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1.
Erscheinungsdatum:
08.11.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Weiter mehr als 300 Menschen ohne Wohnung
Was tue ich, wenn ich einen Obdachlosen sehe?
Zwischenüberschrift:
Wegschauen? Kaffee bringen? Geld geben? Berater der Wohnungslosenhilfe Osnabrück klärt auf
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Die
Zahl
der
Wohnungslosen
in
Osnabrück
bleibt
auf
hohem
Niveau.
Wie
die
Stadt
auf
Anfrage
der
Grünen
mitteilte,
waren
Ende
September
216
Männer
und
Frauen
wohnungssuchend.
Die
Stadt
beruft
sich
dabei
auf
die
Zahlen
des
Vereins
für
Soziale
Dienste
(SKM)
.
Zu
den
Wohnungssuchenden
hinzu
kommen
38
Männer
und
Frauen,
die
im
Laurentiushaus
des
SKM
leben,
sowie
25
in
Übergangswohnungen.
44
machen
Platte,
und
2018
waren
im
Schnitt
22
Menschen
in
den
städtischen
Notunterkünften.
Mit
einer
Fachstelle
zur
Wohnraumsicherung
und
Prävention
will
die
Stadt
den
Fall
in
die
Wohnungslosigkeit
künftig
verhindern.
Ob
das
Pilotprojekt
für
zwei
Jahre
und
60
000
Euro
aus
der
Stadtkasse
kommt,
muss
der
Rat
entscheiden.
Der
Sozialausschuss
berät
darüber
kommenden
Mittwoch.
Osnabrück
Etwa
300
Menschen
in
Osnabrück
haben
keine
Wohnung,
mehr
als
40
davon
leben
auf
der
Straße.
Wie
hat
sich
die
Szene
in
den
vergangenen
Jahren
entwickelt?
Wie
sollen
Passanten
den
Obdachlosen
begegnen?
Das
beantwortet
Heinz
Hermann
Flint
von
der
ambulanten
Wohnungslosenhilfe
im
Interview.
Die
Wohnungs-
und
Obdachlosenzahlen
in
Osnabrück
sind
auf
einem
neuen
Höchststand
–
und
jetzt
fängt
der
Winter
an.
Macht
Ihnen
das
Angst?
Wir
haben
inzwischen
durch
alle
Jahreszeiten
gleichbleibend
hohe
Zahlen.
Angst
macht
uns
natürlich
das
schlechte
Wetter,
der
Frost.
Schlimmer
ist
aber
die
Feuchtigkeit.
Wenn
Sie
zehn
Tage
Regen
haben
und
15
Grad,
ist
das
richtig
scheiße.
Aber
Platte
machen
ist
immer
scheiße.
Viele
Menschen
sind
unsicher,
wie
sie
auf
Obdachlose
auf
der
Straße
reagieren
sollen.
Wie
hilft
man
den
Betroffenen
am
ehesten?
Das
Schlimmste,
was
man
tun
kann,
ist
einfach
zur
Seite
schauen
und
die
Leute
nicht
beachten.
Das
ist
die
Höchststrafe.
Am
besten
einfach
ansprechen:
„
Ich
sehe
dich
hier,
wie
kann
ich
dir
helfen?
″
Und
wenn
ich
mich
nicht
traue,
jemanden
anzusprechen,
dann
hilft
auch
Kleingeld.
Aber
bitte
nicht
losgehen
und
einen
Kaffee
kaufen,
am
besten
noch
mit
drei
Stück
Zucker
und
Milch.
Die
Leute
sollen
schon
selbst
entscheiden,
was
sie
mit
dem
Geld
machen
–
und
ob
sie
es
für
Kaffee,
Zigaretten
oder
Kosmetika
ausgeben.
Wir
sitzen
hier
in
der
Beratungsstelle
über
der
Tageswohnung
am
Hasetor.
Eben
kam
mir
eine
Frau
entgegen,
die
glücksstrahlend
erzählte,
dass
sie
heute
eine
nagelneue
Dose
Deo
aus
dem
Müll
gefischt
hat.
Was
für
Leute
kommen
sonst
so
zu
Ihnen,
und
wie
helfen
Sie?
Es
gibt
nie
zwei
gleiche
Klienten.
Meist
sind
die
Wohnsituation
und
das
Einkommen
nicht
geregelt,
und
sie
haben
keine
Krankenversicherung.
Die
Tageswohnung
bezeichnen
wir
als
niedrigschwelliges
Angebot.
Die
Leute
kommen
rein,
um
sich
zu
waschen,
sich
aufzuwärmen,
sich
zu
verpflegen
und
erste
Kontakte
zu
knüpfen.
Wenn
sie
sich
dann
entscheiden,
zu
uns
in
die
Beratungsstelle
zu
kommen,
bauen
wir
einen
individuellen
Hilfeplan,
und
sie
bekommen
hier
eine
Postadresse.
Wohnungssuche
und
Existenzsicherung
stehen
am
Anfang.
Besteht
außerdem
ein
Suchtproblem?
Gibt
es
noch
Familie?
Solche
Fragen
klären
wir,
und
dann
begleiten
wir
sie.
Was
ist
in
der
Wohnungslosenszene
heute
anders
als
vor
30
Jahren?
Zunächst
einmal
die
Klientel.
Anfangs
hatten
wir
ganz
viele
Durchreisende.
Die
gibt
es
nicht
mehr
so
oft,
in
Osnabrück
ist
das
unattraktiv.
Warum?
Durchreisende
bekommen
in
Osnabrück
nur
einen
Tagessatz
im
Monat
–
außer
wenn
sie
freitags
kommen,
dann
gibt
es
Geld
fürs
ganze
Wochenende.
