
der
Region,
die
sich
anstatt
Geschenke
lieber
Spenden
an
die
Tafel
wünschen.
Über
Spenden
konnten
etwa
sechs
Kühlhäuser
finanziert
werden,
die
fast
bis
zum
Rand
mit
abgepacktem
Aufschnitt,
Gurkensalat
oder
etwa
auch
Fertig-
Cappuccino-
Bechern
gefüllt
sind.
In
der
Warenannahme
im
Hof
sortieren
einige
der
insgesamt
rund
280
Ehrenamtlichen,
die
für
die
Osnabrücker
Tafel
arbeiten,
was
noch
essbar
ist.
Wie
viele
Bedürftige
versorgen
sich
bei
der
Tafel
mit
Lebensmitteln?
In
der
Hauptstelle
und
den
sieben
Außenstellen
in
der
Dodesheide,
in
Eversburg,
Belm,
Bramsche,
Dissen,
Georgsmarienhütte
und
Hollage
kaufen
in
einer
Woche
rund
3500
Kunden
ein,
im
Jahr
mittlerweile
rund
182
000.
Mehr
als
sieben
Tonnen
an
Lebensmitteln
sammeln
vier
Lkw
und
ein
Transporter
der
Tafel
täglich
bei
Supermärkten
oder
Bäckereien
ein.
Die
Kühlwagen
sind
so
viel
unterwegs,
dass
die
Tafel
monatlich
mehr
als
2000
Euro
fürs
Tanken
ausgeben
muss.
Mit
mehr
als
220
Geschäften
in
Stadt
und
Landkreis
arbeitet
die
gemeinnützige
Einrichtung
bereits
zusammen.
So
gelangt
die
Tafel
an
den
großen
Warenbestand
an
Spenden,
die
nicht
mehr
in
den
Verkauf
gehen,
weil
sie
sich
in
der
Regel
dem
Verfallsdatum
nähern.
Bildtexte:
Der
Vorsitzende
der
Osnabrücker
Tafel,
Hermann
Große-
Marke,
packt
mit
an:
Der
Bedarf
an
gespendeten
Lebensmitteln
ist
groß,
denn
seit
einem
Jahr
kommen
zwölf
Prozent
mehr
Bedürftige
zur
Osnabrücker
Tafel.
Hermann
Große-
Marke.
Fotos:
Gert
Westdörp
Kommentar
Das
muss
ein
Weckruf
für
die
Stadt
sein
Diese
Analyse
ist
erschreckend.
Immer
mehr
Rentner
sehen
sich
gezwungen,
beim
Lebensmitteleinkauf
das
einzusparen,
was
sie
mehr
an
Miete
zahlen
müssen.
Rentner,
die
im
Niedriglohnsektor
beschäftigt
waren,
können
von
den
niedrigen
Renten
oder
der
Grundsicherung
im
Alter
nicht
mehr
leben
und
sehen
sich
gezwungen,
sich
über
die
Osnabrücker
Tafel
zu
versorgen.
Das
muss
ein
Weckruf
für
die
Stadt
Osnabrück
sein!
Unsere
Region
konnte
in
diesem
Jahr
ein
Rekordtief
bei
der
Arbeitslosigkeit
und
ein
Rekordhoch
bei
der
Beschäftigung
verzeichnen.
Auch
die
Osnabrücker
Finanzsituation
hat
sich
dank
sprudelnder
Steuereinnahmen
deutlich
verbessert.
Wenn
einerseits
so
viele
vom
Aufschwung
profitieren
und
andererseits
zwölf
Prozent
mehr
Bedürftige
zur
Tafel
gehen
müssen,
zeigt
sich
eine
soziale
Schieflage.
Wenn
die
Osnabrücker
Tafel
schon
eine
so
wichtige
gesellschaftliche
Funktion
übernehmen
muss,
wäre
es
das
Mindeste,
dass
die
Stadt
die
Ehrenamtsorganisation
finanziell
unterstützt
–
etwa
mit
einem
Beitrag
für
das
so
dringend
benötigte
neue
Trockenlager.
j.fays@
noz.de
Autor:
Jean-Charles Fays