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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Gelbe Tonnen ersetzen gelben Sack
 
Die gelbe Tonne kommt
Zwischenüberschrift:
OSB verteilt 40000 Behälter: Ab wann darf sie benutzt werden? Was gehört rein? Was, wenn Platz fehlt?
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück Für Osnabrücker Bürger wird es Zeit, Platz im Keller oder vor dem Haus zu schaffen: Denn am Dienstag beginnt der Osnabrücker Servicebetrieb (OSB) mit der Verteilung der ersten gelben Tonnen. Diese sollen ab Januar den gelben Sack ersetzen. Insgesamt 40 000 der Behälter sollen bis Ende des Jahres verteilt werden. Der Anfang wird in der Innenstadt und in Haste gemacht.

Jahrelang wurde in der Stadt um Sack und Tonne gerungen. Die Sack-Gegner ärgern sich über die dünnen Tüten, die leicht aufreißen. Außerdem sehen sie kritisch, dass neue Plastiksäcke produziert werden müssen, nur um darin Abfall zu sammeln. Die Tonnen-Gegner haben meist mit dem Problem zu tun, dass neben der schwarzen, brauen und blauen Tonne auf dem Hof kaum Platz für eine vierte Farbe ist.

Osnabrück Am Dienstag werden die ersten gelben Tonnen in Osnabrück vor die Häuser gestellt. 40 000 Tonnen insgesamt bringt der Osnabrücker Servicebetrieb (OSB) bis Ende des Jahres unters Volk. Was gehört in die Tonne? Was kostet sie? Und was tue ich, wenn ich als Hausbesitzer keinen Platz habe? Fragen über Fragen und hier sind die Antworten.

Wann und wie bekommen Hausbesitzer die Tonne? Knapp 10 000 schwarze Tonnen mit gelben Deckeln sind aktuell auf dem Gelände des Abfallwirtschaftszentrums am Piesberg zwischengelagert. Nagelneu und bereit zum Verteilen. Am Dienstag geht es los und zwar in der Innenstadt und in Haste. In der Innenstadt deshalb, weil es in den Straßen eng wird, sobald der Weihnachtsmarkt aufgebaut ist und in Haste, weil das nicht weit weg ist vom Piesberg, erläutert Detlef Schnier, Leiter der Abfallwirtschaft beim OSB. Wer in den übrigen Stadtteilen wohnt, wird sich von der Tonne überraschen lassen müssen; eine Liste, wann welche Straße dran ist, gibt es nicht. Es ist schwer berechenbar, wie die Verteiler durchkommen″, sagt Schnier. Ziel sei, bis Weihnachten fertig zu sein. Lieferant der Tonnen ist die Firma Sulo aus Herford, deren Schriftzug an den Tonnen prangt. Die Verteilung übernimmt die Firma c-trace aus Bielefeld. Eine Anmeldung ist nicht nötig; die Tonnen werden ungefragt vor die Häuser gestellt und bekommen einen kleinen Info-Anhänger.

Was kostet das? Nichts, zumindest nicht direkt. Indirekt zahlen Verbraucher das Recycling schon im Supermarkt an der Kasse: Die gelbe Tonne wird ebenso wie bislang der gelbe Sack durch die dualen Systeme finanziert, und von denen bekommt die Stadt das Geld. Aktuell gibt es acht Systembetreiber, etwa den Grünen Punkt″ und Veolia″. Die städtischen Müllgebühren werden von der gelben Tonne nicht berührt, betont der OSB.

Wie groß ist die gelbe Tonne? Es gibt drei Größen: 120 Liter für Haushalte bis einschließlich vier Personen, 240 Liter bis 20 Personen und bei mehr als 20 Personen sind es Großbehälter mit 1100 Liter Fassungsvermögen. Die Stadt rechnet mit 15 Liter Verpackungsmüll pro Einwohner pro Woche.

Was, wenn ich eine kleinere Tonne möchte? Standardmäßig wird eine fünfköpfige Familie für ihr Haus direkt die 240-Liter-Tonne bekommen. Wem das zu groß ist, der muss sich an den OSB wenden (per E-Mail an gelbetonne@ osnabrueck.de) und erst mal Geduld mitbringen. Es wird eine Vielzahl an Rückmeldungen geben, da bitten wir um Nachsicht″, sagt Schnier. Wer jetzt eine E-Mail mit Änderungswünschen schickt, ist zu spät. Die Verteillisten sind raus und die Aufkleber drauf″, so Schnier. Denn jede Tonne bekommt einen Aufkleber, auf dem die Hausadresse und ein Barcode stehen. Ob nun zu klein oder zu groß: Beide Gruppen würden wir bitten, das erst mal ein paar Wochen auszuprobieren.″

Und wenn ich keinen Platz habe? Hausbesitzer können die gelbe Tonne auch schriftlich abbestellen. Der OSB weist allerdings darauf hin, dass nach dem Verpackungsgesetz die Pflicht zur Getrenntsammlung besteht. Verpackungsabfälle können kostenlos auch am Piesberg und an den drei Recyclinghöfen Ellerstraße/ Knollstraße (Dodesheide), St.-Florian-Straße (Sutthausen) und Limberger Straße (Wüste) abgegeben werden.

Kann ich die Tonne mit Nachbarn teilen? Ja. Gibt es jetzt schon Gemeinschaften, hat der OSB das mit Blick auf die Altpapiercontainer bereits berücksichtigt. Wer künftig nur die gelbe Tonne teilen möchte, muss das separat anmelden.

