User Online: 2 |
Timeout: 21:41Uhr ⟳ |
Ihre Anmerkungen
|
NUSO-Archiv
|
Info
|
Auswahl
|
Ende
|
A
A
A
Mobil →
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Themen ▾
Baumschutz (112)
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (360)
Die Arbeit der Stadtgaertner seit 1891 (975)
Die Hase und ihre Nebengewaesser (3007)
Gartenprojekte (22)
Klimageschichte (seit 1874) (162)
Konflikte um Kleingarten (25)
Konversionsflaechen (245)
Kooperation Baikal-Osnabrueck (25)
Umweltbildungszentrum(UBZ)1997-2018 (108)
Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrueck (324)
Suche ▾
Einfache Suche
Erweiterte Suche
Listen ▾
Orte in Osnabrück
Themen zu Umwelt und Nachhaltigkeit
AkteurInnen
Bildung
Auswahllisten für wichtige Themen (im Aufbau)
Erscheinungsdatum (Index)
Ergebnis
Merkliste ▾
Merkliste zeigen
Merkliste löschen
Datensätze des Ergebnis
Suche:
Auswahl zeigen
Treffer:
1
Sortierungen:
Datum vorwärts
Datum rückwärts
1.
Erscheinungsdatum:
24.10.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Flüchtlingshelferin will hinschmeißen
Zwischenüberschrift:
Begleitung einer syrischen Familie wird zur Dauerbeschäftigung mit der deutschen Bürokratie
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Maria
R.
hat
es
satt.
Seit
dreieinhalb
Jahren
begleitet
die
Osnabrückerin
ehrenamtlich
eine
Flüchtlingsfamilie
aus
Syrien:
Vater,
Mutter,
drei
Kinder
und
ein
Neugeborenes.
Eigentlich
wollte
sie
Kaffee
trinken
mit
den
Eltern,
mit
den
Kindern
in
den
Zoo
gehen,
ihnen
beim
Deutschlernen
helfen,
kurz:
ihnen
das
Ankommen
in
Deutschland
erleichtern.
„
Und
dann
kam
der
ganze
Papierkram
dazu″,
sagt
die
Rentnerin.
Elf
DIN-
A4-
Ordner
voll
mit
Schriftverkehr
zu
Themen
wie
Jobcenter,
Arbeit,
Bildungs-
und
Teilhabepaket,
Wohnung,
Schule
und
Krankenkasse
hat
sie
zum
Termin
mit
unserer
Redaktion
mitgebracht,
dünne
und
dicke.
„
Mehr
als
20
Bescheide
vom
Jobcenter
in
drei
Monaten!
″,
sagt
Maria
R.
Ihr
ist
schleierhaft,
wie
die
Familie
das
ohne
ihre
Hilfe
meistern
sollte,
denn
selbst
sie
blickt
nur
mit
Mühe
durch.
Der
Familienvater
und
seine
Frau
verstehen
nicht,
was
in
den
Briefen
steht,
die
sie
ständig
vom
Jobcenter
bekommen,
obwohl
er
gut
und
sie
sogar
sehr
gut
Deutsch
spricht.
Beide
sind
Mitte
30.
Sie
sind
als
Flüchtlinge
voll
anerkannt
und
werden
voraussichtlich
in
Deutschland
bleiben.
Zusammen
mit
dem
Bruder
des
Vaters
leben
sie
zu
siebt
in
einer
gepflegten
82-
Quadratmeter-
Mietwohnung,
die
sie
selbst
renoviert
haben.
Maria
R.,
die
eigentlich
anders
heißt,
und
die
Familie
möchten
anonym
bleiben.
Die
Syrer
stammen
aus
dem
Teil
des
Landes,
in
den
die
Türkei
einmarschiert
ist.
Die
Angst,
selbst
in
Osnabrück
ins
Visier
des
türkischen
Gemeindienstes
zu
geraten,
ist
groß.
Hinzu
kommen
Befürchtungen,
dass
sie
früher
oder
später
fremdenfeindlichen
Anfeindungen
ausgesetzt
sein
könnten.
Anträge
über
Anträge
Wenn
ein
Brief
von
den
deutschen
Behörden
im
Briefkasten
landet,
läuft
das
so:
„
Wir
machen
ein
Foto
und
schicken
es
an
Maria″,
sagt
das
Ehepaar.
Und
die
versucht,
die
Leistungen
für
die
Familie
zu
erwirken,
die
ihr
zustehen.
Um
über
das
Bildungs-
und
Teilhabepaket
Geld
für
Nachhilfe
für
die
Kinder
zu
bekommen,
habe
sie
allein
in
diesem
Jahr
18
Anträge
stellen
und
jedes
Mal
die
aktuellen
Bescheide
des
Jobcenters
beifügen
müssen,
sagt
sie.
Sie
ist
sauer.
„
Warum
gibt
es
nicht
alle
Leistungen
aus
einer
Hand?
″
„
Maria,
kann
ich
einen
Termin
für
die
U3
machen?
″,
fragt
die
Mutter.
Ende
September
kam
ihre
kleine
Tochter
zur
Welt.
„
Wir
haben
immer
noch
keine
Geburtsurkunde″,
sagt
Maria
R.
und
wiegt
das
schlummernde
Baby
im
Arm.
