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1.
Erscheinungsdatum:
08.11.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
„Tour de Terror″ durch Osnabrück
Zwischenüberschrift:
Als Bürger in Unterwäsche durch die Stadt getrieben und misshandelt wurden
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Am
9.
November
1938
brannte
die
Synagoge
in
Osnabrück.
Die
Radtour
„
Auf
den
Spuren
des
Terrors″
zeigt
an
mehreren
Orten
in
der
Stadt,
was
den
jüdischen
Bürgern
Osnabrücks
angetan
wurde.
„
Heute
kennen
die
Osnabrücker
das
Haus
Tenge
in
der
Krahnstraße
vor
allem,
weil
hier
jahrelang
das
Restaurant
,
La
Vie′
beheimatet
war.
Doch
es
gehört
auch
zu
den
Orten,
die
in
der
Pogromnacht
1938
eine
Rolle
spielten″,
sagt
Martina
Sellmeyer.
Die
Co-
Autorin
des
Buches
„
Stationen
auf
dem
Weg
nach
Auschwitz″,
dem
Standardwerk
über
die
Judenverfolgung
in
Osnabrück,
hat
die
Radtour
„
Auf
den
Spuren
des
Terrors″
konzipiert.
„
Wir
begeben
uns
am
Samstag
bei
der
Tour
auf
die
Spuren
der
Täter
und
der
Opfer,
die
diese
in
der
Pogromnacht
1938
in
Osnabrück
hinterlassen
haben
–
und
das
so
chronologisch
wie
möglich.″
Während
die
Synagoge
im
Katharinenviertel
brannte,
begann
die
Jagd
auf
die
jüdischen
Mitbürger.
Diese
startete,
so
hat
es
Sellmeyer
in
mehreren
Gerichtsakten
gelesen,
wohl
in
der
Krahnstraße:
In
den
1930er-
Jahren
befand
sich
dort
das
Kaufhaus
Samson
David,
das
von
Otto
David
geführt
wurde.
Geschäfte
verwüstet
Um
ein
Uhr
nachts
standen
die
Schergen
der
SA
und
Gestapo
vor
der
Tür
des
Hauses
Tenge
und
wollten
David
festnehmen.
„
Mein
Mann
ist
nicht
da″,
soll
seine
Frau
Grete
den
Männern
gesagt
haben.
Doch
diese
stürmten
das
Haus,
fanden
den
jüdischen
Kaufmann
und
nahmen
ihn
mit.
Auch
seine
christliche
Frau
wurde
festgenommen,
weil
sie
ihm
helfen
wollte.
Als
Grete
David
am
nächsten
Morgen
aus
der
sogenannten
Schutzhaft
entlassen
wurde,
musste
sie
mitansehen,
wie
Angehörige
der
SA
–
darunter
Erwin
Kolkmeyer,
Ortsgruppenleiter
der
Osnabrücker
NSDAP
–
das
Ladengeschäft
in
der
Krahnstraße
verwüsteten
und
Geld
aus
der
Kasse
stahlen.
Grete
und
ihr
Mann
überlebten
den
Krieg,
doch
ihre
Verwandte
Gertrud
David
wurde
Opfer
des
nationalsozialistischen
Euthanasieprogramms
und
1940
in
der
Tötungsanstalt
Brandenburg
vergast.
An
sie
erinnert
ein
Stolperstein
vor
dem
Haus.
Vier
weitere
Steine
erinnern
an
die
Familie
von
Carl
Meyer:
Diese
wohnten
seit
1935
in
dem
Haus,
nachdem
ihr
Vermieter
sie
aus
der
alten
Wohnung
geschmissen
hatte
–
weil
sie
Juden
waren.
In
dem
Haus
blieben
sie,
bis
sie
1936
Deutschland
verließen.
Nicht
alle
Verwandten
hatten
dieses
Glück.
Carl
Meyer
verlor
seinen
Vater,
eine
Schwester,
einen
Bruder
und
deren
junge
Familien.
Sie
wurden
in
Konzentrationslagern
umgebracht.
Das
jüngste
Kind
war
drei
Jahre
alt.
In
Badbergen,
der
Geburtsstadt
von
Carl
Meyer,
erinnern
zehn
Stolpersteine
an
sie.
Wütender
Mob
Doch
zurück
zur
Pogromnacht
in
Osnabrück:
Von
der
Krahnstraße
aus
zog
der
Mob
weiter
zu
anderen
Wohnungen
und
Häusern
jüdischer
Familien.
Gegen
zwei
Uhr
verhaftete
man
Josef
Grünberg
am
Schnatgang,
danach
ging
es
zum
Haus
von
Rudolf
Stern
in
der
Seminarstraße.
„
Die
festgenommen
Männer
wurden
in
dieser
nasskalten
Nacht
in
Schlafanzügen
oder
nur
in
Unterwäsche
durch
die
Stadt
getrieben,
dabei
misshandelt
und
dann
im
Gestapo-
Keller
im
Osnabrücker
Schloss
inhaftiert″,
so
Sellmeyer.