Was kommt in die Tonne? Einfache Antwort des OSB: Verpackungsmüll. Darunter fallen nicht nur Milchpackungen und Verpackungsfolien, sondern sogar auch Holzstiegen, in denen etwa Mandarinen verpackt waren. Restmüllsäcke haben in der gelben Tonne nichts zu suchen, dasselbe gilt für Papier und Altglas. Im Zweifelsfall lassen die OSB-Mitarbeiter die Tonne ungeleert stehen und hängen einen Zettel dran, der als Ermutigung nachzusortieren″ verstanden werden möge, so Schnier.

Muss ich Joghurtbecher vorspülen? Nein. Auslöffeln reicht. Der OSB hat aber eine Bitte: die Verpackungen nicht in Säcken in die Tonnen packen. Gerade bei den kleinen 120-Liter-Tonnen komme es sonst zu einem Unterdruckeffekt″, wie Schnier sich ausdrückt: Der Müll hängt dann fest und lässt sich beim Abholen nicht mehr leicht aus der Tonne kippen. Schnier: Wir werden nicht kostenlos eine Nachleerung machen, nur weil der Sack nicht rausgeht.″

Ab wann darf ich die Tonne nutzen? Erst ab Januar, auch wenn sie schon früher da ist. Solange gehört der Verpackungsmüll weiterhin in den gelben Sack. Der OSB hat bei der öffentlichen Ausschreibung den Zuschlag für die Entsorgung ab Januar 2020 bekommen und löst damit die OAG (Osnabrücker Abfallwirtschaftsgesellschaft), eine Tochterfirma von Meyer-Entsorgung, ab. Fünf Müllwagen mit je zwei Mitarbeitern werden für die Leerung der gelben Tonnen im gesamten Stadtgebiet unterwegs sein.

Wann wird die gelbe Tonne geleert? Der Turnus bleibt derselbe wie bislang beim gelben Sack: alle zwei Wochen zusammen mit dem Biomüll. Ende November werden alle Osnabrücker wieder die Müllabfuhrkalender für das kommende Jahr in ihren Briefkästen haben. Statt Abrisskarten für den gelben Sack werden diesmal Infos zur gelben Tonne mitgeliefert.

Darf ich den gelben Sack weiter nutzen? Nein. Die Tonne löst den Sack komplett ab. Ab Januar werden die Säcke nicht mehr eingesammelt.

Warum löst die Tonne den Sack ab? Im Dezember 2018 gab der Osnabrücker Rat dem OSB den Auftrag, mit den Systembetreibern zu verhandeln und ihnen die Tonne vorzugeben. Zuvor war in der Stadt jahrelang um die Frage Sack oder Tonne? gerungen worden. Tonnen-Gegner argumentierten mit dem zusätzlichen Platzverbrauch, Sack-Gegner konterten, dass die dünnen Tüten leicht aufreißen und sich der Inhalt bei Wind auf der Straße verteilt.

Außerdem ist der gelbe Sack zusätzlicher Verpackungsmüll. Der OSB hat zudem die Hoffnung, dass die Osnabrücker besser trennen und etwa leere Fisch-Konservendosen, die stinken und den gelben Sack leicht aufreißen, nun eher in die gelbe Tonne werfen. Und: Vier Millionen gelbe Säcke wurden jährlich ausgegeben aber nur die Hälfte kam voll zurück.

Bildtext:
40000 gelbe Tonnen warten auf ihre Verteilung: Die OSB-Mitarbeiter Torsten Paul (Projektleiter) und André Richtering (Leiter Logistik) überprüfen die Lieferung.
Foto:
Gert Westdörp

Kommentar
Ob Tonne oder Sack: Das System ist absurd

Plastikmüll ist in Deutschland nicht gleich Plastikmüll. Oma schenkt mir zum Geburtstag eine Flasche Wein und packt sie dafür liebevoll in Cellophan ein. Mit Kräuselband drum rum. Ist das jetzt eine Verpackung? Darf die Folie in die gelbe Tonne? Oder muss sie in den Restmüll, weil Oma das Cellophan in einer anderen Verpackung gekauft hat? Und das Geschenkband?

Solche Fragen muss sich der gewissenhafte Deutsche stellen, wenn er sehr korrekt seinen Müll trennen möchte. Als Standardbeispiel wird gern der Kleiderbügel angeführt: Überreicht ihn der Händler zusammen mit dem Sakko, dann ist er eine Verpackung und gehört in die gelbe Tonne. Kaufe ich Kleiderbügel im Drogeriemarkt und will die wieder loswerden, gehören sie in den Restmüll. Und werden verbrannt. Sinnvolles Recycling sieht anders aus.

Osnabrück hatte in Eversburg mal als Testprojekt die sogenannte Wertstofftonne eingeführt. Die kam super an, denn da mussten sich die Bewohner diese Fragen nicht stellen. Kunststoffe, Verpackungen, Verbundstoffe, Metalle: Alles kam in die Tonne mit dem orangefarbenen Deckel. Doch diese sinnvolle Form der Mülltrennung ist gesetzlich nicht gewollt. Der jüngste Vorstoß zur Einführung eines Wertstoffgesetzes scheiterte vor ein paar Jahren. Würde die Stadt die verbraucherfreundliche Wertstofftonne trotzdem einführen, müssten dafür laut OSB die Müllgebühren in Osnabrück um fünf Prozent steigen.

Egal ob gelber Sack oder Tonne: Akzeptanz schafft das duale System nicht. Bevor sich jemand darüber den Kopf zerbricht, wo Omas Cellophan nun hineingehört, wird er es wohl in den Restmüll pfeffern. Hauptsache weg damit. s.dorn@ noz.de
Autor:
Sandra Dorn


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