Dreimal
seien
sie
mit
dem
Mädchen
beim
Standesamt
gewesen,
doch
dort
habe
man
ohne
Heiratsurkunde
der
Eltern
keine
Geburtsurkunde
ausstellen
wollen,
erzählt
sie.
Das
Original
der
Heiratsurkunde
ist
verschwunden,
die
Eltern
haben
nur
noch
eine
Kopie,
und
die
reiche
nicht.
Bei
der
Krankenkasse
konnte
der
Vater
zwar
erreichen,
dass
das
Baby
einen
vorläufigen
Behandlungsschein
bekommt
und
bald
wohl
auch
eine
Versichertenkarte.
Als
sie
beim
Jobcenter
aber
zusätzliche
Leistungen
für
das
weitere
Kind
beantragen
wollten,
habe
es
dort
geheißen,
dafür
sei
nicht
nur
die
Geburtsurkunde
oder
ein
anderer
Nachweis
über
die
Geburt
nötig,
sondern
auch
noch
ein
Aufenthaltstitel
–
und
den
gibt
es
nur
bei
der
Ausländerbehörde.
„
Dass
ein
Aufenthaltstitel
für
ein
neugeborenes
Baby
erforderlich
ist,
dessen
Eltern
und
Geschwister
als
Flüchtlinge
anerkannt
sind,
haut
mich
einfach
um″,
sagt
Maria
R.,
„
wird
es
sonst
abgeschoben?
″
Auf
einen
Termin
bei
der
Ausländerbehörde
wiederum
müsse
die
Familie
nun
wochenlang
warten.
Katharina
Pötter,
Sozialdezernentin
bei
der
Stadt
Osnabrück,
bestätigt:
„
Den
Aufenthaltsstatus
kann
man
nicht
pauschal
zuerkennen.
Das
Aufenthaltsrecht
in
Deutschland
ist
kompliziert.″
Normalerweise
würden
die
Eltern
eines
ausländischen
Kindes
nach
der
Meldung
beim
Standesamt
automatisch
inklusive
Terminvorschlag
und
Liste
der
erforderlichen
Dokumente
von
der
Ausländerbehörde
angeschrieben.
Das
Problem
der
Familie:
Sie
hat
noch
keine
Geburtsurkunde,
dabei
wäre
es
laut
Pötter
auch
möglich,
sie
zunächst
nur
im
Namen
der
Mutter
auszustellen.
Die
Familie
dürfte
das
Dokument
demnächst
erhalten
–
und
Maria
R.
hofft,
dass
damit
auch
ein
zügiger
Termin
bei
der
Ausländerbehörde
einhergeht.
Wie
eine
Großmutter
Die
Rentnerin
kann
sich
ein
Leben
ohne
die
Familie
kaum
noch
vorstellen
–
und
umgekehrt.
Für
die
Kinder,
zwölf,
elf
und
acht
Jahre
alt,
ist
sie
wie
eine
Großmutter.
„
Jetzt
habe
ich
sechs
Enkelkinder″,
sagt
sie,
„
zwei
eigene
und
vier
hier.
Es
ist
eine
tolle
Familie.″
Gerade
erst
hat
einer
der
beiden
Söhne
in
Mathematik
die
Note
2+
mitgebracht.
Maria
R.
ist
stolz.
Doch
sie
will
auch
darauf
aufmerksam
machen,
wie
viel
Zeit
und
Kraft
sie
der
Kampf
mit
den
Behörden
kostet
–
auch
wenn
dort
alles
rechtens
sei,
wie
sie
sagt.
Sie
kennt
andere
Ehrenamtliche,
denen
es
geht
wie
ihr.
Erschwerend
kommt
hinzu,
dass
Mitarbeiter
bei
den
Behörden
kaum
telefonisch
erreichbar
seien.
Umso
größer
war
ihre
Freude,
als
kürzlich
eine
Jobcentermitarbeiterin
sogar
zurückrief.
„
Das
war
das
erste
Mal
in
all
den
Jahren!
″
Neuer
Vollzeitjob
Der
Vater
hat
seit
Kurzem
einen
Job
in
Vollzeit
bei
einem
kleinen
Familienbetrieb
in
Osnabrück.
Um
über
die
Runden
zu
kommen,
reichen
die
2000
Euro
Bruttoverdienst
aber
nicht,
sagt
Maria
R.
Sie
weiß
jetzt
schon,
was
auf
sie
zukommt.
Das
Jobcenter
werde
die
Zahlungen
zunächst
komplett
einstellen,
da
der
Familienvater
ja
nun
arbeite.
Maria
R.
wird
in
seinem
Namen
wieder
einen
neuen
Antrag
auf
ergänzende
Leistungen
zur
Sicherung
des
Lebensunterhaltes
stellen
müssen,
erklärt
sie.
Unsicher
ist
außerdem,
was
aus
der
Lernförderung
für
die
Kinder
wird.
„
Das
hatten
wir
alles
schon
mal,
als
er
einen
befristeten
Job
hatte″,
sagt
die
Ehrenamtliche.
„
Mache
ich
all
das
nicht,
wird
es
keine
Weiterbewilligung
der
Leistungen
zum
Lebensunterhalt
für
die
Familie
geben.
Und
was
wird
dann
aus
der
Familie?
″
Bildtext:
Der
Papierkram
treibt
eine
Osnabrücker
Ehrenamtliche
in
den
Wahnsinn.
Foto:
Gert
Westdörp
Autor:
Sandra Dorn