Natürlich
können
sie
länger
in
Osnabrück
bleiben,
dann
müssen
sie
aber
einen
kompletten
Sozialleistungsantrag
stellen,
um
Geld
zu
bekommen.
Das
handhabt
jede
Kommune
anders.
In
manchen
zahlen
die
Beratungsstellen
den
Tagessatz
aus,
in
Osnabrück
müssen
sie
ins
Stadthaus.
Wie
viel
bekommt
ein
Obdachloser
pro
Tag?
Der
Monatssatz
liegt
aktuell
bei
426
Euro,
wird
dann
durch
30
geteilt,
also
14,
20
Euro.
Viel
kriegt
man
dafür
nicht.
Mit
einer
Fahrkarte
und
Verpflegung
ist
das
Geld
schon
weg.
Was
hat
sich
noch
geändert?
In
den
Anfangsjahren
war
das
hier
eine
kleine
Beratungsstelle,
die
alles
abgedeckt
hat,
auch
Straffälligenhilfe,
Sozialhilfe
oder
Vormundschaften.
Unsere
örtlichen
Obdachlosen
hatten
aber
keinen
Anspruch
auf
allgemeine
soziale
Beratung,
das
gibt
es
erst
seit
2013.
Können
Sie
sich
noch
an
Ihren
ersten
Obdachlosen
erinnern?
Ja.
Egon.
(Nimmt
ein
Foto
von
der
Pinnwand
ab)
Ich
hatte
vor
30
Jahren
meinen
Termin
zum
Vorstellungsgespräch
beim
SKM
und
musste
im
Vorraum
warten.
Neben
mir
saß
Egon
und
schlief.
Dann
wurde
er
wach
und
wollte
eine
Kippe
von
mir
schnorren,
leider
bin
ich
Nichtraucher.
„
Mir
ist
so
nach
Rauchen
zumute″,
sagte
er
immer.
Was
ist
aus
Egon
geworden?
Ich
habe
ihn
viele
Jahre
begleitet,
bis
er
irgendwann
gestorben
ist.
Ist
es
nicht
frustrierend,
wenn
man
Leute
begleitet,
die
nie
wieder
Fuß
fassen
und
wieder
ein
geregeltes
Leben
in
einer
Mietwohnung
führen?
Bei
uns
herrscht
das
Prinzip
Hoffnung.
Wenn
die
Leute
es
im
ersten,
zweiten
und
dritten
Anlauf
nicht
schaffen,
aber
frühzeitig
zu
uns
kommen,
wenn
sie
wieder
in
Probleme
geraten,
haben
wir
schon
was
erreicht.
Aber
manche
packen
es
einfach
nicht.
Gibt
es
auch
Erfolgsgeschichten?
Klar,
die
gibt
es
auch.
„
Ente″
zum
Beispiel:
Der
hat
mittlerweile
seit
vielen
Jahren
Wohnung,
Arbeit
und
Auto
und
kommt
jedes
Jahr
kurz
vor
Weihnachten
mit
einer
Torte
vorbei.
Wir
bekommen
aber
von
vielen,
die
aus
der
Hilfe
raus
sind,
gar
nicht
mit,
was
aus
ihnen
wird.
Was
ist
das
Verrückteste,
das
Ihnen
bei
der
Arbeit
je
passiert
ist?
Ach,
da
gibt
es
so
viel.
Meine
Familie
sagt
immer,
ich
sollte
eigentlich
ein
Buch
schreiben.
Einmal
kam
einer
in
der
größten
Sommerhitze
in
einer
Daunenjacke
zu
uns
und
sagte:
„
Das
ist
das
Einzige,
das
mich
zusammenhält.″
Und
einer
kam
mal
mit
einem
Eimer
in
mein
Büro,
der
mit
einem
Tuch
bedeckt
war.
Ich
durfte
nicht
hineinschauen
und
weiß
bis
heute
nicht,
was
drin
war.
So
Typen
gibt
es
immer
wieder.
Die
kommen
einmal
hierher,
und
dann
siehst
du
sie
nie
wieder.
Ist
das
nicht
schwer
auszuhalten?
Man
darf
sich
die
Dinge
nicht
alle
zu
eigen
machen.
Wie
können
Osnabrücker
helfen?
Wenn
ich
Vermieter
bin,
dann,
indem
ich
den
Leuten
eine
Chance
gebe.
Und
wenn
ich
einen
Job
zu
vergeben
habe:
Warum
es
nicht
mal
versuchen?
Wir
begleiten
das
ja.
Ganz
praktisch
brauchen
wir
aktuell
dringend
Winterschlafsäcke
und
gute
Kleidung.
Das
Wichtigste
ist
aber,
mit
den
Vorurteilen
aufzuräumen
und
den
Menschen
als
Menschen
zu
sehen.
Einfach
mal
freundlich
sein.
Bildtexte:
„
Platte
machen
ist
immer
scheiße″,
sagt
Heinz
Hermann
Flint
von
der
Wohnungslosenhilfe.
Doch
vielen
bleibt
kaum
eine
andere
Wahl.
Heinz
Hermann
Flint
Fotos:
Marijan
Murat/
dpa,
Thomas
Osterfeld
Zur
Person
Heinz
Hermann
Flint
ist
einer
derjenigen,
die
in
Osnabrück
bei
der
ambulanten
Wohnungslosenhilfe
des
katholischen
Vereins
für
soziale
Dienste
(SKM)
versuchen,
die
Wohnungslosen
wieder
in
stabile
Verhältnisse
zu
bringen.
Seit
30
Jahren
arbeitet
er
in
der
Beratungsstelle,
die
er
leitet.
Dieses
Jahr
feiert
sie
ihr
35-
jähriges
Bestehen.
Autor:
Sandra Dorn