„
Zudem
wurden
Juden
aus
dem
Nordkreis
nach
Osnabrück
transportiert
und
hier
eingesperrt.″
Doch
dass
der
Innenhof
des
Schlosses
Teil
der
Radtour
ist,
hat
weitere
Gründe:
„
Augenzeugen
berichten,
dass
etwa
zwei
Tage
später
am
helllichten
Tag
und
unter
den
Augen
vieler
Schaulustiger
die
jüngeren
der
Festgenommenen
in
drei
kleine
Busse
verfrachtet
und
nach
Buchenwald
deportiert
wurden.
Dort
gingen
die
Demütigungen
und
Misshandlungen
weiter.″
Drei
Männer
sollten
die
Fahrt
nach
Buchenwald
nicht
überleben,
andere,
so
wie
Otto
David,
kamen
wieder
frei.
„
Später
wurde
der
Innenhof
des
Schlosses
einer
der
Plätze
in
der
Stadt,
an
dem
die
geklauten
Habseligkeiten
der
jüdischen
Bürger
gesammelt
wurden.
Zeugen
berichteten
von
aufeinandergestapelten
Sofas
und
anderen
Möbeln.″
Ein
weiterer
der
rund
20
Orte,
die
die
Teilnehmer
der
Radtour
anfahren
werden,
ist
das
Haus
der
Familie
Flatauer
in
der
Herderstraße
22:
Dort
mussten
Frauen
und
Kinder
mit
ansehen,
wie
antisemitische
Nachbarn
in
das
Haus
eindrangen
und
Möbel
kurz
und
klein
schlugen,
heißt
es
dazu
in
„
Stationen
auf
dem
Weg
nach
Auschwitz″.
„
Unter
Bewachung
von
betrunkenen
NS-
Funktionären
wurden
die
Frauen
dann
in
der
völlig
verwüsteten
Wohnung
der
Familie
Flatauer
in
der
Herderstraße
zwischen
Scherben
und
zertrümmerten
Möbelstücken
eingesperrt.″
Weiterer
Termin
Die
Idee
für
die
Radtour
ging
von
der
Evangelisch-
reformierten
Gemeinde
und
der
Freien
evangelischen
Gemeinde
Osnabrück
aus.
„
Jan-
Henry
Wanink,
Pastor
der
Bergkirche,
ist
ein
begeisterter
Radfahrer.
Zudem
hoffen
wir,
durch
diese
Art
der
Tour
auch
ein
jüngeres
Publikum
anzusprechen″,
sagt
Tom
Herter,
Pastor
der
Freien
evangelischen
Gemeinde.
„
Uns
liegt
das
Thema
am
Herzen,
gerade
in
Zeiten
eines
erstarkenden
Antisemitismus.″
Da
sie
als
Expertin
für
das
Thema
gilt,
habe
man
sich
an
Martina
Sellmeyer
gewandt.
„
Ich
habe
am
Anfang
gar
nicht
gewusst,
wie
man
eine
Radtour
konzipiert
–
und
mich
dann
thematisch
an
den
drei
Punkten
Festnahmen,
Plünderungen
und
Deportationen
orientiert″,
sagt
Sellmeyer.
„
Von
der
Pogromnacht
und
den
Aktionen,
die
ihr
in
den
kommenden
Tagen
folgten,
gibt
es
Augenzeugen.
Daher
kann
ein
Satz
wie
,
Davon
haben
wir
nichts
gewusst′
nicht
stimmen.″
Die
Tour
am
Samstag,
9.
November
2019,
startet
um
10
Uhr
und
kostet
3
Euro.
Die
Teilnehmer
können
sich
per
E-
Mail
über
workshops@
projekt-
friedenskirche.de
anmelden
und
erfahren
dann
den
Startpunkt.
„
Mehr
als
20
Mitglieder
sollten
allerdings
nicht
teilnehmen.
Da
der
Termin
am
9.
November
allerdings
fast
voll
ist,
werden
wir
eine
weitere
Tour
am
23.
November
ebenfalls
wieder
um
10
Uhr
anbieten″,
kündigt
Sellmeyer
an.
Auch
für
diesen
Ausflug
sind
Anmeldungen
per
E-
Mail
möglich.
Die
Tour
soll
rund
zweieinhalb
Stunden
dauern.
Bildtexte:
Stolpersteine
erinnern
in
Osnabrück
an
die
Jagd
auf
jüdische
Mitbürger.
Zu
den
in
der
Pogromnacht
am
9.
November
1938
verwüsteten
Geschäften
zählt
auch
das
damalige
Kaufhaus
Samson
David
in
der
Krahnstraße,
wo
bis
vor
Kurzem
das
„
La
Vie″
beheimatet
war
.
Hat
die
Radtour
„
Auf
den
Spuren
des
Terrors″
konzipiert:
Buchautorin
Martina
Sellmeyer.
Fotos:
Archiv/
David
Ebener,
Michael
Gründel
Autor:
Corinna Berghahn